Etienne sprang die Treppen nach oben und ignorierte den Schmerz in ihren Gliedmaßen. Sie wusste nicht, wo sie alles was abbekommen hatte, aber sie würde später noch genug Zeit haben, sich darum zu kümmern. Catjill flog ihr wütend hinterher, „Was soll das? Ich sollte noch einen Preis bekommen, wenn ich diesen rüpelhaften Riesen unbemerkt in sein Zuhause begleiten soll!“
Sie hätte wissen müssen, dass er es nicht verstanden hatte.
„Wir haben ausgemacht, dass so lange wir mit ihm unterwegs sind, du das machst“, erwiderte sie.
„Ja, wenn wir zu Tatinne gehen“, widersprach er ihr.
„Ich sagte, dass ich ihn zu Tatinne bringen muss. Und so lange wir mit ihm Unterwegs sind, hältst du ihn bedeckt. Und das für heute und morgen. Das war die Abmachung, der du zugestimmt hast.“
Sie ging in Tatinnes Zimmer und durchsuchte den Schrank, den sie ihr genannt hatte. Der Djinn sagte nichts und Etienne sah vorsichtig zu ihm. Er saß mit weit geöffneten Augen am Tisch. Dann richtete sich sein ganzes Fell auf und er rief, „Du bist so dumm, Etienne! Dumm, dumm, dumm!“
Er flog in ihr gemeinsames Zimmer davon. Etienne seufzte und lehnte den Kopf gegen die Schranktür. Sie würde sich überlegen müssen, wie sie sich später mit ihm vertragen sollte. Aber sie konnte sich einfach nicht noch mehr Wünsche von ihm leisten. Zwei standen noch ohne Gegenleistung aus. Diese würde sie nicht verschwenden. Zusätzlich konnte sie diverse kleine gegen Gegenleistung von ihm erbitten. Aber vor allem diese kleinen Wünsche bargen immer die Gefahr, dass er irgendein Schlupfloch suchen könnte, um ihr die anderen zwei nicht zu erfüllen. Das konnte sie nicht riskieren. Zusätzlich wollte er allein für einen Weg einen ganzen Tag haben. Sie konnte ihm einfach nicht noch mehr geben.
Bewaffnet mit ihrem Nähset und einem schweren Herzen, versuchte sie dieses unangenehme Gefühl zu verbannen und sich auf das wesentliche zu konzentrieren. Dann zog sie ihre Jacke aus und betrachtete diese. Etienne fluchte. Mal abgesehen davon, dass die dunkle Flüssigkeit des Crawlings einige nicht auszuwaschende Flecken hinterlassen würde, wies die Jacke einige Löcher auf, die eindeutig auf den Crawling zurückzuführen waren. Auch ihre Hose, wo es sie gepackt und hinter sich her geschleift hatte, hatte einige Risse in den Nähten. Beide Kleidungsstücke waren von robustem, hochwertigem Material und Etienne wusste nicht, wie sie das ersetzen sollte. Die Hose könnte sie so lassen. Sie hatte noch ein Paar Stiefel, welche sie über die Löcher tragen konnte. Somit wären ihre Beine weiterhin geschützt. Die Jacke hingegen…
Etienne hörte Tatinnes wütende Stimme und war froh, nicht unten bleiben zu müssen, wo sie ihr Geschimpfe aushalten musste. Tatinne konnte einen Menschen mit ihren Worten häuten, wenn sie es wollte und sie bisher immer noch erstaunlich nett gewesen.
Sie stand auf und ging zum Waschbecken. Warmes Wasser floss auf ihre Finger und Etienne schrubbte vorsichtig mit diesen alles ab, was freiwillig abzugehen bereit war. Den Rest würde sie zunächst nicht schrubben. Sie hatte Angst, dass die Nähte noch weiter aufgehen sollten. Stirnrunzelnd sah sie zu dem Nähset. Würde sie es schaffen, das zu nähen? Vielleicht könnte Tatinne ihr einen Rat geben, wie sie das flicken konnte. Nur wenn es absolut nicht umgänglich war, würde sie Tatinne danach fragen, ihr eine neue Jacke zu besorgen. Tatinne hatte zwar in den letzten Tagen besonders viel Einsatz gezeigt, Etienne alle möglichen Dinge zu besorgen, es waren aber nur die, welche sie aus ihrem begeisterten Impuls heraus gekauft hatte, weil sie Etienne auf die Schule schicken wollte. Mal abgesehen davon, hatten sie aber eine nicht so enge Beziehung zueinander. Es gab bestimmte Grenzen und Regeln. Sie einzukleiden gehört definitiv nicht zu den Dingen, die Etienne von ihr erwarten würde.
