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Kapitel 16 • Der Ball der Debutanten

Den nächsten Tanz würde Moreen mit Prinz Arlyn bestreiten müssen, sehr zum Unmut aller anderen Debütantinnen. Sie sah dem Tanz mit zwiespältigen Gefühlen entgegen. Einerseits fürchtete sie, sich unsäglich zu blamieren, andererseits hatte ihr Arlyn mit seinem blendenden Aussehen und dem mitfühlenden Zuspruch — den sie auch bitter nötig gehabt hatte — ein wenig den Kopf verdreht und in ihrem Bauch kribbelte es beim Gedanken daran, von seinen starken Armen umfangen und geführt zu werden.

Schon viel zu früh war es soweit. Prinz Arlyn kam an ihren Tisch und forderte Moreen mit einer tiefen Verbeugung zum Tanz. Sie erhob sich errötend und ließ sich von ihm zur Tanzfläche führen. Den Kopf hielt sie verschüchtert gesenkt und wagte nicht, zu Prinz Arlyn aufzublicken.

»Kopf hoch, Kleines! Denk an die hochnäsigen Schnepfen, die gerade grün anlaufen vor Neid!«, raunte ihr Arlyn zu.

Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf Moreens Gesicht aus, oder war es doch eher ein breites Grinsen? Sie warf Arlyn einen dankbaren Blick zu, straffte sich und schritt gemessen an seiner Seite weiter.

Der Tanz mit Arlyn kam Moreen wie ein Traum vor. Mühelos schwebten die beiden über die Tanzfläche. Schade nur, dass sie die meiste Zeit den Kopf starr nach links gewandt halten musste und nur hin und wieder Blickkontakt mit Arlyn hatte.

Dann erhaschte Moreen einen Blick auf den Tisch ihrer Eltern und ihr stockte der Atem. Neben ihrem Vater saß Graf Gerling und starrte sie mit einem wölfischen Grinsen an. Vor lauter Schreck kam Moreen aus dem Takt und stolperte über ihre eigenen Füße. Zum Glück war der Tanz bereits fast zu Ende und Arlyn konnte ihr Missgeschick mit einer Pirouette überspielen.

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Die nächste Stunde zog sich endlos hin. Moreen wäre zu gerne zu ihrem Tisch zurückgeeilt und hätte ihren Vater zur Rede gestellt. Statt dessen wurde sie von einem Tänzer zum nächsten weitergereicht und durchlitt einen Tanz nach dem anderen. Die wenigsten jungen Männer konnten auch nur annähernd so gut tanzen wie Arlyn, und ihre Unsicherheit übertrug sich auf Moreen, die daher selbst wiederholt ins Stocken und Straucheln kam. Die gehässigen Blicke und gezischten Beleidigungen der anderen Debütantinnen taten ihr Übriges.

Endlich war diese erste Runde an Tänzen zu Ende und Moreen wurde von ihrem letzten Tanzpartner an ihren Platz zurückgeführt. Erschöpft sank sie auf ihren Stuhl und fächelte sich Luft zu. Im Ballsaal war es unangenehm warm geworden, den jungen Leuten ringsum erging es nicht besser, alle waren von der Anstrengung und Aufregung erhitzt.

Nachdem Moreen wieder zu Atem gekommen war, sah sie sich um, konnte aber Graf Gerling nirgends entdecken. Auch ihr Vater war nicht am Tisch. Wahrscheinlich besiegelten die beiden ihr Schicksal unter vier Augen.

Sie beugte sich zu ihrer Mutter hinüber und erkundigte sich leise, »Wo ist Vater?« Dann fuhr sie mit unverhohlenem Abscheu fort. »Und habe ich vorhin richtig gesehen, Graf Gerling war an unserem Tisch? Was wollte er?«

Die Baronin lächelte selig. »Die beiden haben sich zurückgezogen, um die Details eurer Vermählung zu besprechen.«

Moreen wich alle Farbe aus dem Gesicht. Ihre schlimmsten Befürchtungen hatten sich bewahrheitet. Sie sank in sich zusammen und starrte verbittert auf ihre ineinander verkrampften Hände. Sie sollte also tatsächlich verschachert werden wie ein Stück Vieh! Ihr wurde abwechselnd heiß und kalt.