Kapitel 8: Die Ringergreifung
(Ich = Nika)
Ich sehe es: das Blut, die Schmerzen und den eisernen und gebrochenen Willen. Unter diesem Turnier habe ich mir eigentlich etwas anderes vorgestellt. Ich dachte es wäre wie in meinen Trainingseinheiten. Vater besteht nämlich darauf, dass ich lerne mich selbst zu verteidigen. Klar floss auch dort Blut und natürlich habe ich mich immer wieder verletzt, aber diese Brutalität habe ich nicht erwartet.
Gleich zum Start sind zwei Tierdämonen ausgeschieden. Einer bekam ein Schwert in den Rücken von einem Dämon, der andere wurde von einem Vampir durchlöchert.
Kurz darauf erhebt sich der Sukkubus und beschießt alle mit seiner Armbrust. Einige Bolzen explodieren und hinterlassen Krater im Boden. Spätestens jetzt ist mir klar, dass es sich hier um einen echten Kampf handelt. Und so sieht es auch noch aus. Dann stürmt der Werwolf auf den Sukkubus zu und holte diesen vom Himmel. Womit kann ich nicht sagen, aber ich spüre die Magie, die dabei eingesetzt wurde.
Währenddessen kämpfen zwei Tierdämonen gegen die zwei Vampire. Auch gibt es ein Duell zwischen den Dämonen. Der Werwolf greift in dieses Duell ein, wurde jedoch sofort besiegt und zur Seite getreten. Ein Schlag hat ausgereicht, um ihn mehrere Meter durch die Luft zu schleudern.
Kurz darauf wird der Sukkubus auf einer Trage davon gebracht. Er ist noch am Leben und wird es sehr wahrscheinlich auch überleben. Der Kampf zwei gegen zwei verläuft ohne Veränderung. Beide Teams sind in Deckung gegangen und beschießen sich mit allem, was sie haben.
Die Tierdämonen zücken ihre Schießpulverwaffen und feuern drauf los. Schwarzer Rauch schränkt meine Sicht ein. Ein Nachteil dieser Schießpulverwaffen. Das Duell der Dämonen geht langsam, aber sicher zur Neige. Das Schwert des ersten wurde zerbrochen.
Dieser will jedoch nicht aufgeben. Er verändert seinen Körper mithilfe seiner Magie zu einer Waffe. Dann unternimmt er seine letzten Versuche sich zu wehren. Er schießt Teile seines Körpers auf seinen Gegner und holt sie danach zu sich wieder zurück, um sie erneut abzuschießen, formt aus seinen Knochen Dolche und Schwerter.
Doch der andere Dämon hat bisher keinerlei Schaden genommen. Doch dann verschwindet er urplötzlich. Erst jetzt erkennt der erste, dass er sie ganze Zeit gegen einen Schatten gekämpft hat. "Phantommagier, wo bist du!", schreit der Dämon, während weitere Doppelgänger erscheinen.
Alle haben nur einen Teil der Macht des Anwenders, sind jedoch stark genug, um den Dämon zu besiegen. Dann stürmen die ganzen Schatten mir einem Gekicher sich auf ihn.
Der Dämon versucht sich zu verteidigen, geht aber schnell zu Boden.
Dann fliegen seine Einzelteile über den Platzt. Fünf Wachen stürmen herein, gefolgt von Medizinern. Die Wachen zerschlagen die Schatten und die Mediziner Versuchen das Leben zu retten. Große Mengen Mana fließen an diesen Ort. Die Energie zirkuliert und pulsiert. Will retten, was noch zu retten ist.
Der Phantommagier taucht nun auch wieder auf und geht entspannt auf die letzten vier, die sich inzwischen alle untereinander bekämpfen.
Er ist ganz anders als seine Schatten. Nicht im Ansatz so muskulös. Seine Schatten wirkten, als würde er den offenen und direkten Kampf bevorzugen, ein Mann der Ritterlichkeit.
Er stell sich selbstbewusst mitten in das Getümmel und hebt die Arme. Seine Finger zucken und Formen etwas. Die Schatten eines Phatommagiers sind nicht immer gleich zu sehen. Es braucht Übung und Zeit, aber wenn er dies hat, dann ist die Magie umso stärker. Seine Hände geben die letzten Befehle. Dann geht alles ganz schnell.
Innerhalb weniger Sekunden tauch hinter jedem der noch verbliebenden Kämpfer ein Schattenwesen auf. Einer nach den anderen werden sie besiegt. Die lebenden fallen in ihren Gräben auch auf die Erde. Es folgt eine Stille. So unangenehm hatte ich es noch nie. Ich bete dafür, dass sie noch leben.
Ein Scheppern durchbricht die Stille. Eine Vampirin konnte genügen Gegenwehr aufbringen, um das Schattenwesen zu besiegen.