Die Tür wurde geöffnet und Etienne sah sich um. Raffael kam in den Raum, das Gesicht unglücklich verzogen. Mit einem letzten leidenden Blick nach unten, ließ er die Tür ins Schloss fallen und rieb sich gequält mit der Hand über die Stirn.
„Flüchtest du vor Tatinne?“, fragte sie ihn amüsiert und kümmerte sich dann wieder um ihre Jacke. Etienne konnte diesen Ausdruck bis in die Knochen spüren, erst recht, da sie Tatinnes schimpfende Stimme noch von unten vernehmen konnte.
„So ungefähr“, sagte er und sie hörte ihn seufzen, „Ich fühle mich wie in der sechsten Klasse, als O’Donnel mir zum ersten Mal gegenüber stand.“
„Hat sie auch mit dir geschimpft?“, fragte Etienne.
„Sie hat mit jedem geschimpft“, antwortete er, „Wir haben sie O’Donner genannt, weil sie uns alle jeden Morgen mit ihren Worten verprügelt hat.“
„Also ist diese Frau schon immer über unschuldige Schüler hergefallen?“
„Unschuldig?“, fragte er lachen, „Wir haben es selbstverständlich verdient. Und du nebenbei auch.“
Sie lächelte. Für einen kurzen Moment war sie ihm gegenüber nicht mehr abgeneigt, sondern empfand tatsächlich ein Gefühl von Kameradschaft.
„Was machst du da?“, fragte er.
„Meine Jacke flicken“, erwiderte sie und spürte die Müdigkeit. Sie würde am liebsten ins Bett.
Kurz hörte sie nichts von ihm und hoffte, dass er sich wieder um seine Angelegenheiten kümmern würde, doch dann sagte er in einer tiefen Stimme, welche sie alarmierte, „Ist das dein Ernst? Du kümmerst dich um deine Jacke?“
Sie sah wieder zu ihm und sah ihn nicht das gewohnte Lächeln. Stattdessen war sein Gesicht ausdruckslos. Etienne zögerte verunsichert, „Ja? Das ganze Zeug ist schon größtenteils getrocknet. Und die Risse sehen aus, als wären sie nicht wieder zusammenzubekommen. Ich kann froh sein, wenn ich überhaupt etwas davon retten kann.“
„Setz dich hin“, sagte er ruhig. Sie hörte jedoch die Wut in seiner Stimme, „Wir schauen uns jetzt deine Wunden an. Tatinne hat mich sowieso darauf angesetzt.“
Etienne schnaubte. Sie glaubte ihm kein Wort. Aber sie hatte jetzt keine Zeit, sich mit seinen Lügen auseinanderzusetzen. „Dafür habe ich jetzt keine Zeit. Die werden später schon noch verheilen. Die Jacke nicht.“
Sie hörte, wie etwas laut auf den Tisch knallte und sah sich wieder zu ihm um. Er hatte den Koffer, den Tatinne in ihrem Vorratszimmer lagerte, auf den Tisch geworfen und lächelte sie nun an. Doch diesmal fühlte es sich bedrohlich an. Beinahe schon, als würde er seine ganze Wut in dieses Lächeln legen, „Setz dich hin.“
Etienne drehte sich vollends zu ihm um und verschränkte die Arme. Sie sah ihn herausfordernd an, „Du kannst mir gar nichts befehlen.“
Auch sein Blick wechselte in den Kampfmodus, als würde er ihre Herausforderung annehmen, die sie nie ausgesprochen hatte.
