Eine sanfte Brise trug die milde Luft vom hier nicht ganz so fernen Südmeer heran. Aus dem Schornstein eines alten Gasthauses, das schon seit vielen Generationen von derselben Familie geführt wurde, rauchten dunkle Schwaden des im Kamin brennenden Fichtenholzes. Seine Mauern waren aus runden und oft scheinbar ohne Ordnung übereinandergeschlichteten Steinen, die hauptsächlich vom Zement zwischen ihnen zusammengehalten wurden. Über der Pforte hing ein Schild auf dem „Alte Teichstube“ zu lesen war. Unter der neben dem Hauseingang beflaggten Fahne, die den Camenischen Adler abbildete, schritt nun eine Kapuzengestalt hindurch. Im Licht der Abenddämmerung betrat der Mann mit dunkelbrauner Kapuze und hellgrünen Pluderhosen die Gaststube, wobei er sich gezielt mit dem Rücken zur untergehenden Sonne drehte, um sein Gesicht besser zu verbergen.
Der Herr ging zielstrebig am Bartresen vorbei und schlängelte sich gezielt zwischen der Gästeschaft hindurch, um in eines der hinteren Zimmer zu gelangen. Dort ging er eine steile Treppe hinunter an deren Ende eine zugesperrte Türe war. Er klopfte fünfmal an. Kurz darauf konnte man von deren anderer Seite Folgendes hören: „Der Karpfen schwimmt im großen Teich.“ Sogleich antwortete er: „Doch wird er bald ertrinken.“ Infolge drehte sich der Schlüssel im Schloss und man ließ ihn ein. Erst als die Tür wieder verschlossen war, begrüßte ihn die Dame. „Guten Abend, Durchlauchtester Herr!“, kam es formal von einer relativ kleinen Frau mit schulterlangem Haar. Sie schien nicht mehr ganz die Jüngste zu sein, doch war sie definitiv noch nicht als geriatrisch zu bezeichnen. „Auch Ihnen einen guten Abend, Frau Vogt!“, erwiderte ihr der Ankömmling. Dann ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen. Da waren noch zwei weitere Männer und ein Jüngling, die gemeinsam an einem Tisch saßen.
Einer der Männer, ein alter, mit allen Wassern gewaschener Veteran, starrte aus seinen tiefen Augenhöhlen zu dem Neu-Dazugestoßenen hinüber. Der ehemalige Feldmarschall Etzel strahlte alle Härte aus, die ihm die Welt entgegengeworfen hatte. Er nahm einen Zug von seiner Zigarre, deren Rauch den ganzen Raum bis zum schönen Kellergewölbe aus Ziegeln hinauf erfüllte, und paffte diesen wieder hinaus. Der andere Herr war wesentlich schmäler und bedeutsam weniger massiv gebaut als Etzel. Er war Petras aktueller Partner. Seine stille, zaghafte Natur veranlasste ihn dazu, dass er momentan nur dasaß und keine Unterhaltung mit seinem Gegenüber führte. Und schließlich war da noch der Bursche. Er hatte mittellanges, braunes Haar und sehr schöne Gesichtszüge. Für einen Mann war er etwas klein, aber das konnte sich ja eventuell durch einen Wachstumsschub noch geben. Immerhin war er ja erst sechzehn. Achaz war sein Name und er war der Sohn Petras. „Er sieht seinem Vater sehr ähnlich“, wäre, was sich ein Beobachter denken würde, wenn er denn August gekannt hätte.
Nun entfernte der Besucher die Kapuze von seinem Haupt. Darunter kam ein stark gelockter Haarschopf zum Vorschein, der keinen Zweifel an seiner camenischen Abstammung mehr zuließ, wenn seine traditionelle Kleidung dies nicht bereits klar gemacht hatte. „Tut mir leid, dass wir euch bereits so früh hierherbitten mussten, werter Freiherr“, vermerkte nun Etzel, der ihn von oben bis unten begutachtet hatte, um sicherzustellen, ob er auch tatsächlich jener Freiherr von Alduino war, den er kannte und nicht ein Betrüger war. Der Adelige entgegnete: „Ich war wirklich nicht erfreut darüber, wie Sie sich wohl denken können! Es ist ein erhebliches Risiko, mich hier mit Euresgleichen zu treffen. Natürlich wäre mir eine spätere, dunklere Stunde lieber gewesen.“ – „Ohnehin seid ihr ja jetzt hier. Kommen wir zur Sache. Je länger wir hier brauchen, desto mehr laufen wir Gefahr, aufgespürt zu werden.“ Der Wirt war zwar einer ihrer Verbündeten, man konnte aber dennoch nie vorsichtig genug sein.
