Er wurde von einem lauten Knall geweckt. Er schreckte hoch, aber seine Bewegungen waren durch seine gefesselten Hände stark eingeschränkt. Seine Handgelenke waren wund. Seine Hände waren blau geworden und waren sehr kalt. Er hatte wohl eine ganze Weile mit seinen Händen an das Seil gefesselt gehangen. Mit einiger Mühe veränderte er seine Position so, dass die Seile um seine Handgelenke etwas Spiel hatten und er konnte spüren, wie das Blut in seine Hände zurückkehrte. Es fühlte sich gleichzeitig beruhigend warm aber auch schrecklich an, da er das Gefühl hatte, als würden Ameisen über seine gesamten Hände krabbeln. Oh, ich hasse es.
Er sah sich um, in der Hoffnung, herauszufinden, woher der Knall gekommen war, der ihn geweckt hatte. In dem Bisschen Sonnenlicht, das durch die Ritzen unter dem Dach des Schlachthauses hereinkroch, konnte er erkennen, dass der Raum noch immer leer war. Der einzige Unterschied war, dass die unbestimmte, dunkle Flüssigkeit, in der er stand, inzwischen getrocknet war. Er drehte sich zu der Tür hinter sich, wo ein Kadaver auf dem Boden lag. Es war ein Schwein. Die Tür schwang auf und die überwältigende Menge an Licht, die durch die Tür hereinkam blendete ihn für einen Moment. Die Tür schloss sich mit einem lauten Knall und endlich konnte er die Silhouetten von zwei Männern ausmachen.
„Guten Morgen, Sonnenschein“, sagte einer von ihnen.
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Es war Baron Bonatelli, der seine Sonnenbrille abnahm und sie in seinem hellbraunen, ärmellosen Doublet mit Edelsteinen anstelle von Knöpfen, verstaute. Die weißen Ärmel seiner Wolltunika endeten in schwarzen Lederhandschuhen. Der Baron trug eine schwarze Hose, die der des anderen Mannes ähnelte, auch wenn seine besser passte und von besserer Qualität zu sein schien. Der andere Mann trug rote Kleidung wie die Diener, nur dass sein Oberteil lange Ärmel hatte, die in braunen Lederhandschuhen endeten. Er wurde von der Hüfte abwärts von einer Lederschütze bedeckt. Der Diener trug eine schwarze nichtssagende Maske und trug das tote Schwein in die Mitte des Raumes. Er hatte ein sehr schlechtes Gefühl.
„Was willst du von mir?“, fragte er den Baron.
Er war nicht mehr in der Stimmung für Formalitäten. Der Baron schüttelte den Kopf.
„Wo ich herkomme erwidern Leute Begrüßungen. Aber mir scheint, du kommst lieber gleich zum Punkt.“
Der Diener hängte das Schwein so an den Vorderbeinen auf, dass der Schweinekopf direkt vor seinem Gesicht hing. Sollte man das nicht andersherum aufhängen?
„Tja, mein kleines Schweinchen, ich möchte einfach nur die Wahrheit wissen“, sagte der Baron, „und da dein Paladinfreund im… Sagen wir ‚Spieler Ethik Komitee‘ ein Problem damit hat, wenn Spieler verletzt werden, werden wir ein bisschen experimentieren.“
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Experimentieren? Was meint er?
Baron Bonatelli zog ein Hackmesser unter seinem Doublet hervor und reichte es dem Diener.
„Weißt du, unser lieber Timmy wollte etwas Besonderes für den morgigen Geburtstag der Zwillinge vorbereiten“.
Der Diener nahm das Hackmesser mit einem kleinen zögern an. Unter der Maske konnte er jedoch nicht erkennen, ob er zögerte, weil er Angst vor dem Baron hatte oder weil er diesen verehrte.
„Das Schwein ist bereits mehr oder weniger im tatsächlichen Schlachthof für Fleischvieh ausgeblutet. Du wirst festgestellt haben, dass die Hygienestandards hier drinnen geradezu grotesk niedrig sind, aber für die kleinen Lords sollte es ausreichen.“
„Was-“, fragte er mit zittriger Stimme, „was hat das mit mir zu tun?“
„Gut, dass du fragst, kleines Schweinchen. Normalerweise sollte man ein Schwein am selben Tag schlachten und dann am gleichen Festtag konsumieren, außer man möchte es irgendwie haltbar machen“, erklärte der Baron, „aber da du heute befragt wirst und keiner Lust auf ein bisschen PvP hat, dachte ich, wir würden etwas ausprobieren. Also habe ich die Schlachtung von diesem Schwein vorgezogen, um nicht noch eines zu verschwenden. Ist das nicht nett von mir?“
Timothy drehte das Schwein herum, sodass seine Rückseite ihm zugewandt war. Dann strich der Diener vorsichtig mit der Klinge des Hackmessers die Wirbelsäule auf und ab, immer bemüht, nicht in das Fleisch des Schweines zu schneiden.
„Damals in der echten Welt habe ich etwas im Fernsehen gesehen“, sagte Baron Bonatelli.
Echte Welt?
Eine plötzliche Berührung an seinem Rücken erschreckte ihn. Der Baron strich etwas Kaltes an seiner Wirbelsäule auf und ab und folgte dabei den Bewegungen des Hackmessers.
„Ich glaube, es wurde Gummihandillusion genannt oder so ähnlich. Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich habe als Kind viel Fern gesehen und es ist schon ein paar Jahre her.“
Die Bewegung des Hackmessers und der Sache an seinem Rücken begannen immer ähnlicher zu werden. Nach kurzer Zeit waren sie genau synchron.
„Ist ja auch egal.“, sagte der Baron mehr zu sich als zu den anderen im Raum. „Wenn das klappt, nennen wir es die Bonatelli-Schweinerücken-Illusion.“
Obwohl er es nicht sehen konnte, war er sich sicher, dass der Baron stolz lächelte. Er verstand nicht genau, was vor sich ging und er war zu verängstigt, um zu fragen, aber er hatte eine ungefähre Vorstellung.
„Mach dir keine Sorgen, ich muss nur die Wahrheit herausfinden“, beschwichtigte der Baron ihn. „Du wirst einfach ein paar Fragen beantworten und wenn ich die Antwort nicht mag… Timmy!“
Der Diener hielt mitten in der Bewegung des Hackmessers entlang der Schweinewirbelsäule inne. Stattdessen holte er leicht aus und hackte damit in die rechte Schulter des Schweines. Genau Synchron mit dem Stich spürte er einen quälenden scharfen Schmerz in seiner Schulter. Er schrie gequält auf. Von seinem Schrei zuckte Timothy zusammen und ließ vor Schreck das Hackmesser fallen. Der Raum war von seinen Schreien und dem lauten Klirren des Hackmessers auf dem Boden erfüllt. Der Baron lachte manisch, während er sich selbst applaudierte.
„Wundervoll!“, rief Bonatelli. „Wie wunderbar.“
Wie kann er das genießen? Was ist sein Problem?
„Du kranker Bastard!“, rief er.
„Ganz ruhig“, sagte der Baron, „es gibt keinen Grund zur Sorge. Schau.“
Er sah auf seine rechte Schulter und sah, dass der Baron ihn mit einem harmlosen Stock geschlagen hatte und er keine Wunde hatte. Mit dem Schock schwand auch sein Schmerz. Wie?
„Timmy, heb das Messer auf!“, kommandierte der Baron. „Lass uns anfangen!“