„Gut. Das kann ich nicht. Aber ich verspreche dir hiermit, dass wenn du dich jetzt nicht hinsetzt und wir uns deine Wunden anschauen, ich den Stein von Expulsio nehme und ihn auf den Grund des Meeres befördern werde.“
Etienne hob ihr Kinn, „Na, wenn das mir nicht zugutekommt. Catjill wird ihn mir wieder herausholen können.“
„Wenn er das tun können würde, dann hätte er ihn dir aus dem Château geholt und aus dem Anwesen der McClaines. Da er beim ersten Mal erst dann angefangen hat zu agieren, als der Stein in deiner Nähe war, und beim zweiten Mal nichts getan hat, kann ich davon ausgehen, dass er ihn dir nicht einfach so mal holen gehen kann. Was wahrscheinlich auch der Grund ist, wieso er ihn nicht einfach von mir geholt hat. Wie sieht’s aus, Etienne. Willst du tauchen gehen?“
Etienne sah ihm prüfend ins Gesicht, versuchte einzuschätzen, wie ernst er seine Drohung meinte. Er legte nach einem kurzen Moment den Kopf schräg und sagte, „Ich meine das sehr ernst.“
Und diese Antwort, basierend auf seiner vorsichtigen Beobachtung, erschreckte sie. Etienne atmete wütend durch, als sie aufgab, schloss den Wasserhahn und sagte vorwurfsvoll, „Ich habe nur die eine.“
Er zog den Stuhl zurück und setzte sich hin. Mit einem Klacken öffnete sich der Koffer und mit einer ruckartigen Geste wurde er von ihm geöffnet. Ein Zeichen dafür, dass er noch immer wütend war.
„Ich hol dir eine neue.“
„Ich glaube nicht, dass du es dir leisten kannst“, sagte sie wütend und setzte sich auf den Stuhl hin, den er gedeutet hatte. Es war demütigend. Als hätte sie komplett versagt. Und schon wieder an diesem Tisch.
Raffael lachte, diesmal wieder das Lachen, dass sie bereits von ihm kannte, „Du redest hier mit einem Provinzherrscher. Was glaubst du, was ich mir hier nicht leisten kann?“
Etienne verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihm dabei zu, wie er verschiedene Dinge herausholte. „Unabhängig davon, weigere ich mich, in deiner Schuld zu stehen.“
„Siehe es als Gegenleistung für den Crawling“, erwiderte er, „Keine Schuld.“
Sie überlegte sich, ob es das wert war. Dann dachte sie an all die Vorzüge der Jacke und daran, dass sie so umgehen konnte, Tatinne ihr eine neue besorgen zu lassen.
„Gut, aber das wird teuer“, sagte sie und spürte den Verlust, als sie an ihre alte dachte.
„Keine Sorge. Und nachdem wir das nun geklärt haben: Ich kann es nicht glauben, dass deine erste Handlung die ist, sich um eine Jacke zu kümmern. Hast du dich mal im Spiegel gesehen?“
„Ich habe Tatinne nach einem Nähset gefragt. Was dachtest du denn, wofür ich es brauche?“, verteidigte sie sich.
Sein Blick fiel auf ihre Wange und Etienne schnaubte, „Ist das dein Ernst? Mit einem Nähset?“, fragte sie ihn ungläubig.
Er verzog das Gesicht und seine Wangen färbten sich rot, „Was wohl der Grund ist, weshalb sich diese Schlussfolgerung so komisch angefühlt hat. Was denkst du, liegt es an mir oder an dir, dass ich es im Zusammenhang mit dir tatsächlich als eine Möglichkeit in Betracht gezogen habe?“
„Du kennst mich doch gar nicht“, erwiderte sie. Das war beinahe schon amüsant.
„Und dennoch traue ich es dir zu.“ Verunsichert schwieg sie dazu. Würde sie es im Fall der Fälle machen? Sie war sich nicht sicher.
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Er dreht sich zu ihr und sah ihre Wange an, „Ist das von dem Crawling?“
Etienne schüttelte den Kopf, „Nein, eher von einem Schrank. Ich hab keine Wunden vom Crawling.“
„Bist du sicher?“, fragte er.
