Sarah nahm einen Löffel von ihrem Gemüseeintopf und kaute genüsslich. »Das ist himmlisch«, gestand sie schließlich begeistert. »Woher hast du all diese frischen Sachen? Das schmeckt sooo viel besser als eine aufgewärmte Konserve!«
Constance druckste verlegen herum. »Ich habe so meine Quellen«, antwortete sie schließlich ausweichend. Einmal mehr plagte sie das schlechte Gewissen, dass sie die ehemaligen Piraten nicht selbst mit Lebensmitteln versorgen konnte und dass diese auf die seltenen Lieferungen durch die Mining Corp angewiesen waren. Aber ihre heimlichen Besuche auf den Handelsstationen im Hauptast der Milchstraße waren schon riskant genug.
Sie musterte ihr Gegenüber nachdenklich. Sarah hatte wenig Ähnlichkeit mit dem Kommandanten der Basis bis auf die stechenden, eisblauen Augen, die sie wohl von ihm geerbt hatte.
»Was ist?«, fragte Sarah besorgt. »Habe ich was von dem Gemüse im Gesicht kleben?«
»Nein, nichts dergleichen«, wehrte Constance lachend ab. »Ich überlege nur immer noch, von wem du deinen Karrieretipp bekommen haben könntest.«
»Ach so«, antwortete Sarah kauend. »Das war ein ganz seltsamer Vogel. Erst dachte ich, er wäre ein Anwerber von einer der Minengesellschaften, weil er an der Uni aufgekreuzt ist und sich nach den Studienabgängern erkundigt hatte. Aber dann hat er mir mehr oder weniger davon abgeraten, bei einer der Gesellschaften anzufangen, und statt dessen die Leute hier draußen erwähnt. Erst dachte ich, der will mich veräppeln, und war echt besorgt, weil meine Leute hier ja nicht unbedingt legal unterwegs sind.«
Constance nickte mitfühlend und nippte an ihrem Orangensaft.
»Aber dann hat er ein paar Namen genannt, die er nur aus erster Hand haben konnte, und ich bin auf sein Angebot eingegangen. Er hat sich dann um all die Papiere gekümmert und sogar den Flug hierher mit einem Versorgungsfrachter organisiert.«
»Lass mich raten, er nannte sich Nepomuk, nicht wahr?« Constance starrte verträumt ins Nichts.
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»Woher weißt du das?«, fragte Sarah erstaunt. »Er hat mir nicht einmal verraten, für welche Gesellschaft er arbeitet.«
»Das klingt ganz nach Nepomuk.« Constance schmunzelte. »Ich kenne ihn von früher, und nur er hätte die Möglichkeiten, dich so diskret hierher zu schaffen.«
»Wer ist dieser Nepomuk?«, erkundigte sich Sarah argwöhnisch.
»Das muss er dir bei Gelegenheit selbst verraten«, antwortete Constance. »Vielleicht verschlägt es ihn ja einmal wieder hierher.« Sie seufzte wehmütig.
Sarah zog spöttisch eine Augenbraue hoch. »Ah, daher weht der Wind!« Sie grinste breit.
»Schön wär‘s«, gestand Constance lachend und war über sich selbst erstaunt. Sie musste sich zusammenreißen, sonst würde sie noch mehr Geheimnisse preisgeben.
›Ja, mach das!‹, stichelte Seki. ›Leider kann ich dich nicht einfach stumm schalten!‹
»Was anderes. Können wir die Squirrel irgendwie wieder flott bekommen?«, fragte Sarah hoffnungsvoll. »Ich meine, du hast hier ein tolles Raumschiff und so, aber ich hätte doch lieber meine eigene Kiste wieder.«
»Sobald wir die Energieversorgung wieder am Laufen haben, sollte alles wieder gut sein — bis auf die Einschusslöcher natürlich. Um die müssten wir uns auch noch kümmern, du willst ja nicht immer mit Raumanzug fliegen.«
Sarah stöhnte. »Das wird schwierig. Schließlich haben wir hier draußen ja keine Raumwerft, die solche Sachen erledigen könnte.«
»Da kann ich vielleicht was machen«, bot Constance an. ›Seki, das ginge doch, dass wir einen unserer Reparatur-Bots auf die Squirrel ansetzen. Es sollten ja auch keine großen Löcher zu flicken sein.‹
›Ja, das wäre möglich‹, antwortete Seki prompt. ›Unsere Königin gestattet den Einsatz eines unserer RepBots aber nur unter der Bedingung, dass niemand ihn zu Gesicht bekommt. Zu viel unserer Technologie wäre sonst für die Allgemeinheit zu sehen.‹
Constance verzog missmutig das Gesicht. Die Krikri und ihre Geheimniskrämerei. Nicht das kleinste Detail ihrer Technologien durfte in die Hände der menschlichen Konföderation gelangen.
Sarah strahlte. »Das wäre super! Aber wie willst du das anstellen? Bist du Mechanikerin oder was? Und warum schaust du so verbissen?«
»Nein, bin ich nicht, und ich mache mir nur Gedanken, wie wir die Squirrel wieder flugtauglich bekommen,« antwortete Constance ausweichend. »Aber lass das mal meine Sorge sein. Zuerst müssen wir die Energieversorgung wieder herstellen.«
»Was ist denn da passiert?«, wollte Sarah wissen. »Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu, dass alles ausfällt, nur weil wir ein paar Treffer mit ballistischer Munition abbekommen haben!«
»Das würde mich auch interessieren«, gestand Constance. »Bist du sicher, dass du nur einem einzigen fremden Raumschiff begegnet bist?«
»Ja, ich habe doch Augen im Kopf!«, entrüstete sich Sarah.