Der Diener hob das Hackmesser vom Boden auf und begann erneut damit die Wirbelsäule des Schweines entlangzufahren. Timmy bewegte sich zögerlich, was darauf hindeutete, dass er nicht wirklich mit dem, was hier passierte einverstanden war. Mit großer Wahrscheinlichkeit war auch er ein Sklave. Aber ein paar Fragen blieben offen. Wie funktioniert das? Ist das eine Art Magie? Er behauptet, dass er diese Technik im Fernsehen gesehen hat.
Das Hackmesser fand manchmal seinen Weg unter eine Schicht der Schweinehaut, aber es war scharf genug, um die Haut einfach abzuschälen, ohne die Bewegung des Dieners zu behindern. In gewisser Weise war er froh, dass für seinen Rücken nur ein Stück holz genutzt wurde.
„Bist du ein NPC oder ein Spieler?“, fragte der Baron.
„Was? Ich habe dir bereits gesagt, dass ich keine Ahnung habe, worüber du redest.“ antwortete er.
„Falsche Antwort.“
Der Diener hackte mit einem schmatzenden Geräusch das Messer in den unteren Rücken des Schweines. Im selben Augenblick wurde er am unteren Rücken getroffen und schrie erneut auf. Der Schmerz ließ sein Herz rasen. Ohne Unterbrechung presste der Baron den Stock wieder an seine Wirbelsäule und begann Timmy erneut nachzuahmen. Es dämmerte ihm endlich, dass dies hier alles eine Illusion war. Er redete sich quasi selber ein, dass er ein Hackmesser in seinem Rücken spürte. Er versuchte, sich auf die abgeschälte Haut auf dem Boden zu konzentrieren. Lass sie nur nicht in deine Gedanken.
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„Hey, Augen auf und nach vorne schauen“, schnappte der Baron.
Widerwillig folgte er der Anweisung und betrachtete die Bewegung des Hackmessers, die der Bewegung des Stocks auf seinem Rücken glich.
Der Baron setzte sein Verhör fort: „Vielleicht hilft das ja: Bist du ein Abenteurer oder ein Sklave?“
„Ich bin ein Sklave“, grunzte er.
„Das war eine einfache Antwort, oder?“, sagte Bonatelli.
„Ich kann sehen, dass dein Bauchnabel fehlt, aber dein Status erzählt eine andere Geschichte.“
Mein Bauchnabel?
Er sah panisch nach unten auf seinen Bauch. Tatsächlich, sein Bauchnabel fehlte. Er hatte schon vorher bemerkt, dass etwas fehlte, aber er hatte sich bisher keine weiteren Gedanken darüber gemacht. Bis jetzt. Während er seinen flachen Bauch ohne offensichtliche ‚Mitte‘ ansah, verstand er, wie falsch das war. Wie?
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„Ich verstehe das nicht“, sagte er ungläubig, „wo ist er?“
„Du bist dir also bewusst, dass das falsch ist. Und das Spiel hält dich für einen Spieler. Wie machst du das ohne die Maske?“, fragte der Baron.
Ein mulmiges Gefühl breitete sich in seiner Magengrube aus.
„Was für ein Spiel? Was für eine Maske? Du musst verstehen, dass ich überhaupt nichts weiß. Bitte“, sagte er.
„Falsche Antwort.“
Das Hackmesser hackte zu, genau, wie der Stock in seinem Rücken. Der Schmerz war, obwohl er ihn erwartet hatte, noch immer schockierend überwältigend.
Bonatelli bombardierte ihn mit einer Salve von Fragen: „Sag mir einfach, was dein Status bedeutet! Was ist mit deinen Stats los? Wie kann es sein, dass du LVL 1 bist? Wo ist deine Klasse? Wie heißt du?“
„Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was irgendwas davon heißt!“
„Falsche Antwort!“
Das Hackmesser senkte sich genauso, wie der Stock auf seiner linken Schulter. Der Schmerz war diesmal aushaltbar. Sein Bewusstsein musste den Trick verstanden haben.
„Was bist du?!“, schrie Bonatelli.
„Ich erinnere mich an nichts vor gestern, du musst mir glauben“, flehte er.
Er wusste nicht, was er sonst in dieser Situation tun sollte, außer zu flehen. Offensichtlich traute der Baron ihm nicht.
„Was soll das heißen? Du wurdest in dieser Welt geboren aber als Spieler? Das war’s? Du bist einfach eine Anomalie? Das soll ich dir glauben?“ Der Baron wurde immer instabiler.
„Ich weiß es nicht“, antwortete er verängstigt.
„Timmy!“ Bonatelli bemerkte, dass der Diener aufgehört hatte, das Hackmesser zu bewegen. „Ich mache gerne dich zum Schwein in diesem Experiment, wenn du nicht weiter machst.“
Der Diener setzte das Hackmesser wieder an das Schwein an und begann es wieder hoch und runter zu bewegen. Der Baron verlagerte seine Aufmerksamkeit und kam ganz nahe an sein Gesicht heran.
„Also was soll es sein? Als NPC geboren oder Ein Spieler durch deinen Status?“ fragte Bonatelli bedrohlich.
In seiner Erschöpfung fand er nur eine Antwort und das war eine Frage: „Was ist ein Status?“
„Falsche Antwort.“
Ein sengender, heißer Schmerz schoss durch seinen Körper. Es war unheimlich intensiv, viel schlimmer als alles, was er zuvor erlebt hatte. Sein ganzer Körper krampfte sich so sehr zusammen, dass er nicht schreien konnte, er konnte noch nicht mal atmen. Was hat er getan?
Mit verzweifelten Blicken versuchte er zu lokalisieren, woher der Schmerz kam. Als er an sich herunter sah, sah er es. Eine Klinge ragte aus seinem Bauch heraus. Seine Sicht verschwamm. Sein Herz sandte panische Signale an sein Hirn und er fühlte sich, als würde er jeden Moment das Bewusstsein verlieren. Er versuchte zu atmen, um sich zu beruhigen, aber seine Brust war zu sehr beschwert und er konnte nichts tun, als zu stöhnen und unkontrolliert zu zittern. Dann wurde die Klinge herausgezogen. Seine Beine knickten ein und er wurde nur noch durch die Fesseln an seinen Händen aufrecht gehalten. Er versuchte, tiefe Atemzüge zu nehmen, aber jedes Mal, wenn er es versuchte, musste er husten.
„Schau mich an!“, sagte der Baron kalt.
Er versuchte, die Kontrolle über seinen Körper zurückzuerlangen aber er war noch immer erschüttert von dem Angriff. Alles, woran er denken konnte, war das Fehlen von einer Wunde und Blut. Der Gott des Lebens?
Eine Hand griff ihn am Kinn und der Baron drehte seinen Kopf in seine Richtung. Er zeigte mit seinem Schwert Richtung Decke. Er erkannte die transparente Box, die über dem Baron schwebte. Zu oberst der Name: ‚Lucio Bonatelli‘, direkt darunter ein hellgrüner und ein zweiter hellblauer Balken. Die Balken waren diesmal voll ausgefüllt. Unten etwas Text und Zahlen:
LVL. 50 Lebenspunkte: 6250/6250 Mana: 100%
„So sieht ein Kampfstatus aus“, sagte der Baron.