Die Luft war erdrückend. Jedes Mal, wenn er ausholte, musste er sich erneut sammeln. Er schlug immer wieder auf die Wand ein und sein Schwindel nahm mit jedem weiteren Schlag zu. Er hatte das Gefühl, als würde das Gewicht des ganzen Berges ihm die Luft aus den Lungen drücken. Er konnte nicht einmal sagen, ob er auf einen Edelstein schlug.
„Es klingt anders, wenn du sie triffst. Es ist mehr ein ‚Kling‘ als ein ‚Klirr‘“, sagte Montgomery zu ihm.
Das hilft überhaupt nicht.
Wenn er nicht so erschöpft von der Wanderung wäre, könnte er die Deckung der Minen nutzen, um mit den anderen die Flucht zu planen. Aber er konnte sich nicht konzentrieren. Eine vage Idee bahnte sich ihren Weg durch seine Gehirnwindungen. Mein Körper muss sich daran gewöhnen. Ich muss stärker werden. Ich brauche Essen. Mehr Edelsteine geben mir Vorrang beim Abendessen. Die anderen arbeiten schon, bevor ich überhaupt hier hinten ankomme. Die Tatsache, dass ich ganz hinten in der Höhle eingeteilt bin^, bremst mich echt aus.
„Das ist es!“, rief Montgomery.
„Was?“, fragte er.
„Das ist ein ‚Kling‘!“
„Wirklich?“
Er klopfte mit der Spitzhacke um die Stelle, die er eben getroffen hatte. Tatsächlich fühlte er eine kleine Stelle, die glatter war als der Rest der Wand. Ein paar gezielte Schläge – so gezielt wie ihm eben möglich war – später gelang es ihm, die Spitze der Spitzhacke zwischen die glatte Oberfläche und die Wand zu klemmen. Nach einigen weiteren Anstrengungen löste sich der Edelstein, und er fiel mit einem ‚Kling‘ auf den Boden.
„Ja! Den Anfang hast du geschafft!“
Ein langer und lauter Pfeifton hallte durch die Höhle. Er drehte sich um und sah, dass Licht oberhalb der Steigung, die in den Rest der Höhle führte, aufleuchtete. Jemand wartete oben auf sie.
„Tja, Rekrut, damit bist du wohl Wolfsfutter“, kicherte Montgomery.
Verdammt, wir gehen jetzt schon?
Montgomery begann, die Edelsteine in seinen Beutel zu stecken. Er zählte fünf für PP und fünf für sich selbst. PP nahm ihre Sachen und machte sich auf den Weg Richtung Licht. Der Mann, der auf sie wartete, pfiff erneut. Mist.
„Oh, was ist das? Du schlauer Hund“, sagte Montgomery. „Es ist dein Glückstag, Rekrut. Du scheinst einen Freund gefunden zu haben.“
Montgomery drückte ihm etwas Glattes und Kaltes in die Hand. Es war ein Edelstein! Dann noch einen. Und noch einen. Insgesamt waren es fünf. Ich kann es nicht glauben!
"Beweg dich, Montgomery“, sagte PP.
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„Danke! Vielen Dank“, rief er.
Der große Mann reagierte nicht und kletterte den Hang hinauf. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Wer hätte gedacht, dass sich hinter diesem riesigen Monster eine so freundliche Seele verbarg?
