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14.2 Elyons Furcht

Der nächste Morgen kam ohne Gilwa oder Alina. Was war passiert? Hatte Alina dem Jungen nicht geglaubt? Seufzend setzte Elyon sich auf ihrer Pritsche auf. Sie hatte nur wenig geschlafen. Ihre Lider waren noch schwer vor Müdigkeit, doch ihr Körper war angespannt. Ihre Gedanken schärften sich um keine Möglichkeit zu einer Flucht zu verpassen.

Bald hallten wieder Schritte durch das Verlies. Wieder waren es Demian und seine Lakaien. Die zwei Grobiane traten in ihre Zelle. Kurz überlegte Elyon, an ihnen vorbei zu jagen. Doch Demian stand breitbeinig vor der Zelltür, bereit sie wieder zu fangen. Ihr blieb nichts anderes übrig, als die Griffe der Grobiane auszuhalten, während sie Elyon mit Ketten fesselten, ein dickes Tuch um ihre Augen banden und ihren Mund mit einem Stoffknäuel stopften.

Obwohl ihr die Sicht geraubt wurde, war Elyon noch lange nicht orientierungslos. Ihr Gehör schärfte sich und sie achtete auf jedes noch so kleine Geräusch. Wohin auch immer sie getragen wurde, es ging nicht die Treppen hinauf. Stattdessen gingen sie nach rechts und etwas wurde quietschend geöffnet. Eine Klappe auf dem Boden, denn es ging tiefer hinunter durch einen langen, feuchten und kalten Gang. Dann hörte Elyon wieder das Öffnen einer Tür und sie spürte warme Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht und der salzige Duft des Meeres wehte ihr entgegen. Während das Meer um die Sturminseln immer nach einem anbahnenden Gewitter roch, hatte das Meer in Siegenshafen einen leichten Fischgeruch an sich. Trotzdem sorgte der salzige Duft dafür, dass sie schwer mit ihrer trockenen Kehle schluckte.

Die Schritte der Männer knisterten durch den Kies auf dem sie liefen. Dann ächzte eine Tür und sie traten auf glatten Boden. Das Rauschen des Meeres wurde lauter. In der Ferne hörte sie die Fischer die einander Befehle zuriefen. Über ihnen kreischten Möwen. Als sie wenig später das Schwappen von Wasser gegen Stein hörte, wurde ihr leicht übel. Ein Schiff oder ein Boot.

Demian begrüßte ein paar Männer. Danach knarrten seine Schritte auf einer Planke. Sie gingen an Bord. Es konnte kein Boot sein, da der Grobian sich nicht hinsetze. Als das Schiff sich in Bewegung setzte, hatte er Elyon immer noch nicht losgelassen. Sie wandte sich in seinem Griff.

»Lass sie runter. Die Ketten bleiben dran«, befahl Demian.

Der Grobian legte sie auf das Deck. Elyon lehnte sich leicht zurück und schwang sich dann nach vorne und drückte ihre Beine durch und stand wieder auf eigenen Füßen.

»Halt still!«, blaffte der Grobian und zog zuerst die Augenbinde weg, dann das Knäuel aus ihrem Mund.

Ihre Füße waren frei, doch die Kette, die sich um ihren Oberkörper schlang, hatten sie an einem Ring an der Reling befestigt. Kurz tauchte das dunkle Wasser in ihrem Blickfeld auf. Schnell drehte sich Elyon weg und versuchte tief einzuatmen. Doch es klang eher wie ein Schnaufen. Die salzige Luft und das ständige Meeresrauschen zwangen ihr wieder die alten Bilder auf. Das bleiche Gesicht ihrer Mutter. Das Blut, das um sie im Wasser wirbelte.

»Es tut mir leid, dass ich Euch wie ein Gefangene behandeln muss. Ich kann die Ketten noch abnehmen lassen, wenn Ihr mir versprecht mit mir zusammenzuarbeiten.«

Elyon knurrte und wich einen Schritt zurück, doch der blonde Mann schloss die Entfernung zwischen ihnen und musterte sie misstrauisch.

