Er stand auf und stieg aus der Pfütze. Er rieb sich die Hände und schüttelte die Arme, um so viel von dem Schlamm, wie möglich abzuschütteln. Der kalte und nasse Schlamm an seinem Rücken begann sich zu lösen und an seiner Wirbelsäule hinunterzurutschen. Ein Schauer durchlief seinen Körper und er versuchte schnell, alles abzukratzen, bevor es in seine Lumpen gelangen konnte.
„Du wirst noch schmutzig genug werden. Beweg dich!“ bellte Cadmun.
Er ging sofort zum Sack, aber als er versuchte, ihn zu greifen, zog der ihn zurück und er rutschte aus. Der Sack war viel schwerer als er erwartet hatte und er war schon wieder voller Schlamm. Er stand auf und hob ihn diesmal mit beiden Händen. Seine Arme taten noch weh von dem Holz, das er getragen hatte und nur den Sack anzuheben ließ seinen ganzen Körper verkrampfen. Er holte ein paarmal tief Luft. Ich kann das schaffen! Genau wie er!
Er schwang den Sack über seinen Kopf und bereitete sich auf den Moment vor, in dem er ihn nach unten ziehen würde. Mit einem schweren Aufprall traf er seinen Rücken und zog ihn nach hinten. Er widerstand der Kraft des Gewichts, zuckte aber etwas zusammen, da er nicht auf die spitzen Enden der Spitzhacken vorbereitet war, die sich in seine Schulterblätter gruben. Nachdem er sich kurz wieder gefangen hatte, stieß er ein kleines, aber stolzes „Whoa!“ aus.
Cadmun, der ihn die ganze Zeit über beobachtet hatte, wandte sich ohne Kommentar ab und ging zu den anderen Männern. Ein Hinweis darauf, dass sie losgingen. Habe ich da eben ein Lächeln gesehen?
Er folgte Cadmun mit schweren Schritten zu den Hütten, wo die Männer in zwei Reihen aufgestellt waren. Er stellte sich gegenüber von PP in die linke Reihe, der am Ende der rechten Reihe stand. Wegen des Gewichts der Spitzhacken versanken seine Füße im Schlamm, sodass sich Pfützen bildeten. PP schien mühelos zwei Säcke über jede Schulter zu tragen, obwohl die Fesseln an seinen Handgelenken seine Bewegungen einschränkten. Die Kette der Fesseln, die gespannt an seiner Kehle anlag, schien ihn auch nicht zu stören. Er könnte leicht daran ersticken, wenn jemand an den Säcken ziehen würde.
In diesem Moment wandte sich PPs bedrohlicher Blick in seine Richtung. Oh nein! Er wird mich umbringen. Er wird mich definitiv umbringen. Er hat alles gehört. Es tut mir leid, es tut mir so leid. Ich entschuldige mich für die Respektlosigkeit!
„Steh aufrecht.“
Wie bitte was?
„Hörst du mir zu?“ Der große Mann hatte trotz seiner massigen Statur eine überraschend sanfte Stimme.
„I-ich, äh… was?“
„Steh aufrecht. Schultern nach hinten. Die Abenteurer sind da.“
Enjoying this book? Seek out the original to ensure the author gets credit.
Er war erleichtert, dass er nicht von einem weiteren Sack mit Spitzhacken plattgewalzt würde. Er hatte nicht erwartet, gut gemeinte Ratschläge von dem Riesen zu erhalten, der ihn bis zu diesem Zeitpunkt ignoriert hatte. Das war sehr nett von ihm.
Allerdings hatte er ein unbehagliches Gefühl in seiner Magengrube. Er hörte das Galoppieren von Pferden, das immer lauter wurde. Verstehend, dass die Reiter der Pferde die Abenteurer waren, folgte er dem Rat von PP und richtete sich auf, während die Spitzhacken drohten, ihn wieder auf seinen Hintern fallen zu lassen. Nachdem PP das sah, wandte er sich von ihm ab und den eintreffenden Reitern zu. Zwei Ritter in strahlend roter Rüstung befahlen ihren Pferden, vor den Bergleuten stehen zu bleiben. Beide trugen einen großen Schild in der linken Hand. Einer hatte einen Streitkolben und der andere ein Schwert. Sie stiegen nicht von ihren Pferden ab.
„Guten Morgen“, rief der eine mit dem Streitkolben, „gut geschlafen bei dem Sturm?“
Irgendetwas stimmte nicht mit der Art und Weise, wie er sprach. Was ist das für eine Frage?
Der alte Mann mit dem struppigen Bart antwortete: „Wir mussten bei Tagesanbruch einige Zelte wiederaufbauen, aber wie Sie sehen können, sind wir alle ordnungsgemäß anwesend.“
„Schade“, antwortete der Ritter. „Aber vielleicht können wir jetzt einige Lehmhütten für Sie bauen. Die würden besser halten, meinen sie nicht auch, Lord Blitz?“
Es ist seltsam, dass selbst die Abenteurer ihn einen Lord nennen. Auch wenn er adlig ist, ist er jetzt ihr Gefangener. Was hat es mit diesem höflichen Ton auf sich?
Von seinem Platz ganz hinten in der Reihe konnte er sehen, dass der alte Mann vor Wut zitterte. Der Junge mit dem weißen Haar hingegen reagierte überhaupt nicht. Der Ritter mit dem Streitkolben lächelte süffisant, während der andere mit dem Schwert kicherte. Sie machen sich über uns lustig!
Cadmun, der die ganze Zeit bei Varyan und seinem Bruder ganz vorne in der Reihe gewartet hatte, sprach: „Sir, alle sechsundzwanzig von uns sind bereit, uns auf den W-“
image [https://i.imgur.com/NlIRirv.jpg]
Ein lautes Krachen unterbrach ihn. Der Streitkolben des Ritters fuhr mit brutaler Kraft auf Cadmuns Kopf herunter und Cadmun brach auf dem matschigen Boden zusammen.
„Ich erinnere mich nicht daran, dass du zum Lord ernannt wurdest!“, schrie der Ritter. Seine höfliche Fassade war sofort zerbrochen. Heilige Scheiße, diese Typen sind Psychopathen!
Seine Beine reagierten schneller als sein Gehirn. Er ließ den Sack mit den Spitzhacken los und stürmte zu dem Körper auf dem Boden. „Cadmun!“
Er sprintete den Korridor zwischen den Reihen von Sklaven hinunter, als die Ritter ihn bemerkten.
„Und wer zum Teufel ist das?“
Er war schon fast bei den Pferden angelangt, als ein Arm seinen Körper packte und ihn zum Stehen zwang. Es war Varyan und sein Blick sagte ihm, keinen Schritt weiter zu gehen.
„Ein Neuzugang“, sagte Varyan zu den Rittern. „Er kam außer der Reihe während der Nacht. Wie Cadmun zu erklären versuchte, sind wir derzeit sechsundzwanzig hier, ohne einen augenscheinlichen Grund.“
Die Ritter sahen sich irritiert an. Der mit dem Streitkolben begann, ihn von oben bis unten zu betrachten. „Es ist nichts Außergewöhnliches an ihm.“
Die Ritter betrachteten die Reihen der Sklaven auf der Suche nach einer Antwort. „Es scheint, dass niemand verletzt oder krank ist. Ich glaube nicht, dass er geplant hat, dass jemand ersetzt wird“, sagte das Schwert.
„Das gefällt mir nicht“, sagte der mit dem Streitkolben, „Das gefällt mir überhaupt nicht.“