Der edle Herr setzte sich auf einen der freien Stühle und begann sogleich zu berichten. „Was mein Bruder, der im Kaiserpalast zugegen war, mir mitgeteilt hat, ist, dass die Prinzessin scheinbar unglaublich aufbrausend und rebellisch ist. Ihre Eltern werden ihr anscheinend nicht Herr. Zudem scheint sie kaum Freunde zu haben.“ Beim Vernehmen dessen schmiegte sich ein hinterlistiges Grinsen über Petras Lippen. Die Frau, die sich als Einzige nicht gesetzt hatte, sondern es bevorzugte zu stehen, begann nun in dem Kellerraum auf- und abzugehen. Die Sache gedanklich abwägend sprach sie: „Gut, das ist sehr gut! Solch große Schwächen können wir ausnutzen!“ Dann blickte sie hinüber auf ihren Sohn, der sie gleich fragte: „Was hast du im Sinn, Mutter?“ - „Was ich im Sinn habe? Den abscheulichen Verrat an deinem Vater rächen, ist doch klar! Willst du das nicht auch?“, stellte sie ihre Gegenfrage. Der Bursche erwiderte sogleich: „Ja, das will ich auch!“ Seine Stimme hatte aber einen etwas unsicheren Tonfall. Er war nicht gut darin seine wahren Gefühle zu verbergen.
„Ähem!“, räusperte sich nun ihr adeliger Verbündeter. „Ich habe Ihnen noch weitere Dinge mitzuteilen, wenn es denn recht ist.“ – „Entschuldigung! Selbstverständlich ist es das“, entgegnete die Witwe Augusts auf den sich übergangen fühlenden Mann. Dieser fuhr nun fort: „Dies ist nun weniger ein Geheimnis, aber in den letzten Jahren scheinen sich auch Risse zwischen der Militärführung und dem Kaiserhaus gebildet zu haben. Der Herrscher hat offenbar seine eigene Truppe massiv in ihrer Größe ausgebaut und vergrößert sie auch weiterhin. Es könnte sich hier ein Machtkampf abzeichnen. Allerdings wäre es wohl verfrüht tatsächlich von so etwas zu sprechen.“ Darauf reagierte Etzel mit einem zufriedenen Nicken. Der alte Haudegen adressierte nun das Gesagte als erster: „Auf solche Entwicklungen sollten wir nicht setzen. Mit „könnte“ und „möglicherweise“ fange ich gar nichts an. Wir haben keinen Einfluss auf diese beiden Fraktionen. Vor allem, da dieses teuflische System von ketzerischer Ideologie durchtränkt ist, ist es wohl kaum zu erwarten, dass wir hier irgendeinen echten Einfluss in absehbarer Zeit nehmen können. Nein! Wir müssen unsere eigene Stärke aufbauen.“
„Habt ihr das nicht schon in den letzten Jahren mit euren Lanzknechten?“, erkundigte sich nun der Freiherr. „Ja, aber nur die Überzeugtesten konnte ich dazu bringen sich uns anzuschließen. Sie sind nach wie vor eine kleine, unbedeutsame Truppe.“ Von Alduino strich sich da über seinen kurzen Bart. Nach kurzer Überlegung entgegnete er dann: „Es ist auch in meinem Interesse, dass dieser Dämon vernichtet wird. Zeigen Sie mir einmal Ihre Männer. Vielleicht bin ich gewillt das Projekt zu finanzieren.“ Dies war eine sehr erfreuliche Nachricht für den ehemaligen Feldmarschall. Während all dies vor sich ging, saß Petras Mann nur am Tisch und trank aus seinem Becher. Auch Achaz verlieb einstweilen still.
Diesem näherte sich dann aber seine Mutter an und sagte: „Wir zwei werden etwas Großes tun, der ganzen Menschheit einen Gefallen tun! Aber dafür musst du genau machen, was ich dir sage, hast du verstanden?“ – „Ja, Mutter!“, antwortete der Junge gezwungenermaßen. „Hervorragend. Dafür brauche ich aber noch die Hilfe eines anderen“, äußerte die Dame und drehte sich nervös zur Tür. „Wo zum Geier bleibt der Kerl schon wieder?“ Eine Weile besprachen Etzel und der Freiherr noch die Angelegenheit mit ihrer Rekrutierung von Rebellen. Dann klopfte es aber an der Türe. Es waren sechs Klopfer, einer mehr, als ausgemacht war. Dennoch fragte die ungeduldige Frau ihre „Karpfenfrage“. Die raue Männerstimme von der anderen Seite erwiderte schlich: „Du weißt genau, wer ich bin! Mach auf, alte Hexe!“ Etwas beleidigt öffnete sie dem Mann das Tor, welche offensichtlich der Richtige war.
