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Elyons Fluch Band 1 (German)
37.3 Alinas Unterstützung

37.3 Alinas Unterstützung

Alina starrte die offene Tür an, durch die immer mehr Gelehrten und Wächter verschwanden. Viele saßen jedoch noch unsicher auf ihren Plätzen und diskutierten miteinander, warfen dabei immer wieder Blicke auf Elyon. Auch Kael und die zwei anderen standen nur da und warteten.

Da bebte der Boden und ein entferntes Röhren drang in ihre Ohren, das sie mittlerweile gut kannte. Riesenbüffel. Sie sah Elyon an, die nur mit geschlossenen Augen dastand, dann Finan, der vor sich hin schmunzelte. Schon bald hörte man Schreie und laute Schritte im Gang.

Da tauchten wieder die Gelehrten und Wächter auf, die vorhin gegangen waren. Völlig atemlos, mit vor Schreck verzerrten Gesichtern.

»Tyrannin!«, riefen einige der jüngeren Gelehrten und zeigte mit dem Finger auf Elyon.

»Ruhe!«, donnerte Elyons Stimme. »Nun da alle wieder versammelt sind, gebe ich euch Zeit für die Abstimmung. Ihr kennt meine Bedingungen. Denkt gut über eure Entscheidung nach. Bis gleich.«

Ein wütender Aufschrei der unteren Ränge brachte die Luft im Raum zum Beben. Doch Elyon tastete mit ruhigen Bewegungen nach Finans Oberarm und ließ sich von ihm aus dem Raum führen. Alina folgte ihnen nach links, wo sie durch eine einfache Holztür in ein kleines Wartezimmer gelangten.

Prinz Finan half Elyon in eins der rotbraun gepolsterten Sitze, in das sie sich fallen ließ. Ihre ganze Körperspannung verflog und sie atmetet tief ein.

»Könnt Ihr noch durchhalten?«, fragte der Prinz leise.

Elyon nickte.

»Es tut mir leid«, murmelte Alina.

Elyon öffnete ihre Augen und warf ihr einen fragenden Blick zu.

»Wegen vorhin, als ich laut geworden bin.«

Elyon ließ sich wieder in den Sitz fallen und lehnte ihren Kopf an die Wand an. Finan sagte nichts, sondern wandte sich ab und blickte aus dem Fenster, durch das man einige der Büffel sehen konnte. Die Tiere beobachteten neugierig die Umgebung, während sie immer wieder mit den braunen Ohren wackelten.

Alina hatte gar nicht mitbekommen, dass Elyon sie hatte herbringen lassen. Wann hatte sie dafür Zeit gehabt? Warum hatte sie es ihr nicht erzählt? Alina schluckte. Nun, Elyon hatte ihr einiges nicht erzählt. Auch ihre Pläne, was mit Höhental geschehen sollte, wenn sie nicht auf ihre Forderungen eingehen sollten.

»Brauchst du irgendetwas? Was zu trinken, oder was zu essen?«, fragte Alina vorsichtig.

Doch Elyon schüttelte nur den Kopf, ohne die Augen zu öffnen. Sie verzerrte ihr Gesicht, als hätte sie Schmerzen, doch nur ganz kurz, dann kehrte ihr versteinerter Ausdruck zurück.

»Willst du wirklich ...«, begann Alina leise. »Willst du wirklich Höhental einnehmen, wenn sie gegen dich stimmen?«

Mit einer gehobenen Augenbraue starrte Prinz Finan sie an. Doch sie konnte seinen Blick nicht deuten. Er sah immer so aus, als stünde er erhaben über alles und jeden.

Elyon seufzte und öffnete leicht ihre Lider. Die Narben stachen so hell gegen die dunklen Iriden, dass Alina immer noch jedes Mal einen leichten Schrecken bekam, wenn sie in Elyons Augen sah.

»Nicht für lange. Möchte keine Herrscherin sein. Nur bis Lage gebessert ist.«

Alina wollte fragen, was genau für eine Lage sie meinte. Doch Elyon hatte wieder ihre Augen geschlossen und sich tiefer in ihren Sitz gelehnt.