"Komm und kämpfe mit mir, ohne Tricks!", ruft die Vampirin aus.
"Warte kurz, ich überlege!", antwortet dieser mit seiner lauten Brummstimme.
Er legt den Kopf in den Nacken und hält seine Hand vor das Gesicht. Ein Lachen ertönt, ein boshaftes Lachen. Es hallt durch das gesamte Schlosshof. Langsam, wie tausend Würmer bohrt es sich durch meine Ohren und dringt in mein Gehirn ein, hinterlässt nichts als Angst. Meine Knie zittern und ich muss mich an der Balustrade festhalten, um nicht umzufallen. Ich werde nie wieder glücklich sein.
Als sich das Lachen weiter ausbreitet, das Gefühl der Angst durch meinen Körper kriecht, habe ich das Gefühl, das mein Herz stehen bleibt. Ein Druck zerquetsch es, als ob seine Hand persönlich es in seinen Händen hält. Ich fasse mit einer Hand mir an die Brust, versuche die Hand abzuschütteln. Mein Blickfeld verschwimmt und schon kurz darauf sehe ich gar nichts mehr. Das Atmen fällt mir schwerer.
Nur eines bleibt: Das hohle und bleiche Lachen dieses Dämonen, den ich fast so sehr verabscheue, wie den Mann, den ich getötet habe. Ist das mein Ende? Immerhin gehe ich wie er.
Und dann, als ich denke, es ist endlich vorbei. Nie wieder einen Herzschlag, der noch mehr Schaden verursacht.
Angst, nicht die Angst, die von ihm kommt, sondern meine eigene erfüllt mich, gibt mir einen Antrieb. Ich habe Angst vor dem Tod. Ich will nicht sterben. So kann es noch nicht enden.
Bumm!
Und all das wird vertrieben.
Bumm!
Kraft, Energie, Farbe.
Bumm!
Die Welt, sie ist wieder um mich herum.
Bumm!
Stimmen, Vater, er ruft nach mir, die Leute sind noch immer da, der Kampf. Das letzte Duell. Ich will es sehen.
Bumm!
Jeder Herzschlag lässt meine Brust erzittern, sorgt für die nötige Wärme und Lebensenergie. Ich fühle mich mit jedem Schlag besser, bin wieder hier. Mana fließt durch mich hindurch und vertreibt die letzten Schatten der Angst. Meine Magie macht sich wohl mal wieder selbstständig und rettet mich. Das Lachen des Dämonen verhallt. Es scheint kein anderer solche Probleme mit dem Lachen gehabt zu haben.
"Nein! Ich werde dich jetzt kurz mal beseitigen.", ruft der Dämon aus. Wut und Zorn steigt in der Vampirin hervor. Ich kann es an ihr sehen. Ihr Stolz als Kriegerin ist verletzt. Sie hat genauso viel geopfert, wie jeder andere, der hier angetreten ist. Sie wird jetzt nicht aufgeben.
"Ich werde siegen!", sagte sie erst leise und wiederholte immer lauter, "Ich werde siegen! Ich werde dich besiegen! Ich werde für eine gerechte Zukunft siegen!" Die letzten Worte schrie sie heraus.
Mit neuen Mut stürmt sie voran beschleunigt. Innerhalb einer Sekunde hat sie die Hälfte des Weges zurückgelegt, was etwa knapp fünfzig Metern entspricht. Sie hält ihre zwei Dolche nach vorn, gleich wäre sie bei ihm.
„So hochmütig kann nur ein Dämon sein, er steht ohne Waffe da.“, schreit sie.
Ich schrecke hoch und schaue mir den Dämon genauer an. Halt! Warte, wo ist sein Schwert. Ich sehe es nicht. Schnell ich muss sie warnen. Ich sammle mein Mana, um eine Verbindung aufzubauen. Es rebelliert, aber diesmal dulde ich keinen Wiederstand. Ich zwinge meine Magie mir zu folgen. Jetzt kann ich jemanden retten und sie will mir nicht helfen.
Als die Verbindung steht, übermittle ich ihr Warnungen. Doch ihr Geist versucht mich auszusperren. Wir haben keine Zeit dafür, also öffne ich mich weiter für sie, umschließe ihren Geist, nehme alles war, was sie spürt, versuche ihren Körper zu übernehmen. Ich muss sie anhalten.
Eine Schwarze Hand, ein reflektierter Lichtblitz von einer Klinge im Licht, ein stechender Schmerz.
Ihr Mund fühlt sich mit Blut. Der Geschmack von Eisen liegt ihr auf der Zunge. Ich spüre all das. Ihre Augen und Gedanken fallen auf die schwarze Hand vor ihr, sieht wie ihr darauf tropft. Blut tropfen.