Herein trat nun eine glattrasierte Gestalt, mit kurzen, zerzausten Haaren, die nur zerrissene Lumpen trug. Es war Lucius Cornel und er gab der Dame der Etikette halber die Hand. Die anderen Anwesenden begrüßte er nur mit einem halbherzigen Handwinken. Mit seinen ausgelatschten Sandalen trat er sogleich vor den Jungen und beäugte ihn. Achaz lief da ein Schauer über den Rücken und er richtete darauf eine Frage an seine Mutter: „Mutter, wer ist dieser Mann?“ – „Jemand, der sich uns angeschlossen hat, weil er dieselben Ziele wie wir hat. Bei ihm können wir uns sicher sein, dass er den Dämonenkaiser mindestens genauso viel hasst wie ….eher sogar noch mehr als wir.“
Der ungepflegte Mann drehte sich nun Petra zu und äußerte: „Und was wollt ihr jetzt machen? Was für einen Plan habt ihr?“ Die Witwe entgegnete: „Ich habe da schon eine Idee. Wir werden das aber ganz genau durchplanen müssen und die Hilfe von unserem Verbündeten, dem Durchlauchtesten Freiherrn von Alduino hier benötigen.“ – „Okay….?“, kam es in fragendem Ton von Lucius zurück. „Für den Anfang werden wir dich noch nicht benötigen, Cornel.“ – „Was? Warum bin ich dann hier?“, erwiderte der Mann berechtigterweise. „Um einmal alle Beteiligten kennenzulernen, und um zu auch eingeweiht zu werden. Was sonst?“ Danach begannen sie ihr weiteres Vorgehen zu besprechen.
„Komm schon! Du kannst das! Na, du bist aber ein starker Hund! So ein starker Hund bist du!“ Das rothaarige Mädchen riss ein kleines Stoffspielzeug, das ein Schweinchen darstellen sollte, aus dem Maul ihrer Hündin und warf es ans andere Ende des Zimmers. Voll Begeisterung rannte das Tier seinem Lieblingsspielzeug nach und brachte es seinem Frauchen gleich wieder zurück. „Braves Mädchen!“, lobte Viktoria da Wanja und streichelte ihr über den Kopf. Obwohl ihr Haustier noch weiterspielen wollte, ließ das Mädchen nun davon ab. Mit einem langen Seufzer ließ sie sich gänzlich auf den Boden sinken, auf dem sie schon gesessen hatte. „Es ist so langweilig hier!“, jammerte sie ihren Hund an. Dieser lief unmittelbar zu ihr her und leckte ihr das Gesicht ab. Die junge Dame schob ihre Wanja daraufhin ein wenig von sich weg, versuchte aber so sanft wo möglich zu ihr zu sein.
„Noch immer eine Woche hier drin! Nicht einmal Ylva redet mit mir!“ Die Langeweile und Einsamkeit waren für sie im Hausarrest erdrückend. Sie hasste das, was bedeutete, dass die Strafe ihre Wirkung zeigte. Jedoch würde sie, zum Unbehagen ihrer Eltern, nicht viel an Viktorias Einstellung ändern. „Ich bereue nichts!“, sagte sie sich selbst in Bezug auf die Ereignisse beim Thronjubiläum ihres Vaters. Die Prinzessin hatte definitiv Schande über das Kaiserhaus mit ihrem Verhalten gebracht. Sie wusste auch, dass das, was sie getan hatte, falsch war. Dennoch empfand sie auch ihren Zorn, der dann explodiert war, als berechtigt. Keine gute Sache! Sie hatte nach dem Vorfall von ihren Adoptiveltern so richtig was zu Ohren bekommen. Es war das erste Mal, dass sie ihren Vater wahrhaftig wütend gesehen hatte.
Und sie verstand auch seine Gefühle, oder zumindest machte sie sich das Glauben. Da sie aber ihre ALLEINIGE Schuld an dem Ganzen nicht einsah, hatten sie ihr einen vollen Monat Hausarrest aufgebrummt. Nicht einmal Ylva durfte mehr als das Allernotwendigste mit ihr reden. Für das sonst so aufgeweckte Mädchen war das absolut unerträglich. Auch die Beschäftigung mit Wanja war da nicht sehr hilfreich und wurde schnell eintönig und fade. Natürlich musste sie auch weiterhin lernen, aber auch das war ja nur anstrengende Einöde für sie und bot ihr keine Abwechslung. „Oh, Gott! Ich halt‘s nicht mehr aus!“, verkündete sie allen Anwesenden, also nur Wanja und sich selbst. Heute Nacht würde sie sich definitiv wieder wegschleichen!