„Ich werde später nachschauen“, sagt sie schließlich. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie hauptsächlich viele blaue Flecken davongetragen hatte. Es hatte sie jedoch am Bein gepackt und das würde sie sich genauer anschauen müssen.
Er sah sie mit erhobener Augenbraue an und wartete auf eine weitere Erklärung.
„Ich werde mein Bein später anschauen“, konkretisierte sie genervt. Sein Blick fiel auf ihre Beine und schon bald entdeckte er die Löcher in ihrem unteren Hosenbein. Er nickte dann schließlich und sagte trocken, „So lange du nicht vorhast, deine Hose zuerst zu behandeln.“
Sie verdrehte die Augen, „Deine Reaktion ist absolut übertrieben.“
„Ah ja? Ich habe noch so einen bei mir sitzen, der genau denselben Mist von sich gibt. Und dann ist er beinahe an einer Entzündung gestorben, weil er sich lieber um einen wertlosen Gegenstand kümmern wollte.“
Sie konnte erneut die Wut aus seiner Stimme heraushören. Er nahm ein Tuch und tränkte es mit dem Desinfektionsmittel. Etienne sah zu der Verpackung und war froh darüber, dass Tatinne nicht das aggressive Zeug eingekauft hatte.
„Das wird etwas weh tun“, sagte Raffael.
„Kein Problem“, erwiderte Etienne, „Nichts, womit ich nicht klarkomme. Sprichst du von Keyen?“
Er lehnte sich zu ihr und sie dreht ihren Kopf und wischte sich die Haare aus dem Gesicht. Als das Tuch ihre Wunde berührte unterdrückte Etienne beim Brennen ein Zusammenzucken. Sie merkte, wie vorsichtig er war, dennoch spürte sie den Schmerz bis in die Schultern hineinziehen.
„Ja. Sitzt in der Schule neben mir und tut so, als wäre er unantastbar. Und er ist so überzeugt davon, dass ich es ihm schon fast glaube… Hast du öfters Abenteuer, nach welchen du das machen musst?“, fragte er dann plötzlich.
„Ich beantworte dir die Frage, wenn du mir den Stein gibst“, sagte sie. Etienne mochte es nicht, dass es auf einmal wieder um sie ging. Und mit Ausnahme ihrer letzten Frage war er bisher auch nicht sonderlich mitteilsam.
Sie sah ihn an und sein Blick wanderte kurz zu ihren Augen und dann wieder zurück zu dem, was er tat. Er schwieg und seufzte dann, „So werden wir nicht weiter kommen.“
Er lehnte sich wieder zurück und meinte dann, „Kannst du das mehr ins Licht drehen.“
Sie tat, wie er anwies und er untersuchte die Wunde noch mal. „Da ist etwas drin“, sagte er dann und Etienne unterdrückte ein Seufzen.
„Ich frage mich langsam, ob du jemals etwas Gutes zu sagen hast“, sagte sie. Er lachte und nahm eine Pinzette aus dem Kasten.
„Ich bin mir sicher, dass ich gute Nachrichten hatte, als ich dich vor einem Fall bewahrt habe“, sagte er und machte sich dann daran, das aus ihrer Wunde herauszuholen, was auch immer er entdeckt hatte. Etienne biss die Zähne zusammen und versuchte so stillzuhalten, wie es nur ging.
„Es ist gleich vorbei“, sagte er und sie bemerkte, wie er die Pinzette immer wieder an dem Tuch abwischte. Als er sie wieder weglegte und erneut die Wunde anschaute, war sie erleichtert, als er zufrieden nickte. Er wandte sich wieder dem Koffer zu und holte weitere Gegenstände heraus. Etienne blickte zu dem Tuch und entdeckte einige kleine Holzsplitter, wahrscheinlich von dem Schrank, in welchem sie gelandet war.
„Ich bin mir nicht sicher, ob das genäht werden soll“, sagte er.
„Gibt mir den Spiegel“, sagte Etienne. Die Müdigkeit erreichte sie nun umso mehr, da sie saß.
