Da war ein Klopfen an der Tür. „Herein!“, rief Wenzel, den es dadurch aus seiner konzentrierten Arbeit gerissen hatte, kurz darauf. Unter leichtem Quietschen öffnete sich die Eingangstüre und herein traten zwei Gestalten. Einer davon war Ferenc, ein Mann, der keiner Vorstellung bedarf. Sein für Kascharen typisch volles Haar trug er immer noch lang und ebenso weigerte er sich nach wie vor seinen Bart zu stutzen. Mit ihm gekommen war ein Mann, der ebenso wie er eine rot-weiße Uniform mit Karomuster, also jene der Kaisergarde, trug. Fast schon so, als ob er das Gegenteil von Ferenc sein wollte, hatte er eine Glatze und ein ebenso glatt rasiertes Gesicht. Balduin war dessen Name und seine ausdrucksvollen Gesichtszüge und markanten Wangenknochen strahlten Stärke, aber auch eine gewisse Emotionalität aus. Der Kaiser war noch nicht allzu vertraut mit ihm, weshalb er ihn mit Ferenc zusammengetan hatte.
„Melde Rückkehr von der Erhebung, mein Herr. Die Ergebnisse stehen hier im Bericht“, erklärte sich Ferenc und hielt Wenzel eine Mappe entgegen. Dieser nahm sie natürlich an und bedankte sich bei ihm. Dann vermerkte er aber unerwarteterweise: „Der Bericht hat seinen Sinn und Zweck. Für mich werde ich die Informationen allerdings auf eine andere Weise verifizieren.“ Sein alter Weggefährte war von den Worten des Erkorenen nun etwas verwirrt. Dies sollte sich aber gleich wieder geben, denn Wenzel bat nun dessen Kollegen Balduin näher an ihn heranzutreten. Der Mann gehorchte. Dann legte der Herrscher eine Hand auf dessen Scheitel und konzentrierte sich kurz.
Bilder von allen möglichen Leuten fluteten nun seine Gedanken. Er sah Bauern, Handwerker, Händler, Personen von niederem Adelsstand. Alle schilderten sie ihre Erfahrungen der letzten Jahre. Und alle, obwohl jeder von ihnen natürlich eine unterschiedliche Perspektive hatte, zeichneten sie ein sehr ähnliches Bild mit ihren Behauptungen: Wer den Dogmen der Teleiotischen Kommune widersprach, oder wer sich nicht an einige recht strenge gesellschaftliche und religiöse Vorschriften hielt, der musste mit drakonischen Strafen rechnen. Selten waren hier Gefängnisstrafen, sondern es waren eher Züchtigung oder gar die Todesstrafe die Regel, abhängig von der vermeintlichen Schwere der Tat. Ein Seiler erzählte da zum Beispiel auch von der allgemeinen Verdächtigung gegenüber jenen, die den Statuen der Heiligen „nicht genug Respekt entgegenbrachten“, was auch immer das hieß.
Wenzel beendete seine Gedankenleserei. Er war nicht zufrieden. „Es hat sich immer noch nichts geändert“, zürnte er offen. Ferencs Miene wurde einen Hauch ernster, während Balduin unvermindert mit ehrfürchtigem Blick auf den Kaiser schaute. Der Gardist sprach dann: „Wir wissen, dass die Dinge nicht so gehandhabt werden, wie es Euch lieb wäre, Erkorener. Sprecht nur ein Wort und wir werden die Dinge in die Wege leiten, wie Ihr sie wünscht!“ Als Reaktion erntete Balduin einen verachtenden Blick Wenzels, obwohl dieser sich eigentlich bemühte nicht gemein zu sein und diesen nicht von sich zu stoßen. Sein Körper hatte einfach unmittelbar von selbst so auf das Gesagte reagiert. Der Herrscher entgegnete darauf dann: „So einfach ist die Sache nicht. Nicht einmal ansatzweise! Die Armee ist erpicht darauf diese Härte gegenüber dem Volk beizubehalten. Sie unterstehen mir aber nicht direkt. Wenn ich etwas sage, werden sie nichts ändern. Glaub es mir, das versuche ich schon seit Jahren. Außer Versprechen, die sie im Endeffekt nicht einhalten, bekomme ich nichts!“
Seine zwei Untergebenen pflichteten ihm bei. Obgleich Balduin ihm ohnehin immer bei allem zustimmte, hatte auch er dies nun verstanden. Der Mann war genau aus dem Grund in die Kaisergarde aufgenommen worden, weil er ehrlich und seine Treue dem Erkorenen gegenüber unerschütterlich war. In seinen Augen konnte Wenzel den blinden Gehorsam und den fanatischen Glauben sehen, der der Grund für dessen Aufnahme in seine Leibgarde gewesen war. Es widerte ihn an! Er wusste, dass diese Denkweise die Triebkraft hinter den Märtyrerbrigaden gewesen war, dass diese monolithischen Überzeugungen erst das neue Reich erschaffen hatten und ihn hierhergebracht hatten. Und doch konnte er diese Leute nicht verstehen. Sie machten sich nur zu Marionetten, deren Fäden man beliebig ziehen konnte.