Das Kaiserpaar hatte sich unterdessen über andere Dinge, die bald anfallen würden, Gedanken gemacht. An der Tür zu Viktorias Zimmer klopfte es. „Ja?“, kam es von ihr in unfreundlichem Ton zurück. Sie stand aber sogleich kerzengerade auf, als sie ihre Mutter eintreten sah. Diese informierte sie nun: „Du hast noch eine Woche Hausarrest, junge Dame.“ – „Weiß ich, Frau Mutter. Bist du nur deshalb hier?“ – „Keineswegs. In ein paar Wochen steht eine andere Veranstaltung an. Es ist ein traditioneller Maskenball, bei dem wir uns entschieden haben, ihn hier im großen Festsaal des Palastes auszurichten.“ Leicht verwirrt neigte die Prinzessin da ihren Kopf auf inquisitive Weise zur Seite. „Wegen deines Alters dürftest du normalerweise dieses Jahr zum ersten Mal daran teilnehmen, aber aufgrund deines kürzlich zur Schau gestellten – ähem - Verhaltens war es fraglich, ob du das auch wirklich solltest. Ich und dein Vater haben die Angelegenheit besprochen und sind letztendlich zum Schluss gekommen, dass du der Festivität beiwohnen darfst. Vor allem, da es ein Maskenball ist, also niemand sehen kann, wer wer ist, können wir dies erlauben. Aber sei dir bewusst, dass wir kein schlechtes Benehmen von dir akzeptieren werden!“
„Jawohl, Frau Mutter!“, erwiderte die Jugendliche. Sie hatte sowieso nie vor sich schlecht zu benehmen, beim letzten Mal hatten es ihr nur die Umstände aufgezwungen. „Außerdem wirst du ab nächster Woche ein paar Tanzstunden nehmen.“ – „Ach, nö!“, gab die Jugendliche da zurück. Amalie reizte ihr Mangel an Respekt, welchen sie auch bei dieser Gelegenheit hier wieder zeigte. Nachdem sie sich über des Mädchens Studien kurz noch erkundigt hatte, verließ sie ihre Tochter auch schon wieder. Die Kaisergattin schloss die Türe hinter sich und spazierte wieder zurück in ihre Gemächer. In ihrer Vorstellung war es keine gute Idee Viktoria von anderen fernzuhalten. Daher auch der Ball. Sie wollte, dass das Mädchen in Kontakt mit anderen war. Ihr haarstäubendes Benehmen, hatte ihnen aber leider keine Wahl gelassen, als sie zu bestrafen.
Es war ein lauer Frühlingsabend, was sehr ungewöhnlich war. Vor dem Melgarionenpalast rollte eine Kutsche nach der anderen an. Viele hohe Damen und Herren, aber auch deren Söhne und Töchter waren der Einladung zum Ball gefolgt. Niemand trug traditionelle, also gemeint ist regional spezifische Kleidung, die einen Hinweis auf die Identität der jeweiligen Person geben konnte. Und alle trugen natürlich Masken. Es waren Maskierungen aller Art, in verschiedensten Formen, die teilweise Tiere imitierten, und welche auch in verschiedensten Farben gehalten waren. Auch Viktoria betrat das Gebäude über das Hauptportal des Hauses, in dem sie eigentlich lebte. Sie trug ein langes rotes Kleid, eine Farbe, die, wie sie spekulierte, niemand vermuten würde, dass sie tragen würde, weil es wohl doch zu ähnlich mit ihrer Haarfarbe wäre. Ebenso trug sie ihre Haarpracht in einer schmucken Hochsteckfrisur und hatte diese ins Schwarze gefärbt, da es natürlich sonst vollkommen offensichtlich wäre, wer sie war. Es handelte sich dabei nur im eine temporäre Haarfärbung, die sie innerhalb weniger Tage wieder auswaschen konnte. Obendrein hatte sie auch eine Maske, die nur für Leute, die sie näher kannten, die Möglichkeit ließ, sie zu erkennen.
Es waren sehr viele Menschen gekommen, was sie durchaus überraschte. Die Zaubrerin kam selbstverständlich mit ihren Eltern, die natürlich auch anders als sonst gekleidet waren. Über die hohen Treppen und durch die großen Hallen schreitend, gelangten sie dann in den Festsaal. Es war ein gigantischer, prunkvoller Saal mit Freskos von Engeln an der Decke und einem riesigen Kristalluster, der in der Mitte herabhing. Hier war einiges los und stellenweise war schon beinahe ein Gedränge. Die Tanzfläche blieb allerdings, geordnet und frei, zumindest für diejenigen, die tanzen gingen. Es wurde natürlich nur langweilige, gehobene Musik gespielt, aber so war das eben in den höheren Kreisen. Doch auch, wenn hier alles in erheblichem Ausmaß „kontrolliert“ war, so fanden doch die jungen Leute hier immer wieder Möglichkeiten sich am Rande des Geschehens auszutauschen oder indem sie schnell einmal den Saal „verlassen mussten“. Nun mischte sich die Prinzessin ebenso unter diese. Das Mädchen konnte niemanden erkennen…Moment!
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Einen, der mit einem anderen Typen plauderte, konnte sie eindeutig als eine Person ausmachen, die sie kannte. Alexander Kuhn, der Sohn des Obersten Marschalls, trug einen dunkelgrünen Tappert mit einem Gürtel, der eine große, goldene Schnalle hatte. An seinen kantigen Gesichtszügen, seiner überdurchschnittlichen Größe, aber auch seiner Eigenart viel zu gestikulieren, konnte sie ihn klar identifizieren. Eigentlich konnte sie ihn nicht recht leiden, aber bewegte sich zumindest einmal näher an den Gesprächsführenden heran.
