„Heldentag?“ fragte er überrascht.
„Ja, Heldentag,“ wiederholte Cadmun, „es ist ein Feiertag, an dem wir dem Opfer des Großen Helden gedenken.“
„Es gibt einen ganzen Feiertag für diesen Kerl? Er muss ein außergewöhnlich starker Held gewesen sein!“
„Oh ja, er war in der Tat der Größte,“ Cadmuns Müdigkeit begann langsam zu schwinden. „Man sagt, seine Tapferkeit und sein Charisma waren unübertroffen. Lord Thomas und Lord Alastair konnten nicht aufhören, über die Errungenschaften dieses Mannes zu sprechen.“
Ohne zu wissen warum, begann er zu lächeln. „Warum? Was hat er getan?“
Der glatzköpfige Mann unterbrach seine Bemühungen, ein Feuer zu entfachen, und wandte sich ihm zu.
„Er ist am berühmtesten dafür, die Götter getötet zu haben. Man nennt ihn nicht umsonst den Göttermörder.“
„Die Götter? Du meinst Arslan?“ Er setzte sich, um Cadmun näher zu sein.
Cadmun lachte wegen seiner ansteckenden Begeisterung. „Genau! Sogar du hast den Namen gehört.“
„Montgomery sagte, dass Lord Alastair ihm geholfen hat, die Götter zu töten.“
„Hat er das?“ Cadmun lachte herzhaft und klopfte sich auf das Knie. „Man könnte es so sagen. Lord Alastair hat mit ihnen gekämpft. Aber ehrlich gesagt, es waren Arslan und seine Rechte Hand, die den Gott des Todes töteten, während der Rest der Gruppe zurückweichen wollte. Obwohl ich das nicht sagen sollte.“
Wow! Der Große Held!
Eine Frage brannte ihm noch auf der Seele. „Warum haben sie die Götter getötet?“
„Weil es ihre Berufung war,“ antwortete Cadmun, „die Abenteurer wurden gerufen, um die wachsende Bedrohung durch Monster im Land nach dem Kontinentalen Krieg zu bekämpfen.“
„Also war Arslan ein Spieler?“ Er konnte nicht aufhören, sich vor und zurück zu wiegen.
Cadmun kratzte sich am Kinn. „Die meisten der großen Krieger damals waren es. Sie töteten Hunderte, wenn nicht Tausende von Monstern und machten unser Land wieder sicher. Und wir reden hier nicht von Schattenwölfen. Das waren Drachen und Mutanten und Dämonen, die mindestens drei Meter groß waren!“
„Was? Das ist unglaublich! Ich meine, Drachen? Götter? Die Abenteurer sind wirklich beeindruckend.“
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Cadmun verschränkte die Arme. „So war es nicht von Anfang an. Die Mehrheit der Abenteurer waren ein Haufen Feiglinge, die nicht einmal einen mickrigen Goblin töten konnten. Wenn Arslan sie nicht in Form gebracht hätte, würden sie alle immer noch am Daumen nuckeln und sich in der Hauptstadt verstecken.“
Unglaublich! „Er klingt wie ein starker Anführer.“
„Weißt du, das war die größte Leistung des Götterschmörders. Er gab den Menschen Hoffnung und den Mut zu kämpfen.“
Seine Augen begannen zu funkeln. Ein echter Held!
„Was geschah dann?“
„Die Guten sterben jung,“ sagte Cadmun schwach. „Die Abenteurer zerstritten sich nach seinem Opfer. So bekamen wir Carnifex.“
Cadmun schaute mit einem düsteren Blick auf das Herrenhaus auf dem Hügel. Bei dem Anblick, verflog seine Begeisterung. Und mit Arslan starb auch ihre Hoffnung.
Sie saßen einen Moment schweigend am Lagerfeuer und genossen die Morgensonne, die ihre Rücken wärmte. Erst als sie das erste Rascheln eines Zeltes hörten, sprach Cadmun wieder.
„Auf die Beine, Rekrut! Nur weil es ein Feiertag ist, heißt das nicht, dass es keine Arbeit gibt!“ befahl Cadmun mit autoritärem Ton.
„Ja, Sir!“ Er sprang auf. Aber-
„Was soll ich tun?“ fragte er schüchtern.
„Ähm…“ Cadmun sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an und inspizierte ihn von oben bis unten. „Du siehst nicht so aus, als könntest du etwas Schweres heben mit diesem Körper. Du siehst aus wie ein Stock!“
Er versuchte, sich nicht von Cadmuns Kommentar beleidigt zu fühlen, aber er wurde trotzdem rot. Und dein Kopf sieht aus, als könnte man ihn als Spiegel benutzen.
„Ich trage jeden Tag die Spitzhacken,“ entgegnete er.
„Und du siehst dabei beschissen aus. Dein Atem klingt wie die Dampfmaschine in der alten Fabrik, kurz bevor sie den Geist aufgibt. Du zitterst mehr wie eine westliche Bauchtänzerin.“ Cadmun fügte noch mehr Beleidigungen hinzu. „Und du verfehlst dein tägliches Soll. Vielleicht solltest du dich darauf beschränken, Wasser für den Eintopf zu holen. Obwohl die Eimer vielleicht zu viel für deine schwachen Ärmchen sind-„
„Genug! Ich hab’s verstanden!“ schrie er über die Demütigung hinweg.
„Willst du mich anschreien, Rekrut?“ Cadmun stand auf und sah auf ihn herab. „Willst du mich wirklich respektlos behandeln?“
Oh, nein!
„Ich entschuldige mich für die Respektlosigkeit!“ Er verbeugte sich sofort, griff im selben Moment nach zwei nahegelegenen Eimern und rannte zum Brunnen, bevor Cadmun etwas tun konnte. „Ich hole das Wasser für Sie, Sir Frost, ja Sir!“
Sobald er am Brunnen angekommen war, seufzte er erleichtert. Es schien nicht, als wäre Cadmun hinter ihm her. Er ließ die Eimer nacheinander in den Brunnen hinab, abgelenkt von seinem Gespräch mit Cadmun. Er fantasierte darüber, wie er Baron Bonatelli in der schweren silbernen Rüstung gegenübertreten würde. Er würde ihn zu einem Duell herausfordern und bevor Bonatelli überhaupt reagieren könnte, würde er einen verheerenden Schlag ausführen, der leicht den Turm des Herrenhauses einreißen würde. Einer dieser Schläge, die einen Gott töten könnten, direkt in sein selbstgefälliges Gesicht. Warte, was denke ich da? Das ist das Herrenhaus der Familie Blitz.
Als er den zweiten Eimer aus dem Brunnen hob, wurde ihm etwas Wichtiges klar. Wenn nicht heute Feiertag wäre, hätte er wahrscheinlich nie die Geschichte von Arslan gehört. Er war so gefangen in der Monotonie und Isolation, die der Baron ihm auferlegt hatte, dass er das Wichtigste vergessen hatte: Hoffnung. Die Geschichte des Großen Helden, wie Kassandra entkam. Das war es, was ihnen durch diese schweren Zeiten half. Was ihnen erlaubte zu träumen. Von dem Brunnen aus, an dem er stand, konnte er ein Loch in Lydias Hütte sehen, das das traurige Innere freilegte. Solange es Hoffnung gibt, können wir durchhalten.
Er kehrte ins Sklavenlager zurück, genau als Reacher und Becket ankamen. Seine Nackenhaare stellten sich auf. Ich dachte, es wäre ein Feiertag!