Seine Majestät schritt die weiten Korridore entlang. Es lag eine gewisse Spannung in der Luft. Möge es vielleicht nur der Tatsache geschuldet sein, dass erst vor einer halben Stunde hier vom Personal durchgeputzt worden war und es deshalb jetzt noch recht erfrischend hier roch. Wie dem auch sei, Wenzel hatte heute eine sehr wichtige Besprechung mit niemand geringerem als dem Reichskanzler. Der pünktlich erscheinende Kaiser betrat den Besprechungssaal und fand die Person, mit der er verabredet war, bereits wartend vor. Auf einem der Stühle, in feine amtliche Gewänder gekleidet, saß Peter vor ihm, Reichskanzler Peter Rubellio. Da nur die zwei anwesend waren, begrüßten sie sich sogleich freundschaftlich und höchst informal.
„Wie geht’s der Familie?“, erkundigte sich sein alter Schulfreund. „Sehr gut! Viktoria ist ein echter Wirbelwind. Amalie verhätschelt sie viel zu sehr.“ – „Und bist du dir sicher, dass du das nicht auch tust?“, stichelte Peter da leicht scherzend. Sein alter Freund erkannte das natürlich und entgegnete: „Schuldig!“ Beide mussten daraufhin lachen. Unaufgefordert erzählte ihm nun Peter von seiner Familie: „Bei mir ist es leider nicht so eitel Wonne. Meinem Vater geht es immer noch nicht besser und meine liebe Ehefrau ist bei meinen Eltern zu Hause, um ihnen bei der Sache unter die Arme zu greifen.“ Wenzel nickte nur, Verständnis signalisierend. Als die Stimmung dadurch dann wieder gesenkt worden war, nahmen sie beide Platz auf ihren Sesseln.
Seine Majestät klopfte mit dem Finger auf die Unterlagen, die vor ihnen auf dem Tisch lagen. „Ich gehe davon aus, dass du den Bericht der Meinen gelesen hast.“ – „Habe ich.“ – „Dann wird dir wohl klar sein, warum ich in keiner guten Stimmung bin“, vermerkte Wenzel trocken. Der Reichkanzler blickte ihn an und schaute dann nochmal in seine Notizen. Er machte einen ebenso unzufriedenen, aber auch leicht resignierten Eindruck. Dann sagte er: „Es gibt auch erfreuliche Nachrichten. Der Ausbau der Reichsstraßen geht mit gutem Fortschritt voran. Auch sind viele andere Großprojekte bereits auf den Weg gebracht. Die bereits fertiggestellten Arbeiten haben zum wirtschaftlichen Aufschwung beigetragen. Sie sind ein Mitgrund für den deutlichen Anstieg des Wohlstands in Ordanien. Und der ist für die Bevölkerung spürbar. Den Menschen geht es langsam besser und Hungersnöte gibt es schon lange nicht mehr.“
Dies besänftigte den Zorn Wenzels aber nicht und dieser antwortete: „Und was nützt uns das alles! Ich wollte, dass die Menschen eine bessere Zukunft haben. Ja, natürlich hat das auch mit Handel, Wirtschaft und allgemeinem Lebensstandard zu tun. Aber was bringt es mir, wenn nur ein Teil meiner Vorstellungen umgesetzt wird? Das Volk ist immer noch geknechtet und gezwungen für ihre Herren zu schuften!“ – „Wir konnten aber im letzten Jahr endlich das Verbot von Sklaverei durchsetzen“, warf da Peter ein. „Und?! Die Leibeigenschaft besteht nach wie vor. Was ist sie denn anderes als Sklaverei mit ein paar kleinen Vorteilen? An sein Land gebunden sein, Fronarbeit ableisten müssen, und, und, und!“ Sein alter Freund wich sichtlich ein wenig von ihm zurück. Die Bilder, die Wenzel in den Erinnerungen seines Boten gesehen hatte, waren nicht so anders als die, die er damals bei der Revolution gesehen hatte. Die halb-verhungerten Menschen in Lumpen, die er damals in Soldach gesehen hatte, lebten immer noch in seinem Bewusstsein fort.