»Du siehst nicht sehr glücklich aus, Alina. Mich würde interessieren, ob du glaubst, dass es besser wäre, diese recht ... chaotische und prekäre Stimmung unter den Höhentalern den gegenwärtigen Großwächtern zu überlassen?«, sagte der Prinz mit sanfter Tonlage, doch sein Blick war in Strenge erstarrt, seine Lippen ein gerader Strich.

Alina senkte den Kopf und sagte nichts mehr. Nein, so wie es jetzt war, konnte es nicht bleiben, selbst wenn die Höhentaler gegen Elyon stimmten. Aber Höhental mit den Drachen anzugreifen und den Riesenbüffeln, das würde so wirken, als wäre Elyon kalt und unbarmherzig.

»Und noch eine Frage, wieso sieht hier alles so aus, als hättet ihr kaum Geld um euch wenigstens einen Teppich zu leisten, um dieses ständige rostbraun zu unterbrechen? Nur ein kahler Holzboden, Wände, nicht mal eine Pflanze befindet sich in diesem Raum. Die Sitze sehen aus, als stammen sie aus dem letzten Jahrtausend.«

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Überrascht warf sie einen Blick zu dem jungen Mann, der mit gerunzelter Stirn im Raum hin und her stolzierte und jede Holzdiele begutachtete. Sie verstand nicht, was er meinte. In Höhental legte man nicht viel Wert auf Schmuck, vor allem nicht für einfache Dinge wie einen kleinen Warteraum.

Die Tür wurde aufgerissen. Es war Kael. Sein Gesicht leuchtete förmlich.

»Wir sind so weit!«, verkündete er voller Freude.

Elyon richtete ihren Oberkörper auf. »Gutes Ergebnis?«

»Ja, sie sind auf Eure Bedingungen eingegangen. Ihr müsst nur noch unterschreiben.«

Elyon atmete tief aus und stand ächzend auf.

»Brauche dich zum Lesen des Dokuments. Bereit?«, fragte Elyon und tastete nach Alinas Oberarm.

Alina nickte erleichtert, endlich konnte sie auch etwas tun. Dann röteten sich ihre Wangen, als sie Elyons Augen sah. Gestik und Mimik waren nicht mehr angebracht. Sie räusperte sich, ehe sie mit einem Ja antwortete. Dann machte sie Finan nach, legte Elyon Hand um ihren Oberarm und führte sie, dieses Mal, ohne dass Elyon stolperte oder fiel, zurück in den Saal

Als sie wieder hinter dem Podest standen, kehrte Ruhe im Saal ein. Alle Blicke waren auf Elyon gerichtet. Trotzdem spürte Alina selbst den Druck gegen ihren Körper und wandte schnell den Blick ab. Kael fing an zu reden, doch sie konnte nicht aufpassen, da in diesem Augenblick einige der Großwächter und Gelehrten anfingen miteinander zu tuscheln.

»Alina?«, fragte Elyon.

Sie schüttelte den Kopf und starrte auf die Dokumente, die nun vor ihnen lagen. Sie musste sich konzentrieren. Sie musste zumindest jetzt helfen können.

Nach der Versammlung, wollte Elyon den Saal so schnell wie möglich verlassen. Alina führte sie hinaus und als sie ihr Zimmer erreichten, warteten Lenius und Gilwa bereits auf ihnen.

»Und? Wird jetzt alles wieder besser?«, fragte Gilwa, rannte zu Elyon und hielt sich am Saum ihres Hemdes fest.

Elyon nickte, streichelte Gilwa kurz über sein hellbraunes Haar, dann schob sie ihn sanft von sich und ging vorsichtig, mit ausgestreckten Armen auf ihr Bett zu.

»Müde«, sagte sie, sobald ihre Hände die Matratze gefunden hatten und ließ sich dort hineinfallen. Mittlerweile wussten alle, dass dies das Schlüsselwort war, um schnellstens den Raum zu verlassen. Elyon würde kein Wort mehr von sich herausbringen, höchstens ein Knurren und würde auch niemanden mehr beachten.