Er steckte die Edelsteine in seinen Sack und folgte Montgomery aus dem Minenschacht. Er humpelte, wegen seines aufgeschnittenen Fußes. Der Bergarbeiter, der auf sie wartete, zündete ihre Fackeln an, und sie machten sich auf den Weg aus der Höhle. Alle anderen waren schon weg. Während sie aus der Höhle kletterten, fiel es ihm immer leichter zu atmen. Schließlich sah er das Sonnenlicht, das am Ausgang schien. Als sie herauskamen, begann die Sonne bereits unterzugehen. Der Himmel war in einen wunderschönen violett schimmernden Farbton getaucht. Die anderen Sklaven standen bereits in zwei Reihen aufgestellt, mit Becket auf seinem Pferd ganz vorne. Reacher wartete am anderen Ende mit ausgestreckter Hand auf sie. Die drei Männer vor ihm gaben ihm ihre Beutel, und er zählte den Inhalt. In der Zwischenzeit legten sie ihre Spitzhacken vor ihm ab. Der Streitkolben nickte und gab ihnen allen einen Schluck Wasser, bevor sie sich den anderen anschlossen. PP bekam seine vier Säcke zu tragen. Er öffnete seinen Sack, um die Edelsteine herauszuholen, aber-
Der Sack ist leer.
„Was? Gar keine?“ fragte Reacher spöttisch.
„Das kann nicht sein. Ich hatte fünf von ihnen hier drin.“
Ich verstehe nicht. Was geht hier vor sich?
Der Streitkolben ging auf ihn zu. Oh nein!
„Nein, ich schwöre, ich hatte fünf von ihnen. Ich habe-“ er verstummte. Ich kann die anderen nicht mit hineinziehen. Was zum Teufel ist passiert? Wo sind sie?
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„Fünf. Verstehe“, sagte Reacher, als er in den leeren Sack sah. „Was hat es mit dem Blut auf sich?“
Zögernd hob er seinen Fuß an, um den Schnitt zu zeigen. Reacher signalisierte ihm, ihn höher zu heben. Als er hoch genug war, streckte er einen Finger aus. Was will er-?
Ein unerträglicher Schmerz durchfuhr seinen Körper, als der Streitkolben seinen Finger in den Schnitt stieß. Er schrie auf, während er nach hinten umfiel. Dann, im nächsten Augenblick, ließ der Schmerz nach. Er sah sich seinen Fuß wieder an, und der Schnitt war jetzt eine Narbe. Er sah zu Reacher hoch, der das Blut von seinem Handschuh abwischte. Er hat es geheilt?
„Nimm die Hacken und beeil dich!“, befahl Reacher Montgomery, und der folgte seinem Befehl. Montgomery konnte nicht sagen, wie verärgert er darüber war, aber er machte es mit dem Blick, den er ihm zuwarf, deutlich.
Was? Ist das alles? Was ist mit den Edelsteinen?
Die Männer begannen zu marschieren, sobald Reacher auf sein Pferd stieg. Was plant er?
Der Rückweg zum Wald verlief ereignislos, was ihn noch mehr beunruhigte. Der Streitkolben dröhnte ständig auf seinem Pferd hinter ihm her, als ob er jederzeit zuschlagen wollte. Er spürte die ganze Zeit Reachers Blick auf seinen Rücken gerichtet. Sie waren eine ganze Weile gegangen, bevor er merkte, dass er viel zu viel Energie hatte, angesichts dessen, was an diesem Tag passiert war. Es muss der Heilzauber von vorhin sein. Verdammt! Was hat er vor?
Er war während des gesamten Weges nervös, weil er den Streitkolben nicht durchschauen konnte. Zu seiner Verwirrung kam hinzu, dass die Kadaver der Wölfe, die am Morgen getötet worden waren, nicht mehr auf der Straße lagen. Er beobachtete PP und Montgomery, die von den verschwundenen Wölfen aber nicht besorgt zu sein schienen. Er konnte sehen, dass Montgomery sauer auf ihn war, weil er sich beim Tragen der Spitzhacken körperlich betätigen musste, aber als er angeboten hatte, beim Tragen zu helfen, hatte Reacher es unterbunden. Hier läuft etwas sehr schief.
Den Rest des Weges war die Luft zum Schneiden dick vor Spannung. Ein seltsamer Gedanke kam ihm in den Sinn. Er wünschte, wieder von den Wölfen angegriffen zu werden, denn das war wenigstens eine vorhersehbare Gefahr. Die Sonne ging langsam unter und bald konnte er die Palisaden des Herrenhauses in der Ferne sehen.