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Der Schatten vor ihr zieht das Schwert, welches zuvor bis zum Heft in ihrem Bauch steckte, aus ihr mit einem Ruck heraus. Sie sinkt auf die Knie. Dann verliert sie das Gleichgewicht und fällt nach vorn.
Das letzte, was sie sieht ist, als der Schatten vor dem Dämon niederkniet und ihm das blutige Schwert anbietet. Er nimmt es entgegen und zerschlägt den Schatten. Dann wird ihr schwarz vor Augen. Ein letzter Schrei zerreißt ihre Schwärze und der Schmerz lässt nach. Ich kann nicht mehr unterscheiden, was meine Gedanken sind und welche von ihr kommen.
Doch dieser Gedankenstrang kommt von ihr:
„Die Prinzessin schreit um uns. Dieses Ende hat sie nicht erwartet.“
„Ich habe versucht dich zu retten!“
„Ich weiß, aber ich war zu stur, ich habe alles geopfert und werde nun den Rest bezahlen.“
„Das geht nicht, ich brauche dich.“
„Das ehrt mich eure Hoheit, aber nein, das tut ihr nicht. Wir brauchen euch. Ihr werdet unser Licht im Dunkeln sein. Uns alle Retten. Leider weiß das noch keiner.“
„Ich konnte dich nicht retten, wie soll das anders sein in der Zukunft.“
„Ihr werdet es sein, da bin ich mir sicher. Aber bevor ich gehe habe ich noch einen Wunsch findet … Und führt ihn zu meinem Grab. Sagt ihm, dass ich all die Zeit für ihn kämpfte.“
Ein Rauschen unterbricht unser Gedankengespräch. Es hört sich so an, als ob der Dämon, noch mal zuschlagen würde. Etwas Kaltes berührt ihre Haut am Hals. Ein schneidender Schmerz zieht durch ihren Kopf. Den restlichen Körper spürt sie nicht mehr.
Ein letztes Mal kann sie ihre Augen öffnen. Sie erkennt den Balkon mit der Prinzessin. Sie sieht traurig aus. Dann dreht sich ihr Blickfeld. Der Dämon starrt mit seinen leuchtend roten Augen in ihre. Ihre Augen fallen zu. Die letzten Worte an sie kommen vom Dämon: "Dein Kopf wird meine Sammlung vervollständigen!". „Bleib hier, ich kann dich retten!“ Ein netter letzter Versuch. Danke. Dann schalten ihre Sinne ab. Für immer.
Ich versuche ihren Geist zu halten ihn zu binden, meine Magie bildet sich wie ein Kokon um sie herum, aber sie entgleitet mir. Ich habe sie verloren. Ich…. Mein Geist und Magie kehren zu mir zurück und fahren in meinem warmen Körper.
Vater erhebt sich aus seiner Ecke und verkündet: "Es ist entschieden. Dieser Dämon mit dem Namen Asflorian ist der Stärkste und der Treueste. Er hat sich nun auch dir bewiesen. Nun soll er dein sein. Vereidige ihn und lege ihn sein Halsband an."
Für einen kurzen Moment schienen Asflorian die Gesichtszüge zu entgleisen. Für einen sehr kurzen Moment. Ich fragt mich: warum? Er will doch mein Diener sein, sonst hätte er nicht in meinem Namen gekämpft und getötet.
Soll ich ihn das Fragen? Darüber hinaus, will ich ihn überhaupt als Schild haben? Asflorian hat alle Rücksichtslos bekämpft.
Kann er mich so überhaupt schützen? Aber einen Schild zu haben heißt auch ihm zu vertrauen, auch wenn das Halsband, welches sie ihm anlegen soll, Asflorian gefügig machen wird.
Diese Halsbänder werden für Wachen und persönliche Diener hergestellt. Sie sorgen dafür, dass der Träger den Befehlen der Person gehorchen muss, aus der das Band hergestellt wurde. Dafür reicht auch schon etwas Haare oder Haut, aber man kann auch alles andere verwenden wie Blut, Knochen oder Muskeln. Dieses Band hatte von allem ein bisschen in sich.
Man braucht nicht viel und kein Spender ist je an den Folgen gestorben. Diese Art der Kontrolle soll ich in Zukunft gebrauchen, doch ich will diese Kontrolle nicht so erreichen. Ich will gerecht sein, um sich vertrauen zu erarbeiten. Bis dahin muss ich aber dieses Halsband benutzen.
Dafür habe ich allerdings gesorgt. Es ist schön gemacht worden. Ich habe eine Künstlerin dafür angergiert. Da schüttelt mich jemand an der Schulter und ich zucke zusammen. Ich bin wohl noch nicht ganz wieder in meinem Körper.