Reichskanzler Peter musste sich kurz sammeln, dann erwiderte er: „Ich verstehe deine Frustration, Wenzel, das tue ich wirklich. Aber der Reichsrat blockiert jedes meiner Gesetze in diese Richtung. Bei all den konservativ-altgläubigen…äh, teleiotischen Abgeordneten, habe ich keine Chance etwas Derartiges durchzubekommen.“ Der Souverän versuchte sich wieder zu beruhigen. Er wusste, dass dies nicht die Schuld Peters war. Er war sein Verbündeter. Danach erörterte Wenzel: „Die sind alle entweder ehemalige Märtyrer, also Ideologen, oder sie sind hörige Lakaien. Die Ersteren wollen sich aus Überzeugung nicht den Dogmas widersetzen, die Letzteren trauen sich nicht gegen den Willen des Heeres vorzugehen.“
Peter pflichtete ihm nüchtern bei, dann fügte er hinzu: „Der einzig realistische Weg führt über das Heer. Der Oberste Marschall hatte in meinen früheren Treffen mit ihm aber nicht das geringste Interesse gezeigt, in der Sache auch nur irgendwie auf mich zuzugehen.“ Der Kaiser ließ einen langen Seufzer aus. Dann stellte er fest: „So viele Jahre und nichts hat sich geändert. ….. Ich werde mit Theodor persönlich reden.“ Damit war das Treffen beendet.
Als der Oberste Marschall den großen Audienzsaal betrat, war ihm bereits klar, dass es um etwas Wichtiges ging. Allein schon der Ort des Treffens hatte dies symbolisch kommuniziert. Theodor trat herein und begegnete einem Wenzel, der ihm den Rücken zugedreht, beim Fenster hinausschaute. Der bleierne Himmel draußen trug auch eine Trübe in die Herzen. Der Mann schloss die Tür. Dann ging er hinüber zum Tisch, auf dem ein paar Dokumente fein säuberlich bereitgelegt waren, und setzte sich. Der Kaiser schien immer noch in Gedanken versunken bei der Scheibe hinauszublicken. Daher räusperte sich der Armeechef und erhob die Stimme: „Guten Tag, Wenzel! Ich bin angekommen.“ Der Adressierte drehte sich nun zu ihm um und blickte starr zu ihm hinüber. Man konnte sehen, wie sehr Theodor gealtert war. Er hatte eine Anzahl an Falten bekommen und seine Haare hatten schon zu ergrauen begonnen. Der „Held der Revolution“ trug wie immer seine auf Hochglanz polierte Rüstung, die stolz das Sonnenwappen des Reiches zeigte.
Wenzel entgegnete nun: „Warum die Formlosigkeit? Spricht man so mit dem Souverän?“ Eisern und ohne Gefühlsregung erwiderte Theodor darauf: „Wir haben immer so miteinander gesprochen, Wenzel. Es gab bisher keinen Grund das zu ändern, und außerdem halte ich die notwendigen Formalitäten ein, wenn wir in der Öffentlichkeit sind.“ Das war schon einmal kein guter Start für ihre Unterhaltung. Der Kaiser verzerrte die Miene ein wenig und führte den begonnenen Diskussionsstrang nicht weiter. Er setzte sich neben den Marschall und schob das oberste Dokument zu ihm hinüber. Es war die Zusammenfassung des Berichts, den Ferenc und Balduin ihm gegeben hatten. Wenzel wusste, dass sein Gegenüber die Einschätzung seines alten Freundes, Ferenc, sich zumindest durch den Kopf gehen lassen würde.
„Hier. Lies. Danach sprechen wir darüber.“ Dies tat Theodor dann auch. Als er fertig war, begann Wenzel nun das Thema einzuleiten: „Mehr als zehn Jahre ist es her, dass wir von uns gemachte, große Versprechen nicht eingelöst haben. Das Ende der Leibeigenschaft, sprich ein Erringen einer neuen Freiheit für die Menschen, war eines davon. Diese Idee scheint euch allen zuwider zu sein. Doch was noch schlimmer ist, ist die fortwährende Unterdrückung des Volkes! War die Revolution nicht aus dem Aufbegehren gegen Tyrannei hervorgegangen? Wozu war sie also gut? Was wird ihr Vermächtnis sein? Dass wir eine Tyrannei mit einer anderen abgelöst haben? Sag es mir!“
