Das erste, woran er sich erinnerte, war pechschwarze Dunkelheit. Er konnte nicht sagen, wo er war. Es gab kein Licht und keinen Ton, um zu entschlüsseln, ob er in einem Raum oder auf einem offenen Feld war. Es gab nicht den geringsten Hinweis darauf, wo er sein könnte. Er schrie, aber der Klang seiner Stimme wurde von der Dunkelheit verschluckt. Was mache ich an diesem Ort?
Er hielt seine Hände direkt vor seine Augen, konnte sie aber noch immer nicht sehen. Er war mit dem Konzept der Blindheit vertraut und wusste, dass er nicht blind war. Er wusste ebenfalls nicht, wie er hergekommen war. Er konnte spüren, dass er stand, konnte aber nicht oben von unten unterscheiden. Er machte einen Schritt. Dann einen weiteren. Nichts. Habe ich mich überhaupt fortbewegt?
Er stampfte mit seinen Füßen auf den Boden. Er konnte nicht sagen, auf was für Boden er stand. Seine Füße machten keinen Ton, aber er konnte auch nicht taub sein. Er hatte gerade seine Stimme gehört. Er schrie erneut, aber noch immer keine Antwort. Wo bin ich?
Er strich sich über das Gesicht. Er konnte seine Augen, Mund, Nase und Ohren fühlen. Alles war noch da. Er fuhr sich durch die Haare; sie waren länger als erwartet. Mindestens zweimal so lang wie sein Zeigefinger. Er bewegte sich zum Oberkörper hinunter. Arme, Rippen, Brust, Wirbelsäule, alles da. Er hatte eine schlanke Statur. Er hatte das Gefühl, dass er etwas beim Abtasten vergessen hatte. Er tastete sein Gesäß, seine Hüften und seine Oberschenkel ab. Alles in Ordnung. Dann traf es ihn. Eine Welle von Angst überkam ihn. Panisch überprüfte er gleich unter seinem Bauch das wichtigste Teil direkt in der Mitte. Das, worauf kein Mann verzichten könnte… Was für eine Erleichterung, es ist alles da.
Aber in diesem Moment realisierte er, dass er völlig nackt war. Seine Wangen brannten. Was, wenn andere Leute hier sind? Sind sie auch nackt? Moment mal, das ist nicht das, worüber ich mir Sorgen machen sollte! Was ist, wenn sie mich sehen nur ich sie nicht? Ich sollte mich irgendwie bedecken, aber wie? Hier ist nichts!
Ein einziger Gedanke stoppte seine Panik. Ihm war nicht kalt. Obwohl er nichts trug und die Sonne nicht schien, war ihm nicht kalt. Er sah ein, dass jetzt nicht die Zeit war, um Gedanken an sowas zu verschwenden. Mit einem tiefen Atemzug sammelte er sich und fuhr fort, seinen Körper zu überprüfen. Nach seinen Knien kamen die Waden. Dann seine Füße und dann die-, er verlor für einen Moment das Gleichgewicht, schaffte es aber, nicht hinzufallen. Was zum Teufel ging hier vor?
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In dem Moment, als er versuchte, den Boden direkt unter seinen Füßen zu berühren, wanderten seine Finger einfach nach unten weiter… Es gab nichts, worauf er stand! Er hob seinen rechten Fuß und stampfte erneut. Offensichtlich war da etwas, aber als er mit den Fingern danach griff, leistete es keinerlei Widerstand, als ob er durch den Boden fallen könnte. Er trat einen Schritt zurück und griff mit der Hand nach dem Ort, wo er zuvor gestanden hatte. Nichts. Er trat vorwärts. Nach einem Moment des Zögerns machte er einen weiteren Schritt nach vorne. Dann begann er zu gehen. Der Boden unter seinen Füßen gab ihm keinen Grund, an einen Fall zu glauben. Wohin soll ich von hier aus gehen? Wo sind alle?
Er war lange gelaufen, als er versuchte, sich daran zu erinnern, wo er war, bevor er hier herkam, aber er konnte sich nicht einmal an seinen Namen erinnern, was ihn sofort traurig machte. Obwohl er keine konkreten Erinnerungen hatte, die ihm aus dieser Situation hätten helfen können, erinnerte er sich doch an Konzepte wie die Tatsache, Erinnerungen zu haben oder einen Namen an sich. Während er in seinem nachdenklichen Zustand gefangen war, begannen seine Augen seinem Gehirn ein Signal zu senden. Am Horizont war eine Farbe oder besser gesagt… Ein Licht!
Sein Schritt beschleunigte sich und ohne es zu merken begann er zu rennen. Als er näher an die goldene Farbe kam und das Licht größer wurde, konnte er endlich etwas erkennen. Es war ein Tor, von dem das Licht ausging. Es gab hier nichts Anderes, was die Quelle des Lichts hätte sein können. Bei genauerer Betrachtung erkannte er, dass es ein hölzernes Tor in einem Steinrahmen war, das -basierend auf der Position seiner Füße – in der Luft in etwa der Höhe seiner Knie hing. Auf den Steinen waren drei seltsame leuchtende Symbole, die er nicht ganz zuordnen konnte, aber er war sich sicher, dass er sie von irgendwoher kannte. Er streckte sein Bein aus und zog es unter dem Tor durch. Wieder nichts, kein Widerstand. Moment mal.
Er sah an seinem Körper hinunter und konnte sich endlich selbst sehen. Seine Haut war sehr weiß, obwohl er im goldenen Licht des Tores gebadet war. Er hatte keine Narben. Als er auf seinen Bauch hinabschaute, hatte er das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, konnte aber nicht zuordnen, was es war. Er sah sich um. Nichts als endlose Dunkelheit außer dem Tor. Nicht viel Auswahl.
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Als er den Arm ausstreckte und nach dem Tor griff, spürte er sofort, wie ihn eine angenehme Wärme durchströmte. Die Tür war schwer und er musste all seine Kraft aufbringen, um sie aufzustemmen. Als sie endlich nachgab, drang eine solch enorme Menge Licht durch die Öffnung, dass es ihn für einen Moment blendete, aber er drückte weiter. Bald war er mit beiden Füßen über den untersten Teil des Tores geklettert und der Duft der frischen Luft erfüllte seine Nase. Und noch während sich seine Augen an die helle Umgebung anpassten, hörte er ein lautes Klirren, als sich das Tor hinter ihm schloss.