Auf dem Rückweg zur Silver Eagle war Constance heilfroh, dass auf der Squirrel keine künstliche Schwerkraft herrschte. So musste sie Sarahs leblosen Körper nicht schleppen, sondern konnte ihn mit nur einer Hand vorsichtig durch den Korridor bugsieren. Die Andere benötigte sie selbstverständlich, um sich selbst von einem Haltegriff zum Nächsten zu hangeln.
An der Druckschleuse der Silver Eagle angekommen, überlegte Constance, ob sie Sarah nicht doch besser zu Fuß weiter bewegen sollte. »Seki, bitte reduziere die künstliche Schwerkraft auf zwanzig Prozent.«
›Ist erledigt‹, kam die prompte Antwort.
Vorsichtig ließ sich Constance auf den Boden der Druckschleuse sinken, dann zog sie Sarah nach und legte sie sanft ab. Schon besser.
Hier war endlich auch wieder genügend Licht, damit Constance sich Sarahs Zustand etwas näher ansehen konnte, ohne andauernd von dem eng gebündelten Strahl ihrer Handlampe selbst geblendet zu werden.
Ein kurzer Blick durch das Helmvisier zeigte ihr, dass dieses immerhin nicht mehr beschlagen war, seit Sarah wieder ausreichend mit Frischluft versorgt wurde. Constance bildete sich zudem ein, dass in ihr Gesicht wieder etwas Farbe zurückgekehrt war. Sie musste sich aber selbst eingestehen, dass sie dies nicht wirklich beurteilen konnte, da sie Sarah durch das beschlagene Visier ja gar nicht richtig gesehen hatte.
»Bitte Außenschleuse schließen und Druck aufbauen!«, wies sie Seki an. Kaum zeigte die Druckanzeige an, dass der normale Druck einigermaßen wieder hergestellt war, als sich Constance ihren Helm förmlich abriss und zusammen mit ihrer verbleibenden Druckluftflasche zu Boden sinken ließ. Zeit fürs Aufräumen war später auch noch.
Sie atmete tief durch. Unbewusst hatte sie wie immer versucht, möglichst wenig von der kostbaren Flaschenluft zu verbrauchen. Zudem hatte sie einen staubtrockenen Mund und sehnte sich nach einem erfrischenden Glas Orangensaft, aber das musste warten, bis sie Sarah versorgt hatte.
Constance bückte sich und hob Sarah auf. Unter normaler Schwerkraft wäre ihr dies kaum möglich gewesen, jetzt musste sie eher aufpassen, dass sie keine unfreiwilligen Sprünge machte. Gemessenen Schrittes ging sie mit der bewusstlosen Frau in Richtung Krankenstation.
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Dort angekommen legte sie Sarah auf eine der beiden Krankenliegen und nahm auch ihr endlich den Helm ab. Die junge Frau atmete tief und gleichmäßig, war aber ein wenig blass um die Nase und hatte aufgesprungene Lippen. »Seki, bitte überprüfe Sarahs Vitalfunktionen.«
›Bin schon dabei. Ihr Puls ist stabil, die Atmung normal. Sie ist etwas unterkühlt, was auf die lange Bewegungslosigkeit zurückzuführen sein dürfte. Nimm bitte die Sauerstoffmaske und lege sie ihr an. Dann kommt auch ihr Kreislauf wieder in Schwung.‹
Constance tat wie geheißen. Dann schälte sie ihre Patientin behutsam aus dem Raumanzug. »Irgendwelche Anzeichen von Verletzungen? Muss ich etwas beachten?«
›Nein, alles in bester Ordnung.‹
Der MediBot nahm Sarah eine Blutprobe ab.
›Sarah ist etwas dehydriert, aber nicht so stark, dass eine Infusion angebracht wäre. Es reicht, wenn sie viel trinkt, sobald sie wieder bei Bewusstsein ist.‹
»Danke!«, seufzte Constance erleichtert. »Bitte bereite schon einmal eines dieser isotonischen Getränke für sie vor. Und steigere auch die Schwerkraft wieder auf den Standardwert.«
Constance zog sich einen Hocker heran und ließ sich erschöpft darauf fallen. Die Aufregung der vergangenen Stunden hatte sie wohl doch recht mitgenommen. »Soll ich noch etwas machen, damit Sarah wieder aufwacht?«, erkundigte sie sich verunsichert.
Noch bevor Seki etwas erwidern konnte, stöhnte Sarah gequält und schlug dann die Augen auf. »Wo …« nuschelte sie und riss sich die Sauerstoffmaske vom Gesicht. Sie versuchte, ihren trockenen Mund anzufeuchten. »Wo bin ich?«
»Alles gut. Du bist in Sicherheit«, beruhigte sie Constance. »Hier, trink das!«
Vorsichtig nippte Sarah an dem dargebotenen Becher, dann trank sie gierig den Rest auf einen Zug aus. »Danke.« Sie rang sich ein Lächeln ab. »Und wo bin ich hier?«
»An Bord der Silver Eagle«, antwortete Constance knapp und ließ den Becher wieder füllen.
Sarah blinzelte verwundert. »Dann musst du Constance sein.« Sie blickte sich neugierig um und musterte dann verstohlen Constances Chitinpanzer. »Was ist passiert? Wie komme ich hierher — auf eine Krankenstation!«, entfuhr es ihr bewundernd.
»Ein Notruf der Squirrel ging auf der Basis ein, und dein …«, Constance fing sich gerade noch, »dein Kommandant hat mich um Hilfe gebeten, da sie über kein Raumschiff verfügen. Wie kam es zu dem Druckverlust auf der Squirrel? Hattest du einen Zusammenstoß mit einem der Asteroiden hier?« Sie hielt Sarah den vollen Becher wieder hin.
»Nein, das war natürlich keine Kollision mit einem Asteroiden«, protestierte Sarah indigniert. »Ich bin die beste Pilotin weit und breit!«
»Was ist dir dann zugestoßen?«, hakte Constance nach.
»Die Squirrel wurde beschossen!«