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Elyons Fluch Band 1 (German)
37.2 Alinas Unterstützung

37.2 Alinas Unterstützung

Drei Menschen betraten die Mitte und bauten sich direkt vor ihrem Podium auf, der großen Ansammlung zugewandt. Einer von ihnen war Kael, in der Mitte. Links von ihm stand ein Großwächter, in seiner langen rostbraunen Robe, den Alina noch nie gesehen hatte. Seine hellbraunen Haare zeigten nur ein paar einzelne graue Haare. Seit wann gab es so junge Großwächter?

Auf der anderen Seite stand eine Frau mit grauen Haaren, die ein samtenes, blaues Kleid trug, mit goldenen Verzierungen an den Säumen und einem einfachen, hochgesteckten Zopf. Eine Vertreterin der Einwohner.

»Prinzessin Elyon von den Sturminseln ist anwesend. Somit können die Verhandlungen um die Besitzrechte unseres Landes beginnen«, verkündete Kael. Er hielt eine alte Schriftrolle mit seiner linken Hand, die der Großwächter ihm abnahm. Danach hob Karl ein Blatt hoch, das ein riesiges Siegel trug. Alina konnte nur den Schatten durch das Papier durchscheinen sehen.

»Dieses Dokument bestätigt Prinzessin Elyons als Eigentümerin von Höhental, wie ihr an dem offiziellen Siegel der obersten Gelehrten sehen könnt. Somit kann keiner ihrem Besitzanspruch widersprechen.«

Leises Tuscheln in den Reihen. Die Gesichter der Großwächter und Gelehrten trugen eine Mischung aus Empörung und Neugierde. Die Einwohner verschränkten die Augenbrauen und wirkten dadurch verwirrt und nachdenklich.

Kael drehte sich um und nickte Alina zu. Daraufhin zog Alina kurz an Elyons linken Hemdsärmel, woraufhin sie zu sprechen begann.

»Mein Versprechen war es, mein Besitztum abzugeben, unter der Bedingung, lebenslanges freies Eintrittsrecht in Höhental für mich und meine Begleiter zu bekommen, sowie die Grenze zum Verbotenen Osten passieren zu dürfen.«

Ein Aufruhr ging durch den Raum. Mehrere Gelehrte sprangen von ihren Sitzen und riefen Elyon wütende Worte entgegen, andere flüsterten entsetzt mit ihren Nachbarn.

Alina schluckte. Kein sehr guter Anfang.

Elyon knurrte, doch so leise, dass nur Alina es hören konnte. Und Finan, der Elyon mit gehobenen Brauen ansah, dann sofort wieder seine Augen auf das Publikum richtete.

»Ruhe!«, rief der Großwächter, der vor ihnen stand. Stille breitete sich langsam im Saal aus. Als keiner mehr Sprach und man nur noch das hin und her rücken von Körpern auf hölzernen Sitzen und das Scharren von Füßen auf dem Boden hören konnte, sprach der Gelehrte mit einer tiefen Stimme, die wie Donner durch Alinas Körper rollte.

»Die Prinzessin hat einen triftigen Grund, um in den Verbotenen Osten zu reisen. Es geht einzig und allein darum, dem Drachenproblem ein Ende zu setzen. Wie es die meisten bereits gehört haben, handelt es sich um einen Fluch, durch den Menschen infolge eines Drachenbissens verwandelt werden. Leider haben einige der Großwächter und Gelehrten vor vielen Jahren den Beschluss gefasst, dass dies unter strenger Verschwiegenheit gehalten werden soll. Diese ist nun gebrochen. Und der Ursprung des Fluchs liegt hier, in Höhental, wie mehrere offizielle Berichte in unserer Bibliothek bestätigt haben. So ist es eigentlich unserer Verantwortung, den Fluch zu lösen. Stattdessen will Prinzessin Elyon, die Nachkommin unseres Königs diese Bürde übernehmen und muss dafür in den Osten reisen.«

Wieder erhoben sich Stimmen und schimpften durcheinander. Hochrote Köpfe brannten sich als Fokus in Alinas' Augen fest. Der Kloß in ihrem Hals wurde dicker.

