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1.2 Alinas Unfall

Sobald Alina das Tor zur Vogelwiese öffnete, hob einer der großen, goldenen Vögel ihren Kopf und trottete sofort auf sie zu. Diese Wiese war die größte im Dorf. Überall im goldgelben Gras lagen riesige Nester verteilt, in denen die Feuervögel sich ausruhten, wenn sie nicht im Einsatz waren. Aya, Alinas Feuervogel, streckte ihre Flügel und und kam mit einem freudigen Schrei auf ihren vier Vogelbeinen angelaufen. Sie war größer als die meisten Pferde und viel länger, da die rostbraunen Schwanzfedern fast so lang waren wie ihr goldener Körper. Der schnellste Feuervogel von ganz Höhental knabberte zur Begrüßung an ihren hellbraunen Haaren. Alina lachte und kraulte den langen weichen Hals.

Dann brachte sie Aya mit einem kurzen Schnalzen dazu, ihr aus der Wiese durch das Tor zu folgen. Die Wächter, an denen sie vorbeiliefen, starrten den schlanken Vogel mit funkelnden Augen an. Mehrere hatten versucht, die Vogeldame zu bändigen. Doch nur Alina hatte ihr Vertrauen gewonnen.

Sie legte ihre Hand auf Ayas Hals und führte sie zu dem Backsteingebäude, in dem Ausrüstung, Futter und Heilmittel für die Feuervögel und ihre Reiter aufbewahrt wurden. Dort ging sie zum breiten Tor, das in den Hof führte, und nickte den drei Männern zu, die auf niedrigen Hockern saßen und sich unterhielten.

»Vierundzwanzigste Schlucht. Alina auf Aya, Lehrling im ersten Jahr«, sagte sie. Die Sattelkammer war so groß, dass sich nur die Knechte gut auskannten und wussten, wo sich welches Zaumzeug befand.

Sofort stand einer von ihnen auf, verschwand in eine der Sattelkammern auf der rechten Seite des Hofs und kehrte kurz darauf mit Ayas Sattelzeug zurück. Die drei Männer folgten dem schnellsten Vogel in Höhental mit großen Augen, während Aya zur linken Seite des roten Hauptgebäudes folgte, dort wo die Anbindebalken waren.

Sie nahm einen der Stricke, die um den Balken gebunden waren und band es um den Hals der Vogeldame, denn Aya hatte die Angewohnheit, sich von den Mäusen ablenken zu lassen, die auf dem Hof manchmal umherhuschten und wollte sie jedes Mal jagen. Erst als Alina den Knoten festgezogen hatte, begann sie den Vogel zu satteln.

Zum Schluss band sie ihre Tasche an den Sattel und überprüfte deren Inhalt. Ihr Proviant war da, genau so wie Messer, Seile, mehrere Haken und Metallringe. Ihr Schwert und ihren Dolch, waren bereits an ihrem Gürtel befestigt. Den Pfeilköcher und den Bogen trug sie am Rücken.

Jemand kam von hinten auf sie zu und schlang seine Arme um ihre Schultern.

»Mein kleines Stinktier! Weißt du, wie lang wir uns schon nicht gesehen haben? Warum kommst du nie vorbei?«, fragte Aiven und rieb seine hellbraunen, kratzigen Bartsprossen gegen ihre Wange. Alina bemerkte aus dem Augenwinkel, wie Tessa langsam zu ihnen geschlendert kam.

Alina entwischte seinen Armen und boxte ihn in den Bauch. Aiven lachte. Sie versuchte ihr eigenes zu unterdrücken, konnte sich jedoch ein Schmunzeln nicht verkneifen. Dann legte sie ihre Arme um ihren Bruder und drückte ihn fest. Ein warmes Gefühl flatterte in ihrer Brust auf. Das Gespräch mit dem Aufseher fühlte sich weit weg an und auch ihre nagenden Gedanken lösten sich auf.

»Ich hab dich auch vermisst. Wenigstens können wir ein paar Stunden zusammen in der Gosse verbringen. Das ist doch was, oder? Ich wollte mir schon immer mal die Gosse anschauen. Dann kann ich ein paar Ratten fangen und sie in dein Kopfkissen stecken«, sagte er gut gelaunt.