»Wie habt Ihr Euch gestern befreit? Es kann nicht sein, dass jemand mit so einer kleinen Körperstatur massives Holz kaputt ziehen kann. Warum sind Eure Augen gelb aufgeleuchtet? Ihr seid kein Drache, sonst hätte ich den Fluch in Euch gerochen.«

Elyon drehte ihr Gesicht weg und grollte mit geschlossenem Mund. Sie schwitzte vor Anstrengung, um die Bilder aus ihrem Kopf zu verdrängen. Elyon hatte keinen Kopf für sein Geschwafel. Warum verschwendeten Menschen ständig ihre Zeit mit Worten?

Demian seufzte und nahm einen Schritt zurück.

»Ich bin äußerst enttäuscht. Nachdem, wie Eurer Vater Euch behandelt hat und wie der Kaiser Euch eine Ehe aufgezwungen hat, dachte ich, dass Ihr alles tun würdet, um es ihnen heimzuzahlen. Um sie auszuschalten, sodass sie Euch nie wieder etwas zuleide tun können. Habt Ihr nichts im Kopf, außer durch Wälder zu streifen und Euch mit Tieren anzufreunden?«

Elyon rollte die Augen und fasste nicht, was für ein Dummkopf der Blondschopf war. Jeder der in der Wildnis überleben wollte wusste, dass der beste Weg es war, jedem Kampf aus dem Weg zu gehen. Stattdessen wollte Demian sie mit in seinen selbstmörderischen Rachezug ziehen.

»Eurer Vater hat Euch im Wald ausgesetzt, Euch die letzten Jahre wie einen Gegenstand behandeln, mit dem er sich dem Kaiser gegenüber brüstete. Habt Ihr keine Selbstachtung?«

Elyon konnte es sich nicht vernehmen laut zu prusten. Was war Selbstachtung? Und wieso dachten sich alle ihre eigenen Geschichten aus? Es wäre schön gewesen, wenn ihr Vater sie nur im Wald ausgesetzt hätte. Stattdessen hatte er, nachdem ihre Mutter Elyon jahrelang als Jungen ausgegeben hatte, ihr wahres Geschlecht herausgefunden und die beiden ins Meer geworfen. Nicht ohne vorher ihre Mutter tödlich zu verletzen.

Für den Rest der Fahrt, wurde Elyon in Ruhe gelassen. Doch das Hämmern in ihrer Brust hörte nicht auf und sie musste ständig schlucken, um ihre trockene Kehle zu benetzen. Sie war hungrig und durstig. Immer wieder überkam ein kaltes Zittern ihre Glieder. Und als eine Insel hinter dem Meeresdunst in Sicht kam, spürte sie ihr Herzklopfen bis hoch zu ihrer Kehle. Das braune Gestein des Gebirges, das aus dem Wasser herausragte, erinnerte sie an die Steilküste der Sturminseln.

Als sie an einem Steg anlegten, wurde sie wieder wie ein Sack auf die Schulter des Grobians gehievt und von Bord getragen. Niemand sprach ein Wort, als sie die steinerne Insel betraten. Die Arme des Grobians spannten sich enger um sie und als Elyon hochsah, waren seine Lippen fest zusammengepresst. Sie konnte nichts sehen, was ihn beunruhigen sollte. Doch sie roch es.

Etwas anderes mischte sich mit der salzigen Luft. Moder. Gift. Fäulnis. Ihr leerer Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Je weiter sie auf den Berg in der Mitte der Insel zugingen, desto stärker wurde der Geruch. Bald erreichten sie den Fuß des braunen Gebirges und blieben vor einem Höhleneingang stehen. Demian und die anderen zwei Männer, die hinter ihm standen, zündeten Fackeln an, dann betraten sie den langen, dunklen Tunnel. Ein leises Rauschen echote durch den Gang. Elyon schauderte, wimmerte und schlug ihre Beine gegen den Rücken des Grobians.

Er brummte genervt, warf sie quer auf seine Schulter und hielt so ihre Fußknöchel fest.