Er holte einen kleinen runden Spiegel aus dem Koffer heraus, „Wieso ist da eigentlich ein Spiegel drin?“
„Tatinne macht sie rein, damit man sich selbst versorgen kann, wenn es nötig ist“, sagte Etienne, „Offensichtlich kann ich nicht alles sehen.“
Sie nahm den Spiegel entgegen und sah zum ersten Mal richtig ihre Wange. Es war kein tiefer Schnitt, dafür aber kein sauberer. Viele kleine Schürfwunden zierten ihren Wangenknochen.
„Ein paar Verschlussstreifen reichen“, sagte sie und legte den Spiegel wieder weg.
Raffael nickte und holte die entsprechenden Gegenstände heraus, schien zwischendurch unsicher, was genau er brauchte.
„Da sollte noch eine Büchse mit einer Creme drin sein. Gib sie mir“, sagte sie.
Er hielt sie nach kurzem Durchsuchen hoch. Sie war hübsch geschmückt und Etienne entdeckte Tatinnes Handschrift.
„Was ist das?“, fragte Raffael, während er es ihr reichte.
„Das hat Tatinne selbst gemacht. Ich kann dir nicht genau sagen was drin ist. Aber es wird helfen.“
„Selbst gemacht?“, fragte er und widmete sich wieder dem Koffer, während sie sich etwas von der Creme auf die Wange auftrug, „Ich hätte nicht gedacht, dass sie sich in so etwas gut auskennt.“
Sobald etwas von der Creme ihre Wunde berührte, spürte sie die Entspannung einsetzen, als der Schmerz gedämpft wurde. Etienne hörte Tatinne noch immer unten fluchen, dafür aber keinen Ton von Gilgian. So wütend wie sie war, würde es Etienne nicht wundern, wenn sie nicht sonderlich sanft mit ihrem Patienten umgehen würde. Umso beeindruckender, nichts von Gilgian mitzubekommen.
„Ich bekomme noch einen Ring von dir“, sagte er, als er sich ihr wieder zuwandte.
„Den hat Gilgian“, sagte sie, „Ich werde ihn dir die Tage über geben. Wenn ich die Jacke bekomme.“
Er grinste, „Natürlich. Wieso hast du ihn ihm überhaupt gegeben?“, fragte er dann, „Gilgian kann ziemlich viel einstecken. Von allen Leuten in dem Zimmer brauchte er ihn am wenigsten.“
„Dafür, dass er so viel einstecken kann, hat er gut was abbekommen.“
„Das stimmt. Ich schätze, er hat nicht richtig aufgepasst. Oder er hat sich entschlossen, gar nicht aufzupassen. Gilgian kämpft sehr direkt. Er nimmt auch gerne mal einen direkten Schlag entgegen.“
Er schien unsicher zu sein, wie genau er das mit den Pflastern machen sollte. Seine Bewegungen waren zögerlich. Raffael schien das nicht so häufig zu machen und Etienne spürte die Unsicherheit und Vorsicht in jeder seiner Bewegung. Er schien jedoch eine grobe Ahnung davon zu haben. Sie hielt still, während er sich an ihrer Wunde zu schaffen machte und entschloss sich, dies nicht anzusprechen. Zum Schluss holte er etwas Verband heraus, legte es zusammen und klebte es mit zwei Pflastern fest.
„Fertig“, sagte er.
„Nun sehe ich aus, als hätte man mir eine reingehauen“, sagte sie, als sie wieder in den Spiegel blickte.
„Vielleicht solltest du nicht alleine in gruselige Häuser gehen. Dann würdest du auch nicht so wieder herauskommen.“
Sie schnaubte, „Oh entschuldige, wenn ich das so direkt sage, aber ich glaube nicht, dass dich das irgendwas angeht, wo ich hingehe.“
„Das stimmt“, sagte er und packte die Sachen wieder in den Koffer, „Aber dann will ich auch keine Beschwerden über dein Aussehen hören.“
Etienne zuckte mit den Schultern, „Mich stört nur, dass es so offensichtlich ist.“
Er lachte schnaubend, sagte aber nichts weiter zu.
Vorsicht bedachte sie ihn und fragte dann, „Was hattest du mit Gilgian dort überhaupt zu suchen?“