Kapitel 15: Gerechtigkeit
(Ich = Kolinn)
Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist. Irgendwann aber stürmt ein besorgter Vater ins Zimmer. Ich hatte mich wieder auf die Treppe gesetzt und auf die Prinzessin aufgepasst, während sie schlief. Der Dämonenkönig sieht sich in seinem Thronsaal um und entdeckt sie neben seinem Thron.
Doch auch hat er mich bemerkt, der zwischen ihm und seiner Tochter sitzt. Er mustert mich mit einem Stirnrunzeln und einem undeutlichem Blick. Schnell erhebe ich mich und versuche mich auf der Stufe niederzuknien, was mir aufgrund der schmalen Treppenstufe nicht sonderlich gut gelingt. Trotzdem behalte ich zu meiner Überraschung mein Gleichgewicht.
Der Dämonenkönig kommt auf mich zu. "Du hast meine Tochter gerettet. Wer bist du? Und warum hast du dich in Gefahr begeben?", fragt er neugierig und zugleich anklagend.
"Herr König, all diese Fragen hat mir bereit meine Prinzessin gestellt. Doch ich will auch ihnen antworten. Mein Name ist Kolinn Dart. Ich bin ein Werwolf, ehemaliger Teilnehmer der Schildprüfung und nun Schild und Schwert Prinzessin Nika."
Die Wache neben dem König ruft laut aus: "Wie kannst du es wagen, unseren König so anzusprechen und dich als Schild seiner Tochter auszugeben. Du bist Abschaum der Glück hatte. Überschätze dich nicht!"
"Schweig!", donnert Angel seinen Untergebenen an.
"Aber eure Majestät?", fragt die Wache verwundert, "Er beleidigt euch und ... und eure Tochter."
Der Dämonenkönig seufzt und zeigt auf meinen Hals. Scheinbar hat sich ein Mustern in meine Haut eingebrannt. Ich fahre mit einem Fingern die Lienen nach. Es ist ein schönes Halsband und es hat dasselbe Muster auf meiner Haut hinterlassen. Ein unumstößlicher Beweis.
"Siehst du es nicht? Er trägt ihr Halsband. Er gehört ihr bereits. Außerdem hat er Nika nie beleidigt. Dieser Werwolf hat für sie gekämpft und sein Leben riskiert. Er tat mehr als gewisse andere hier. Führt sie herein und bereitet den Prozess vor. Und holt den Heiler."
Die Untergebenen des Königs eilen los. Die drei Wachen, die die Prinzessin beschützen sollten, es aber nicht getan haben, wurden am Ende der Treppe an den Boden gekettet.
Diener kommen, entzünden neue Fackeln und erhellen den Raum mit rotem flackerndem Licht. Verschiedene dämonische Wesen in edlen Aufzügen nehmen auf Stühlen in ihren Sektionen platzt und starren die Angeklagten an und flüstern einander beratend zu.
Fünf dieser starren mich wütend an. Sie stehen dort, wo zuvor noch die edlen Stühlen standen. Ich hatte sie ja für ein Bett zerlegt und nur den Holzrahmen gelassen. Ups, da habe ich wohl sehr wichtigen Persönlichkeiten den Platzt geklaut. Ich glaube, damit kann ich leben. Doch die Dienerschaft dieses Schlosses scheint auf alles vorbereitet zu sein, denn es sind schon brandneue Unterwegs.
Ich werde gebeten, dass ich auf einen Stuhl platznehme, der von einem weiteren Diener herbeigeschafft wurde. Ein einfacher Stuhl aus Holz ohne Polsterung, genau gegenüber der Angeklagten, sodass wir uns anschauen können.
Zwei der ehemaligen Wachen starren ihm in die Augen. Der Hass sitzt tief, doch der eine, der Mitläufer starrt beschämt zu Boden.
Angel wartet bei seiner Tochter auf den Heiler. Endlich eilt er durch den Raum direkt zu Nika und untersucht sie auf Verletzungen.
Er erklärt Angel, was seine Tochter hat oder besser gesagt, was sie nicht hat: "Ihr Mana ist völlig verbraucht. Ihr Körper muss es regenerieren. Ich habe ihr gerade ein wenig Blut gegeben. Wie ihr wisst enthält es das Mana in der reinsten Form, doch ich habe nicht genügend, um ihr mehr zu geben, außerdem besteht ein gewisses Risiko, dass sie es nicht verträgt."
"Kann sie an dem Prozess teilnehmen, ohne sich selbst zu gefährden?", fragt Angel.
