Constance und Sarah hatten noch Robin auf der Brücke eingesammelt, jetzt saßen sie zu dritt um einen der beiden Tische im Salon und warteten darauf, dass der RoboChef endlich das Essen auftrug. Als Vorspeise servierte der Roboterarm drei Schalen voll Gemüsesuppe.
Constance zog eine Schale zu sich heran, dann blickte sie zu Robin hinüber. »Wie weit bist du mit deinen Versuchen gekommen, in die Datennetze der Mining Corp einzudringen?«
Robin schnitt eine Grimasse. »Nicht allzu weit. Ich habe erst einmal all meine Werkzeuge auf den aktuellsten Stand bringen müssen, dafür hatte ich auf der Basis keine Gelegenheit. Ich habe bisher nur eine erste Analyse der Sicherheitsvorkehrungen machen können, die die Mining Corp einsetzt. Das meiste davon ist marktüblich und auch gut gepflegt, alle Sicherheitspatches sind eingespielt. Das wird eine harte Nuss!«
»Das hatte ich befürchtet.« Constance schlürfte vorsichtig einen Löffel der heißen Brühe. »Schließlich will sich keiner der Konzerne von der Konkurrenz in die Karten schauen lassen, bei den Betriebsgeheimnissen geht es um viel Geld und Ansehen.«
»Ja, genau. Aber kein System ist zu 100% sicher.« Robin probierte seine Suppe und lächelte verzückt. »Am einfachsten wäre es natürlich, wenn wir an persönliche Zugangsdaten kämen — allerdings habe ich da wenig Hoffnung. Wir müssten jemanden finden, der fahrlässig genug ist und ein leicht zu erratendes Passwort anstelle der üblichen biometrischen Identifikation verwendet. Es gibt immer noch genug Idioten, die allen Ernstes glauben, ihr Passwort wäre sicherer als ein Fingerabdruck oder gar ein Retinascan.«
»Die haben alle zu viele schlechte Netfilms-Schinken gesehen,« unkte Sarah, »wo sich so ein toller Superheld künstliche Fingerkuppen überzieht und damit in eine super sichere und super geheime Anlage eindringt.«
Robin nickte. »Theoretisch geht das schon, aber du musst dafür auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, nämlich genau dann, wenn die ‚echte‘ Person eben auch ihre Identität verifizieren lassen würde. Und du müsstest sicherstellen, dass die echte Person dies nicht bereits gemacht hat, ihr also entweder zuvorkommen oder sie anderweitig ausschalten.«
»‚Ausschalten‘? Du meinst eliminieren oder wegpusten?« Sarah lachte meckernd. »Ich sehe ein, dass das nicht ganz so einfach ist.«
»Ihr und eure Träume, Abenteuer als Netfilms-Agenten zu erleben. Die Wirklichkeit ist doch viel spannender!«, murrte Constance. »Wir sind hier aber nicht im Kino. Könnten wir vielleicht zur Sache kommen und überlegen, wie wir den GravGen der Squirrel reparieren könnten?«
Seki schaltete sich ein. »Ich habe mir die Baupläne besorgt, das ist alles kein Problem für den TeleFab. Die Ersatzteile wären im Nu fabriziert — vorausgesetzt, wir finden die benötigten Rohstoffe. Aktuell fehlen uns noch ein paar davon.«
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»Ist da etwas dabei, was wir nicht hier im Asteroidengürtel auftreiben könnten?«, fragte Sarah besorgt. »In meiner Datenbank habe ich ja schon jede Menge an prospektierten Asteroiden, da ist fast alles dabei an Erzen und Gesteinen. Nur organische Verbindungen sind eher rar, abgesehen von den kleineren Sachen.«
»Die Polymere für irgendwelche Leiterplatten, Kabelmäntel oder Gehäuse kann der TeleFab allesamt einfach nach Bedarf synthetisieren, das ist kein Problem«, beruhigte Seki. »Aber wir bräuchten eine ganze Reihe unterschiedlicher Metalle, allen voran Eisen und Aluminium, und vor allem Bor und Phosphor für die Dotierung der Halbleiter. Diese Elemente werden aber nur in geringsten Mengen benötigt, diese sollten sich praktisch in allen Asteroiden finden.«
»Sag mir einfach, was du brauchst, dann gebe ich dir die Koordinaten von passenden Asteroiden«, versprach Sarah.
»Ich hätte noch ein paar Modifikationen an den GravGen-Modulen vorzuschlagen. Interessiert?«, erkundigte sich Seki.
»Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist«, antwortete Sarah verunsichert.
»Was willst du damit erreichen, Seki?«, erkundigte sich Constance.
»Zum einen könnte der Energieverbrauch des GravGen deutlich geringer sein«, antwortete Seki. »Zum anderen ließe sich ein wesentlich gleichmäßigeres Gravitationsfeld über die gesamte Länge der Squirrel erreichen, wenn die Parameter der Generatorspulen optimiert würden für die genaue Form und Masseverteilung des Raumschiffs. Das wurde einfach nicht konsequent gemacht, sondern nur so dahingeschludert. Und zu guter Letzt könnte ich das künstliche Feld des GravGen mit dem konventionellen Antrieb der Squirrel koppeln, dann wäre dieser ebenfalls deutlich leistungsfähiger.«
»Was heißt das konkret?«, erkundigte sich Sarah gespannt. »Um wie viel besser wäre der Antrieb?«
»Mindestens die doppelte Beschleunigung sollte allemal drin sein«, antwortete Seki vorsichtig. »Wenn ich noch die Spulen dynamisch aussteuern lasse, könnte sogar noch mehr gehen.«
»Dann wäre die Squirrel ja ein richtiger Flitzer!«, rief Sarah begeistert. Sie wandte sich verlegen an Constance. »Nichts gegen dich und deine Silver Eagle, aber mir ist meine schnuckelige Squirrel doch lieber. Das hier ist mir alles zu groß und vor allem viel zu pompös.« Sie runzelte die Stirn. »Du hast mir immer noch nicht verraten, von wem du diese Raumyacht ‚geerbt‘ hast.«
Constance verzog gequält das Gesicht. »Ob du es glaubst oder nicht, das war Absicht!« Sie hatte die Befürchtung, dass Sarah nicht würde locker lassen, bis sie auch das letzte Geheimnis aus ihr herausgekitzelt hatte.
»Raus mit der Sprache!«, forderte Sarah lachend. »Ich weiß noch viel zu wenig über dich und deine Silver Eagle. Und auf absehbare Zeit werden Robin und ich ja wohl hier an Bord bleiben.«
»Vielleicht ein andermal«, wich Constance aus. »Jetzt lasst uns endlich essen, bevor alles kalt ist.«
»Morgen früh müsste die Squirrel ja wieder eine normale Atmosphäre haben«, mutmaßte Sarah. »Müssen wir dann den TeleFab zurück an Bord der Silver Eagle schleppen, oder kann er auf der Squirrel bleiben und die Module für den GravGen gleich an Ort und Stelle herstellen?«
»Wir lassen ihn, wo er ist«, bestimmte Constance. »Vielleicht können wir ja auch ein paar der defekten Module recyceln?«