»Was meist du?«, fragte Sarah verblüfft. »Willst du vielleicht mit deiner Silver Eagle mehrere Schleifen rund um die Squirrel fliegen und deren Außenhülle mit den Bordkameras ablichten?«
»Nicht ganz, aber nahe dran.« Constance lächelte verschmitzt. »Ich habe drei Sonden mit Teleskopen an Bord, die wie geschaffen für diesen Einsatz sind. Wir müssten nur die Fokuslänge der optischen Systeme anpassen, damit die Sonden hochauflösende Aufnahmen aus unmittelbarer Nähe der Squirrel mit optimaler Schärfe machen können.«
»Optische Systeme — angewandte Physik«, murrte Sarah.
Constance winkte ab. »So aufwändig sind die Anpassungen gar nicht, im Wesentlichen bekommen die Teleskope nur eine Korrekturlinse verpasst. Das ist Standard bei diesen Dingern.«
›Wir haben derartige Linsen sogar vorrätig, da die Sonden ja auch zur Naherkundung von Asteroiden eingesetzt werden können‹, warf Seki ein. ›Ich lasse die Anpassung durch den RepBot erledigen, sobald die Sonden wieder an Bord sind. Sie werden in einer halben Stunde einsatzbereit sein.‹
»Die Sonden sind aktuell noch in 150 Millionen Kilometern Entfernung«, verkündete Constance, »aber befinden sich bereits auf dem Weg hierher. Sollen wir uns in der Zwischenzeit das Innere der Squirrel nochmal ansehen und überprüfen, ob sie nicht doch noch weitere Schäden davongetragen hat? Oder möchtest du zuerst noch einen Cappuccino?«
›Ein Cappuccino wäre perfekt, dann seid ihr aus dem Weg und der RepBot kann ungesehen an Bord der Squirrel gelangen!‹
»Zu einem Cappuccino sage ich nicht ‚nein‘!«, Sarah lachte, »vor allem wenn die Alternative darin besteht, im Raumanzug durch die hintersten Ecken und Winkel der Squirrel zu kriechen. Das können wir immer noch machen, sobald wir die Löcher von außen geflickt haben und dann der Druck nicht hält.«
»Einverstanden!« Constance schmunzelte. Gut, dass sie ihre Überredungskünste nicht ausspielen musste. Sie würde sich bestimmt wieder verplappern und damit nur das Misstrauen Sarahs wecken.
Die beiden Frauen hangelten sich zurück in die Druckschleuse der Silver Eagle, entledigten sich dort ihrer Raumanzüge und schlenderten dann weiter in den Salon. Dort warteten bereits zwei dampfende Tassen Cappuccino und ein Teller mit frischen Plunderteilchen auf sie.
Sarah machte große Augen und stemmte die Fäuste in die Hüften. »Sag mal, kann dein Schiff Gedanken lesen? Oder wie willst du mir erklären, dass hier bereits für uns aufgetischt wurde?« Dann beugte sie sich über den Tisch und sog genüsslich den Duft der noch ofenwarmen Leckereien ein.
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»Wie bereits erwähnt, mache ich das über meine SmartWatch.« Constance wand sich unbehaglich unter dem stechenden Blick Sarahs. ›Lange nimmt sie mir diese andauernden Ausflüchte nicht mehr ab!‹
›Du hast Recht. Es wird höchste Zeit, dass wir sie wieder loswerden!‹, stimmte die Krikri-Königin zu.
Constance zuckte überrascht zusammen. Sie hatte nicht mit einer direkten Einmischung der Königin gerechnet. Während der letzten Wochen hatte ihr immer Seki die ‚Wünsche‘ der Königin übermittelt.
»Was ist?«, erkundigte sich Sarah besorgt.
»Mir ist gerade … eingefallen …«, stammelte Constance, »dass wir auch nicht genügend Material für die Reparaturen der Außenhülle haben. Es kann sein, dass wir hierfür ein paar Blechstücke aus dem Inneren der Squirrel schneiden müssen, etwa aus einer Wandverkleidung oder einem Blechschrank.«
Sarah wurde erst leichenblass und rang nach Atem, dann lief sie puterrot an. »Das kann doch nicht dein Ernst sein! Du willst irgendwelche Wände in meiner Squirrel aufschneiden, nur damit wir ein paar winzige Löcher in der Außenhülle flicken können?« Sie atmete tief durch. »Es muss eine andere Möglichkeit geben, an das Material zu kommen. Hast du nicht irgendeinen alten Container an Bord oder eine Blechkiste, die du entbehren könntest?«
Constance lächelte entschuldigend. »Doch, ich kann da sicher etwas auftreiben. Das war eine absurde Idee von mir.«
›Du bist im Umgang mit Deinesgleichen nicht sehr geschickt!‹, warf Seki ein.
›Ich bin einfach aus der Übung‹, verteidigte sich Constance.
›Während ihr es euch hier gut gehen lasst, war ich nicht untätig. Der RepBot hat die Optiken der drei Sonden angepasst, diese haben bereits mit der Untersuchung der Außenhülle der Squirrel angefangen. Spiel mal ein wenig an deiner SmartWatch herum, dann zeige ich euch die ersten Bilder.‹
Constance machte sich wie geheißen an ihrer SmartWatch zu schaffen. Kurz darauf füllte eine Nahaufnahme der Squirrel den großen Monitor an der Wand des Salons. Deutlich waren die Einschusslöcher zu sehen, die sich in einer Reihe quer über die Flanke des Raumschiffs zogen.
Sarah fiel die Kinnlade auf die Brust. »Wie hast du das gemacht? Sind deine Drohen soweit autark, dass sie diese Aufnahmen selbständig gemacht haben?«
Constance winkte ab. »Nein, natürlich nicht. Die Steuerung hat die KI der Silver Eagle übernommen.«
»Wow!«, entfuhr es Sarah. »Die KI der Squirrel ist nicht viel mehr als ein besserer Autopilot. Das Allermeiste muss ich selbst machen.«
Constance ließ sich den Verlauf der elektrischen Leitungen im Rumpf der Squirrel als Overlay einblenden. Die Einschusslöcher wurden vor ihrem ‚inneren Auge‘ farblich markiert. Sie wandte sich an Sarah. »Du kannst von Glück reden, dass wahrscheinlich nur die Außenhülle beschädigt wurde.« Sie wies auf zwei Bereiche im ‚Dach‘ der Squirrel. »Hier verlaufen weitere Kabelschächte, die aber nicht getroffen wurden.«
»Dann sollten die Reparaturen ja schnell über die Bühne gehen!«, frohlockte Sarah und stürzte den Rest ihres Cappuccinos hinunter. »Wann fangen wir endlich damit an?«