Der Tunnel schien kein Ende zu nehmen. Er führte sie immer tiefer in den hohlen Berg hinein. Mit jedem Schritt, wurde das Donnern in ihrer Brust lauter und statt auf den Weg vor sich zu achten, musste sie versuchen sich mit anderen Gedanken ablenken, um nicht völlig ihrer Angst nachzugeben.

Schließlich endete er vor einer Wand, in der ein großes dunkles Loch klaffte. Selbst als Elyon ihre Augen zusammenkniff, konnte sie nichts erkennen. Endlich setzte der riesige Mann sie ab. Es kostete Elyon einige Mühe, um auf eigenen Füßen zu stehen, während sie krampfhaft den sauren Gallengeschmack in ihrem Mund hinunterschluckte.

»Entfesselt ihre Beine und Arme, aber haltet sie fest, bis Dan sie euch abnimmt.« Erst jetzt bemerkte sie den mittelgroßen Drachen der hinter Demian stand und Elyon die Flucht aus dem Tunnel versperrte. Obwohl alles in ihr sofort losrennen wollte, weg von der Nähe des schwarzen Lochs, wusste Elyon, dass es keinen Sinn hatte. Ihre einzige Hoffnung war, dass es einen anderen Weg aus der Höhle gab.

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Der Drache schwebte ein kleines Stück über dem Boden auf Elyon zu und packte sie mit seinen langen Pranken. Demian packte ihn an der Seite und zog sich auf den Nacken des Drachens hoch. Dann tauchten sie durch die Höhlenöffnung hinein in die Dunkelheit. Der widerliche Geruch wehte ihr entgegen und war so stark, dass Elyon ihn selbst auf der Zunge spürte, als sie durch den Mund atmete. Ihr Herzklopfen wummerte in ihren Ohren. Ein kalter Schauer lief durch ihren Rücken. Elyon keuchte und sah sehnsüchtig hinauf zu dem Loch, durch das sie geflogen waren. Das einzige Tageslicht, das in den dunklen, riesigen Raum hineinschien. Der Boden befand sich so weit unten, dass das Licht aus dem Tunnel bald kaum noch zu sehen war.

Elyon blinzelte und sah sich um. Nichts als die vagen Umrissen von steinernen Wölbungen und Stalaktiten. Die Luft war schwer und feucht. Ein ständiges Rauschen und Grollen echote durch die Höhle. Sobald der Drache sie absetzte, gaben ihre Beine nach und sie schlang die Arme um ihren Bauch.

»Zurückfliegen, bitte«, wisperte sie. Keine Sekunde länger wollte sie hier ausharren. Der Geruch, das Geräusch, die Dunkelheit. Alles riss ihren Verstand und ihren Mut in Stücke.

»Es tut mir leid, Eure Hoheit«, sagte Demian mit einer Kälte, die der Luft um sie herum gleich kam. »Ich brauche diesen Drachen. Weit in der Höhle werdet Ihr ihn finden. Es ist der Urdrache. Eurer Vorfahre, König Elyon der Erste.«

Elyon wimmerte und schüttelte den Kopf. Es konnte nicht sein. Das würde bedeuten, dass der Drache schon über 300 Jahre alt war. Demian musste sich täuschen.

»Zähmt ihn. Bringt ihn dazu, Euch zu gehorchen. Dann hole ich Euch hier wieder raus. Und wir können uns gemeinsam Eurem Vater und den Kaiser entgegenstellen. Und danach, wenn mir das ganze Kaiserreich unterliegt, Höhental.«

Elyon kroch auf den grauen Drachen zu, doch er knurrte und schwebte von ihr weg. Ihr Körper zitterte so sehr, dass selbst Elyons Zähne hinter ihrem geschlossenem Mund klapperten.

Demian schmiss ihr etwas vor die Füße.

»Eure Waffen. Wenn Ihr es geschafft habt, ihn zu zähmen, führt ihn hierher.«

»Und falls nicht zu zähmen?«, fragte sie leise.

»Ihr müsst ihn zähmen, oder er wird Euch verschlingen.«

Der Drache schwebte über Elyon hinweg, schnappte Demian mit einer Pfote und flog wieder hinauf zum Tunnel.

