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Kapitel 29 • Flugdaten

Am nächsten Morgen genehmigten sich Constance, Sarah und Robin ein ausgiebiges Frühstück. Das Befüllen der Squirrel mit der synthetisierten Atmosphäre hatte doch länger gedauert als erwartet.

»Schade, dass der Eisklumpen gar keiner war«, beklagte sich Sarah. »Ich muss nächstes Mal doch den Laser länger auf die Oberfläche gerichtet halten, dann hätte ich bemerkt, dass das nur ein Felsbrocken mit Zuckerguss war.«

»Macht nichts, dein ‚Felsbrocken‘ besteht immerhin fast ausschließlich aus reinem Erz«, tröstete Constance sie. »Daraus können wir prima die Rohstoffe für die GravGen-Module gewinnen.«

»Ich habe gestern ein wenig in den Datennetzen der Konföderation herumspioniert«, berichtete Robin, »um meine Kenntnisse aufzufrischen und auch um mich mit den technischen Möglichkeiten der Silver Eagle vertraut zu machen.« Er machte eine Kunstpause. »Ich muss gestehen, ich bin begeistert!«

Constance lächelte geschmeichelt. »Direkter Zugriff auf die Datennetze ist schon nicht schlecht«, gestand sie.

»Das meine ich nicht einmal«, wiegelte Robin ab. »Ich bin nur verblüfft, was die KI alles ohne meine Hilfe schafft, vor allem mit welcher Leichtigkeit sie die unterschiedlichsten Verschlüsselungen knackt.«

»Das liegt zum größten Teil daran, dass dieses Schiff früher der Mining Corp gehört hat und daher mit einer ganzen Reihe von Zweitschlüsseln ausgestattet ist«, erläuterte Constance. Sie verschwieg lieber, dass der Vorbesitzer Nepomuk war, mit bürgerlichem Namen Nero Portmann und seines Zeichens designierter Präsident eben dieses Konzerns. Sicherlich hatten auch die Krikri ihren Anteil daran, seit sie das Zwitterwesen aus einer Krikri-Arbeiterin und der ursprünglichen KI des Raumschiffs geschaffen hatten.

Robin nickte begeistert. »Das bedeutet jedenfalls, dass ich mich ohne ernste Schwierigkeiten in die meisten Datennetze hacken kann. Schlimmstenfalls muss ich vielleicht versuchen, ein besser geschütztes Netz von einem Sprungbrett in einem bereits infiltrierten Netz aus anzugreifen.«

»Verschone mich mit den Details«, wehrte Constance lachend ab. »Ich bin eher am Ergebnis interessiert, dass du es schaffst, mit Nepomuk im Hauptquartier der Mining Corp Kontakt aufzunehmen.«

Robin verzog das Gesicht und schob sich einen Bissen seines Rühreis in den Mund.

Sarah legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm. »Nimm dir das nicht so zu Herzen. Du hörst mir ja auch nicht zu, wenn ich dir von den neuesten Erzvorkommen und außergewöhnlichen Zusammensetzungen von Asteroiden vorschwärme, die ich analysiert habe.«

Robin lächelte schief. »Ich weiß. Aber manchmal tut es einfach gut, wenn ich meine Erfolge jemandem erzählen kann, auch wenn ich dabei nicht immer die aufmerksamsten Zuhörer habe.« Er zog ein Tablett aus seiner Tasche und begann, neben dem Essen darauf herumzutippen.

