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Kapitel 16 • Offenbarung

›Sollen wir wirklich das Risiko eingehen, für die Reparaturen einen Außeneinsatz zu fingieren?‹, erkundigte sich Constance. ›Wenn ich es richtig verstehe, könnte das doch der RepBot auch gut alleine erledigen, korrekt?‹

›Korrekt‹, bestätigte Seki nach kurzer Pause. ›Aber wie willst du Sarah diese Wunderheilung ihrer geliebten Squirrel erklären, wenn ihr beide nicht selbst Hand angelegt habt?‹

Constance seufzte. ›Ja, das wird schwierig werden. Könnten wir die Squirrel mit zurück zur Piratenbasis schleppen und dort reparieren?‹

›Das geht auch nicht so einfach, da die Verbindung zwischen den Druckschleusen nicht die Belastungen während eines Hyperraumsprungs überstehen wird. Du erinnerst dich, dass wir für die Konstruktion einer ausreichend stabilen Verbindung zwischen der Silver Eagle und dem Grauen Falken mehrere Tage benötigt haben?‹

Sarah musterte Constance mit gerunzelter Stirn. »Sag mal, träumst du hier vor dich hin oder was? Wir wollten doch mit den Reperaturen beginnen. Schon vergessen?«

Constance riss sich zusammen und erwiderte Sarahs Blick mit gespielter Gelassenheit und hochgezogener Augenbraue. Dann wandte sie sich mental an Seki und die Krikri-Königin. ›So kommen wir nicht weiter. Ich muss ihr reinen Wein einschenken, zumindest was den RepBot angeht, wahrscheinlich auch meine mentale Verbindung zu euch. Die Module für den GravGen kann ich ja ‚zufällig‘ irgendwo in einem der Laderäume finden.‹

Die Königin :seufzte:. ›Wenn es denn sein muss. Aber beschränke dich auf das Nötigste und gib nicht zu viele Details preis!‹

»Also gut«, setzte Constance schließlich an. »Ich habe dir ein paar Dinge verschwiegen, die bisher nur sehr wenige Menschen wissen und die auch du unter keinen Umständen Anderen gegenüber erwähnen darfst. Habe ich dein Wort darauf?«

Sarah schnitt eine Grimasse. »Ich wusste doch gleich, dass das hier nicht mit rechten Dingen zugeht. Aber OK, du hast mein Ehrenwort, dass ich die Klappe halte.« Sie hielt Constance den gekrümmten Finger ihrer rechten Hand hin.

Constance starrte verwundert auf den dargebotenen Finger. »Was wird das?«

»Pinkie-Ehrenwort. Noch nie davon gehört?«, mokierte sich Sarah. »Von welchem hinterwäldlerischen Planeten kommst du denn, dass du nicht die gängigsten Umgangsformen beherrschst?« Sie schüttelte grinsend den Kopf, hielt aber Constance weiterhin ihren Finger hin.

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Constance lächelte schief und hakte zögerlich ihren kleinen Finger in den Sarahs ein. »Ich bin nur sehr behütet aufgewachsen, sozusagen aus gutem Hause. Dort waren solche Gesten in der Tat nicht üblich.«

»Nichts für ungut«, brummte Sarah zufrieden und rieb sich die Hände. »Und jetzt raus mit der Sprache!«

»Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll«, gestand Constance. »So viel der Technik hier ist nicht mehr Teil der ursprünglichen Ausstattung der Silver Eagle, sondern wurde von den Krikri eingebaut oder bis zur Unkenntlichkeit umgebaut. Das fängt bei den Triebwerken an, die viel leistungsfähiger sind als zuvor. Ich habe einen neuartigen DataPort, über den ich quasi mental mit der KI des Raumschiffs kommunizieren kann. Und zu guter Letzt sind alle technischen Einrichtungen hier modifiziert und erweitert worden. Im Wesentlichen sind sie besser mit der KI integriert und das erweckt den Anschein, als könnten sie weitaus komplexere Aufgaben autark ausführen.«

Sarah lauschte den Ausführungen gebannt. »Und was heißt das jetzt konkret für mich und meine Squirrel?«

»Es bedeutet, dass wir keinen Außeneinsatz machen müssen, um die Außenhülle zu flicken. Das kann der RepBot mit Anleitung durch die KI alleine durchführen. Und wir können die drei Sonden dafür verwenden, das Rohmaterial zur Regenerierung der Atmosphäre von den umliegenden Asteroiden zu beschaffen.«

»Nicht schlecht!«, staunte Sarah. »Wir machen es uns also im Salon gemütlich und trinken einen Cappuccino nach dem anderen, bis die Squirrel wieder startklar ist?«

»Ganz so einfach ist es auch wieder nicht.« Constance schüttelte belustigt den Kopf. »Wir müssen zuerst geeignete Asteroiden ausfindig machen, dazu sind die Sonden nicht in der Lage. Es bleibt ebenfalls uns überlassen, den RepBot mit den benötigten Materialen zu versorgen. Aber vielleicht finde ich da etwas Geeignetes in den Laderäumen der Silver Eagle.«

»Also gut. In welcher Reihenfolge gehen wir unsere Problemchen an?«

»Als erstes sollten wir uns um die Außenhülle kümmern«, sagte Constance mit Nachdruck. »Dann kommt die Atmosphäre dran, und zu guter Letzt versuchen wir uns an dem GravGen.«

»Soll mir Recht sein!«, stimmte Sarah zu und nickte eifrig. »Wir brauchen also zunächst einmal die passenden Asteroiden. Da trifft es sich ja gut, dass ich mich in der Gegend hier schon ganz gut auskenne und ein paar der größeren Brocken bereits analysiert habe. Die meisten davon sind hinsichtlich der Erzvorkommen eher uninteressant, aber ich habe die Koordinaten von ein paar Eisklumpen, die uns für die Atmosphäre ganz gelegen kommen.«

»Sehr gut. Bitte übertrage diese Koordinaten an die Silver Eagle, dann können die Sonden nochmal eine genauere Analyse machen. Anschließend picken wir uns einen Asteroiden davon heraus, der ausreichende Vorkommen an Ammoniak aufweist. Stickstoff ist ja der Hauptbestandteil unserer Atemluft, davon brauchen wir also eine ganze Menge.«

»Was heißt ‚eine ganze Menge‘ genauer?«, wollte Sarah wissen.

»Wir reden von etwa einem Kilogramm Stickstoff pro Kubikmeter Luft. Der Innenraum der Squirrel umfasst ungefähr 1.500 Kubikmeter, also brauchen wir alleine eineinhalb bis zwei Tonnen Stickstoff.«

»Ich kann mir das nicht vorstellen. Wie viel Asteroideneis benötigen wir dann?«