Mit zitternden Händen tastete Elyon nach ihren Sachen. Als sie den Bogen zu fassen bekam, atmete Elyon leise auf. Die gewöhnten Handgriffe beruhigten das Hämmern in Elyons Brust. Sie ließ sich Zeit, ihre Waffen wieder an sich zu nehmen, ihre Stiefel anzuziehen und den Inhalt ihrer Tasche zu erfühlen. Doch sie merkte, wie ihr durch die stickige Luft und dem giftigen Gestank schummerig wurde. Benebelt war Elyon gezwungen, auf dem kalten Steinboden sitzen zu bleiben.

Es brachte nichts in Panik zu verfallen. Es würde ihr nicht weiterhelfen. Sie musste einen Weg hier raus finden und wenn möglich versuchen nicht auf diesen Urdrachen zu treffen. Doch zunächst musste sie etwas gegen die giftige Luft unternehmen. Elyon hatte noch etwas getrocknete Minze in einem Beutel, die sie auf ihren Schal legte und dann um Nase und Mund band. Der scharfe Geruch klärte ihre Gedanken und sie konnte endlich aufstehen.

Elyon wartete, bis ihre Augen sich an die Schwärze um sie herum gewöhnt hatte. Außer schemenhafte Umrisse, konnte sie nichts sehen. Es sah aus, und es klang so, als wäre sie zurück im dunklen Meer. Die Dunkelheit, das Rauschen, wieder kamen die Bilder hoch.

Elyon tastete sich durch die dunkle Höhle und versuchte sich auf das Gefühl des kalten und feuchten Gesteins unter ihren Fingern zu konzentrieren. Der scharfe Minzgeruch erinnerte sie daran, dass sie nicht unter Wasser war. Bald erreichte sie die Wand, an der weit oben das Loch zum Tunnel klaffte. Wo Demian und seine Männer in Sicherheit auf sie warteten.

Mit geballter Faust schlug sie gegen die glatte, feuchte Wand. Sie sah keine Möglichkeit hinaufzuklettern. Der Weg durch den Tunnel war wegen Demian und seinen Handlagern sowieso ausgeschlossen. Elyon musste in die entgegengesetzte Richtung laufen. Auch wenn das seltsame Grollen genau aus dieser Richtung kam.

Nachdem sie Pfeil und Bogen in die Hände genommen hatte, schlich sie durch die Dunkelheit auf das Grollen zu. Statt mit ihren Händen umher zu tasten, nutzte sie die Pfeilspitze, um den Felsen und Stalaktiten auszuweichen.

Der Hohlraum war so groß, dass es so aussah, als bestünde die ganze Insel nur aus dieser einen Höhle. Nach einer Weile neigte sich der Boden und Elyon stieg tiefer in die Dunkelheit hinab. Sie hielt an und sah sich um. Es machte keinen Sinn tiefer in die Höhle hinabzusteigen. Sie musste einen Ausgang über dem Meeresspiegel finden. Doch egal wo sie hinlief, weiter ging es nur abwärts.

Es dauerte nicht lange und das Rauschen wurde lauter. Es hallte in regelmäßigen Abständen durch die Höhle, wie ein Herzschlag. Je weiter Elyon abstieg, desto lauter wurde es. Keuchend horchte sie in die Dunkelheit hinein. Doch das Rauschen war so laut, dass sie nichts anderes hören konnte.

Der Boden ebnete sich wieder. Links von Elyon schimmerte eine Oberfläche, schwärzer als die Dunkelheit in der Höhle. Die Glanzpunkte kräuselten sich und schwappten hin und her. Es war flüssig, doch der Gestank, der Elyon schon vorher benebelt hatte, kam aus der Richtung und sie beschloss, so weit wie möglich von dem schwarzen Gewässer weg zu bleiben. Doch sie entkam dem Wasser nicht. Es schien sich wie ein stiller Fluss am Rand der Höhlenwände zu winden.

Die Luft war so schwer und stickig, dass Elyon wegen ihrem Schal kaum noch atmen konnte. Doch sie wagte es nicht den weichen Stoff wieder abzunehmen. Die Minze war das Einzige, was ihr half, noch einen scharfen Verstand zu behalten.