Wie immer war es unmöglich zu sagen, was Theodor gerade dachte. Der Militär strich sich über den ergrauenden Bart und ließ seinen standardmäßig ernsten Blick auf den Magier fallen. Die Spannung war förmlich greifbar. Dann sprach der Oberste Marschall: „Und er gab allen ihren Platz. Auf dass der Fischer fische, der Hirte seine Tiere hüte und der Herrscher regiere.“ Wenzel versuchte seine Wut in Zaum zu halten. Dass Theodor ihm hier das Heilige Testament zitieren würde, war natürlich klar und doch hatte es sein Gesprächspartner nicht vorausgesehen. Als der Kaiser dem Geäußerten nichts entgegenhielt, fuhr der Armeechef fort:
„Die Menschen akzeptieren zum überwiegenden Großteil ihre Rolle im Land. Außer denjenigen, die die Heiligkeit des Erkorenen leugnen. Wie kann es sein, dass gerade DU, der du doch der Freieste hier bist, derjenige, der an der Spitze des Staates steht, dich um die Freiheit am meisten sorgst?“ – „Am freiesten? Ich kann nicht mal diese grausame Unterdrückung beenden. Wenn ich dem Reichsrat oder dem Heer zuwidere Erlässe unterzeichnen würde, würdet ihr sie einfach ignorieren oder mit Spitzfindigkeiten außer Kraft setzen! Ich bin frei…..frei davon etwas zu tun!“ Wenzel schäumte förmlich, doch sein Gegenüber legte noch nach: „Es ist genauso wie ich es immer gesagt habe. Jeder Mensch hat seinen von Gott bestimmten Platz in der Welt, ob er es will oder nicht. Freiheit ist nur eine Illusion. Jeder wird immer darin beschränkt sein, was er tun kann. So gebietet es die Realität.“
„Du glaubst wohl, dass du mich wie ein Kind behandeln musst, dass du besser weißt, was gut für mich oder mein Land ist, als ich selbst! Ich bin dir wohl nicht gläubig genug, was?“ Theodor schwieg und auch seine Augen gaben keine Information, keine Emotion preis. Der Zauberer setzte schon dazu an weiterzusprechen, doch bemerkte dann, dass der Oberste Marschall etwas äußern wollte. Er ließ ihm den Vortritt. „Im Land gibt es immer noch teilweise großen Hass auf den „neuen Hexerkaiser“. Die Schuld dafür liegt in der Propaganda der vorangegangenen Usurpatoren und ihrem ketzerischen Hass gegen alles, was heilig ist! Ich und die Armee wollen dich nur vor diesen schützen und den Menschen diesen Hass austreiben. Das wird aber noch lange dauern.“
„Ausreden! Ich weiß sehr wohl, wie es um die Denkweise mancher Leute bestimmt ist. Sie sind nicht die Mehrheit und werden nie die Mehrheit sein. Du glaubst, dass du mich vor meiner selbstverschuldeten Unmündigkeit beschützen musst. Stimmt es nicht?“ Theodor blieb still, doch wandte das erste Mal den Blick kurz von Wenzel ab. Darauf reagierte der Kaiser nun auf völlig überzogene Weise. Laut begann er zu schreien: „Ich wusste es! Du nimmst mich nicht ernst! Ich habe sehr wohl das Testament gelesen. Zur Gänze habe ich es gelesen! Ich kenne mich sehr wohl aus mit dem, wovon du sprichst und was du glaubst. Ich befehle dir, die drakonischen Strafen im Land abzumildern! Wenn das Heer das unterstützt, dann wird es den Reichsrat und das Reichskammergericht passieren.“
Der alte Revolutionsführer erhob sich von seinem Sessel. Immer noch war er ein Riese und überragte Wenzel deutlich. Der schwarze Bär strahlte seine wohl bekannte Dominanz aus. Mit ernstem, aber nicht zornigem Blick schaute er nun auf den Erkorenen herab und sah ihm direkt in die Augen. „Nein“, war alles, was er von sich gab. Dann drückte er sich am Kaiser vorbei, verabschiedete sich und verließ die Besprechung aus eignen Stücken. Außer sich, trat Wenzel seinen Stuhl um. Mit aller geistiger Standhaftigkeit, die er aufbringen konnte, versuchte er aber augenblicklich seinen Jähzorn wieder unter Kontrolle zu halten. Unter keinen Umständen durfte er hier explodieren. Der metaphorisch im Regen Stehen-Gelassene stützte sich am Tisch ab und atmete tief ein und aus, ein und aus. Die Erkenntnis was soeben geschehen war, sickerte langsam ein. Er war gescheitert. Seine Ziele zu erreichen, schien jetzt aussichtslos.
