Sie näherten sich dem Armenviertel in gleichmäßigem Tempo. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie die Siedlung erreichten. Seine Arme begannen vom Gewicht der Holzstämme zu brennen. Er verlagerte das Gewicht des Holzes, um die Schmerzen zu lindern.
„Ich bin froh, dass du mir hilfst. Es war sehr anstrengend, das Holz von dort oben zu holen“, sagte Varyan. Er hatte sein Lächeln wieder gefunden.
„Warum musst du dort oben Holz holen? Da unten ist doch ein ganzer Wald.“ Er deutete mit den Augen in Richtung der Hütten.
„Es ist wirklich eine Schande“, erklärte Varyan. „Die Bäume sind zu hoch geworden und jetzt kann der Baron das Lager nicht mehr sehen.“
„Der Baron?“
Varyan deutete auf den Turm auf dem Hügel. Sie schwiegen einen Moment.
„Das ist unheimlich“, sagte er.
Varyan nickte. „Als Kind habe ich mich immer an diesem Ort versteckt, wenn mich etwas aufgeregt hat. Jetzt will der Baron diese Bäume loswerden. Deshalb dürfen wir unser Holz nicht im Wald holen, bis dieser Bereich abgeholzt ist.“
„Das tut mir leid.“
„Muss es nicht. Es ist schließlich nicht deine Entscheidung.“ Varyans Blick verweilte einen Moment lang auf dem Schloss. „Wie heißt du eigentlich? Du hast dich gar nicht vorgestellt.“
„Ich…“ ich habe keine Ahnung.
Varyan richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf ihn. „Du musst doch einen Namen haben. Der Baron oder irgendein Abenteurer hat dir sicher einen gegeben.“
Er war noch verwirrter. Warum sollten sie mir einen Namen geben?
„Ich erinnere mich nicht daran, einen Namen bekommen zu haben. Ich erinnere mich an nichts außer dem Tor. Ich kam durch das Tor hierher.“
„Ein Tor? Mitten am Hang?“ fragte Varyan mit ironischer Stimme. „Nein ernsthaft, woher kommst du?“
„Ich weiß es nicht. Ich erinnere mich an nichts außer dem Tor. Als Nächstes habe ich dich gesehen.“
„Haben sie dich nicht hier hergefahren? Hast du keinen Namen bekommen? Hattest du vorher keinen? Bist du sicher? Haben sie dir auf den Kopf geschlagen? Tut dir der Kopf weh?“ Varyan lachte auf.
„Wer hätte mich hier herfahren sollen?“
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„Die Abenteurer natürlich! Jemand muss dich gekauft und hier hergebracht haben.“
„Warum sollte mich jemand kaufen?“ Er wurde nervös.
„Du weißt wirklich gar nichts.“ Varyan schien beruhigt aber immer noch ziemlich amüsiert. „Du bist ein harter Brocken, aber wir werden dich schon geknackt kriegen.“
„Ich verstehe gar nichts.“
„Hör zu.“ Varyans Gesicht wurde wieder ernst. „Falls – und ich nehme jetzt mal entgegen meiner Zweifel an, dass du die Wahrheit sagst – also falls du dich wirklich an nichts erinnerst, ist hier die unangenehme Wahrheit: Du bist jetzt das Eigentum eines Anderen.“
„Was?“
„Da du hier mit diesen Kleidern angekommen bist, bedeutet das, dass du jetzt ein Sklave bist.“
Ihm rutschte das Herz in die Hose. „Wie meinst du das?“
„Genau wie ich es gesagt habe. Du bist, genau wie ich, jetzt Eigentum eines Abenteurers, höchstwahrscheinlich des Barons. Und du sollst in den Minen im Sklavenlager arbeiten.“
„Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst. Ich erinnere mich an nichts, aber ich bin bestimmt kein Sklave. Das muss ein Fehler sein.“
„Nun, es ist bedauerlich, dass du dich nicht erinnern kannst, aber du scheinst in dieser Angelegenheit keine Wahl gehabt zu haben.“
Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Er kämpfte immer noch damit, seine Situation zu verstehen. Sie ließen die Holzstämme auf den Boden sinken. Das kann nicht real sein! Das klingt alles wie ein seltsamer Traum. Genau! Ein seltsamer Traum. Richtig! Varyans Daumen war nicht abgehackt. Ich werde sehr bald aufwachen.
Varyan schnippte ihm mit dem Finger ins Gesicht. Der Schmerz war nicht stark, aber definitiv real.
„Hier ist, was du beachten solltest: Leiste deinen Teil der Arbeit, störe die anderen nicht und tue immer, was die Abenteurer sagen. Vor allem der Baron.“
Wovon spricht er? Wer ist überhaupt dieser Baron? Was will er von mir?
Er brauchte einen Moment, um über den gröbsten Schock hinwegzukommen. Dann, nachdem sich das Chaos in seinem Kopf gelichtet hatte, sagte er das Erste, was ihm in den Sinn kam: „Der Baron klingt wie ein Arschloch.“
Varyan brach in lautes Gelächter aus. Sein ganzer Körper zuckte bei jedem Lachen, das er ausstieß, und er drohte beinahe auf dem nassen Gras auszurutschen. Er versuchte zu sprechen.
„Lass sie das nicht…“ aber er konnte den Satz nicht beenden, ohne wieder in Gelächter auszubrechen.
Das Lachen war sehr hoch und ungehemmt. Es war sehr ansteckend. Er ertappte sich dabei, mit Varyan zu lachen, obwohl es nicht zum Lachen war. Die Vorstellung von ihnen beiden, halbnackt, die über einem Holzhaufen lachten, war einfach zu verrückt, um die Situation ernst zu nehmen.
„Nein, nein. Im Ernst.“ Varyan versuchte, seine Fassung wiederzugewinnen, „lass niemanden dich das Sagen hören.“
Obwohl Varyan sein Bestes gab, konnte er ein amüsiertes Grunzen nicht ganz unterdrücken.
Auch er kämpfte darum, ernst zu bleiben, aber es gelang ihm, zu antworten: „Danke für die Warnung. Ich hätte mir denken können, dass ich das nicht sagen darf. Es tut mir leid.“
„Nein, du musst dich nicht entschuldigen“, flüsterte Varyan mit vom Lachen tränenfeuchten Augen. Er sah mit einem Lächeln im Gesicht zum Himmel.
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Die Sonne kroch stetig weiter aufwärts an der Bergkette entlang. Sie ließen sich einen Moment Zeit, um ihre Wärme zu genießen. Er fühlte sich, als würde die Wärme der Sonne den kalten Schock der Information, die er von Varyan erhalten hatte, aus seinem Körper vertreiben.
„Lass uns gehen“ unterbrach Varyan ihre Pause, „Lass uns essen gehen.“
Während er noch darüber nachdachte, was seine Situation war und was das für ihn bedeutete, hoben sie das Bündel aus Holzscheiten und Lumpen erneut auf und setzten ihren Weg den Hügel hinunter fort.