Alina ließ ihn los. Normalerweise, hätte sie ihm seine Frechheit zurückgegeben, doch sie brachte kein Wort aus sich heraus und fing nur seinen fragenden Blick auf. Die grünbraunen Augen, die jeder in der Familie besaß, sagten ihr, dass er es wusste. Ihr Zwilling wusste, dass etwas nicht stimmte. Wahrscheinlich hatte Aufseher Balt mit ihnen bereits gesprochen und ihnen verraten, was für eine miese Wächterin sie abgab. Doch Aiven sagte nichts.

Da schob Tessa ihren Cousin zur Seite, legte ihre Arme um Alinas Schultern und drückte sie.

»Ich bin überrascht, dass wir in die Gosse geschickt wurden«, sagte Tessa ruhig und sah sie mit ihren stechenden blauen Augen an. Ein starker Kontrast zu ihren weichen, hellblonden Haaren.

Alina wandte sich ab und beschäftigte sich weiter mit Ayas Sattel, während ein Stich durch ihre Brust fuhr. Tessa war nun diejenige, die am meisten Zeit mit ihrem Zwilling verbrachte. Beide gehörten der Elitegruppe an. Beide waren überragende Lehrlinge.

Alina atmete tief ein um die stichelnden Gedanken zu verscheuchen. Sie sollte nicht so sein. Tessa hatte vor zwei Jahren ihren Bruder verloren. Außerdem hatte sie eine Stiefmutter und Stiefschwester, die sie nicht liebten. Sie verdiente ihren Erfolg und brauchte den Rest ihrer Familie an ihrer Seite. Es war gemein, eifersüchtig auf Tessa zu sein, nur weil sie jetzt ständig Aiven an ihrer Seite hatte.

Aiven und Tessa hatten ihre Vögel ebenfalls von einer anderen Weide geholt. Zwei Stallburschen brachten soeben ihre Sättel, die mit rotem und goldenen Samt geschmückt waren. Ein Kennzeichen für ihren hohen Rang. Ihr Sattel war nur mit einfachen, roten Fäden genäht.

»Ich fliege schon mal ein Stück voraus«, murmelte Alina und zog sich auf den abgenutzten Sattel hoch, nachdem sie Aya losgebunden hatte. Eine Sicherheitsleine hing von ihrem Gürtel, die sie an einem Ring am Sattel einhakte.

»Das tust du doch eh immer«, lachte Aiven, der gerade seine Ausrüstung an den Sattel band.

Alina schnalzte dreimal. Aya breitete mit Wucht ihre langen Flügel aus, duckte sich und flog hinauf gen Himmel. Die Vogeldame schrie vor Freude, als sie eine Ehrenrunde über dem Backsteingebäude drehte.

Alina schüttelte lächelnd den Kopf. »Du bist eine kleine Angeberin«, raunte sie und streichelte Ayas Hals. Dann verlagerte sie ihr Gewicht nach rechts, bis der große Vogel in ihrer Flugrichtung lag. Anschließend lehnte sie sich nach vorne, um Aya zur westlichen Grenze zu steuern. Die Vögel hatten einen empfindlichen Gleichgewichtssinn und so konnten die Wächter die riesigen Tiere durch Verlagerungen ihres Gewichts und mit dem Druck ihrer Beine steuern. Zügel waren unnötig.

Alina hielt sich an den Ledergriffen vorne am Sattel fest und führte Aya in voller Geschwindigkeit zum Posten.

Der vierundzwanzigste Wachposten lag an der östlichen Grenze, die letzte Schlucht im Süden. Statt der wilden Steppe, die Höhental vom restlichen Kaiserreich trennte, lag hinter der Grenze ein dichter, unbesiedelter Wald der sich bis zu dem Beginn der Schlucht ausbreitete.

Der Gestank des Abwassers war schon von Weitem zu riechen. Da die Sonne gerade noch ihr letztes Licht in die Schlucht abgab, wagte Alina es nicht, zu dem übel riechendem Fluss hinunterzuschauen. Sie hielt Aya knapp über der Schlucht, so weit weg vom Wasser wie möglich.

