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Kapitel 13 • Energie

Nachdem Sarah und Constance sich ausgiebig gestärkt hatten, gingen sie zurück in die Druckschleuse und schlüpften in ihre Raumanzüge. Auch Constance zog sich diesmal komplett an, da sie nicht wusste, wie lange ihr Einsatz auf der luftleeren Squirrel dauern würde.

Beide schnallten sich zudem gleich drei Druckluftflaschen um, damit sie sich auf der Squirrel Zeit lassen konnten für die Wiederherstellung der Energieversorgung. Sie rüsteten sich außerdem mit Helmlampen und jeweils zwei Handlampen aus und testeten die Funkverbindung zwischen den Anzügen, bevor sie gewissenhaft gegenseitig den Sitz der Helmdichtungen überprüften. Dann warteten sie ungeduldig in der Druckschleuse der Silver Eagle, bis endlich die Atemluft abgepumpt war und sie sich zurück auf die Squirrel begeben konnten.

»Sarah, wieweit entspricht die Squirrel noch den Originalplänen für diesen Schiffstyp?«, erkundigte sich Constance beiläufig. Seki hatte längst alle Baupläne besorgt und spielte ihr die relevanten Overlays über den DataPort ein. So wusste sie genau, welche Leitungen sich hinter den Verkleidungen im Hauptkorridor verbargen und wo der Hauptschütz für die batteriegestützte Notstromversorgung war.

»Die Squirrel ist genau so, wie sie uns dieser ominöse Nepomuk überreicht hat. Mehr weiß ich darüber leider nicht. Aber das Schiff ist nicht ganz neu, vielleicht haben die Vorbesitzer etwas daran verändert.«

»Was?!«, entfuhr es Constance. »Er hat euch ein komplettes Erkundungsschiff zum Geschenk gemacht?«

»Nein, nicht geschenkt, wo denkst du hin?« Sarah lachte humorlos. »Wir haben eine Art Leasing-Vertrag abgeschlossen — drei abbauwürdige Erzvorkummen extra pro Monat. Solange wir das schaffen, gehört die Squirrel uns. Ein harter Knochen ist das! Da das Versorgungsschiff, mit dem ich hierher kam, die Squirrel bereits ausgeladen hatte, konnte Dunnett schlecht ‚nein‘ sagen. Bisher habe ich das Soll auch spielend leicht erfüllt. Ich habe sogar deutlich mehr Rohstoffe gefunden als erforderlich.«

»Das heißt, ihr könntet euch weitaus mehr Lieferungen leisten als ursprünglich vereinbart. Dein …« Constance biss sich auf die Zunge. »Dein Kommandant ist sicher stolz auf dich.« Fast hätte sie sich schon wieder verplappert.

»Was hast du nur mit Dunnett?«, fragte Sarah amüsiert. »Hast du dich etwa in ihn verguckt? Sei gewarnt! Auch unsere Funkerin hat ein Auge auf ihn geworfen, und mit der ist nicht gut Kirschen essen!«

»Ich weiß«, wehrte Constance lachend ab, »aber der ist nicht mein Typ und außerdem viel zu alt. Warum wollt ihr mich nur alle mit ihm verkuppeln?«

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»Nichts für ungut. Was müssen wir jetzt machen, damit die Squirrel wieder Saft hat?«

Sie hatten den hinteren Bereich des Raumschiffes erreicht und schwebten in der Nähe des Schotts zum Maschinenraum.

»Hier im Boden ist eine Luke zu den Kabelschächten, die sich unter dem gesamten Korridor nach vorne bis zur Brücke ziehen«, erläuterte Constance und deutete auf das Paneel, das versenkte Handgriffe und Riegel aufwies. Mit wenigen Handgriffen hatte sie es entriegelt und nach oben geklappt.

Neugierig leuchtete Sarah mit ihrer Handlampe in die Öffnung. Armdicke Kabelbündel waren fein säuberlich an den Seiten des Kabelschachts befestigt, in der Mitte blieb ein schmaler Kriechgang frei für Wartungsarbeiten.

Constance beugte sich ebenfalls über die Öffnung und wies mit der Hand auf einen unscheinbaren Kasten, der zwischen den Kabeln kaum zu sehen war. »In dieser Verteilerdose befindet sich der Hauptschütz für die batteriegestützte Notstromversorgung. Wahrscheinlich hat sich dieser mechanische Schalter beim Totalausfall aller Systeme geöffnet.«

»Woher weißt du das alles so genau?«, staunte Sarah. »Warst du früher auch auf so einem Prospektorenschiff unterwegs?«

»Nein, das wäre nichts für mich!«, wehrte Constance lachend ab. Sie überlegte kurz, welche ihrer Beschäftigungen sie preisgeben durfte. Geheimagentin? Schwarm-Schwester? Sie seufzte. »Ich bin eigentlich Xenobiologin. Andererseits habe ich die letzten Wochen und Monate auch nichts anderes gemacht, als mir die Felsbrocken hier draußen genauer anzusehen. Und da auch ich dabei auf mich alleine gestellt bin, schadet es sicher nicht, sich ein wenig auszukennen.« Sie ließ sich kopfüber in die Wartungsöffnung gleiten und tastete im Halbdunkeln nach der Verriegelung des Kastens.

Zum Glück fand sie auch den Hebel des Schützes auf Anhieb und konnte ihn mit einer Hand gut umlegen. Erleichtert stieß sie sich an der Kante der Wartungsöffnung ab und ließ sich zur Decke des Korridors treiben.

»Was jetzt?«, erkundigte sich Sarah beunruhigt. »Hast du was erreichen können?«

Im selben Augenblick flackerte die schummrige Notbeleuchtung auf und tauchte den gesamten Korridor in gedämpftes rotes Licht. Zugleich blitzten Warnlichter neben allen Schotts und Schleusentüren auf.

»Es dauert wohl ein paar Minuten, bis die Systeme wieder alle hochgefahren sind.« Constance verzog das Gesicht. »Die Warnlichter sollen vermutlich den Druckverlust anzeigen. Könntest du sie bitte deaktivieren? Diese Lichtblitze machen mich verrückt!«

»Das geht nur von der Brücke aus«, erwiderte Sarah und machte sich auf den Weg nach vorne. Constance folgte ihr.

Kurz darauf hatte Sarah den Alarm abgeschaltet und die normale Beleuchtung wieder eingeschaltet. Sie zog sich in ihren Pilotensitz und schnallte sich an.

Ihre Finger flogen über die Konsole, gebannt studierte sie eine Anzeige nach der anderen. »Alle Systeme arbeiten wieder einwandfrei, Energie bei 98%«, berichtete sie nach einem kurzen Blick auf die letzten Statusanzeigen. »Ich schalte die künstliche Schwerkraft ein in drei … zwei … eins … jetzt!«

Constance hielt sich am Türrahmen fest, die Beine leicht gespreizt, die Füße gegen den Boden gedrückt. Sie spürte ein kurzes Vibrieren unter ihren Händen und Fußsohlen, aber die versprochene Schwerkraft blieb aus.