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Kapitel 22 • Rückreise

»Wie können wir Kontakt zu Robin aufnehmen?«, erkundigte sich Constance.

»Nichts leichter als das«, antwortete Sarah. »Er hängt auf der Basis ‘rum und langweilt sich. Ruft ihn doch einfach an!«

»Seki, wie lange ist die Laufzeit von Funksignalen von hier bis zur Basis?«

»Wir befinden uns in einer Entfernung von etwa 427 Millionen Kilometern von der Basis, Funksignale benötigen also fast 24 Minuten für die einfache Strecke«, dozierte Seki mit gewohnter Akribie.

»Nicht gerade ideal für ein Vorstellungsgespräch«, murrte Constance, »wenn wir fast eine Stunde auf die Antwort warten müssten. Wir sind schneller in der Nähe der Basis als unsere Funksignale.« Sie rieb sich nachdenklich das Kinn. »Warum haben wir auf dem Herweg eigentlich so viele Mikrosprünge durchgeführt und fast eine halbe Stunde dafür benötigt? Diese lächerliche Entfernung rechtfertigt das doch gar nicht, oder?«

»Ich wollte nicht direkt in einen unkartierten Teil des Asteroidengürtels springen und riskieren, dass wir mitten in einem der Felsbrocken herauskommen«, antwortete Seki pikiert. »Das gebietet doch der gesunde Maschinenverstand. Ist dir nicht aufgefallen, dass die letzten fünf Sprünge bereits hier im Zielgebiet waren?«

»Ich habe nicht so genau aufgepasst«, gestand Constance. »Heißt das, dass wir auf dem Rückweg zur Basis ein paar Mikrosprünge auslassen könnten?«

»Genau so ist es«, bestätigte Seki. »Ich habe die Umgebung der Basis mittlerweile recht genau vermessen und kenne dort jeden Stein. Wir könnten an sich mit einem einzigen Sprung zur Basis gelangen.«

»‚An sich‘? Welchen Haken hat das Ganze?«, erkundigte sich Sarah mit gerunzelter Stirn.

»Unser Vektor passt nicht. Wir müssten entweder hier beschleunigen oder dort abbremsen — beides äußerst riskant mitten in einem Asteroidenfeld.«

»Und die Alternative?« Constance rollte genervt mit den Augen. »Nun lass dir doch nicht jedes Detail aus der Nase ziehen!«

»Wir könnten im Hyperraum ein wenig von der idealen Route abweichen. Diese Abweichung überträgt sich bei der Rückkehr in den Normalraum auf unseren Flugvektor. Aber das ist ebenfalls riskant und ich würde dieses Manöver nicht durchführen ohne triftigen Grund.«

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Sarah konnte nur verständnislos den Kopf schütteln. »Von was faselst du da? Können wir vielleicht einfach zur Basis fliegen und nicht mehr Zeit mit der Diskussion der optimalen Flugroute vergeuden, als uns der Flug dann kostet? So wie ich es verstehe, sind wir doch so oder so in einer halben Stunde bei der Basis, oder?«

»Korrekt«, antwortete Seki kurz angebunden. »Ich versuche ja nur, die Fragen meiner Kommandantin zu beantworten.«

»Ich verstehe es immer noch nicht«, gestand Constance. »Warum hatten wir kein Problem mit unserem Flugvektor während des Herflugs?«

»Ich hatte zuerst einen Hyperraumsprung durchgeführt«, erläuterte Seki geduldig, »der uns in die relative Nähe zum Zentralgestirn und damit tiefer in dessen Gravitationsschacht gebracht hat. Die starke Gravitation hat unseren Vektor während des kurzen Aufenthalts dort wie gewünscht angepasst — mit ein wenig Unterstützung durch unsere Antriebe. Der zweite Sprung hat uns dann in die Nähe unseres Zielgebiets gebracht, nahe genug für eine optische Erfassung der Asteroiden hier. Die Bahndaten der Asteroiden wurden dann zwischen den nächsten Sprüngen weiter präzisiert.« Seki machte eine kurze Pause. »Ihr Menschen habt die Gravitationskräfte von Himmelskörpern doch schon vor Jahrhunderten für die Beschleunigung von Raumsonden eingesetzt, so neu kann dieses Konzept doch für dich nicht sein?! Und du nennst dich Navigatorin?«, höhnte Seki.

»Ich habe Navigation für die Raumschiffe der Konföderation gelernt, und diese können nur die bekannten Wurmlöcher nutzen«, verteidigte sich Constance. »Diese Raumschiffe verbringen üblicherweise Tage damit, den passenden Eintrittsvektor mit ihren konventionellen Antrieben zu erreichen.«

»Nachdem das alles endlich geklärt ist«, maulte Sarah gedehnt und fuhr sich mit den Händen durch die kurzen Haare, »könnten wir jetzt vielleicht einfach zur Basis fliegen, oder?«

»Ich kalkuliere eine Reisezeit von vier Minuten und zwanzig Sekunden«, verkündete Seki mit monotoner Kunststimme. »Wir werden zwei Sprünge durchführen, wie zur Überbrückung der Distanz auf dem Herweg auch, und dazwischen für zwei Minuten und dreißig Sekunden mit maximal 20% Schub beschleunigen zur Anpassung unseres Flugvektors.«

»Warum nur mit 20% Schub?«, erkundigte sich Sarah verwundert. »Dann verlieren wir ja schon wieder unnötig Zeit!«

»Weil ihr zerbrechlichen Menschen den vollen Schub der Antriebsaggregate nicht lange aushalten würdet«, stellte Seki lapidar fest. »Ihr würdet nach ein paar Sekunden das Bewusstsein verlieren. 20% des maximalen Schubs übersteht ihr hingegen unbeschadet. Das meiste davon kann durch Modulation der künstlichen Gravitation kompensiert werden, sodass ihr von der Beschleunigung im Idealfall kaum etwas mitbekommt. Bei höherer Beschleunigung geht das nicht mehr, ihr bekommt diese also am eigenen Leibe zu spüren.«

Constance lächelte schief. »Glaub‘ ihr das, Sarah. Ich habe es bereits ausprobiert.«

»Sind dann alle Fragen beantwortet, die ihr beiden habt?«, erkundigte sich Seki mit zuckersüßer Stimme. »Oder fällt euch noch etwas ein?«

»Das könnten wir ja auch gut während des Fluges besprechen, oder?«, schlug Sarah mit gerunzelter Stirn vor. Sie rutschte unruhig auf ihrem Sessel herum. »Nun mach schon, Seki. Ich freue mich unheimlich auf ein Wiedersehen mit Robin. Das wird eine Überraschung werden!«