Als die Wehrplattform, die in der Schlucht errichtet worden war, in der Ferne auftauchte, drosselte sie Ayas Geschwindigkeit. So konnten Aiven und Tessa sie einholen.

Die zwei Wächter, die sie ablösen sollten, winkten ihnen zu, sichtlich erleichtert aus der Gosse zu kommen. Aya landete auf einem der riesigen Nester, die an der äußeren Seite der Brustwehr angebracht waren. Die Wehrplattform erstreckte sich über die ganze Breite der Schlucht und war aus dem gleichen roten Gestein gebaut wie die Wände, an die sich die Plattform lehnte. Selbst das Holz hatte einen rötlichen Ton. Unter ihnen lief der dunkle Fluss durch ein offenes Tor, das schon seit Jahren nicht mehr geschlossen worden war.

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Der Gestank stach in Alinas Nase. Sie atmete durch den Mund, doch bald bildete sie sich ein, dass ein fauliger Geschmack auf ihrer Zunge klebte.

»Keine Sorge. Nach ein paar Minuten gewöhnt ihr euch langsam an den Gestank«, sagte einer der älteren Wächter, als er auf seinen Feuervogel saß.

»Wir sehen uns!«, rief der andere und beide flogen davon.

Alina kletterte über die Brustwehr, während Tessa und Aiven ihre Feuervögel an die Platform anbinden mussten. Bei Aya war das nicht notwendig. Sie wusste, dass ihr Vogel sie nicht verlassen würde.

Mit klammen Händen lehnte sich Alina an die Brüstung und sah in die Ferne, wo die letzten Sonnenstrahlen die Baumkronen des entfernten Waldes beleuchteten.

»Seid ihr euch sicher, dass ich zuerst schlafen gehen soll? Ich weiß nicht, ob ich bei diesem Gestank überhaupt ein Auge zu kriege«, sagte Aiven, als er neben Alina stand.

Tessa sprang über die Brustwehr. »Geh. Du schläfst doch immer ein, egal wo und egal was um dich herum passiert. Und du wirst unausstehlich, wenn du nicht genug Schlaf bekommst.«

Alina lachte. »Weißt du noch, als all unsere Pferde ausgebrochen sind und dicht an unserem Fenster vorbei galoppiert sind? Und du einfach seelenruhig weitergeschlafen hast?«

Aiven grinste. »Na gut. Einverstanden. Alina weiß ja, wie man mich wach kriegt. Wozu hat man schon einen Zwilling? Bis später.«

»Ja, ja. Ich hab dich auch lieb«, warf Alina ihm lachend hinterher. Sie hatte bereits eine Feder in ihrer Hosentasche, um Aivens Nase zu kitzeln und ihm zum Niesen zu bringen, sollte es notwendig sein.

Er ging nach links zu dem Turm hin und zog hastig die Tür hinter sich, um den Gestank davon abzuhalten, in den kleinen Raum hineinzudringen.

»Ich dachte, du freust dich, dass wir mit dir Wache stehen«, sagte Tessa leise. Sie fuhr sich mit einer Hand über die kurzen blonden Haare. »Aber dich scheint etwas zu bedrücken.«

Alina unterdrückte ein Seufzen und starrte weiter auf die untergehende Sonne um Tessas Blick zu meiden.

»Dieser Wachposten ist nicht geeignet für euch. Ich hätte nochmal mit dem Aufseher reden sollen«, murmelte Alina und ließ nun ihren Blick auf den Feuervögeln ruhen. Zwei dösten vor sich hin. Nur Ayas Kopf zuckte unruhig in alle Richtungen.»Ich habe gehört, dass du zu den Tierabrichtern wechselst. Stimmt das?«

Alina kräuselte die Nase. Wer hatte das verbreitet? Hatte der Aufseher mit Tessa gesprochen?

»Mal schauen. Ich bin sowieso besser mit Tieren als mit Waffen.«

»Ist das dein Wunsch?«, fragte Tessa. Ihr eisblauer Blick bohrte sich durch ihre Wange. Alina flüchtete zur anderen Seite der Wehrbrüstung.

Tessa seufzte laut und stellte sich wieder neben ihr hin.