„…und dann hab ich ihm das Schwert direkt aus der Hand geschlagen! Ulrich und der Generalmajor,…ähm….ich weiß nicht mehr genau wie der hieß, waren total aus dem Häuschen. Drum haben sie meine Beförderung zum Generalmajor als Empfehlung an meinen Vater gesendet. Demnächst steige ich wieder im Rang auf!“, prahlte Alexander vor seinem Freund. Sein Gesprächspartner, der höchstwahrscheinlich Wendelin, war, antwortete nur mit regelmäßigen Einwürfen von „Toll!“, „Mhm“ oder „Beeindruckend!“ Wahrscheinlich verdrehte sein bester Freund hinter dessen Maske die Augen. Er, genauso wie jeder andere, wusste, dass der Sohn des Militärchefs nur aufgrund seiner Beziehungen befördert wurde. Als Viktoria in dessen Nähe stand, wurde sie dadurch gleich wieder daran erinnert, weswegen sie den Kerl nicht leiden konnte. „Der Nummer eins Dampfplauderer von Meglarbruck!“, dachte sie sich hämisch.
Dann erspähte genau dieser aber, dass sie unweit von den Zweien stand und in ihre Richtung schaute. „Hallo, Hübsche! Komm ruhig her, wir beißen nicht“, gab Alexander da von sich. „Lieber nicht“, erwiderte die Magierin mit ihrer typisch frechen Art. Er hatte nicht erkannt, dass es Viktoria war und stand nun wie ein begossener Pudel da. Wendelin drehte sich schnell zur Seite, um nicht sein Lächeln zur Schau zu stellen. Unterdessen ging die Prinzessin weiter durch die Menge.
Aus einem halbkugelförmigen Weinglas trinkend, stand Irnfrid an einem von vielen Stehtischen. Ihr gegenüber war Amalie, welche sie auch sehr schnell hier erkannt hatte. „Mit dem Wetter habt ihr es richtig gut getroffen.“ – „Du meinst wohl eher, haben wir Glück gehabt“, korrigierte die Kaiserin sie auf freundlich gemeinte Weise und nahm einen Schluck von ihrem Glas. Die Dame tat es ihr gleich und sprach dann: „Ich gehe davon aus, dass deine Viktoria heute auch hier ist.“ Amalie antwortete da nur: „Vielleicht.“ Danach erkundigte sie sich aber: „Und du bist mit beiden von deinen Töchtern hier?“ – „Nein, nur Marzia habe ich es erlaubt. Eleonore ist noch zu jung.“ – „Verstehe“, erwiderte ihre Gesprächspartnerin trocken.
Schließlich eröffnete Irnfrid dann ein neues Thema: „Ich mache mir wirklich Sorgen um die Beziehung zwischen unseren Männern.“ – „Wenzel und Theodor?“ – „Wem denn sonst? Seitdem sich vor ein paar Jahren der Streit zwischen ihnen zugetragen hat, reden sie kaum mehr ein Wort miteinander. Ich sehe das als ein Problem. Ich kenne den Grund für deren Zwist, aber ich glaube nicht, dass es gut ist, wenn wir das weiterhin so schwelen lassen. Meinen sturen Bock kann ich sowieso nicht umstimmen. Könntest du nicht einmal mit dem Deinen reden?“ Der Ehefrau des Kaisers schien diese Bitte sauer aufzustoßen. Erst presste sie ihre Lippen aneinander und dann antwortete sie: „Um was zu besprechen? Ich habe schon oft mit Wenzel darüber gesprochen. Theodor und das Militär sind diejenigen, die hier alles blockieren. Findest du es etwas richtig, sich dem Herrscher des Reiches so zu widersetzen und ihn damit bloßzustellen?“
Die dreifache Mutter war davon nun schon ein wenig angerührt. Sie gab zur Gegenrede: „Will seine Majestät seine eigene Sicherheit riskieren, indem er sanfter gegenüber den Ketzern wird?“ Infolge war ein kurzer Anflug von Zorn in Amalies Gesicht zu erkennen, den sie aber sofort wieder unterdrückte. „Beenden wir das Thema lieber, Werteste. Ich will hier keinen Streit mit dir anfangen!“ Irnfrid pflichtete ihr bei. Dann gingen sie wieder zu weniger heiklen Gesprächsthemen über.