"Eigentlich sollte sie jetzt zur Ruhe kommen und sich ausruhen, aber sie sollte jetzt genug Kraft haben für den Prozess. Danach bestehe ich Allerdings auf die Pause, eure Majestät", antwortet der Heiler.
"Danke", flüstert Nika, während sie sich aufrappelt. Angel winkt mit der Hand und die Diener bringen einen kleineren, aber ebenso bequemen Thron, wie der des Königs.
Angel hilft Nika sich darauf zu setzen. Dann nimmt er selbst auf seinem Thron Platz, während der Heiler auf einem kleinen Hocker hinter Nika setzt und seinen Koffer mit Heilmitteln sortiert.
Der Raum wird auch wieder leiser. Die Gespräche werden eingestellt und die Erwartungen an den Prozess steigen. Noch nie kam es vor, dass Wachen angeklagt worden sind.
Dämonenkönig Angel eröffnet den Prozess: "Wir beginnen mit dem Prozess, möge die Anklage verlesen werden."
Ein Dämon, in feiner Seide verlässt seinen Platzt im Zuschauerbereich und stellt sich zu mir. Bevor er sein Wort erhebt, verbeugt er sich vor seinem König.
Dann beginnt er zu reden: "Es ist wirklich eine Schande. Vor euch stehen drei Verbrecher. In ihrer langen Dienstzeit haben sie schon die ein oder andere Schandtat begangen. Sie haben ihr wahres Gemüt hinter ihrer Uniform versteckt."
Er zeigt auf die Angeklagten, während um sie herumläuft. Er beendet seine Runde und bleibt im Rampenlicht stehen.
Er verkündet hohen Hauptes: "Diese Angeklagten haben nicht nur die Befehle ihrer Majestät missachtet, sondern auch einem Retter die Hilfe verwehrt und ihn sogar behindert. Der neue Schild der Prinzessin musste sich mit Gewalt durchsetzen, um seine Pflicht erfüllen zu können. Meinem Mandanten trifft keine Schuld. Im Gegenteil! Er sollte belohnt werden für sein Selbstloses handeln."
Er verbeugt sich erneut vor dem König. Ein Tierdämon steht auf. Er ist nicht in Seide, sondern in eine der Wachuniformen gekleidet. Sein Aussehen ähnelt einer Schlange. Er tritt ebenfalls vor den Dämonenkönig und verbeugt sich.
Danach beginnt er seine Kameraden zu verteidigen: "Mein König, meine Kameraden haben nichts dergleichen gemacht. Ihnen irgendwelche Verbrechen anzuhängen, welche sie begangen haben sollen, ohne Beweise vor zu legen, kommt einem Verbrechen gegenüber der Gesetze und der Ehre der Wachen gleich. Erfüllt von Diensteifer standen sie vor Nika und haben sie vor diesem wilden Mischling beschützt."
Ein Raunen geht durch die Menge, als der neue Schild der Prinzessin beleidigt wird. Der Blick der Prinzessin verfinstert sich. Ich hingegen bleibe gelassen. Ich bin es gewohnt beleidigt zu werden, auch wenn diese Vorwürfe gar nicht stimmen.
"Die Auswahl dieses Wesens ist ohne Zustimmung aller erfolgt. Er hat sich selbst auf diese Position geschlichen. Nur weil einmal sein Leben für die Prinzessin riskierte, tun wir jetzt alle so, als ob er nun ein Heiliger währe."
Wütendes Gemurmel durchzieht die Zuschauenden.
"Außerdem!", versucht die Wache sich über das Gemurmel hinweg zu setzen, "War die Gefahr, die von dem Attentäter ausging, gering. Selbst meine schwächsten Kameraden könnten ihn mit Leichtigkeit besiegen. Einzig allein seine Fähigkeit zu täuschen war sein Markenzeichen. Der König hat uns befohlen, ihn in den Garten zu folgen. Diese drei sollten auf die Prinzessin aufpassen. Sie haben sich gegen Kolinn gestellt, dieser hat sie abgelenkt. Dadurch hatte der Gestaltwandler überhaupt erst eine Chance. Ob er dies mit Absicht tat oder nicht. Denn während sie ihre Pflicht erfüllten, hat er sie Hinterhältig angegriffen. Daher plädiere ich auf schuldig."
Mit seinen letzten Worten gesellt er sich mit einem Lächeln zu seinen Kameraden. Die erste Phase des Prozesses ist beendet. Ich habe noch nicht wirklich verstanden, worum es geht. Aber scheinbar haben mich die Wachen angeklagt oder so.
