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Kapitel 17 • Eiscocktail

Constance runzelte die Stirn. »Je nach Stickstoffgehalt benötigen wir etwa zehn bis 20 Tonnen Asteroideneis. Wenn wir Glück haben, enthält das Eis gefrorenen Ammoniak, dann brauchen wir sogar noch weniger. Aber höchstwahrscheinlich finden wir nur Cyanide mit deutlich geringerem Stickstoffgehalt.«

»Das ist eine ganze Menge«, brummte Sarah und verzog das Gesicht. »Wie willst du das alles abbauen und an Bord der Silver Eagle schaffen?«

»Auch hier kann uns all die Krikri-Technologie helfen, die wir an Bord der Silver Eagle haben. Mehr darf ich dir darüber leider nicht verraten.«

Sarah schnaubte. »Du sprichst in Rätseln. Aber ich verstehe, dass du mir nicht alles erzählen darfst. Ich muss es ja nicht mögen.«

Constance seufzte. »Danke für dein Verständnis. Nur soviel sei verraten: Es genügt vollauf, eine modifizierte Sonde auf dem ausgewählten Asteroiden zu landen. Diese kann uns dann die abgebauten Rohstoffe, sei es Eis oder Erz, direkt auf die Silver Eagle liefern.«

»Nicht schlecht. Und wie geht es dann weiter?«

»Ein Schritt nach dem anderen«, antwortete Constance ausweichend. »Lass uns zuerst einmal die passenden Asteroiden finden und die Rohstoffvorkommen verifizieren. Das wird uns eh einige Zeit kosten, auch wenn wir dafür selbst nicht durch den Asteroidengürtel streifen müssen. Die Sonden sind soweit autark, dass sie die notwendigen Untersuchungen vor Ort eigenständig durchführen können. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, schließlich habe ich die letzten Monate nichts anderes hier draußen gemacht.« Sie lächelte gequält.

»Dann machst du mir hier auch noch Konkurrenz?«, entrüstete sich Sarah lachend.

»Sieht ganz danach aus!« Constance grinste breit. »Aber mein Jagdrevier erstreckt sich über den gesamten Sternhaufen, mit den paar läppischen Asteroiden hier gebe ich mich gar nicht erst ab!«

»Ach, hör doch auf, mir deine überlegene Ausrüstung unter die Nase zu reiben«, beschwerte sich Sarah augenzwinkernd.

›Seid ihr zwei Turteltäubchen jetzt endlich fertig?‹, beschwerte Seki sich ungehalten. ›Die drei Sonden sind wieder einsatzbereit und bereits auf dem Weg zu den ersten aussichtsreichen Asteroiden aus Sarahs Liste.‹

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Constance ließ eine Grafik des Asteroidengürtels aus der Vogelperspektive auf dem Monitor vor ihnen anzeigen. Die Positionen der beiden Raumschiffe und der drei Sonden waren farblich hervorgehoben.

»Was ist das?!«, staunte Sarah. »Sind diese Lichtpünktchen deine drei Sonden? Die können sich doch unmöglich so weit von der Silver Eagle entfernt haben in der kurzen Zeit, in der wir uns hier unterhalten haben!«

»Offensichtlich doch«, entgegnete Constance stolz.

»‚Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden‘«, murmelte Sarah beeindruckt. »Ich habe für die Reise hierher mehrere Tage gebraucht, und für die ungleich kürzere Strecke zwischen zwei benachbarten Asteroiden immer noch ein oder zwei Stunden.«

»Warte erst einmal, bis die ersten Rohstoffe hier eintreffen und verarbeitet werden. Das erste Mal, als ich das hier an Bord der Silver Eagle mit eigenen Augen gesehen habe, ist mir genau dieses Zitat von Arthur C. Clarke in den Sinn gekommen.« Constance zuckte verlegen mit den Achseln. »Mittlerweile kommt mir all das technologische Hexenwerk ganz normal vor.«

›Du elende Angeberin!‹, tadelte Seki. ›Das verstehst du also unter ‚nur die notwendigsten Details preisgeben‘!‹

›Darf ich Sarah den TeleFab zeigen?‹, erkundigte sich Constance betroffen.

›Du hast ja ihr Pinkie-Ehrenwort!‹, verkündete die Krikri-Königin gönnerhaft. ›Bei Bruch unseres Vertrauens verliert Sarah einen Finger, so will es dieser barbarische Brauch‹, fügte sie streng hinzu.

Constance schluckte schwer. Sie war sich nicht sicher, ob Sarah die möglichen Folgen eines Wortbruchs so wörtlich verstanden hatte.

Sarah deutete auf den Monitor. »Sieh mal! Eine der Sonden ist wohl bereits auf einem Asteroiden fündig geworden, jedenfalls blinkt neben ihrem Symbol jetzt ein ‚NH3‘. Was hat das zu bedeuten?«

»Volltreffer!«, jubelte Constance und riss die Fäuste hoch. »Die erste Sonde hat ein Gemisch aus Ammoniak, Wassereis und Kohlendioxideis auf dem Asteroiden entdeckt, das ist geradezu ideal für unsere Zwecke. Daraus können wir die drei wichtigsten Gase für eine atembare Atmosphäre synthetisieren! Und Wasser kann man an Bord eines Raumschiffs ja bekanntlich nie zu viel haben.«

»Aber bevor wir das Gasgemisch in die Squirrel pumpen, müssten noch die Löcher in der Außenhaut geflickt werden, sonst ist das alles für die Katz!«

»Ja sicher. Aber darum kümmert sich bereits einer der RepBots der Silver Eagle. Seki hat in einem unserer Laderäume ein paar passende Blechstücke gefunden, zumindest dafür müssen wir also nicht erst die Rohstoffe auftreiben.«

»Seki?«, entfuhr es Sarah überrascht. »Ich dachte, du bist alleine an Bord der Silver Eagle!«

»So nennt sich die KI der Silver Eagle«, antwortete Constance verlegen. Sie hatte sich schon wieder verplappert.

Sarah lachte schallend. »Na klar — Silver Eagle Künstliche Intelligenz — kurz SEKI. Ziemlich einfallslos, wenn du mich fragst!«

»Pass auf, was du sagst«, ermahnte Constance. »Sie kann jedes Wort hören, das wir hier sprechen! Und sie reagiert hin und wieder etwas empfindlich.«