Auf einem Tisch waren allerhand Getränke serviert, die zur freien Entnahme waren. Als Schmuck war eine aus Eis gehauene Schwanenskulptur in einer großen Glasschüssel in dessen Mitte präsentiert. Viktoria trat näher an diesen heran und wunderte sich nur, wo man das Eis dafür hergeholt hatte und wie man es bis zur Eröffnung des Balls kalt gehalten hatte. Aktuell war es ja schon deutlich zusammengeschmolzen. In dem Augenblick sprach sie jemand von der Seite an: „Ist schon eine wirklich schöne Eisskulptur.“ Etwas sprunghaft wandte sie sich der Person zu. Es war ein junger Mann, circa in ihrer Größe, der eine schöne, schwarze Cotte trug und eine recht kleine Maske, die ziemlich schlicht in ihrem Design war, aufgesetzt hatte. Auf seinem Kopf trug er ein schwarzes Barett mit silberner Bordüre. „Hast du meine Gedanken gelesen?“, fragte das Mädel ihn daraufhin, beantwortete ihre Frage dann aber gleich selbst: „Natürlich nicht. Kannst du ja nicht.“
Ihr war nicht bewusst, wie seltsam und enthüllend ihre Aussage eigentlich war. Nach ein paar Sekunden Stille erwiderte der Bursche dann: „Ich mag deinen Humor. Und dein Kleid ist auch echt schön.“ – „Danke?“, kam die Antwort Viktorias mit einem in die Länge gezogenen Endvokal zurück. In Reaktion darauf musste der junge Mann lachen. „Du bist wohl Komplimente nicht gewöhnt.“ – „Nicht wirklich“, gab die Undercover-Prinzessin kurz als Antwort.“ – „Kann ich nicht verstehen. Mir kommst du echt nett vor.“ Er hielt einen Moment inne. Das aktuelle Musikstück ging gerade zu Ende. Somit erfragte er von ihr: „Dürfte ich dich um einen Tanz bitten?“, und hielt ihr seine Hand hin. „Okay“, entgegnete sie kurz. Dann begaben sie sich aufs Bankett.
Zum Glück hatte sie Tanzstunden bekommen, ansonsten hätte sie sich hier wohl blamiert. Sie konnte sehr wohl im Rhythmus des Lieds, das gerade gespielt wurde, bleiben, machte jedoch öfters noch falsche Schritte. Ihr Tanzpartner konnte aber gut mit ihren Fehltritten umgehen und der Tanz funktionierte recht gut. „Du kannst das echt gut…..im Gegensatz zu mir“, vermerkte das Mädchen. Während sie sich so im Kreis drehten, erwiderte der junge Mann ihr darauf: „Ist doch gar nicht wahr. Du kannst auch recht gut tanzen, nur an Übung fehlt es dir noch ein wenig.“ – „Schmeicheleien hast du ja haufenweise gepachtet!“, gab sie da zynisch zurück. „Schätze schon“, sagte er darauf in leicht amüsiert klingendem Ton. Seine lässige Art fand die Magierin tatsächlich charmant. „Bist du mit deinen Eltern hier?“, fragte sie ihn nun. Er meinte dazu: „Gewissermaßen. Ich versuche in der Menge verloren zu gehen, damit sie mich nicht allzu sehr beobachten können.“ – „Selbiges bei mir“, äußerte das Mädchen.
In der Zwischenzeit hatte Wenzel bereits einige seiner alten Freunde hier gefunden und plauderte mit diesen fröhlich über alles Mögliche. Die fünf Männer, im Spezifischen Brahm, Ferenc, Balduin, Peter und Wenzel standen beisammen und lachten über einen von Brahms „Alte-Männer-Witzen“, wobei, wie immer, Ferenc sich am lautesten wegkugelte. Peter schien gar die Idee des Balls beinahe egal zu sein, weshalb er seine üblichen Kleider trug und lediglich die verlangte Gesichtsbedeckung sich von seiner üblichen Aufmache unterschied. Insbesondere mit ihm unterhielt sich der Zauberer viel. „Ich kann mich noch erinnern, als du nicht einmal Greifenburg auf einer Landkarte finden konntest. Und sieh dich jetzt mal an!“, neckte sein erster Freund den Kaiser. „Ich war im Grunde ein vollkommen anderer Mensch damals. Was die Jahre aus einem machen können“, gab Wenzel mit leichter Nostalgie zurück. Brahm stand daneben und wollte die ganze Zeit etwas einwerfen, wusste aber nicht genau, wie er in irgendeines der Themen einhaken könnte. Balduin hingegen hing dem Erkorenen bei jedem seiner Worte an den Lippen und sprach kaum etwas.
An die Herren trat nun Amalie in ihrem himmelblauen Kleid heran. „Möchtest du nicht mit deiner Frau tanzen, mein Liebster?“, flüsterte sie ihm ins Ohr. Der Ball war ihre Initiative gewesen, daher wollte sie auf diesem auch etwas tun, was ihr Spaß machte. Sofort ergriff er sie bei der Hand und benachrichtigte seine Freunde, dass er sich auf die Tanzfläche begeben würde. Das Kaiserpaar schloss sich soeben den anderen Tänzern an, als das soeben gespielte Lied endete. Fast schon so als ob die Sache geplant gewesen wäre, wechselten die Musikanten nun zu einem langsameren, sprich romantischeren Lied. Auch Viktoria und ihr Tanzpartner begannen nun zu diesem zu tanzen, selbst wenn es der jungen Dame ein wenig peinlich war. Allerdings sah sie dann plötzlich, dass sich ihre Eltern ebenso auf dem Bankett befanden. „Nein! Sie dürfen mich nicht sehen!“, schoss es ihr durch den Kopf und sie verließ zur Überraschung des Mit-Ihr-Tanzenden augenblicklich die Tanzfläche. Ihre Panik vor den Blicken ihrer Eltern hatte sie zu einer schnellen Flucht veranlasst. Das tat ihr nun leid für den Burschen, dem sie garantiert den falschen Eindruck vermittelt hatte. Er würde sich vermutlich denken, dass sie nicht zu einem romantischen Lied mit ihm tanzen wollte.
