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Kapitel 31 • Steinreich

Nach dem ausgedehnten Frühstück zogen sich Constance und Sarah auf die Brücke zurück, um dort die weitere Erkundung des Asteroidengürtels zu planen und auch um Robin seine Ruhe zu lassen bei den Recherchen zur Flugroute der RemCorsar.

»Was meinst du«, fragte Sarah besorgt, »treiben sich hier noch mehr Konzernschiffe herum und versuchen, uns auszukundschaften?«

»Das will ich nicht hoffen«, entgegnete Constance und rieb sich die Stirn. Sie fühlte sich, als wäre eine Migräne im Anflug. »Wir haben keinerlei Chancen, uns gegen irgendwelche Angreifer zur Wehr zu setzen.« Sie verschwieg lieber, dass sie sich mit der Silver Eagle bereits — wohlgemerkt erfolgreich! — mit einem ausgewachsenen Clanschiff angelegt hatte.

»Wie hast du mich eigentlich so schnell aufgespürt, nachdem die Squirrel ihren letzten Notruf abgesetzt hatte?«, wollte Sarah unvermittelt wissen. »Das muss doch die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen gewesen sein!«

»Ja, das war es in gewisser Weise«, bestätigte Constance. »Aber zum Glück konnten wir den Flugvektor der Squirrel ganz gut abschätzen und hatten die genaue Position, an der der Notruf ausgesendet wurde. Der Rest war eigentlich ein wenig praktische Astrophotografie, so ähnlich als würde man versuchen, ein scharfes Bild von einem Kometen zu erhalten, der sich ja auch relativ zum Fixsternhintergrund bewegt.«

»Oder wie bei den Fotos, die oft von Sportlern geschossen werden. Die bewegen sich ja auch schnell und sind dann scharf vor einem verwischten Hintergrund!« Sarah lächelte verlegen. »Das kann ich mir eher vorstellen als Kometen und Sterne«, gestand sie und senkte den Blick.

»Das braucht dir doch nicht peinlich zu sein«, tröstete sie Constance. »Obwohl mich das ein wenig wundert, schließlich steuerst du dein eigenes Raumschiff durch den Asteroidengürtel hier, und das geht ja auch nicht lange gut, wenn du dir die Positionen der Himmelskörper und der Squirrel nicht räumlich vorstellen kannst.«

»Kann sein. Aber das ist alles irgendwie greifbar, praxisnah. Astrophysik oder Astronomie sind mir schon immer ein Buch mit sieben Siegeln gewesen.«

Constance nickte mitfühlend. »Lassen wir das, auch wenn uns die Astronomie bei der Suche nach Rohstoffen durchaus dienlich sein kann. Ich habe jedenfalls bei der Suche ein virtuelles Teleskop eingesetzt.«

»Was ist denn das nun schon wieder?«, stöhnte Sarah.

Constance lachte. »Dafür wurden die Signale, die die einzelnen Teleskope der drei Sonden aufgefangen haben, mittels Interferometrie zu einem Bild zusammengefügt, das deutlich bessere Auflösung hatte als das Bild eines einzigen Teleskops.«

Sarahs Augen leuchteten und sie nickte begeistert. »Klar, und damit könnten wir dann die Spektrallinien vieler Hunderte Asteroiden auf einmal aus der Ferne analysieren! Das würde uns jede Menge Zeit sparen!«

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»Genau. Ich habe Seki bereits angewiesen, die drei Sonden wieder so in Position zu bringen, damit wir eine Gesamtaufnahme eines Abschnitts des Asteroidengürtels anfertigen können. Die ersten Bilder müssten jeden Augenblick verfügbar sein.«

Sarah rutschte unruhig auf ihrem Sessel herum. »Da bin ich mal gespannt. Ich musste mit der Squirrel jeden einzelnen Felsbrocken abklappern und aus der Nähe begutachten. Halten wir nach etwas Bestimmten Ausschau?«