»Alina, du warst von Anfang an nicht als Wächterin geeignet. Das wissen wir alle. Aiven, deine Eltern, selbst mein Vater hat sich gewundert. Warum bist du nicht auf dem Pferdehof deiner Eltern geblieben? Du bist so gut mit Pferden. Du hättest dort arbeiten können oder als Tierärztin in die Lehre gehen." Tessa zögerte. Alina wappnete sich für die Rede, die kommen würde. „Verstehst du nicht, dass du und dein Bruder nicht ewig zusammen sein könnt? Ihr werdet erwachsen. Ihr müsst eure eigenen Wege gehen.«

Alina stieß sich von der Brustwehr ab, wischte sich eine heiße Träne von der Wange und stapfte auf Aya zu. »Ich fliege eine kurze Runde. Aya ist nervös, sie braucht Auslauf.«

»Alina, warte! Ich bin noch nicht fertig!«

Alina rückte gerade ihre Füße in den Steigbügeln zurecht, als Aya schon in die Höhe schoss. Sie ließ der Vogeldame freien Flug. Der Wind trieb Alinas versteckte Tränen aus ihren Augen.

Wie oft hatte sie es schon gehört? Von Tessa, von ihren Eltern, ihren Geschwistern, ihren anderen Verwandten und ihren Freunden? Sie war es Leid. Als wäre es falsch, bei Aiven bleiben zu wollen. Doch das war ihr sehnlichster Wunsch. Sie wollte sich noch nicht von ihm trennen. Und Aiven hatte sie nicht daran gehindert. Er hatte sich gefreut, dass sie mit ihm ins Wächterdorf gekommen war. Wieso konnte es niemand verstehen? Sie waren immer zusammen gewesen, hatten alles miteinander geteilt. Wie konnte sie ihn jetzt einfach gehen lassen? Was sollte sie ohne ihn tun?

Aya riss ihre Flügel in die Höhe und flatterte lautlos auf der Stelle. Ihre roten Kopf- und Halsfedern sträubten sich, dann stieß sie einen Warnschrei aus.

Alina horchte auf. Ein leises Rauschen echote durch die dunkle Schlucht. Es war nicht der Wind. Es klang, als würde Dampf aus irgendetwas herauszischen. Alinas Herz pochte in ihrem Hals. Ein Drache, es musste ein Drache sein.

Das Zischen kam immer näher. Sie sollten umkehren. Verstärkung holen. Alina kniff die Augen zusammen. Es war bereits Nacht, doch irgendwo musste ein Schatten zu erkennen sein. Die steinernen Wände verzweigten sich vor ihr in zwei Schluchten. Aya stieß einen lauten Warnschrei aus, nach links. Angst packte ihr Herz wie eine kalte Hand, doch in ihrer Brust lag noch eine weitere Furcht, die weitaus größer war, als die Aussicht, einem Drachen zu begegnen. Sie konnte umkehren und die anderen den Drachen vertreiben lassen, oder sie konnte Aufseher Balt beweisen, dass sie ihren Platz als Wächterlehring verdiente und selbst dem Drachen nachjagen.

Alina schnalzte und der Vogel schoss hinein in die Schlucht. Bald sah sie ihn. Ein länglicher, sich schlängelnder Körper, etwa zwanzig Flügelschläge entfernt. Gelbe Augen blitzten in der Dunkelheit auf. Aya stürzte sich wie ein Pfeil auf ihn. Bevor sie aufeinander stießen, zog Aya nach oben und bohrte ihre Vorderkrallen in das graue Fell des Drachens. Alina lehnte sich zurück. Der Vogel nahm Schwung und warf das Raubtier gegen die Felswand. Sofort presste Alina ihre Beine fest gegen Ayas Körper, um nicht vom Sattel zu fallen, gleichzeitig zog sie ihr Schwert. Der Nahkampf war gefährlich, doch sie war besser mit dem Schwert als mit dem Bogen.