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Eine Fliege saß oben auf der Wand auf der orangen Wandtapete. Mit ihren Facettenaugen blickte sie herunter auf das Kaiserpaar, das gerade von Raum zu Raum ging und diskutierte. Der Magier hatte seiner Frau soeben über den Vorfall mit Theodor informiert. „Und er hat sich einfach so aus dem Staub gemacht?“ – „Ja, hat er.“ – „Das kommt davon, weil du dir nie Respekt verschafft hast. Jetzt ist es zu spät dafür.“ Beim erneuten Aufbringen der Angelegenheit erwachte Wenzels latenter Zorn sofort wieder zum Leben. Er drehte sich kurz von Amalie weg, um ihr nicht das Gefühl zu geben, dass er auf sie böse war. Sie konnte ja auch nichts dafür. Nervös ging der Kaiser zwischen dem Diwan und dem Wandschrank auf und ab. Er blieb stehen und stellte fest:
„Du hast recht. Ich hatte nie den Respekt der anderen Märtyrer.“ Sie hatte in der Tat recht, wie es so oft der Fall war. Nur half dies nichts bezüglich der Tatsache, dass ihn diese Erkenntnis ärgerte und aufwühlte. Seine Gattin meinte da: „Das ist einerseits der Fall, weil du nicht von Anfang an bei den Revolutionären dabei warst, andererseits aber auch, weil du immer zu schwach und feige warst, um bei überhaupt irgendeiner Entscheidung einmal Einfluss zu nehmen. Sie sind es einfach gewöhnt dich zu umgehen.“ – „Schwach!“, wiederholte Wenzel ihre Worte empört. „Ja, schwach! Du warst schon immer ein schwacher Kaiser. Wir alle wissen das.“
Dies kränkte Wenzel, obwohl er genau wusste, dass es stimmte. Er hasste diesen Umstand. Nichts konnte er an den Verhältnissen ändern. Der Mann ließ sich auf den Diwan fallen, seine Faust immer noch geballt. Dies ließ ein paar Zweifel in Amalie aufkommen, ob sie nicht doch zu unverblümt mit ihrem Liebsten gesprochen hatte und vielleicht sanftere Worte wählen hätte sollen. Sie gesellte sich neben ihn und umarmte ihn. „Du bist ein gutmütiger Mensch, der für alle das Beste im Sinn hat. Das ist eine gute Sache. Nur ist lieb zu sein, eben nicht eine ideale Eigenschaft, um ein Land zu regieren.“ Nachdem sie dies gesagt hatte, spürte Amalie, wie sich die angespannten Muskeln ihres Ehemannes etwas entspannten. Er antwortete:
„Ich habe ja immer jeglichen Konflikt mit den anderen, also auch Theodor, gemieden. Ich war nie dafür zugeschnitten ein Herrscher zu sein. Aber auch das wusste bereits August. Es war der Grund, warum er damals geglaubt hat, mich betrügen zu können und der Grund, warum er dem Kaiser kein Vetorecht im Reichstag gegeben hatte. Alle wussten, dass ich schwach bin. Und das war ich auch. Ich war immer schüchtern. So leicht kann ich mich nicht verändern.“ – „Und das musst du nicht“, versuchte seine Gemahlin ihn zu trösten. „Ich liebe dich genauso wie du bist!“ Wenzel ließ einen längeren Atemstoß durch die Nase aus, dann erwiderte er: „Aber das hilft mir auch nicht, eine bessere Zukunft für das Volk zu schaffen.“ Es gab nichts, was sie darauf antworten hätte können.
Eine Zeit lang saßen die beiden nun still beieinander und versuchten die melancholischen Emotionen einmal setzen zu lassen. Danach wechselten sie das Thema. „Viktoria kommt nicht gut mit den anderen Kindern aus. Was könnten wir da machen“, fragte ihm nun die Mutter. „Nichts, schätze ich mal. Sie muss den Umgang mit anderen lernen, auch wenn das bedeutet, dass wir sie immer wieder tadeln müssen, wenn sie sich danebenbenimmt“, entgegnete ihr Ehemann. Auch er hatte noch keine Ahnung von Erziehung und der Umstand, dass Viktoria eine so vollkommen andere Persönlichkeit als er selbst oder Amalie hatte, war ihm da noch ein zusätzliches Hindernis. Sein Schatz vermerkte dann: „Ich denke mal, dass du da recht hast. Aber das ist noch nicht alles. Viktorias magische Fähigkeiten stellen manchmal wilde Sachen an und ich habe keinen Schimmer, wie ich damit umgehen soll. Könntest du ihr, bitte, mit ihrer Magie helfen?“ – „Um sie kontrollieren zu lernen? Sicher kann ich das. Unsere Kleine muss lernen, auch mit dieser Verantwortung umzugehen. Ich werde mich die nächsten Tage mal mit ihr beschäftigen.“ – „Gut“, erwiderte seine Liebste nur darauf.
Eine riesige Zahl an berittenen Kämpfern stürmte im Galopp auf feindliche Reihen. Die Sonne stach herab und es schien ein heißer, trockener Tag zu sein. Darauf ließen auch die riesigen Staubwolken, die durch das Kampfgetümmel aufgewirbelt wurden, schließen. Schreie, Grölen, Blut, Schweiß, metallisches Klimpern. Einem Mann wurde sein Pferd, auf dem er gerade ritt, unter ihm weggetötet und er stieg von dessen, auf den Boden gefallenen, Leib ab. „Belesar! Kommandant Belesar!“, rief jemand hinter ihm. Der Mann in einer goldgelben Uniform drehte sich zu dem, der ihm zugerufen hatte um, ein Sonnenemblem auf seinem Rücken enthüllend. Es war wie eine seltsam verzerrte, alternative Version des heutigen Reichswappens aus. Dann endete die Vision. Wenzel war sich bewusst, dass es eine war, während er in den nächsten Traum hinüberglitt.