»Mach das du zurück in dein verdammte Königreich zurückkehrst!«

»Eine Schande für Höhental!«

»Widerliche Machenschaften!«

Dies und noch viele andere harsche Worte drangen zu ihnen vor. Elyon ächzte und schüttelte den Kopf.

»Hier geht es ja unzivilisierter zu als in Vaters Hof«, brummte Finan missmutig.

Nun hob die Frau ihre Hände und die oberen Ränge schwiegen, während sich die Gelehrten weiter aufregten.

»Ruhe!«, rief die Frau mit einer Stimme, die wie eine Glocke durch den Raum schnitt. »Wir werden wie es üblich ist, eine Abstimmung führen. Die Ausnahme ist, dass dieses Mal nicht allein die Gelehrten und Großwächter als Vertreter ihre Stimmen abgeben werden, sondern auch Wächter und Vertreter der Bürger aus ganz Höhental, die heute aus allen Gemeinden zu uns gereist sind.«

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Wieder erhoben sich Stimmen von den unteren Rängen. Einige der Bürger von der Galerie hingen sich halb über die Brüstung und konterten mit wütenden Rufen.

Elyon rieb sich die Schläfe. Ihre Augen wirkten trüb, und ihre Gesichtszüge schlaff. Erst gestern hatte sie ein kurzer Gang in den Garten völlig ausgelaugt. Lange würde Elyon nicht mehr durchhalten. Alina schluckte schwer und suchte Kaels Blick, in der Hoffnung ihn so dazu bringen zu können, diese Versammlung zu beschleunigen.

Da hörte sie Elyons Knurren, das einige Blicke auf die kleine Gestalt zog, doch es war nicht laut genug, um alle zum Schweigen zu bringen.

Elyons Gesicht spannte sich an, ihre Nasenflügel bebten, dann riss sie ihren Mund auf. »Ruhe!«, brüllte sie, so verzerrt, als wäre sie ein wildes Tier, das Sprechen konnte. Ihr Gebrüll hallte durch den Saal und alle hielten inne.

»Höhental soll bekannt für Weisheit und Sittlichkeit sein«, begann sie laut und langsam. Wann immer sie ernsthaft sprach, schwang etwas in ihrer Stimme bei, das Alina einen kalten Schauer über den Rücken jagte. »Doch ich höre hier nichts als ein Schauspiel von Dummdreistigkeit, Kurzsichtigkeit und Einfältigkeit. Da ihr euch alle wie Kinder benehmt, muss ich euch wohl wie welche behandeln. Ich gebe euch noch eine Chance euch zu sammeln und gesittet die Abstimmung durchzuführen. Sollte dies nicht geschehen, werde ich die Verhandlungen abbrechen, alle meine Drachen sammeln, Höhental einnehmen und die Führung des Landes übernehmen, da ihr es anscheinend nicht hinkriegt, euch zusammenzureißen und vorauszusehen, was für Katastrophen uns entgegenstehen, sollte dieser Fluch nicht beseitigt werden! Ich gehe vor die Tür und gebe euch Zeit, euch gut zu überlegen, wie ihr euch weiter verhalten wollt. Wenn ich zurückkehre, werdet ihr abstimmen.«

Kurze Stille, überraschte Gesichter gafften Elyon an, die mit ausgestreckter Brust dastand und die Leere anstierte. Sie drehte sich zur Seite, doch Finan hielt sie an der Schulter fest.