»Na komm, Gilwa, lass uns was essen gehen.« Lenius nahm Gilwa auf den Arm und Alina folgte ihm hinaus. Sie seufzte, als sie draußen im Flur standen, dann schloss sie leise die Tür.

»Was ist los? Ich dachte, es wäre alles gut gelaufen? Haben sie Elyons Bedingungen nicht zugestimmt?«, fragte Lenius, eine Sorgenfalte tauchte zwischen seinen Brauen auf.

Alina schüttelte den Kopf.

»Am Ende haben sie zugestimmt. Aber ... Elyon musste ihnen drohen. Zuerst mit der gewaltsamen Übernahme von Höhental, dann mit den Riesenbüffeln.«

»Nun, wir haben nicht gerade viel Zeit. Und Elyons Methoden sind Alltag im Kaiserreich. Sie legt wenigstens ihre Karten offen auf dem Tisch, normalerweise sind Adlige hinterhältiger.«

Alina biss sich auf die Unterlippe. Wenn sie an die Blicke zurückdachte, welche Elyon im Saal bekommen hatte, dann wurde Alina flau im Magen. Hasserfüllt, angewidert, misstrauisch. Elyon stand unter keinem guten Licht hier in Höhental. Wie würde sich das auf all die Drachen auswirken? Auf sie selbst?

»Wenn Tessa hier gewesen wäre, oder mein Bruder ... ich ... ich konnte nichts tun.«

Lenius hielt mitten im Gang an und warf ihr einen überraschten Blick zu.

»Du bist eine riesige Hilfe. Du hast Elyon zu einer schwierigen Konfrontation begleitet, hast sichergestellt, dass alle Dokumente ihre Richtigkeit haben. Das ist nicht ohne.«

»Ja, aber ich konnte sonst nichts tun. Ich bin nutzlos. Dass Elyon mir nichts von ihren Plänen erzählt hat, das mit der Übernahme Höhentals, mit den Riesenbüffeln, davon wusste ich nichts. Das beweist doch, dass sie mir nichts zutraut! Wäre meine Familie hier gewesen, sie hätten sie beraten können. Ihr andere Wege zeigen können, wie sie die Höhentaler hätte überzeugen können ... und für sich gewinnen.«

Tränen füllten Alinas Augen. Was hatte sie schon getan? Außer hilflos neben Elyon zu stehen?

Eine warme Hand berührte ihre Schulter. »Alina, Elyon hat dir nichts erzählt, weil du in Trauer bist. Sie wollte dich nicht überfordern. Und sie hatte Beratung. So wie ich das mitbekommen habe, ist Kael einer der bekanntesten Gelehrten in ganz Höhental. Dank seiner tiefen Einsicht und Weisheit. Auch wenn ihre Pläne für dich etwas hart klingen, ich bin mir sicher, dass sie die sicherste Lösung genommen haben, die ihnen zur Verfügung stand.«

Gilwa starrte sie mit großen, sorgenvollen Augen an, dann streckte er seine kleine Hand aus und tätschelte ihre Wange. Lenius ließ sie los und kraulte Gilwas Rücken.

»Wir haben leider nicht mehr viel Zeit. Nevin und viele andere stehen kurz davor, sich vollständig in Drachen zu verwandeln. Ich habe selbst noch zwei Jahre übrig. Wenn Elyon loszieht, kann es vielleicht bis zu einem Jahr dauern, ehe sie wieder zurückkehren kann.«

Lenius' Blick entfernte sich und ein dunkler Ausdruck breitete sich darin aus.

Alina schluckte und wischte sich die Tränen weg.

»Ich weiß, es tut mir leid.«

Lenius schüttelte leicht den Kopf, schloss die Augen, dann lächelte er ihr ermutigend zu. »Das braucht es nicht. Komm, lass uns etwas essen. Ich habe Heißhunger auf eure Mandarinenkuchen. Die sind wirklich großartig.«

Alina nickte, versuchte ein Lächeln, doch gab es auf, da sie ihre Mundwinkel einfach nicht bewegen konnte und folgte Lenius in einen kleinen Speiseraum, wo niemand war, außer einer Bediensteten, die ihnen etwas Kuchen und Tee aus der Küche brachte.