Hierin spazierte er nun durch den Wald. Ein reiner Nadelwald erstreckte sich vor ihm. Es war kühl und dämmerte bereits. Dennoch konnte man das Vogelgezwitscher deutlich vernehmen. Als er ein paar Bäume passiert hatte, sah er plötzlich eine Person vor sich. Ihm den Rücken zugekehrt, stand ein Mann mit langen, braunen Haaren vor ihm. Wenzel stockte der Atem. Einen Moment lang wusste er nicht, was er tun sollte, so geschockt war er. „August? Bist du es, August?“ Es kam keine Antwort von diesem. Er ging näher an diesen heran. Die Furcht beherrschte ihn. Als er dann die Hand ausstreckte, um nach der Schulter der Person vor sich zu greifen, riss es ihn abrupt aus dem Schlaf.
Von dem ruckartigen Erwachen hatte es auch Amalie aufgeschreckt. „Ist alles okay?“, erkundigte sie sich. „Ja. Ich hatte nur einen Albtraum, das ist alles“, erwiderte ihr Gatte. Sie fragte nach: „Schon wieder eine Vision?“ – „Ja. Es waren Szenen irgendeiner Schlacht, mit Leuten, die ich noch nie gesehen habe.“ – „Willst du…“ – „Nicht notwendig. Es hat sowieso keinen Zweck.“ Was meinte der Kaiser damit? Nun, seine Ehepartnerin hatte soeben vorschlagen wollen, seine prophetischen Visionen in ein Traumtagebuch einzutragen. Vor wenigen Jahren hatte er begonnen alles, was er in seinen „lebhaften“ Träumen sah, aufzuschreiben. Dieses Notieren brachte allerdings nicht viel, wie der Magier feststellte. „Neunundneunzig Prozent von dem, was ich sehe, sind nur nutzlose Information, mit der ich sowieso nichts anfangen kann. Selbst wenn sie mir nützlich wäre, kann ich trotzdem so gut wie nie etwas daraus machen“, hatte Wenzel damals argumentiert.
Deshalb hatte er aufgehört ein solches Tagebuch zu führen. Die Prophezeiungen konnten absolut alles zeigen, weshalb sie zumeist unbrauchbar waren. Was genau sie zeigten war zwar durchaus korrekt, doch wie mit einem großen Puzzle, von dem man nur ein einziges Puzzleteil besaß, war es schwierig nur davon zur erkennen, was denn einmal passieren würde und was man tun musste, um dem vorzubeugen. Er konnte aber das Eintreten der Visionen verhindern. Dies hatte er bereits bewiesen.
Er legte sich wieder hin und bat seinen Schatz dasselbe zu tun. Der Traum ging ihm jedoch nicht ganz aus dem Kopf. Nicht jener von August, ein Gespenst, das ihn wohl noch lange heimsuchen würde, sondern jener von den fremden Kriegern. „Sie sahen aus, als stammten sie aus einer anderen Ära, mit anderen Insignien und Rüstungen. Ich glaube aber, dass diese Szene in Camenia war“, machte sich der Erkorenen jetzt Gedanken. Konnte es eine Vision der Vergangenheit gewesen sein? Vermutlich, denn er hatte in den letzten Jahren des Öfteren Ereignisse aus der fernen Vergangenheit in seinen Träumen gesehen. Warum genau wusste er nicht. Manch einer würde nun meinen, dass es keinen Sinn machte das Übernatürliche zu hinterfragen, doch für Wenzel war es da anders. Er wollte ja Magie und ihre Funktionsweise ergründen. Er konnte nur kein System dahinter erkennen. All das erschien ihm komplett zufällig. Bilder der Vergangenheit UND der Zukunft. Wie und warum?
In einem erst kürzlich hergerichteten, neu möblierten Zimmer saßen zwei Personen auf einem edlen Teppich in der Mitte des Raumes. Das Zimmer war von zwei großen Fenstern hell erleuchtet. Die noch recht frisch gestrichenen, cremefarbenen Wände waren mit einem Schrank, einem Regal und einem Schreibtisch zum Teil zugestellt. Auf dem Bett lagen Decken und Kissen mit rosa Überzügen. Es waren mädchenhafte Farben, die man für ihre neue Tochter ausgesucht hatte. Ebenso lag darauf eine unvernünftige Menge an Stofftieren. All das war Amalies Tun, da Wenzel sich hierbei nicht einmischte.