Der Drache hatte sich an die felsige Wand festgekrallt und knurrte leise. Aya stürzte sich wieder auf ihn, Alina streckte ihre Klinge in seine Richtung, doch der Drache sprang von der Felswand und schlüpfte gerade noch zur Seite, bevor Aya und Alina ihn treffen konnten. Er flog dicht an ihnen vorbei und bleckte die spitzen Zähne. Seine ausgestreckte Pfote traf Alina an der Schulter und riss sie zur Seite. Alina schnappte erschrocken nach Luft, dann straffte sich die Sicherheitsleine und der Gürtel schnitt in ihren Rücken hinein, als er ihren Fall aufhielt. Ihr Fuß blieb am Steigbügel hängen. Ein scharfer Schmerz pochte in ihrer Schulter.

Aya flog von dem Drachen weg. Dann beugte sie ihren Hals nach hinten, legte ihren Kopf unter Alinas Rücken und versuchte sie zurück auf den Sattel zu heben. Sie packte gerade die Sattelgriffe, als das Rauschen näher kam. Sie sah nach hinten. Zwei gelbe Augen starrten ihr entgegen. Das Biest öffnete sein geiferndes Maul, bereit, sie zu beißen. Erstarrt blieb Alina am Sattel hängen.

Da japste der Drache und zog sich von Alina zurück. Das Surren von Pfeil und Bogen echote durch die Schlucht und der Drache drehte sich fauchend um. Es war Aiven, der gerade einen weiteren Pfeil auf die Bogensehne legte, dicht gefolgt von Tessa. Alina zog sich zurück auf den Sattel und hielt sich an der bebenden Schulter.

»Alina!« Tessa flog zu ihr hinauf. »Bist du wahnsinnig? Du kannst nicht alleine gegen einen Drachen kämpfen!«

Alina biss die Zähne zusammen und schnalzte Aya zu. Sie schoss in Richtung des Ungeheuers. Der Drache wich Aivens Pfeilen aus und kämpfte sich schlängelnd zu ihrem Bruder vor.

»Alina!«, rief Tessa ihr hinterher.

Aya holte den Drachen ein, packte mit ihren Vorderkrallen seine Schwanzspitze und hielt ihn zurück. Von vorne kamen weitere Pfeile angeflogen. Der Drache wandte sich panisch, im Versuch Aya abzuschütteln, doch ihre Klauen waren zu stark. Das Ungeheuer drehte sich mit seinem langen Hals um und stieß ein röhrendes Fauchen aus. Dann schoss sein Kopf direkt auf Aya und Alina zu.

Der Feuervogel ließ den Drachen los, fiel in die Tiefe und ließ das lange Ungeheuer über ihnen vorbeischießen. Die Spitze einer Kralle streifte Alinas Kopf. Aya fing sich wieder und schwebte auf der Stelle.

Das Ungeheuer schlängelte sich durch die Schlucht, ohne sich nochmal umzudrehen. Alina schnalzte und Aya nahm die Jagd wieder auf. Nach wenigen Flügelschlägen war der Drache wieder in Sichtweite. Die Grenze der Hochebene kam in Sicht. Noch ein paar Flügelschläge weiter und sie würden am angrenzenden Wald des Kaiserreichs sein. Der Drache schlängelte sich zügig durch die Luft, dann tauchte er durch das dichte Blätterdach und verschwand.

Alina schnalzte dreimal und Aya hielt an. Weiter durfte sie nicht fliegen. Sie hatte bereits den Saum des Waldes erreicht. Hinter ihnen hörte sie die Schreie von Aivens und Tessas Vögeln.

»Lass uns umdrehen«, sagte Alina. Da schoss ein Schatten auf sie zu. Alina lehnte sich erschrocken zurück. Gelbe Augen blitzten sie an. Aya streckte schreiend ihre Krallen aus. Zu spät. Die Krallen griffen ins Leere, als der Drache geschickt seinen Körper um sie herum wandte. Ein weit geöffnetes Maul schnappte nach Alina. Sie wollte es mit dem Schwert abwehren, doch die spitzen Zähne bohrten sich bereits in ihren rechten Oberarm. Alina schrie auf. Der Drache zog sie mit einem so heftigen Ruck von dem Sattel, dass die Sicherheitsleine nachgab. Der Drache flog mit ihr davon.

»Alina!«, schrie Aiven in der Ferne.

Alina öffnete ihren Mund, doch es kam kein Ton heraus. Die Schmerzen und der starke Wind raubten ihr den Atem. Ihr wurde schwarz vor Augen.