"Es ist ja schön mit anzusehen, wie du Pläne schmiedest, aber können wir bitte erst mal die Zeremonie hinter uns bringen.", flüstert Vater zu mir. Ich nickt und atme tief durch. Jetzt muss ich mich konzentrieren.
Bevor ich jedoch mit meinem Teil beginnen kann, werde ich von Asflorian unterbrochen. "Ist ein solches Halsband überhaupt nötig? Ich habe mich doch bereits bewiesen."
Angel wiederspricht "Und trotzdem kennen wir nicht alle Wahrheiten über dein Leben."
"Das Problem lässt sich lösen!", wirft Asflorian ein.
Doch sofort schüttelt der Dämonenkönig mit dem Kopf: "Du kannst uns viel erzählen. Dieser Fakt ist jedoch nicht verhandelbar. Du wirst dieses Band tragen. Davon mal abgesehen, dass, sobald es angelegt wurde, du es nicht mehr abnehmen kannst."
Vater dreht seinen Kopf aufmunternd zu mir. "Bitte geh nach unten und lege es ihm an." Ich will sich gerade umdrehen, um durch das Schloss nach unten zu gehen, doch Asflorian unterbricht mich erneut. "Prinzessin. Erlaubt es mir euch meine Fähigkeiten als Euer Schild zu beweisen"
Ich bleibe stehen, schaue nach unten genau in seine Augen. Dann frage ich bissig ihn: "Was wollt ihr mir denn noch präsentieren? Das ihr kämpfen und Gegner töten könnt? Das habe ich bereits gesehen."
"Ihr habt diesen Kampf befohlen und ich habe gedient. Ich wollte allerdings eher weitere meiner Fähigkeiten für euch einsetzen. Fähigkeiten, die euch im Alltag nützlich sein könnten.", erklärt Asflorian
"Und was wären das für Fähigkeiten?", schaltet sich nun auch Vater wieder in die Diskussion ein.
"Prinzessin, ihr müsstet jetzt eigentlich fast durch das ganze Schloss laufen, um wieder hier unten aus der Tür zu kommen. Ich biete euch meine Magie an. Ich werde euch eine Treppe erschaffen mit welcher ihr beeindruckend viel schneller hier unten ankommen würdet."
"Das kann ich auch allein, dazu brauche ich euch nicht.", antwortet Nika.
"Aber es wäre nicht so beeindruckend. Ich biete mich als euer Diener an. Bitte benutzt mich dann auch als dieser.", beharrt Asflorian. Er steckt seine Hand zu mir herauf, geöffnet zu mir. Ich könnte sie abschlagen oder sie abbeißen. Er hält sein Vertrauen darin auf. Wen ich sie allerdings nehme lege ich auch etwas in sie zurück.
Aus seinen Fingern lässt er seine Magie fließen. Er manipuliert mit Hilfe seiner Phantommagie die Schatten und lässt sein Blut mit einfließen, damit sie Fest werden.
Die Schatten fließen wie schwarzes Wasser zum Balkon. Sie klettern die Wand hinauf und bilden Stangen, die aus der Wand und dem Boden herausragen. Mit einem zischen verbinden sie sich und erschaffen ein Gerüst mit Treppenstufen.
"Bitte, nehmt doch diesen Weg.", bitte er mich.
Als allerdings keine Anstalten macht, seinem Wunsch zu folgen, steigt er die Treppe hinauf.
"Seht ihr? Sie ist sicher. Ich bin euer Schild. Ihr müsst mir Vertrauen. Sonst kann ich nichts für euch tun", sagt er mit einem Lächeln.
Asflorian betritt nicht den Balkon, sondern bleibt eine Stufe darunter. Erneut bietet er mir seine Hand an. Diesmal nehme ich die Einladung an.
Ist er es, dem ich endlich trauen kann. Ein Freuden Gefühl erstrahlt in meinem Herzen. Ich lege meine Hand zögerlich in seine Mein Schicksal soll seines sein und umgekehrt. Endlich beginnt meine Freiheit. Nicht mehr allein. Ein erster Begleiter, der sein Leben mit mir teilt. Gemeinsam für das größere. Eine Träne purzelt aus meinem Auge.
Doch dann ein Ruck. Er zieht mich so kraft voll nach vorn, sodass ich mein Gleichgewicht verliere. Kurz hänge ich an seinem Arm. Augen blitzen auf. Es sind die von Asflorian. Ich sucht nach Erstaunen, Sorge, doch da ist nur Hass und Ekel. „Lang leben die Dämonen, die wahren Herrscher dieser Welt.“
Dann lässt er los. Ich falle. Und so wie ich falle, so bricht meine Welt erneut zusammen. Warum? Was ist an mir nur so falsch?