Der genannte Zauberer saß nun gemeinsam mit seinem Kind auf dem Boden. Das Mädchen, das ein sehr feines Kleid trug, ergriff nun das Wort: „Kann ich noch ein paar Süßigkeiten haben, Herr Vater?“ – „Nein, jetzt nicht. Wir machen jetzt erst einmal etwas Wichtiges. Wenn wir fertig sind, kannst du als Belohnung welche haben.“ – „Aber ich will jetzt welche!“, muckte die Kleine auf. Wenzel verdrehte die Augen und sprach: „Viktoria! Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen. So funktioniert die Welt. Hast du mich verstanden?“ Das Mädel machte einen Schmollmund und zierte sich. Ein paar Sekunden später antwortete sie aber: „Ja, Herr Vater.“
Damit konnte er leben. Amalie verhätschelte das Kind viel zu sehr. Wenzel würde mit seiner Frau über die Angelegenheit mit den Süßigkeiten reden müssen. Es konnte nicht sein, dass Viktoria ständig nur Bonbons und anderen Süßkram aß. Sie musste Mäßigung lernen, ebenso wie sie das richtige Verhalten lernen musste. Es gab so viel für sie zu lernen. All die Dinge, die sie in ihrem einfachen Landleben nicht erfahren hatte und nicht gebraucht hatte, würde sie nachholen müssen. Heute waren sie aber für etwas anderes hier.
„Wir zwei werden heute ein wenig den Umgang mit Magie üben, okay?“ Als das Mädchen das hörte, machte ihre Stimmung sofort eine 180-Grad-Wende. „Super! Keine doofen Etikettesachen!“ Ihr Vater kommentierte das nicht weiter, sondern erfreute sich einfach ihrem Interesse an Zauberei. Er erklärte ihr: „Wie alles in der Welt, ist Magie etwas, das man langsam schrittweise lernen und immer wieder üben muss, um es gut zu beherrschen. Wir fangen mit den Grundlagen an und erst später gehen wir zu den komplizierteren Dingen über.“ – „Mhm“, gab die Kleine nur zurück, während ihr Blick ihm gespannt entgegenfuhr. „Also gut, dann hör mir mal gut zu! Magie ist etwas unglaublich Mächtiges aber ist dadurch auch unglaublich gefährlich. Du kannst sie wie eine Waffe betrachten. Und wir werden versuchen den richtigen Umgang damit zu lernen.“
Viktoria schien aufzupassen, trommelte aber jetzt schon nervös mit den Füßen herum. Ihr Magielehrer fuhr fort: „Deine Magische Kraft ist an deine Gefühle gebunden. Das heißt, wenn du wütend wirst, kann allerlei Schlechtes passieren. Verstehst du das?“ – „Ja“, erwiderte sie kurzerhand. „Daher müssen wir lernen unsere Gefühle zu kontrollieren und in Zaum zu halten, damit wir nichts Böses anstellen.“ Da stand seine Schülerin schon wieder auf. Mit vor dem Körper verschränkten Armen fragte sie direkt: „Und wie soll ich das machen? Ich fühle mich halt, so wie ich mich fühle! Wenn mich jemand ärgert, dann hat er es verdient, dass ich böse werde!“ – „Nein, nein, Viktoria. Wir halten uns zurück, auch wenn es noch so schwer ist. Denk dir einfach: Der Klügere gibt nach“, intervenierte Wenzel gleich und versuchte an ihren Verstand zu appellieren.
„Das klingt doof!“, schnauzte die Kleine zurück. „Viktoria! Wir halten uns zurück. Machen wir das?“ – „Ja, Herr Vater“, grummelte das Mädchen und setzte sich dann neben ihren Adoptivvater, der ihr gedeutet hatte zu ihm zu kommen. Dann sprach dieser: „Konzentriere dich erst mal auf dich selbst. Mach die Augen zu und schau nur tief in dein Inneres hinein. Kannst du spüren, wie die Magie fließt?“ – „Ja, kann ich.“ – „Sehr gut. Jetzt versuche sie einmal nicht nach außen dringen zu lassen.“ Das Kind strengte sich an. Ihre Aura verringerte sich, verschwand aber nicht zur Gänze. „Gut gemacht. Du bist auf dem richtigen Weg“, belobigte Wenzel sie und fügte hinzu, „Blende alle Emotionen, die du hast, aus. Konzentriere dich nur auf den einen festen Ruhepol in dir. Wenn du es lange genug übst, wirst du es bald können.“ Ihre Aura nahm noch ein wenig ab.
Danach machten sie eine Pause davon, indem sie zum Gegenteil übergingen. Diesmal übten sie sich darin, soviel magische Kraft wie möglich auszuströmen. Als der Kaiser dies zu seiner Tochter sagte, legte sie sofort los. Wie eine Stichflamme fuhr Viktorias Aura nach oben aus. In dem Moment konnte Wenzel sein Staunen über die Stärke dieser nicht verbergen. Viktoria hatte wesentlich mehr magische Kraft als er. Als sie seine Reaktion sah, kam ihr ein freches Grinsen über die Lippen. Gleich darauf riss Ylva, die draußen Wache gestanden hatte, die Türe auf. „Ist alles in Ordnung?“ – „Mach dir keine Sorgen. Ich habe alles unter Kontrolle“, beruhigte er sie. Selbst die Leibwächterin hatte den schieren Druck, der von der Aura der Magierin ausging, intensiv gespürt. Dem Herrscher wurde da nur umso bewusster, wie wichtig es war, das Kind richtig zu trainieren.
