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Kapitel 32 • Raffiniert

Constance wandte sich an Seki, diesmal hörbar, damit Sarah nicht ausgeschlossen war. »Wie haben die Sonden die Rohstoffe für die neue Atmosphäre der Squirrel gewonnen?«

»Betriebsgeheimnis«, entgegnete Seki frohlockend. »Aber selbstverständlich können die Parameter so angepasst werden, dass praktisch beliebige Stoffgemische zum TeleFab transportiert werden. Für die Aufbereitung von Erzen ist allerdings der Energiebedarf ungleich höher, als wenn nur gefrorene Gase aufgenommen werden sollen.«

»Ist das ein Problem?«, erkundigte sich Sarah zaghaft.

»Nein«, erwiderte Seki. »Wie bereits erläutert, kann ein Bruchteil der Substanzen direkt zur Energiegewinnung abgezweigt werden. Naturgemäß bieten sich dafür die unerwünschten Nebenprodukte an.«

Constance schüttelte belustigt den Kopf. »Damit meint Seki wahrscheinlich das Muttergestein, oder?«

»Vermutlich«, bestätigte Sarah. »Dann müssten wir nur noch ein oder zwei der aussichtsreichsten Asteroiden auswählen und die Sonden darauf ansetzen? So ganz kann ich das gar nicht glauben, dass das alles so einfach sein soll.«

»Korrekt. Ich warte nur auf eure Anweisungen«, antwortete Seki lapidar.

»Wie kann ich mir bitte die Daten der vielversprechendsten Kandidaten genauer ansehen?«, erkundigte sich Sarah.

Seki seufzte theatralisch. »Am besten, du sagst mir, was du wissen willst. Leider hast du eine derart archaische Version des DataPorts implantiert, dass damit eine effiziente Steuerung praktisch unmöglich ist.«

Sarah schnaubte verächtlich. »Pah, von wegen ‚archaisch‘! Ich habe mir an der Uni ein Upgrade auf das aktuellste Modell machen lassen, das hat mich ein Vermögen gekostet! Und das ist noch nicht so lange her, als dass mein DataPort schon wieder zum alten Eisen gehören kann.«

Constance konnte sich ausrechnen, dass Sarahs DataPort dennoch etliche Generationen hinter ihrem eigenen herhinkte. Diesen Prototypen hatte sie ja direkt im Forschungslabor des MAD implantiert bekommen — von der mentalen Kommunikation mit Seki über ihr gemeinsames Schwarmbewusstsein ganz zu schweigen.

»Wir könnten deinen DataPort modernisieren«, bot Seki überraschend an. »Die erforderlichen Komponenten hätte der TeleFab im Nu synthetisiert, und die MediKrippe an Bord der Silver Eagle ist bestens ausgestattet. Für den MediBot wäre das ein Routineeingriff.«

Sarah fielen fast die Augen aus dem Kopf. »Was sagst du da? Ich lasse mir doch nicht von einer KI oder einem Roboter an meinem Gehirn herumexperimentieren!«

Constance hob beschwichtigend die Hand und lachte vergnügt. »Was meinst du denn, wer deine DataPort-OP an der Uni durchgeführt hat? Für einen menschlichen Chirurgen sind die Arbeiten viel zu diffizil, selbst mit Lupenbrille.«

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Sarah ließ die Schultern hängen. »Du raubst mir aber auch jegliche Illusion«, beklagte sie sich.

Constance legte ihr die Hand auf den Arm. »Denk einfach mal darüber nach. Du musst dich ja nicht sofort dafür entscheiden. Aber glaub mir, die Steuerung der umfangreichen und komplexen Funktionen der Silver Eagle wäre erheblich leichter.«

»Na gut. Ich werde darüber nachdenken. Welche Vorteile hätte so ein Upgrade sonst noch?«

»Du könntest dir die unterschiedlichsten Overlays einblenden lassen«, versprach Seki, »beispielsweise die Daten zu einem Asteroiden auf dem Display vor dir, auf den du deinen Blick richtest. Das Ganze funktioniert dann ähnlich wie eine VR-Brille, nur eben ohne eine sperrige Brille, die dein Gesichtsfeld einengen würde.«

