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Calisteo - Stadt der Geister [German/Deutsch]
Die Geister der McClaines: Das Eindringen

Die Geister der McClaines: Das Eindringen

Meta sah sich den Djinn an. Wenn nicht die ungewöhnliche Fellfarbe und die Augen, dann würde sie ihn mit einem richtigen Kater verwechseln. Sie würde ihm so gerne ein paar Fragen stellen. Wo er herkam und wie er normalerweise lebte. Aber sie traute sich nicht.

„Dort vorne ist die Eingangstür“, sagte Meta und zeigte durch die Gitter zu der mit Gold verzierten schweren Tür der Villa, „Ich kann dich bis nach dahin begleiten und dabei sein, wenn du sie öffnest. Der Zauber von meinem Vater sollte so lange aussetzen, immerhin bin ich seine direkte Verwandte. Danach musst du mich wieder auf die andere Seite des Zaunes bringen.“

Etienne nickte, „Das hört sich machbar an. Sicher, dass man nicht den Schlüssel haben muss?“

Meta schüttelte den Kopf, „Wir hatten so viele Bedienstete zu der Zeit, welche ihm in seiner Anwesenheit Dinge gebracht hatten, welche er näher untersuchen wollte. Es wäre sehr unpraktisch für ihn, wenn nur seine Blutsverwandten das Anwesen öffnen könnten.“

„Dann probieren wir das aus“, sagte Etienne.

„Wie kommen wir über den Zaun?“, fragte Meta.

„Wir springen“, sagte Etienne schlicht.

Meta sah sie mürrisch an, „Du machst dich über mich lustig. Das schaffe ich niemals. Wahrscheinlich würde ich mir bei dem Versuch was brechen. Oder von den Spitzen aufgespießt werden.“

Etienne sah sie abschätzend an und dann blickte sie zum Zaun. Meta zögerte, als Etienne Catjill auffordernd zunickte. Misstrauisch bedachte sie den Djinn, welcher seine ungewöhnlichen Augen schloss. Dann verlor sie den Boden unter ihren Füßen. Sie schrie überrascht auf, als sich weiter und weiter von ihm entfernte und fing panisch an, mit den Beinen zu strampeln.

„Bleib ruhig“, rief Etienne ihr von unten zu, „Einfach still bleiben, du fällst nicht.“

Meta versuchte die Panik zu unterdrücken, doch sie hielt ihr Herz fest umklammert. Es fühlte sich furchtbar an, nicht die Kontrolle über ihren Körper zu haben, keinen Halt von der Umwelt zu bekommen. Sie hatte Angst, sie würde nach hinten umfallen. Als die Stacheln näher kamen, wollte sie sich ganz klein machen, aus Angst, dass diese sie aufspießen würden. Ihr Herz schlug so hart, dass es ihr fast schon weh tat. Dann kam der Boden immer näher und als sie ihre Füße ihn berühren konnten, war sie erleichtert. Zeitgleich wurde ihr schlecht. Der Kater schwebte über den Zaun zu ihr und legte sich auf ihren Kopf, was sie beruhigte und verunsicherte. Sie wusste nicht, wie sie mit ihm umgehen sollte. Was, wenn sie ihn irgendwie beleidigte und er sie verzauberte?

„Du schuldest mir was dafür“, sagte der Djinn und Meta sah wieder zu Etienne, welche noch immer auf der anderen Seite des Zauns war. Sie wünschte sich, Etienne wäre mit ihr hier drüben. Meta wollte nicht alleine in ihrem alten Zuhause sein.

Etienne ging einige Schritte zurück, während ihre Augen über die Metallstäbe des Zaunes wanderten, „Wie wäre es, mit etwas zu Essen? Ich besorge dir etwas auf dem Rückweg. Du darfst aussuchen, aber nur ein Gericht.“

Sie zog dunkle Handschuhe an und streckte sich.

Meta spürte, wie der wuschelige Schwanz des Katers hin und her schwang und über ihren Nacken fuhr. Er fühlte sich furchtbar weich an und sie wollte ihn mit ihren Händen berühren. Sie hatte bisher nur einmal eine Katze in ihrem Leben gesehen und diese nur kurz, weil ihr Vater sie weiterverkauft hat.

„Das ist ganz schön wenig für meine Magie.“

„So viel hast du jetzt auch nicht gemacht“, rief Etienne ihm zu, „Ich kenne den Wert, Catjll. Und mein Angebot ist sehr großzügig.“

Meta verstand nicht, worüber sie redeten. Es war offensichtlich, dass sie einen Preis verhandelten, aber sie fragte sich, ob Etienne nicht sowieso schon einen Vertrag mit dem Djinn geschlossen haben musste. Fiel seine Hilfe nicht dort rein?