»Bevor ihr euch schon wieder aufregt,«, begann der Prinz nun, »will ich etwas aus der Seite des Kaiserreiches berichten. Einige von euch Wissen bereits, dass Prinz Ilias, der Thronfolger unseres Landes vom Kaiser gefangen genommen wurde. Sollte Prinzessin Elyon dem Fluch kein Ende setzen können, werden wir unseren Thronfolger verlieren und ein anderer wird seinen Platz einnehmen. Und das wird auch Auswirkungen auf die Zukunft von Höhental haben. Prinz Ilias ist ein Mann der nach Frieden und Wohlbefinden für alle strebt, egal ob es sich um seine Untertanen aus dem Kaiserreich handelt, oder nicht. Anders als der Kaiser und meine Brüder trachtet er nicht nach Herrschaft über andere und würde Höhental niemals feindlich gesinnt sein. Sollte er sein Thronrecht verlieren, werden meine Brüder nicht zögern, ihr Herrschaftsgebiet bis nach Höhental und darüber hinaus zu erweitern.«

Finan nickte Kael zu, der ihn die ganze Zeit beobachtet hatte. Er sprach weiter.

»Es gibt noch eine weitere Bedrohung für Höhental. Ein ehemaliger Wächter hat ein Königreich im Kaiserreich an sich gerissen und ein riesiges Drachenheer um sich gesammelt. Sein Rachedurst ist groß, vor allem gegenüber Höhental. Den Wächtern wird bewusst, sein, dass unsere Verteidigungskräfte nicht zahlreich genug sind, um so viele Feinde davon abzuhalten, Höhental einzunehmen. Nehmt diese Gelegenheit wahr, um eure Wahl zu überdenken. Dies wäre vorerst alles.«

»Das ist absoluter Wahnsinn! Warum sollten wir irgendetwas von Fremden aus dem abtrünnigen Kaiserreich glauben und einem Verräter, der sich an die Seite von Ungeheuern gestellt hat!«, brüllte ein Gelehrte, der nicht viel älter war als Alina selbst.

Auf seine Empörung meldeten sich andere. Alinas Brust zog sich zusammen, während ihre Kehle zu brennen anfing. Was war falsch mit diesen Leuten? Seit über einer Woche, wussten alle über die letzten Geschehnisse Bescheid, über die Wahrheit der Drachen. Konnten sie nicht sehen, dass die Lage ernst war? Das Elyon ihre Rettung sein konnte? Einige von den Gelehrten standen auf und gingen auf den Ausgang zu, der direkt gegenüber von Alina zwischen den Sitzreihen lag. Sollten sie den Saal verlassen, würden sie nicht abstimmen können. Sollten sie nicht abstimmen können, würde sich alles verzögern und Elyon würde ihre Drohung wahrmachen. Kämpfe und weitere Streitereien würden ausbrechen. Alina ballte so fest die Fäuste zusammen, bis ihre Fingernägel sich in die Handflächen hineinbohrten.

»Abartig«, murrte Finan.

Ein Druck baute sich in Alina auf, der ihr das Gefühl gab, jeden Augenblick zu zerbersten. Hitze wallte von ihrer Bisswunde durch ihren Körper und sie schaffte es gerade noch so, sich nicht zu verwandeln. Ihre Nägel bilden sich zu Krallen, ihre Fangzähne stachen in ihre Lippen hinein.

»Wie könnt ihr es wagen, so wenig Respekt zu zeigen?!«, schoss es aus Alina heraus. Ihre Stimme bebte durch den Raum, als würde sie in ihrer Drachengestalt sprechen.

Einige Schreie ertönten durch den Saal. Die Gelehrten und Großwächter, die sich auf den Ausgang zubewegten, hielten inne.

Hitze wütete in ihrem Körper. Da griffen kalte Finger nach ihrem Handgelenk.

»Alina, beruhige dich«, wisperte Elyon und ihre raue Stimme klang so sanft, dass es sie aus ihrer Wut herauszog.

Blut schoss ihr in den Kopf. Es war Wut, aber auch Scham. Sie konnte Elyon nicht helfen. Wie auch? Sie hatte keine Worte, keine Taten, welche die Situation umschwenken würden. Wäre Aiven hier gewesen, oder Tessa, sie hätten sicher mit der Menge reden können.

Mehrere Gelehrten verließen den Saal. Alina biss sich auf die Lippen.

»Keine Sorge«, murrte Finan. »Sie kommen nicht weit.« Er zwinkerte Alina zu und lächelte hämisch.