Sie riss ihn am Arm und eilte überhastet beim Saal hinaus. Über bunte Bodenmosaike, die verschiedene Sonnensymbole abbildeten, zog sie ihn durch die riesig weiten Gänge des Palastes. „Wo willst du hin?“, wollte er von ihr wissen. Doch Viktoria antwortete nicht. Die Jugendliche führte ihn durch einen vergleichsweise schmäleren Nebengang und dann noch um eine weitere Ecke. Hier war nun niemand mehr und auch gab es hier keine Kerzenbeleuchtung. Jedoch war das durch die Fenster einfallende Mondlicht ausreichend, um sehen zu können. „Tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du …ähm…wegen dem Lied. Meine Eltern waren am Tanzparkett“, stammelte sie daher. Er schmunzelte und sagte: „Ich verstehe schon. Kein Grund so nervös zu werden.“ Er pausierte und fuhr dann fort: „Aber in irgendeinen abgelegenen Gang hättest du mich auch nicht gleich entführen brauchen.“ Ein Lächeln kam über seine Lippen. Irgendwie spürte das Mädchen, wie sich da etwas in ihr rührte.
„Dürfte ich dein Gesicht sehen?“, fragte sie ihn nun. „Nur wenn du mir auch deines zeigst“, gab der Kerl da zurück. „Okay.“ Somit nahmen sie gleichzeitig ihre Masken ab. Der Bursche vor ihr hatte definitiv attraktive Gesichtszüge, wie das Mädel empfand. Ihr Gegenüber schien auch dasselbe über sie zu denken, da er intensiv ihre Wangen und Mund betrachtete. „Ich glaube, das reicht jetzt wieder!“, gab sie ihm zu verstehen, woraufhin der Junge seinen Blick wieder von ihr abwendete. Jetzt schauten sie beide still beim Fenster hinaus. „Soll ich ihn darum fragen? Ja, sollte ich!“, war Viktorias Gedankengang. „Verrätst du mir, wie du heißt?“, erkundigte sie sich in einem für sie ungewöhnlich weichen Ton. In Reaktion darauf versteiften sich seine Gesichtsmuskeln ganz kurz. Dann entgegnete der Bursche: „Achaz. …..Und du?“ Dass er nun auch nach ihrem Namen fragen würde, hätte der Prinzessin eigentlich klar sein müssen. Sie erwiderte schließlich: „Marzia heiße ich.“ Er schien eine Gefühlsregung hierzu zu unterdrücken.
Nach einem Moment der nachfolgenden Stille wechselte Achaz dann wieder das Thema. „Und was machst du gerne so in deiner Freizeit? Glaub’s mir oder nicht, aber ich gehe gerne reiten.“ – „Naja, ich habe nichts gegen das Reiten. Meistens brauche ich es aber gar nicht“, jetzt biss sich Viktoria selbst metaphorisch auf die Zunge. Sie sollte besser aufpassen bei dem, was sie sagte, bevor sie noch zu viel von sich preisgab. Folglich ging ihr aber der Gedanke durch den Kopf, warum sie denn ihre Identität in diesem Fall geheim halten wollte. Wollte sie unerreichbar bleiben? „Ich schätze mal, dass es bei Mädels anders ist als bei Jungs. Unsere Väter erwarten was anderes von uns als von euch“, rationalisierte Achaz ihre Aussage. Sie stimmte ihm nur mit einem kurzen „Mhm“ zu.
Er war ein kluger, charmanter und in Viktorias Augen auch gutaussehender Typ, ganz anders als der Dummkopf Alexander mit seiner doofen Topffrisur. Der junge Mann grübelte nun kurz nach, dann äußerte er: „Warum willst du mir nicht deinen echten Namen verraten?“ Das Mädchen war überrascht von der Intelligenz, die er hier unter Beweis stellte. Sie zögerte einen Augenblick. Dann hörte ihr Gesprächspartner schließlich: „Du solltest nicht zu viele Fragen stellen.“ Die Stimme war einfach in seinem Kopf erschienen. Die Lippen der Magierin hatten sich dafür nicht bewegt. Dies funktionierte nur, da er sie „hineinließ“, da ein Zauberer für gewöhnlich nicht die Gedanken jemand anderes betreten konnte, ohne die Person dabei zu berühren. Somit wurde auch ihm die Sachlage unmittelbar klar.