Ihre Haare und ihre Kleidung klebten auf Elyons Haut. Ob wegen der Luftfeuchtigkeit oder ihrer Angst, konnte sie nicht sagen. Es kostete sie unendlich viel Mühe, nicht völlig den Verstand zu verlieren, vor allem weil das Grollen, dass sich mit dem Rauschen vermischte nun so laut durch den Raum vibrierte, dass Elyon völlig orientierungslos an den Stalaktiten vorbeischlich. Allein das Wasser, von dem sie sich immer noch fern hielt, half ihr nicht den Überblick zu verlieren.

Sie umrundete einmal den ganzen Raum. Es ging nicht mehr weiter. Es gab keinen Ausgang, kein Loch, nichts, dass über dem schwarzen Gewässer lag.

Elyons Augen brannten. Ihre Kehle juckte und sie konnte nur noch keuchend und hustend einatmen. Die Luft vergiftete sie. Es war höchste Zeit, sich wieder zu entfernen.

Elyon zog den Schal enger um ihre Nase und wollte zurückkehren, als etwas Schwarzes keine fünf Schritte von Elyon an ihr vorbeizog. Ein lautes Zischen hallte durch den Raum. Elyon zog an der Bogensehne und richtete den Pfeil in Richtung des Geräuschs. Das musste der Drache sein.

Sie versuchte rückwärts von dem schwarzen Etwas zurückzuweichen, doch sie stieß über etwas Weiches, stolperte und schürfte sich die Knie an dem steinernen Boden auf. Pfeil und Bogen flogen aus ihrer Hand und schlitterten in der Dunkelheit davon. Schnell packte sie das weiße Kurzschwert, sprang auf die Füße und starrte in die Dunkelheit hinein. Da zog ein frostiges Gefühl ihre Kehle zusammen. Vorsichtig warf sie einen Blick über ihre Schulter.

Zwei riesige gelbe Augen starrten sie an. Elyon zitterte so sehr, dass ihr fast das Schwert aus der Hand fiel. Gerade als ihre Finger sich fester um den Griff schlossen, schlang sich etwas um ihren Körper und zog sie näher an die Augen heran. Verzweifelt stemmte Elyon ihre Zehen in den Boden, um nicht mitgezogen zu werden, doch sie kam nicht gegen die Zugkraft an.

Ein riesiger, schwarzer Kopf beugte sich zu ihr hinunter, bis die schlangenähnlichen Augen dicht vor ihr schwebten.

Ein Schrei drückte in ihrer Kehle. Doch Elyon erlaubte es sich nur zu wimmern. Wie eine Raubkatze schnurrte das Ungeheuer sie an und öffnete schmatzend sein Maul. Der Geifer glänzte auf den Zähnen, die länger waren als Elyons Körper.

Sie verlor jede Spannung in ihrem Körper und sackte vor dem riesigen Ungeheuer zusammen, das aus dem dunklen Gewässer ragte. Als die riesigen Nasenhöhlen an ihr schnupperten und ihr Herzschlag vor lauter Furcht nachgab, war Elyon sich sicher. Es war ihr Ende. Sie schloss die Augen. In Erwartung auf die Zähne die sich umschließen würden. Sie gab sich der kalten Dunkelheit hin, wie damals, als sie im Meer versunken war.

Doch dann bebte ihr Herz wieder in der Brust. Ihre Glieder spannten sich an. Kraft floss pulsierend durch ihre Adern. Als sie die Augen öffnete, konnte sie sehen. Alles. Die Höhle. Jeden Felsen. Das Wasser. Die gelben Zähne die immer näher kamen. Der schwarze, glatte Schwanz der sie umschlungen hielt. Doch ihre Arme waren frei. Das Schwert lag in ihrer Hand. Sie rammte es in den Schwanz hinein, so tief es ging. Der Drache brüllte, dass ihr die Ohren schmerzten. Sein Griff lockerte sich. Elyon sprang über seinem sich windenden Schwanz und rannte davon.