Angel winkt mit der Hand. "Bringt den Attentäter herein.", befiehlt er.
Die Türen öffnen sich und der Dämon mit dem Namen Asflorian wird in den Raum geführt und in etwas Abstand zu den Angeklagten und Klägern an den Boden gekettet.
Innerhalb von der wenigen Zeit zwischen seiner Niederlage und jetzt, ist sein gesamter Stolz verschwunden. Seine Wunden wurden nur dürftig versorgt. Nur weil er etwas weiß, ist er noch am Leben.
Der Dämon, der für mich spricht, nutzt die kurze Zeit, um sich meine Version der Geschichte und es Kampfe anzuhören. Wir einigen uns schnell auf eine gemeinsame Strategie, die so lautet: er spricht, ich schweige.
Er bittet um das Wort und mit einem Nicken des Königs erhält er es. "Eure Majestät, diese Kreatur entstammt unseren dunkelsten Albträumen. Mit einem falschen Lächeln täuscht er alle und hat sich Zugang verschafft. Selbst unsere Prinzessin unterlag seinem falschen Grinsen. Es gab keinen der sein falsches Spiel erkannte, außer Kolinn Dart. Er hat Nika aus dem freien Fall vor dem Tod gerettet. Und sich danach mit ihm gemessen. Selbst die Täuschung, die der Dämon hinterließ, hat er durchschaut. Etwas, was nicht die Wache geschafft hat. Nicht einmal unser König, ihr Vater, hat die Täuschung in seinem Zorn bemerkt. Nicht dass ich anders hätte handeln können."
Eine sehr gewagte Strategie. Er hebt Kolinn in seinem Handeln über den Dämonenkönig. Wenn also Angel nun mich verurteilt, verurteilt er sein eigenen Fähigkeiten selbst.
"Dieser Scharlatan ist ein guter Redner, aber auch er kann die Wahrheit nicht verdrehen. Meine Kameraden haben keine Fehler gemacht. In unserer Ausbildung gab es nie eine solche Situation. Falls ihr also diese hier verurteilt, müsst ihr alle verurteilen. Ich meine alle Wachen. Wir wissen nun um unsere Schwäche und werden alles tun, um diese zu beheben."
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So gehen die Diskussionen noch weiter und der Prozess zieht sich in die Länge. Endlich hebt der Dämonenkönig seine und bittet um einen abschließenden Satz.
Mein Verteidiger erklärt. "Kolinn hat mehr getan als er müsste, weil diese drei nicht ihrer Pflicht nachgekommen sind."
"Meine Kameraden wurden ihrer Pflicht beraubt, als der Mischling seine Befugnisse überschritten hat.", beendet der Verteidiger aus den Reihen der Wachen die Diskussion.
"Hat der Angeklagte Asflorian noch etwas zu sagen?", fragt Angel.
Dieser schüttelt mit dem Kopf.
Eine Pause folgt. Die Spannung im Raum ist zu spüren. Die Prinzessin rutscht unwohl auf ihrem Stuhl hin und her. Alle warten gespannt auf das Urteil. Mehrere Minuten vergehen, während der König die Beteiligten mustert.
Ich versuche selbstsicher auf meinem Stuhl zu sitzen, doch es gelingt mir nicht. Nur das Zischen und Flackern der Fackeln ist zu hören. Der Saal ist still. Jedes Flüstern würde die stille zerreißen und keiner traut sich es zu tun.
Der Dämonenkönig erhebt sich, steigt die Treppe herab und baut sich vor mir auf. "Ich weiß nicht, was du Nika geschworen hast, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Ich selbst, sah deine Fähigkeiten nicht. Ich kenne dich nicht. Und doch scheint meine Tochter eine gute Wahl getroffen zu haben. Aber sei dir zwei Dinge gewiss. Ich werde dich testen. Du wirst nicht wissen wann, wo und wie. Aber etwas wird geschehen. Und wenn du versagst oder in irgendeiner anderen Situation nicht für sie da bist, bist du nicht mehr da."
Ich verbeuge mich vor dem König. "Herr König, ich habe ihrer Hoheit nicht weniger als mein eigenes Leben geschworen. Ich gehöre ihr und werde sie vor jeder Gefahr schützen. Darüber hinaus liegt es in meiner Verantwortung ihr ihre Feinde vor die Füße zu liegen, denn das Leben dieser Narren sind ebenfalls ihr geweiht."
Der Dämonenkönig nickt. "Damit ist auch Nika für deine Bestrafung zuständig."