Sarah war sprachlos. Dann fasste sie sich wieder und ihr Blick verklärte sich. »Echt jetzt? Das wäre in der Tat äußerst praktisch. Auf der Squirrel musste ich mir die Daten immer mühsam auf einem Monitor zusammenstellen, und am Ende war nie genug Platz für all die interessanten Informationen. Lasst mir noch ein wenig Bedenkzeit. Aber du kannst ja schon mal einen Platz auf dem OP-Tisch für mich reservieren!« Sie lachte verlegen und betastete geistesabwesend die Stelle hinter ihrem linken Ohr, wo der DataPort implantiert worden war.

»Nachdem das jetzt geklärt ist«, sagte Seki gedehnt, »welche Daten brauchst du, um deine Kandidaten auszuwählen?«

»Zeige mir bitte die Intensitäten der charakteristischen Spektrallinien für die diversen Seltenerdmetalle an«, bat Sarah, »allen voran natürlich die auffälligen Emissionslinien von Europium. Das können wir gut als Marker für die übrigen Lanthanoide verwenden.«

Augenblicklich verfärbten sich auf dem Monitor vor Sarah ein paar Dutzend der Lichtpünktchen rosa bis rot.

»Sehr gut. Könntest du bitte noch einen Balken neben jeden Asteroiden zeichnen entsprechend der Intensität?« Sarah beugte sich nach vorne, um die Anzeige genauer zu studieren. Dann deutete sie mit dem Finger auf einen Asteroiden. »Der da wäre für den Anfang bestens geeignet, nicht zu weit entfernt und eine vielversprechende Intensität der Spektrallinien. Mit welchen Reisezeiten müssten wir für die Sonden rechnen, bis sie auf den ausgewählten Asteroiden laden?«

»Die jeweilige Reisezeit beträgt zwischen zehn und zwanzig Minuten«, gab Seki bekannt und kicherte.

Sarah warf erstaunt einen Blick zu Constance hinüber und zog fragend eine Augenbraue hoch. »Meint sie das etwa ernst?«

»Durchaus.« Constance schmunzelte. »Auch die Sonden haben ihren eigenen Sprungantrieb dabei. Die meiste Zeit geht damit drauf, auf dem ausgewählten Asteroiden tatsächlich zu landen, der Anflug ist mit einer Reihe Mikrosprünge praktisch sofort erledigt.«

Sarah schüttelte fassungslos den Kopf. »Diese Technologie würde den Minengesellschaften auch gut gefallen! Derzeit verbringen ihre Erzfrachter ja die meiste Zeit damit, zwischen Mine und Raffinerie hin und her zu pendeln.«

»Um so wichtiger ist es, dass sie das alles nicht in die Finger bekommen!«, ermahnte Seki streng.

Sarah runzelte die Stirn und tippte sich geistesabwesend gegen das Kinn. »Gehe ich richtig in der Annahme, dass auch die tatsächliche Entfernung des Asteroiden von der Silver Eagle kaum eine Rolle spielt für die Reisezeit?«

»Korrekt«, bestätigte Seki. »Auf einen Mikrosprung mehr oder weniger kommt es nicht an, auch die Entfernung, die mit einem Hyperraumsprung überwunden wird, wirkt sich nicht auf die Zeit aus, die ein Raumschiff im Hyperraum verbringt.«

Sarah rieb sich die Hände. »Ich kann es kaum erwarten, die ersten Metallproben aus dem TeleFab zu nehmen!«

»Diese werden auch von unübertroffener Reinheit sein«, versprach Constance lachend. »Bleibt uns nur noch, endlich diese Zertifikate zu besorgen. Lass uns zurück zu Nepomuk in den Salon gehen und nachsehen, wie weit er mit den Angriffen auf die Mining Corp-Netze gekommen ist. Außerdem könnte ich gut einen Cappuccino vertragen.«

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