Etienne lief los und sprang. Sie hielt sich mit beiden Händen an den Stangen fest und nutzte ihre Beine, um höher zu klettern. Meta hielt die Luft an. Das sah so gefährlich aus. Dann schwang sie sich über die Stacheln und ihre Hände ließen diese kurz los und griffen sie dann von der anderen Seite. Das laute Geräusch, als ihre Füße gegen sie wieder aufprallten, spürte Meta bis in die Knochen.

„Oh mein Gott!“, rief Meta aus und Etienne blickte über die Schulter zu ihr. Ein Bild huschte Meta durch den Kopf, wie Etienne den Griff nicht wieder bekommen hätte und mit dem Gesicht in den Stacheln gelandet wäre.

„Alles in Ordnung?“, fragte Etienne, während sie etwas runterrutschte und dann auf den Boden sprang.

Meta schnappte nach Luft, ihr Herz schlug heftig gegen ihre Brust, „Das hättest du besser auch mit deinem Kater machen sollen. Was, wenn du dich an den Spitzen verletzt hättest?“

„Catjill“, sagte der Djinn, „Wie wäre es mit einer Danksagung an meine Wenigkeit? Du bist nicht gerade leicht.“

„Niemand ist für dich leicht. Und mutig von dir, das zu sagen, nachdem ich dich jeden Tag herumtrage“, sagte Etienne lachend und sah sich dann in der Umgebung um, „Gruselig hier.“

Meta atmete tief durch und sah auf die Uhr. Ihr Bruder müsste schon wach und unterwegs zur Schule sein. Hoffte sie. Wahrscheinlich war er müde. Seine Mitarbeiter hatten gestern viel von ihm verlangt. Er war so wütend gewesen, dass sie Angst gehabt hatte, er würde explodieren. Aber wie immer, hatte er es nicht getan.

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„Los gehts!“, rief Etienne und machte sich dann auf den Weg zum Haus.

„Musst du immer so durch die Gegend schreien?“, fragte der Djinn.

„Ich hab nicht geschrien. Außerdem versuche ich motivierend zu sein.“

„Du bist nicht motivierend. Nichteinmal deine Stimme ist motivierend.“

„Catjill“, meinte Etienne beleidigt und dann an Meta gewandt, „Schau dir diesen Djinn an. Er hat nichts als böse Worte für mich übrig!“

Meta lächelte über deren Streit. Ihre Worte beruhigten sie etwas, lenkten sie von dem Ort ab, an dem sie aufgewachsen war und welcher nun so schrecklich schien. Sie hörte, wie es im vertrockneten Gebüsch raschelte und sah sich um.

„Ich nehme dein Preis an“, sagte Catjill. Etienne nickte ihm zu.

Sie durchquerten schnell den Hof. Früher führten viele geschwungene Wege durch diesen hindurch und es gab einzelne grüne Grasinseln, welche dekoriert waren mit Statuen und hübsch beschnittenen Bäumen und Blumensträuchern. Die Statuen, an denen sie vorbeigingen, waren mit toten Ranken bedeckt. Die Bäume waren nur noch dürres Holz. Meta konnte nicht einmal Insekten ausmachen, welche in diesen leben könnten.

„Ich verstehe nicht, wieso alles so tot aussieht. Selbst wenn sich keiner in den letzten Jahren um den Ort gekümmert hat, wir haben hier sehr freundliches Klima für Pflanzen“, sagte Meta. Sie ging etwas näher zu Etienne, welche sich gründlich umsah. Metas Finger waren kalt und sie versuchte sie aufzuwärmen, doch als sie diese mehrmals schloss und öffnete, schmerzten ihr nur die Gelenke von.

„Um diese Frage zu lösen, müssten wir zur Quelle des Problems vorstoßen. Diese wird wahrscheinlich im Haus sein.“

Es erstreckte sich vor ihnen, hinter diesem die große Mauer, welche sich mächtig und ewig anfühlte. Das Gebäude war in drei Teile aufgeteilt. Mit dem Hauptteil in der Mitte waren über Durchgänge jeweils links und rechts zwei weitere, kleinere Teile verbunden. Die Durchgänge wurden von runden Säulen gehalten, welche oben und unten mit Mustern verziert waren. Der Blick von dort oben auf den Garten war sehr schön gewesen. Auch der Blick nach oben war schön gewesen, vor allem im Sommer, wenn das Licht der Sonne durch die Fensterscheiben fiel und alles erhellt hatte. Ihr Vater hat so viel investiert und seine Menschen furchtbar viel dafür arbeiten lassen. Er wollte es moderner machen, mehr an die alte Welt annähern. Die Fensterfront war nun mit weißen Vorhängen bedeckt, welche sich sanft bewegten. Meta vermutete, dass dort Fenster geöffnet sein mussten, was jedoch keinen Sinn ergab, da Gilgian alles verschlossen haben musste.

Meta fühlte ein Schaudern durch ihren Körper gehen, „ich muss nicht zur Quelle des Problems. Das Geheimnis will ich nicht herausfinden.“

Etienne lachte, so unglaublich unbeschwert, dass Meta sich wunderte, ob sie es nur tat, um Meta ein Gefühl von Sicherheit zu geben.