Segenstag, 24.10.453 K.H.
Es war feucht und dunkel und die eisige Kälte saß ihm tief in den Knochen. Der Gefangene lehnte wie ein Sack Kartoffeln an der Steinwand seiner Zelle. Sein langgewachsenes, ungepflegtes Haar und wesentlich kürzerer, aber nicht minder verlotterter Bart hängten bis hinunter auf den Boden. Zu lange war er schon hier gewesen, um überhaupt noch irgendein Zeitgefühl zu haben. Hätte man ihm gesagt, dass er bereits sechzig Jahre hier war, hätte er es auch geglaubt. Plötzlich konnte man da aber ein metallisches Klimpern hören. Das schwere Tor zum Verlies öffnete sich und die Wache trat herein. Es war wohl mal wieder Essenszeit.
Oder etwa nicht? Nein, es war nicht der übliche Gefängniswärter, der hereinkam, und auch war es nicht eine, sondern mehrere Personen. Zwischen seinen langen, verfilzten Zotten warf der Gefangene einen Blick hinaus durch die Gitterstäbe und zu den Ankömmlingen. Sie trugen Gewänder mit rot-weißem Karomuster und einer Sonne auf der Tunika. Eine tiefe, männliche Stimme donnerte nun laut durch dieses Höllenloch: „Herzlichen Glückwunsch, Missetäter! Zum Anlass des Segenstags hat seine Majestät eine Generalamnestie erlassen. Ihr seid alle frei!“ Es kam keine Reaktion, von irgendeinem der Sträflinge. Es war eine solch bizarre Nachricht, dass sich niemand von ihnen vorstellen hätte können, diese jemals zu hören. Viele von ihnen glaubten wohl zu träumen, während andere, wie der Unsrige, einfach eine Weile brauchten, bis sie tatsächlich begriffen hatten, was sie soeben mitgeteilt bekommen hatten.
„Frei? Ist das nicht ein zu grausamer Scherz hier?“, dachte sich da Lucius, der nun endlich aus seinem traumartigen Zustand erwacht war und sich aufrichtete. Es war aber kein Witz. Die Wachen begannen nun die Zellen eine nach der anderen aufzusperren und die Gefangenen einzeln hinauszuführen. Der Junge, der noch nicht begriffen hatte, dass er im Laufe der Jahre bereits ein Mann geworden war, konnte es nicht glauben. Während er wartete an die Reihe zu kommen, unterhielten sich zwei der Kaisergardisten, die sicherheitshalber hier unten aufpassten:
„Seine Hoheit ist viel zu großzügig. Diese Bastarde haben keine Gnade verdient!“ – „Dummkopf! Hast du nicht mitbekommen, dass es Streitigkeiten zwischen seiner Heiligkeit und dem Obersten Marschall gab? Angeblich hat es irgendwas mit den Gefängnisstrafen zu tun, bei denen sich der Oberste Marschall querstellt.“ Der andere sagte daraufhin: „Und was hat das mit……Ach, so! Du meinst, dass er die Gefangenen aus Protest gegen ihn freilässt.“ – „Genau.“ Lucius wollte es immer noch nicht wahrhaben. All die Jahre in Ketten…..
Dann kam er dran. Die Garden machten ihn los und führten ihn hinaus aus dem finsteren Verlies. Als er zur Oberfläche kam, war er überwältigt vom blendenden Licht der Sonne. Er hielt sich die Hände vor die Augen und brauchte eine ganze Weile, bis sich diese an die Helligkeit gewöhnt hatten. „Das hast du nur der Großherzigkeit seiner Hoheit zu verdanken. Sei dankbar, Abschaum!“, pöbelten ihn da die beiden Gardisten an. Der junge Mann sagte nichts und ließ sich draußen wortwörtlich bei den Pforten des Palastes hinausschmeißen. Nach der Treppe gaben sie ihm einen Schubs, sodass Lucius gleich auf die dreckige Straße stürzte. Er stand auf, blickte sich um und dann zurück zu den Wachen. Diese waren schon wieder auf dem Weg, den Nächsten aus dem Verlies zu holen.
„Dankbar? Ha!“, keuchte der Mann mit einer schwächlichen und kratzigen Stimme. „Wofür? Für den Tod meiner Mutter? Oder etwa für all die Jahre in diesem Höllenloch? Zur Hölle soll er fahren, dieser Dämon! Ich werde es dir zurückzahlen, und wenn es das Letzte ist, was ich tue!“ Es waren tapfere Worte für einen solch schwachen, mittellosen Mann. Nur in Lumpen gekleidet, schlich er davon in die Straßen Meglarsbrucks. Ohne jegliche Ahnung, was er tun sollte und wo er hingehen konnte, würde ihm vorerst nur das Bettlerdasein bleiben. Doch die Bitterkeit hatte sich tief in sein Herz gefressen. Seine Kindheit war vorbei.