Ohne auch nur ein weiteres Wort zu verlieren, dreht er sich um und schaut auf die Wachen. Sie winden sich unter seinem Blick. Selbst ihr Verteidiger, der keiner Strafe angeklagt ist, macht zwei Schritte zurück.
"Ihr habt eure Aufgabe nicht erledigt und schlimmer noch habt ihr jemanden aufgehalten und festnehmen wollen, der euch helfen wollte. Allein dafür solltet ihr die höchst Strafe bekommen." Wieder starrt Angel auf die Unglücklichen vor ihm. Sie zittern, während sie auf ihr Urteil warten.
"Eure Majestät, ich bin mir keiner Schuld bewusst, da ich nur Befehle befolgt habe.", beginnt der erste.
"Ich habe ebenfalls nur gemacht, was mir befohlen wurde.", klagt der Zweite.
Beide schauen zum dritten herüber. Dieser ist erstaunt und verletzt. Sein Gesicht wird blass, als er erkennt, dass die zwei ihn Opfern wollen. Und dann fragt ihn auch noch der Dämonenkönig: "Stimmen diese Anschuldigungen?"
Er stammelt etwas Unverständliches. Die anderen beiden nutzen ihre Chance ihn weiter unter Druck zu setzen.
Mit einer einfachen Handbewegung zwingt der Dämonenkönig den ersten beiden zu schweigen. Dann wieder holt er seine Frage: "Stimmen diese Anschuldigungen?"
Gefragt ist ein Nein oder ein Ja. Doch für was entscheidet er sich nun? Bei einem Nein werden ihm die anderen Wachen das Leben zur Hölle machen. Bei einem Ja wird er verurteilt. Was ist die beste Option. Bevor er aber zu einer Entscheidung kommt, antwortet jemand anderes für ihn.
"Er ist lediglich ein Mitläufer ", antworte ich an seiner Stelle, "Zwar ist dies auch ein Verbrechen, aber er sollte nicht dafür belangt werden, was die zwei Täter aktiv getan haben."
Ohne den Kopf zu drehen, fragt der Dämonenkönig: "Wie bist du dir da so sicher?"
"Herr König, wollt ihr mir etwa sagen, dass ihr es nicht seht?"
Der Dämonenkönig stellt die Gegenfrage: "Doch, ich erkenne es. Ich will bloß wissen, wie du es erkannt hast?"
"Er zittert am ganzen Körper. Ich kann seine Angst riechen. Sein Blick zeigte Überraschung, nicht Wut. Wenn er das Kommando hätte und verraten würde, wäre er wütend oder hasserfüllt, nicht überrascht. Außerdem, als sich seine zwei Kumpanen gegen mich stellten, trat er zwar nicht für mich, aber machte auch keine Anstalten mich zu behindern."
Angel nickt nachdenklich. „Interessant“ meint der Dämonenkönig zufrieden. "Dennoch werde ich ihn bestrafen. Eine Wache, die nicht den Mut hat für unsere Gerechtigkeit einzustehen, wird nicht geduldet. Du wirst in das Ausbildung Lager versetzt. Wenn du die dortigen Test bestehst werden wir sehen, ob du wieder ein Teil der Garde werden kannst. Beweise dich!"
Dann widmet er sich den anderen. Ihre Angst ist nun deutlich sichtbar geworden. Ihr bluff ist gescheitert. "Ihr zwei werdet von eurem Dienst ausgeschlossen und verbannt. Ihr habt drei Tage Zeit das Dämonenreich zu verlassen.", entscheidet der Dämonenkönig, "Schafft sie mir aus den Augen."
Er macht eine scheuchende Handbewegung und kehrt zu seinem Thron zurück. Die Zuschauer bleiben noch sitzen, während die Verbrecher herausgeführt werden.
Asflorian wird wieder in seinen Kerker verlegt und der Informationsbeschaffungsmassnahmen, auch Folter genannt, unterlegt. Er wird später verurteilt werden. Die Zuschauer verlassen nun auch den Thronsaal.
Der Arzt untersucht noch einmal die Prinzessin und gibt ihr zwei Mittel, damit sie sich besser erholen kann. Sie ist etwas blass um die Nase und kann ihre Augen kaum noch offenhalten.
Ich bedanke mich bei meinem Verteidiger und eile zur Prinzessin. Der Arzt und Dämonenkönig Angel stehen zwei Schritte entfernt, um die Behandlungsmethoden zu besprechen.
Ich muss mich beeilen. Denn, bevor sie vom Thron fällt, kann ich sie auffangen. Ich nehme sie auf meine Arme und mit der Zustimmung des Doktors, bringt ich sie zu ihrem Zimmer.
