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Kapitel 19 • Robin

»Robin der Rächer!« Sarah kicherte, dann blickte sie verträumt ins Leere und seufzte. »Robin ist mein bester Freund. Wir kennen uns schon seit Ewigkeiten.«

»Lebt er ebenfalls auf der Basis?«, fragte Constance. Ihr war Sarahs schmachtender Gesichtsausdruck nicht entgangen.

Sarah nickte eifrig. »Ja, er ist unser IT-Spezialist. Ohne ihn hätten wir nicht einmal Internet — nun ja, soweit man das hier draußen überhaupt Internet nennen kann. Schließlich gibt es hier ja nur diese lahmen Nachrichten-Drohnen, die die Versorgungsschiffe immer mitbringen. Offiziell gibt es ja nicht einmal die.« Sie ließ den Kopf hängen.

Constance nickte mitfühlend. »Ja, wir sind hier schon ziemlich abgeschnitten vom Rest der Welt.« Sie verschwieg besser, dass Seki ein Knoten im neuen, verzögerungsfreien Komm-Netz der Krikri war und sie damit direkten Zugriff auf alle Datennetze der Konföderation hatte — inoffiziell und streng geheim, versteht sich!

›Das ist auch eines der wenigen Dinge, die Sarah unter keinen Umständen erfahren darf!‹, ermahnte die Krikri-Königin.

»Früher hat Robin für uns immer die lohnenden Angriffsziele ausgekundschaftet, aber den Job ist er ja erstmal los, seit wir alle brave Bürger geworden sind.« Sarah schüttelte missmutig den Kopf. »Er langweilt sich seither zu Tode!«

»Und kommt dann auf dumme Gedanken?«, vermutete Constance.

»Ja, genau. Das hat ihn schon mehr als einmal in ernste Schwierigkeiten gebracht.«

»Was ist passiert?«, erkundigte sich Constance und beugte sich gespannt vor.

»Robin hat sich bei diesem Scheusal Frank Gordon angebiedert. Das ist sonst gar nicht seine Art, und früher hatte er immer einen weiten Bogen um den Kapitän des Grauen Falken und seine Saufbrüder gemacht. Aber der alte Dunnett hatte einfach nichts für Robin tun, und er ist dann zwei- oder dreimal mit Frank mitgeflogen, wohl in der Hoffnung, irgendwo von Bord gehen zu können. Der Gedanke daran hat mir fast das Herz gebrochen. Wie hätte ich es hier alleine aushalten sollen?« Sie zog die Nase hoch. »So hatte Robin es sich jedenfalls endgültig mit Dunnett verscherzt.«

»Wieso ‚endgültig‘?«, hakte Constance nach. »Was war davor schon vorgefallen?«

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Sarah errötete. »Na ja, wie du sicher schon erraten hast, haben wir was zusammen angefangen. Und das hat dem Alten irgendwie nicht gepasst. Ich weiß auch nicht, warum er sich da überhaupt einmischen musste, ich bin schließlich eine erwachsene Frau! Das ist allein meine Angelegenheit, mit wem ich ins Bett gehe — nicht dass es soweit zwischen uns gekommen wäre!«, fügte sie hastig hinzu.

Constance schüttelte belustigt den Kopf. Natürlich durfte sie Dunnetts Geheimnis nicht preisgeben, aber dies machte die ganze Situation um so amüsanter.

»Ich hoffe, dass Robin sich wieder fängt und mit diesem rebellischen Getue aufhört, jetzt wo Frank abgehauen ist.« Sie warf Constance einen flehenden Blick unter ihren langen Wimpern hervor zu. »Meinst du, du könntest beim alten Dunnett ein gutes Wort für Robin einlegen?«

»Das kann ich gerne versuchen. Er wird überglücklich sein, seine …«, Constance biss sich auf die Zunge, »Prospektorin wieder zu sehen. Vielleicht kann ich die Gunst der Stunde ausnutzen.« Sie fragte sich zum wiederholten Male, wie Dunnett es geschafft hatte, das Geheimnis seiner Vaterschaft über all die Jahre für sich zu behalten. Offenbar war er deutlich besser darin, seine Worte mit Bedacht zu äußern als sie selbst.

›Das ist nun wahrlich kein Kunststück!‹, warf Seki trocken ein.

Constance stöhnte. Sie musste wieder mehr auf ihre mentalen Barrieren achten, damit es Seki nicht so leicht fiel, ihre Gedanken zu belauschen. Sie wunderte sich schon, dass Seki sie deswegen nicht bereits ermahnt hatte.

Sarah musterte Constance mit gerunzelter Stirn und dann zog eine Augenbrauen hoch. »Was ist jetzt schon wieder? Redest du mal wieder mit Seki?« Sie schnitt eine Grimasse. »Dir ist schon bewusst, dass es unhöflich ist, Anwesende von einer Unterhaltung auszuschließen, oder haben dir das deine Eltern auch nicht beigebracht?«

Constance zuckte verlegen mit den Achseln. »Ich habe eigentlich nicht mit Seki gesprochen, sie hat vielmehr meine Gedanken belauscht und mich zurechtgewiesen.«

»Die KI hat was?!«, entfuhr es Sarah. Sie blickte sich panisch um, offenbar auf der Suche nach Kameras und Mikrofonen. »Werden wir hier ununterbrochen belauscht?«

»Natürlich«, konstatierte Constance gelassen. »Wie stellst du dir vor, dass sonst eine KI — egal ob hier oder an Bord eines anderen Raumschiffes — unsere gesprochenen Befehle entgegennehmen könnte?«

»Muss sie dafür nicht ein Schlüsselwort erhalten? Oh …« Sarah schlug entsetzt die Hand vor den Mund und lachte dann verlegen. »Natürlich muss sie auch dafür alle gesprochenen Worte analysieren — es könnte ja das Schlüsselwort dabei sein.«

»Gut erkannt, Schätzchen!« Seki lachte meckernd. »Aber ich ziehe es tatsächlich vor, wenn du ganz normal mit mir redest und mich nicht wie eine halbwegs intelligente Maschine behandelst — mich also einfach bei meinem Namen rufst, auch wenn dieser vielleicht nur ein Akronym ist.«

Sarah lächelte gezwungen. »Ich werde es versuchen!«, versprach sie.

»Sag mal, hättest du nicht Lust, auf der Silver Eagle zu bleiben und Constance bei der Prospektion zu unterstützen?«

Constance fiel die Kinnlade bis auf die Brust herab.