»Ich würde vorschlagen, wir tun es der RemCo gleich und suchen nach Seltenerdmetallen. Die Idee mit der größeren Gewinnspanne ist ja nicht schlecht.«

»Aber wie willst du den komplexen Reinigungsprozess hier draußen durchführen?« Sarah schüttelte skeptisch den Kopf. »Dafür fehlt es uns doch an allem!«

»Lass das mal meine Sorge sein«, beschwichtigte Constance sie. »Dafür können wir sehr gut den TeleFab einsetzen. Tatsächlich hatte ich genau so die Metallbarren erzeugt, die ich euch hin und wieder verkauft habe.«

»Ich hatte mich schon gewundert, wo du die immer her hattest!«

Seki meldete sich über die Bordlautsprecher zu Wort. »Ich habe die ersten Aufnahmen der Spektrallinien berechnen lassen. Wie gewünscht, habe ich besonderes Augenmerk auf bekannte Spektrallinien der Seltenerdmetalle gerichtet.«

»Das ist eine prima Idee!«, rief Sarah begeistert. »Ich habe leider immer nur nach den gängigsten Erzen gesucht, deren Spektren sind ja hinlänglich bekannt.«

»Europium hat beispielsweise charakteristische Emissionslinien bei 400 und 613 Nanometern«, dozierte Seki.

»Lass die Prahlerei!«, murrte Sarah. »Du tust dir ja leicht mit solchen Angaben, wenn du Zugriff auf sämtliche Online-Wissensdatenbanken hast.«

»Wie groß sind die Chancen, dass wir solche Spurenelemente überhaupt finden?«, erkundigte sich Constance.

»Gar nicht so schlecht«, antwortete Seki zuversichtlich. »Wir müssen nur schmalbandige Filter verwenden, dann können wir die gesuchten Spektrallinien ganz gut herausarbeiten. Da wir K… — die Krikri nicht so gut Farben sehen wie ihr Menschen, haben sie sich mit optischen Geräten behelfen müssen. Entsprechend weit entwickelt sind die Filter, die in den Sonden verbaut wurden — sie lassen sich sowohl in der Bandbreite als auch in der Wellenlänge des durchgelassenen Lichts einstellen. Ich habe das einmal beispielhaft für die Emissionslinien des Europiums gemacht, das Ergebnis ist sehr vielversprechend.«

Auf dem Wandmonitor erschien ein formatfüllendes Bild des Asteroidengürtels. Einige Dutzend der unzähligen Lichtpünktchen waren farblich markiert.

»All diese Asteroiden enthalten genug Europium, dass ich dieses eindeutig nachweisen konnte«, verkündete Seki stolz. »Und da dieses Element nicht alleine auftritt, sondern immer im Gemisch mit weiteren Seltenerdmetallen, können wir davon ausgehen, dass es davon ausreichende Mengen auf diesen Asteroiden gibt.«

»Unglaublich!«, stammelte Sarah. »Für eine derart umfassende Prospektion hätte ich mit den bescheidenen Mitteln der Squirrel Wochen oder Monate gebraucht. Das grenzt ja schon fast an Magie!«

»Wie heißt es so schön?« Constance konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. »‚Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.‘«

Sarah verdrehte die Augen. »Kommst du mir jetzt noch mit Dichtern des zwanzigsten Jahrhunderts?«

»Das war kein Dichter, sondern ein Visionär«, korrigierte sie Constance gutmütig. »Arthur Clarke war Physiker und Schriftsteller.«

»Von mir aus«, grunzte Sarah. »Hauptsache, wir sind jetzt steinreich!«

»Na ja, zumindest auf bestem Weg dahin«, stimmte Constance lachend zu. »Wir müssen die Metalle nur noch isolieren und dann die vermaledeiten Zertifikate für den legalen Verkauf beschaffen. Sonst streicht den Löwenanteil der Gewinne nur wieder die Mining Corp ein.«