Diese Aufgabe ist aber schwieriger als gedacht. Für meine siebzehn Jahre bin ich muskulös gebaut, daher ist die kleine leichte Prinzessin auch kein Problem.
Aber ich kenne mich absolut nicht im Schloss aus. Das ist ein Problem. Denn schon endet mein Gang in einem anderen. Links oder rechts? Beide Gänge sehen exakt gleich aus. Also wo lang. Ich gehe einfach nach Links. Irgendwann werde ich schon ihr Zimmer finden. So irre ich noch eine Weile im Schloss herum.
Als ich zum dritten Mal mit der Prinzessin im Arm an der Küche vorbeiläuft. Tritt eine Dienstbotin an mich heran. Ihre zwei spitzen Zähne stechen unter ihrer Oberlippe hervor und weisen sie als Vampir aus.
Sie verbeugt sich vor mir und fragt: "Kann ich euch behilflich sein werter Werwolf. Wie oft wollt ihr noch mit der Prinzessin an dieser Tür langlaufen?"
Zögerlich antworte ich: "Ja, ich würde gern wissen, wo die Gemächer der Prinzessin liegen. Sie soll sich ausruhen." Die Prinzessin schnarcht leicht.
"Wenn ihr erlaubt, werde ich euch führen." Nach einer erneuten Verbeugung geht sie voraus. Ich folge ihr und versuch mir den Weg zu merken. Doch es sind einfach zu viele Gänge, Etagen und Hallen, durch die wir hindurch gehen. Die Vampirin bleibt vor einer großen Tür stehen.
Zwei Wachen stehen an der Tür und sobald sie die Prinzessin in meinen Armen erkennen treten sie zur Seite und öffnen die Tür. Dahinter liegt ein kurzer Gang mit einer viel kleineren Tür. Die Dienstbotin öffnet diese und bittet uns herein. Sie folgt uns und schließt die Tür.
Mir bleibt der Atem weg. Noch nie habe ich auch nur einen zu prächtigen Raum gesehen. Kräftige Farben schmückenden die Wände. Das riesige Bett, große Schränke und bequeme Sitztmöglichkeiten füllen den Raum aus. Eine Kammer, die durch einen Vorhang abgedeckt wird, wird als begehbarer Kleiderschrank genutzt. Eine ganze Ecke des Zimmers ist mit einem prallgefüllten Schminktisch besetzt.
Ich lege die Prinzessin in ihr Bett und decke sie zu. Sie rollt sich unter der Decke zusammen und schläft weiter.
Ich recke und strecke mich. Was beinhalten nun meine Aufgaben als Schild und Schwert der Prinzessin. Meine Schwertrolle kenne ich bereits. Immer wenn die Prinzessin mir einen Befehl erteilt, werde ich losstürmen und ihn erfüllen. Doch wie soll er sie dauerhaft verteidigen. Wo soll ich mich verstecken, um ihre Feinde frühzeitig erkennen zu können.
"Was macht ihr noch hier?", fragt die Vampirin, die immer noch vor der Tür steht und mich misstrauisch beobachtet.
"Wie bitte?", fragt Kolinn, als er aus seinen Gedanken hochschreckt.
"Wer bist du? Ich habe dich noch nie gesehen. Außerdem hast du deinen Job erledigt, also geh.", sagt sie und deutet auf die Tür.
Ich schüttele mit dem Kopf: "Meine Arbeit hat doch gerade erst begonnen. Ich bin Kolinn Dart, der Schild unserer Prinzessin."
Die Augen der Vampirin werden groß. "Du hast dir diese Ehre erkämpft?", fragt sie.
Ich nicke. Aber genauso schnell wie die Freundlichkeit der Vampirin gekommen ist, verschwindet sie auch wieder. "Ich gehe davon aus, dass ihr hierbleiben wollt, um aus sie aufzupassen?", fragt sie, aber ohne eine Antwort abzuwarten, öffnet sie die Tür. Bevor sie aber geht, sagt sie: "Es wird hier ein kleiner Raum für den Schild errichtet werden. So lange nehmt doch auf einen der Sessel Platz."
Dann geht sie und schließt die Tür hinter sich. Ich bleibe mit Fragen zurück. Dann drehe ich mich noch einmal um, um mir die Gegebenheiten einzuprägen.
Danach stelle ich mir einen der Sessel in eine Ecke. Hier werde ich nicht so schnell entdeckt werden, habe die Prinzessin, das Fenster und die beiden Türen im Blick. Dann setze ich mich und halte wache.