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Kapitel 17 • Die Entscheidung

Die nächste Runde an Tänzen ließ Moreen unter dem Vorwand von Unwohlsein aus. Die jungen Männer, die sie auffordern wollten, glaubten ihr gerne. Sie war leichenblass und kalter Schweiß stand auf ihrer Stirne.

Endlich kehrte ihr Vater zurück, und Moreen wollte ihn zur Rede stellen.

Baron Eòghann hob abwehrend die Hand. »Beruhige dich, Tochter. Noch ist nichts entschieden, obwohl Graf Gerling zu sehr weitreichenden Zugeständnissen bereit ist. Damit wäre der drohende Untergang unserer Familie erst einmal abgewendet.«

Moreen rang um Worte. »Aber das läuft doch darauf hinaus, dass Ihr mich verkauft! Gerling hat einen schrecklichen Ruf und schon mehrere Frauen auf dem Gewissen!«, stammelte sie schließlich

Ihre Mutter sah sie scharf an und zischte, »leise, Moreen. Nicht jeder hier muss wissen, dass du dich wieder einmal gegen dein Los auflehnst.«

Ihr Vater sah Moreen an und nickte betrübt. »Ich weiß. Aber ich sehe keine andere Möglichkeit, wie ich die angedrohten Übergriffe durch die Truppen des Grafen abwenden könnte. Und ich mache mir da nichts vor: In Anbetracht des desolaten Zustands unserer Burg und der wenigen Krieger, die noch für uns kämpfen werden, hätten Gerling und seine Mannen leichtes Spiel. Wir müssen in diesen schwierigen Zeiten alle gewisse Opfer erbringen…«

Moreen senkte den Kopf. »Ich weiß«, gestand sie kleinlaut. Für einige Minuten herrschte bedrücktes Schweigen. Die beiden anderen Elternpaare versuchten offensichtlich, den Familienrat nicht weiter zu stören und zogen sich mit einem freundlich-mitleidigen Nicken in Richtung Tanzfläche zurück.

Dann hob Moreen den Kopf und sah ihren Vater hoffnungsvoll an. »Wenn ich doch nur einen Platz an der Akademie erringen könnte! Die Familien der Magier stehen unter dem besonderen Schutz des Königs und werden auch finanziell unterstützt, oder?«

»Ja, das stimmt. Aber deine Talente wurden noch nicht bestätigt. Wie willst du denn so die Zulassung an die Akademie schaffen?«

Stolen story; please report.

»Das weiß ich auch noch nicht. Aber ich habe eine Begabung, die Magier an der Akademie haben nur noch nicht herausgefunden, welche«, entgegnete Moreen frustriert.

Baron Eòghann rieb sich nachdenklich das Kinn. »Es wäre eine gangbare Lösung. Ich bin mir auch sicher, dass du über ein stark ausgeprägtes Talent verfügst, schließlich…« Er hielt inne. »Aber das darf ich dir noch nicht verraten. Jedenfalls ist es sehr unwahrscheinlich, dass du gänzlich unbegabt bist. Und für den Zeitraum der Prüfungen und der anschließenden Ausbildung könnte ich bereits auf die Unterstützung durch seine Majestät zählen.«

Er sah seine Tochter mitfühlend an. »Ich weiß durchaus, was ich dir mit dieser Heirat antun würde. Aber hier in Taboron wärst du völlig auf dich allein gestellt, das ist dir bewusst? Deine Mutter und ich könnten nicht hier bei dir bleiben, wir müssten zurück auf die Krähenburg. Und die Frage einer passenden Unterkunft für dich müssten wir auch dringend klären. In den Gemächern von Greifenhorst kannst du unmöglich länger als ein paar Tagen bleiben, diese werden für Gäste benötigt.«

Moreen nickte begeistert. »Ich weiß, dass das nicht einfach werden wird. Aber der Dekan, Meister Cedrik hat bereits sein besonderes Interesse an meinem Fall bekundet und würde mich sicherlich auch hierbei unterstützen. Es muss doch an der Akademie oder in der Nähe Zimmer für die Schüler geben. Lass es mich auf alle Fälle versuchen. Bitte!« Sie sah ihren Vater flehend an und legte ihre Hand auf seinen Arm.

Baron Eòghann umschloss ihre Hand und drückte sie fest. »Deiner Mutter wäre die Heirat mit Graf Gerling lieber. Sie hat sich so auf die Feier gefreut. Aber ich verstehe deine Einwände und werde die Entscheidung dir überlassen.«

Moreen warf ihrer Mutter einen melancholischen Blick zu. »Ich weiß, Mutter. Aber ich würde keinen einzigen Tag glücklich an der Seite dieses Scheusals verbringen können!«

»Moreen!«, empörte sich die Baronin. Dann nickte sie mit feuchten Augen. »Wir wollen doch nur das Beste für dich, Kind. Aber das liegt nicht immer in unserer Macht.«

Moreen erhob sich und trat zwischen ihre Eltern. Dann legte sie einen Arm um jeden und hauchte einen Kuss auf die Wange ihres Vaters, anschließend auf die ihrer Mutter. »Ich werde es schaffen!«, versprach sie mit tränenerstickter Stimme.

Die ungewohnte Eintracht wurde abrupt durch Prinz Arlyn gestört, der unbemerkt an den Tisch herangetreten war. Er räusperte sich vernehmlich. »Baronesse Moreen, darf ich Euch zum Tanz bitten? Die letzte Runde müssten wieder wir eröffnen. Aber falls Ihr unpässlich sein solltet, könnte ich meine Mutter fragen, ob sie einspringen kann…«

Moreen löste sich von ihren Eltern, betupfte mit ihrem Seidentüchlein ihre Augen und blickte zu Arlyn auf. »Es wäre mir eine Ehre«, hauchte sie und ließ sich wie in Trance zur Tanzfläche führen.