Cadmun verschränkte die Arme. „Worauf wartest du? Schieß los!“
„Du bist kahl.“
„Du hast lange gebraucht, um das zu bemerken“, sagte Cadmun mit einem sarkastischen Stirnrunzeln.
„Nein, was ich meine ist, du bist immer noch kahl“, wiederholte Stick. „Wie ist das möglich nach so vielen Monaten? Ich habe nie gesehen, dass du dich rasierst.“
„Wie ist es möglich, dass hier niemandem ein Bart wächst?“, antwortete Cadmun mit einer Gegenfrage.
Stick hatte es zuvor nicht bemerkt, aber diese Eigenart schien nicht exklusiv für Cadmun zu sein.
„Das liegt daran, dass die Abenteurer die Götter getötet haben“, erklärte Cadmun. „Oder zumindest begann es, nachdem der Gott des Todes vor drei Jahren starb.“
„Was hat begonnen?“
„Ich sollte eher sagen, es hat aufgehört“, strich Cadmun sich über den Kopf. „Zuerst hörte unser Haar auf zu wachsen. Das war sicherlich seltsam, aber nichts Alarmierendes“, erklärte Cadmun. „Dann bemerkten wir, dass unsere Ältesten nicht an Altersschwäche starben. Bis jetzt sind es drei Jahre ohne einen einzigen natürlichen Tod, zumindest keiner, von dem wir gehört haben. Etwas, worüber die Carnifex-Ritter eifersüchtig diskutiert haben.“
„Das ist unglaublich! Klingt wie ein Segen!“
„Auch wir dachten zu Beginn, dass es ein Segen sei.“
Ein unbehagliches Gefühl breitete sich in Sticks Magen aus.
„Aber dann hörten unsere Kinder auf zu wachsen“, Cadmuns Gesicht wirkte eiskalt im Mondlicht. „Hast du bemerkt, dass die Lords zu jung aussehen, um siebzehn Jahre alt zu sein?“
„Ich habe darüber nicht viel nachgedacht“, musste er zugeben.
„Sieht Timothy für dich wie ein Achtzehnjähriger aus?“
Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Achtzehn? Das kann nicht wahr sein! Er ist doch nur ein Junge!
Cadmun bemerkte, dass seine Botschaft angekommen war und fuhr fort: „Was denkst du, was ein Eroberer tut, wenn die eroberte Gesellschaft nicht altert? Wenn Babys Babys bleiben? Wenn Föten nie zu Menschen heranwachsen und sterben müssen? Wenn keine Nachkommen mehr geboren werden?“
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Er hatte das Gefühl, die Antwort bereits zu kennen und nicht hören zu wollen.
Cadmun beantwortete seine Frage selbst: „Er behält die Nützlichen.“
Stick fühlte, als müsste er sich übergeben. Was stimmt nicht mit diesen Leuten?
„Beruhige dich, zieh nicht so ein Gesicht“, sagte Cadmun, „es gibt immer noch gute Nachrichten.“
„Welche Art von guten Nachrichten könnten das sein? Wir sind dazu verurteilt, für die Ewigkeit als Sklaven zu leben!“
„Nein, nicht für alle Ewigkeit“, versuchte Cadmun einen hoffnungsvolleren Ton anzuschlagen. „Abenteurer altern noch normal. Eines Tages werden wir sie überleben.“
„Und wann wird das sein? Wenn der Baron in achtzig Jahren an Altersschwäche stirbt?“
Cadmun lachte. „Vielleicht. Aber bevor das passiert, wird Lord Alastair uns hier rausholen.“
Stick betrachtete Cadmun kritisch.
„Also was? Wir entkommen und warten darauf, dass der Feind an Altersschwäche stirbt? Das ist dein Masterplan? Und dann? Was ist, wenn wir eines Tages von einem Rudel Schattenwölfe ausgelöscht werden? Oder ein Unfall passiert und jemand in ein Loch fällt. Einer nach dem anderen sterben wir, bis eines Tages die gesamte Menschheit einfach verschwunden ist.“
„Du musst einfach darauf vertrauen, dass er eine Lösung dafür findet. Er hat die Götter mehr studiert als jeder andere auf der Welt. Mit genügend Zeit wird er all ihre Geheimnisse aufdecken. Und er wird genug Zeit haben, solange Carnifex ihn nicht zuerst findet.“
Cadmun versuchte, ihn zu beruhigen, aber die ganze Unterhaltung machte ihn schwindelig. Ich kann mit meiner Flucht nicht auf jemanden vertrauen, von dem ich nicht einmal weiß, ob er überhaupt noch lebt. Wir haben ein halbes Jahr, um die Zwillinge hier herauszuholen. Wenn der Baron sie zuerst loswird, dann haben wir ein Leben voller Leiden vor uns, bevor wir frei sein können. Ich muss so schnell wie möglich handeln!
„Du setzt wirklich viel Vertrauen in diesen Mann“, sagte Stick.
„Er ist die klügste Person, die ich kenne“, entgegnete Cadmun.
„Aber er ist nicht hier. Wie kannst du dir da so sicher sein?“
„Es ist nichts bestätigt, bis wir eine Leiche sehen.“
Verdammt. Genug von der Unterhaltung hob er das Zelt auf. Cadmun verstand seine Aussage und ging ohne weitere Diskussion weg.
„Gute Nacht“, sagte Sir Frost.
„Gute Nacht“, antwortete Stick.
Sein Blick wanderte von Zelt zu Zelt. Es wird einen sehr überzeugenden Plan brauchen, wenn ich ihre Unterstützung haben will.
Als er die Zeltklappe öffnete, war er überrascht, die meisten Sklaven immer noch wach und in Stille auf ihn wartend zu sehen. Mit großen Augen fragten sie, wie es sich anfühlte, sich gegen Cadmun zu behaupten, ihrem Vorgesetzten zu widersprechen. Sie sprachen leise, um nicht vom anderen Zelt gehört zu werden. Je mehr er erklärte, wie gut es sich anfühlte, standhaft zu bleiben, desto faszinierter waren die Männer. Es war klar, dass sie seinen rebellischen Geist bewunderten. Sie hatten genug von der gleichgültigen Haltung der Herren und Lords. Sie wollten nicht länger warten. Sie wollten handeln. Sie wollten Stick. Langsam, aber sicher, hatte er eine Anhängerschaft aufgebaut, ohne es zu realisieren. Wenn es ihm gelang, ein paar hochstufige Spieler zu überzeugen, sich ihm anzuschließen, dann könnten sie es tatsächlich schaffen. Pass auf, Bonatelli! Pass auf, Carnifex! Pass auf, Welt! Stick Arslan, der größte Held ist angekommen!
Er blickte auf die ungefähr zwanzig Männer um sich herum, die gespannt darauf warteten, ihn sprechen zu hören. Er hatte nur eine Frage im Kopf.
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„Wann ist der nächste Feiertag?“