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Sarah runzelte die Stirn und blickte schulterzuckend zu Constance hinüber. »Auch so eine Marotte von ihm. Wenn ihn einmal der Ehrgeiz gepackt hat, ein bestimmtes Datennetz zu knacken, dann vergisst er alles um sich herum. Du könntest ihm jetzt genausogut angefeuchtete Sägespäne hinstellen, die würde er auch in sich hinein löffeln, ohne einen Unterschied zu bemerken. Dabei stellt das Essen hier an Bord der Silver Eagle alles in den Schatten, was wir auf der Basis sonst so gewohnt sind.«

Robin blickte auf. »Ich merke sehr wohl, dass das hier ausgezeichnet schmeckt. Und ich höre euch zu, also lass bitte das Lästern!«

Sarah grinste von einem Ohr zum anderen. »Lass dich durch uns nicht von deiner Arbeit abhalten. Wir genehmigen uns noch einen Cappuccino und du meldest dich einfach, sobald du etwas Neues für uns hast.«

»An welchem Netz bist du dran?«, erkundigte sich Constance.

Robin zögerte mit der Antwort so lange, dass Constance schon glaubte, er hätte ihre Frage nicht gehört. »Einen Moment noch«, murmelte er, nahm einen Schluck von Sarahs Cappuccino und wischte dann eifrig auf seinem Tablett hin und her.

Die beiden Frauen sahen Robin gebannt zu und wagten nicht, seine Konzentration mit weiteren Fragen zu stören.

»Ha, geschafft!«, rief er schließlich und grinste triumphierend. »Seki, stell die Flugdaten bitte auf dem großen Monitor dar.«

Augenblicklich verdunkelte sich der Monitor und wurde dann von einer wahren Flut von Lichtpünktchen überschwemmt.

»Was ist das?«, entfuhr es Constance. Sie aktivierte ihren DataPort und ließ sich vor ihrem ‚inneren Auge‘ zusätzliche Informationen einblenden. »Flugdaten?«

»Ja, die Flugdaten sämtlicher Raumschiffe, die im Hoheitsgebiet der Konföderation unterwegs sind!«

»Wie hast du das geschafft?«, fragte Sarah bewundernd.

»Ein Kinderspiel«, wehrte Robin ab. »Die KI der Silver Eagle hatte nicht das geringste Problem damit, die Verschlüsselung der Flugaufsichtsbehörde zu knacken.«

»Und was soll uns das bringen?« Constance war nicht sonderlich beeindruckt. Schließlich waren ihr Sekis Fähigkeiten in dieser Hinsicht hinlänglich bekannt.

Robin tippte ein paar Befehle auf seinem Tablett ein und die Darstellung auf dem Wandbildschirm zoomte auf die nähere Umgebung von M53. »Wenn wir die Raumschiffe den unterschiedlichen Konzernen zuordnen und dann noch die Bewegungsmuster analysieren, können wir frühzeitig erkennen, falls jemand Verdacht schöpft und wir Gefahr laufen, dass unser Schlupfloch zum Hauptast der Milchstraße entdeckt worden sein könnte.«

»Genial!«, musste Constance zugeben. »Die Daten alleine sind eben doch nicht alles, sondern es kommt darauf an, was man daraus macht!«

Robin lächelte geschmeichelt. »Zunächst sollten die Daten uns aber dabei helfen, dass wir unsere Versorgungsflüge möglichst unbehelligt durchführen können. Ich werde deshalb als nächstes versuchen, unsere eigenen Flugbewegungen zu maskieren und zu verschleiern, damit diese Aktivitäten niemandem auffallen.«

»Dazu müsstest du aber tatsächlich Daten manipulieren, nicht nur die Datenbanken anzapfen?« Constance runzelte skeptisch die Stirn. »Das hinterlässt doch sicherlich auch Spuren, oder?«

»Ja, natürlich. Die Kunst besteht darin, eben diese Spuren zu verwischen — oder noch besser, erst gar keine zu hinterlassen. Dann sieht alles so aus, als wären die manipulierten Daten authentisch.« Robin rieb sich erwartungsvoll die Hände. »Das wird eine schöne Herausforderung für Seki und mich werden!« Dann beugte er sich über sein Tablett, studierte kurz die Darstellung von M53 und wandte sich dann an Constance. »Welche Raumschiffe treiben sich außer uns hier noch herum?«