„Wie du magst. Aber das war mal dein Zuhause. Bist du sicher?“

Meta nickte, auch wenn etwas Zweifel in ihr aufstieg. Die schlechten Erinnerungen überwogen eindeutig. Aber es gab auch schöne. Ihr Großvater, welcher ihr immer die Geschichte über die Stadtgründer erzählt hatte, war immer mit schönen Erinnerungen verbunden. Als ganz kleines Kind hatte er sie noch kennengelernt.

Sie kamen an den Hauseingangstreppen an, von denen Meta hätte schwören können, dass der Granit früher viel heller war. In einem Halbkreis, welcher immer enger wurde, führten sie zu der mit Gold verzierten schweren Tür. Das Gold leuchtete ihnen bedrohlich entgegen. Damals war es ihr nicht bewusst gewesen, doch nun wunderte sie sich, woher ihr Vater das ganze Gold herhatte. Und wieso hatte er es an diese lächerliche Tür verschwendet? Das hätte man in der Elektrotechnik nutzen können, in … in Halbleitern oder so? Khalas kannte sich da besser aus.

Meta sah fragend zu Etienne.

„Was?“, meinte diese.

„Du musst die Tür öffnen, ich habe keine Schlüssel“, erinnerte Meta sie.

„Natürlich“, sagte Etienne, „Ich war so in Gedanken über diesen Ort, dass ich es beinahe schon vergessen hatte.“

Etienne hob die Hand und zog den Griff herunter. Mit einem Klacken öffnete sich die Tür und als Etienne an ihr drückte, war ein langgezogenes Quietschen zu hören, als sie sich langsam Öffnete und die Dunkelheit im Innenbereich enthüllte.

„Das war erstaunlich einfach“, sagte Etienne.

Meta blickte mit großen Augen zu der Tür, „Ich bin mir sehr sicher, Gilgian hätte sie nicht offen gelassen.“

„Offensichtlich war sie aber nicht abgeschlossen“, meinte Catjill. Sein Fell richtete sich etwas auf und er sprang von Meta herunter und kletterte an Etiennes Jacke hoch auf ihre Schulter, betrachtete mit einem nervösen Blick den Eingang. Meta bemerkte, wie er sich hinter Etienne duckte und war verwirrt von dem Anblick. Djinns galten als mächtig. Wenn er so viel Angst hatte, dann musste da drin etwas Furchtbares auf sie warten.

„Ich würde sagen, ihr schickt mich wieder zurück“, sagte Meta.

Etienne und Catjill sahen wieder zu ihr und Meta entdeckte dieselbe Beunruhigung und Angst in Catjills Augen, welche die ihre widerspiegelte.

„Kann ich mit ihr gehen?“, fragte Catjill.

Etienne lachte, „Auf keinen Fall. Du kommst mit mir.“

Mürrisch sprang er von Meta herunter zu Etienne, welche in den Raum blickte.

„Was denkst du, wo ich was finden könnte?“

Meta zuckte mit den Schultern, „Ich schätze mal im Arbeitszimmer im zweiten Stock? Im Rechten Teil des Hauses.“

„Im zweiten Stock“, wiederholte Etienne, dann seufzte sie, „Nun gut, lass uns dich hier herausbringen.“

„Vielleicht sollten wir etwas vor die Tür legen, damit sie nicht zufällt“, meinte Catjill.

„Das ist eine gute Idee“, sagte Etienne und blickte lächelnd zu Meta, „Sonst müssten wir dich gleich wieder hereinholen.“

Sie gingen zurück zum Hof und Meta beobachte Etienne dabei, wie sie einen Ziegelstein, welcher die frühere Grasfläche von dem Weg trennte, heraus grub.

Sie blickte sich immer wieder um und Meta tat es ihr nach. Desto länger sie hier war, desto mehr bekam sie das Gefühl, dass ein innerer Frust sie in seinen Griff nahm. Etienne stand mit dem Stein in den Händen auf.

„Die sind ganz schön schwer.“

Meta hört schon wieder ein Rascheln und verspannte sich. Es war windstill und es sah nicht so aus, als wären hier Tiere. Keine Erklärung für diese Geräusche zu finden machten sie wahnsinnig.

Etienne drehte sich zu ihr und sie schien so unbeschwert, dass sich Meta fragte, ob sie sich die Sachen einfach nur einbildete.

Etienne ging zur Tür, als sie ein Knurren hörten, welches sie erstarren ließ. Catjills Fell sträubte sich auf und Meta fing flach zu atmen an, als sie hinter Etienne blickte und dort gelbe Augen aus dem trockenen Gebüsch sie fixierten. Die Gestalt ließ sich nur schwer erahnen.

„Oh mein Gott, Etienne“, wimmerte Meta leise.

Etienne sah hinter sich und Meta wartete angespannt, als sie das Wesen betrachtete. Catjill sprang von ihr zu Meta, welche weiter weg von dem Monster war.