Danach machten sich die zwei noch eine Zeit und einen Ort aus, wo sie sich wieder treffen würden. „Schaffst du es da auch wirklich hin?“, wollte Achaz wissen. Doch Viktoria erwiderte nur: „Ich schaffe es überall hin!“ Danach maskierten sie sich wieder und kehrten in den Ballsaal zurück. Den restlichen Abend unterhielten sie sich noch gut. Das erste Domino war gefallen.
„Und hattest du Spaß gestern?“, versuchte Wenzel bei seiner Tochter zu proben. „Ja, war spaßig“, war alles, was er aus ihr herausbekam. Sein Naturell verwehrte ihm sie dann weiter zu löchern, nachdem sie mit ihrer kurzen Antwort eindeutig kommuniziert hatte, dass sie nicht mit ihm darüber reden wollte. Er drehte sich somit um und wollte schon wieder einen Abgang machen, als Viktoria ihn noch aufhielt. „Warte!“, stieß sie heraus und ihr Vater drehte sich zu ihr um. „Ich habe da etwas, was ich wissen möchte.“ – „Und das wäre?“
„Vorgestern hatte ich einen seltsamen Traum. Ich meine, ich habe öfters Visionen von der Zukunft, aber dieser Traum, war besonders ungewöhnlich.“ Wenzel setzte sich nun auf den Stuhl vor ihr und schaute der Kleinen aufmerksam in die Augen. Sie fuhr fort: „Darin standen Männer in Karogewändern in der Mitte von Weizenfeldern und ernteten diese ab. Unter dem Weizen wuchs eine Riesenmenge an Unkraut und sie schnitten es einfach mit allem anderen ab. Was könnte das bedeuten? Ich meine, ich weiß, dass die Symbole auf den Uniformen der Reichsgarde erst vor ein paar Jahren zu Sicheln, die Getreide ernten geändert wurden. Es hat sicher damit zu tun, oder?“ Als er das vernahm, wurden die Augen des Kaisers groß. Er räusperte sich kurz und sagte: „Du wirst es erfahren, wenn die Zeit dafür reif ist. Den Pfad, den ich herausschlage und dem Schicksal entringe, kannst du jetzt noch nicht verstehen.“ Das Mädchen fühlte sich davon etwas beleidigt und entgegnete: „Ich hatte also recht!“
„Die Visionen haben recht. Auch wenn sie mysteriös sein können, sie liegen meistens richtig“, erwiderte der Mann darauf. „Sie sind aber nicht in Stein gemeißelt. Man kann die Zukunft durch seine Handlungen ändern! Ganz verstehe ich das alles aber auch noch nicht. Zum Beispiel hatte ich als Kind keine Visionen von der Vergangenheit, jetzt aber schon.“ Leicht verwirrt blickte ihm da die Prinzessin entgegen. Dann äußerte sie: „Die Vergangenheit habe ich noch nie gesehen!“ Wenzel strich sich nachdenklich über den Bart. „Kurios“ war alles, was er dazu sagte. Er hatte hierdurch nichts Neues gelernt, Viktoria hingegen schon.
Als er dann in seine Gemächer zurückkehrte, traf er mit seiner zeitgleich zurückkommenden Ehefrau zusammen. „Schatz, ich muss dir noch etwas Wichtiges mitteilen, ehe ich es wieder vergesse“, kam es von Wenzel. „Was gibt es denn?“ – „Ich werde eine Reise machen und kann dir nicht genau sagen, wie lange ich weg sein werde“, begann er seine Ausführungen, die noch mehr Details verlangten. Sofort wollte Amalie selbstverständlich wissen: „Wieso? Wo musst du denn hin?“ – „Das weiß ich noch nicht genau. Ich weiß nur, dass es südlich von hier liegt.“ Die Dame hörte ihm weiterhin gespannt zu. „Ich hatte mir schon sehr lange vorgenommen das letzte der Heiligen Artefakte zu finden. Mit dem Szepter werde ich das schaffen. Es zeigt in die Richtung, in der der gesuchte Gegenstand zu finden ist. Leider weiß ich eben noch nicht, wo der exakte Standort ist, sonst würde ich ja die Reise gar nicht machen müssen.“
Daraufhin wollte seine Gattin wissen: „Kannst du das nicht einen Diener erledigen lassen?“ – „Nein, bedauerlicherweise nicht“, erwiderte er sogleich. „Das Szepter funktioniert nur, wenn man Magie darauf anwendet. Das schließt jeden außer mich und Viktoria aus.“ Dies war eine Lüge. Er wollte einfach niemand anderem mit dem Aufspüren eines solch wichtigen Artefakts trauen. „Also, ja. Ich weiß nicht wie viel Zeit das nun konkret in Anspruch nehmen wird. Brahm und Peter habe ich schon informiert. Ich werde zusehen, dass ich nicht allzu lange brauche.“ Amalie blickte ihn kurz an und gab ihm dann ihren Segen. „Pass auf dich auf, hörst du! Da sind immer noch ein Haufen Wahnsinnige da draußen.“ Dies brachte Wenzel zum Lachen. Solche Gefühle der Angst hatte er seit den Tagen der Revolution schon abgelegt.