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Kapitel 2: Isabella (Ich=Elios)

Kapitel 2: Isabella

(Ich=Elios)

Noch bevor ich die Kutsche sehe, höre ich bereits die Liontari, die sich untereinander mit einem Kreischen unterhalten, während sie die Kutsche ziehen.

Ein Liontari ist ein Mischwesen mit dem Rumpf und Hinterbeinen eines Pferdes, den Vorderbeinen und dem Kopf eines Löwen und Flügeln eines Adlers.

Vor dem Palast in einer wunderschönen und gepflegten Gartenanlage, wartet der gesamte Hof, also alle wichtigen Personen des Palastes.

Dazu gehört seine Majestät der König Animus und die Königin Sephelia, sowie die ehemaligen Herrscher und Eltern des Königs: Altkönig Ortnuk und Altkönigin Debora, und die Prinzen, also Marko und ich.

Wir sind die Mitte des Empfangskomitees auf einem Podest. Alle weiteren Mitglieder des Königshauses wie Onkel Icaro und seine Familie stehen vor dem Podest.

König Animus und Königin Sephelia haben in der Mitte des Podestes auf zwei Stühlen platzgenommen, neben der Königin stehen Marko und ich und hinter uns, mit einem respektvollen Abstand, Miriam.

Die Dienstboten, die gerade frei haben, sind auch mit gesäuberter Uniform ordentlich aufgereiht links und rechts vor dem Podest. Die Wachen und deren Kommandeure stehen aufrecht, gerade und Spalier entlang des Weges von der Landebahn zum Podest. Ich schaue mich um. Wir haben uns im Schatten des königlichen Palastes versammelt.

Der Palast ist ein Massives Bauobjekt. Bestehen aus gelb verputzten Wänden und auffällig verzierten bunten Fenstern und auch an den Fensterrahmen wurde nicht gespart. Sie wurden aus schwarzem Edelholz gefertigt. Dieses findet man nur im Reich der Dämonen.

Nach einer erfolgreicheren Schlacht ist einem Kommandanten einiges davon in die Hände gefallen. Die Kriegsbeute schenkte er dann der Königsfamilie.

Ich sehe mich unsicher um und betrachte die unterschiedlichsten Wesen: Menschen, Elfen, Zwerge, Orks, Oger, Tiermenschen und Drachengeborene. Es kommt nicht häufig vor, dass ich auf solch großen Empfängen dabei sein darf. Und das ist der bisher größte Empfang, den ich je erlebt habe.

Daher fühle ich mich etwas unsicher. Mein Anzug juckt und zieht am Rücken. Meine Flügel spüre ich kaum noch.

Diese Feiertagskleidung ist immer sehr unbequem und anstrengend anzuziehen. Warum soll man so etwas überhaupt tragen? Jetzt ist es, wie es ist.

Dennoch verfluche ich alle, die mich immer wieder in solche Sachen stecken, denn sonst trage ich immer bequeme Alltagskleidung und meine weißblonden Haare sind nicht so, wie heute, an meinen Kopf geklebt.

Miriam hat mich in einen engen Anzug gesteckt, mit den Farben meiner Familie rot, Gold, braun. Auf meinem Kopf thront ein kleiner silberner Reif, eben einer für junge Prinzen.

Meine Flügel habe ich hinter meinem Rücken so gefaltet, dass nur noch die Flügelspitzen über meinen Schultern hinausragen. Eine etwas unbequeme Position, aber Vater sagt immer, dass das edel aussieht. Darum mache ich das so.

Ich schaue zu Marko herüber und auch Marko sieht so aus, als ob er sich nicht sonderlich wohl fühlt. Er trägt dasselbe wie ich. Marko versucht sich unbemerkt zu kratzen. Mutter räuspert sich und Marko hört sofort auf.

Wie hat sie das schon wieder gesehen. Wir drehen uns zu Miriam um. Miriam hebt ihre Hand und zeigt uns einen Daumen hoch. Sie will uns wahrscheinlich Mut machen. Nervös drehen ich mich wieder um.

Keinen Moment zu früh, denn gerade landet die Kutsche mit einem dumpfen Knall auf der Landebahn. Der Kutscher hat gute Arbeit geleistet, denn die Kutsche ist nicht zerbrochen.

Ich kann mich noch etwas erinnern. Es war vor zwei Jahren als Onkel von einer Reise zurückkehrte.

Plötzlich hatte der Kutscher einen der Liontari nicht mehr unter Kontrolle. Somit drehte sich die Kutsche ungünstig und war nicht mehr in der Waagerechten. bei der Landung zerbrachen die Achsen und die Räder rollten in alle Richtungen.

Die Liontari zogen die Kutsche noch einige Meter weiter, bis der Kutscher wieder die Kontrolle übernehmen konnte und den Liontari befiehlt anzuhalten.

Der bereitstehende Dienstbote eilte herbei und versuchte die Tür zu öffnen, um Onkel Icaro aus der Kutsche zu befreien. Als er jedoch die Tür öffnen wollte, klemmte sie.

Also nahm dieser alle Kraft zusammen, um die Tür mit Gewalt zu öffnen. Er zog an der Tür und diese gab nach. Aber nicht nur die Tür gab nach, sondern auch die gesamte Kutschenwand. Der Diener sprang nach hinten, um der ihm entgegenfallenden Wand auszuweichen.

Der Staub, der dabei entstand, legte sich wieder und ein lachender Icaro stieg aus. Keiner wurde verletzt, aber es war eine Zeit lang das Thema Nummer eins im ganzen Palast.

Ein Diener öffnet nun die Tür der Kutsche. Heraus kommt als erstes ein großer Mann in einem schicken Gewand, bestehend aus einem blauen Lederwams und blauen Hose. Alles verziert mit silbernen Stickereien.

Seine silbernen Haare glänzen in der Sonne und lange spitze Ohren stechen unter diesen hervor. Ich glaube, dass es sich um einen Hochelfen handelt. Denn im Gegensatz zu Dunkelelfen, haben Hochelfen nicht nur helle Haare, sondern auch eine hellere Hautfarbe.

Ich glaube er ist reicher als andere, denn sein Bauch ist größer als bei anderen Personen des einfachen Volkes. Er dreht sich um, um einer Dame beim Aussteigen zu helfen.

Sie ist eine kleinere Frau mit lockigen braunen Haaren. Sie trägt ein Kleid in wundervollen bunten Farben mit Blumenmuster. Neben diesem Mann wirkt sie gerade zu winzig. Mit dieser Größe könnte es eine Zwergin sein.

Der Elf dreht sich erneut zur Kutsche und hebt ein Mädchen heraus. Sie trägt ein gelbes Kleid, passend zu ihren blonden Haaren und hat wie der Hochelf lange spitze Ohren. Sie sieht etwas traurig aus.

Der Zeremonienmeister unterbricht meine Gedanken mit seinen lauten Ankündigungen. "Eure Hoheit. Ihre Gäste: Familie Worran ist eingetroffen." König Animus nickt. Der Elf und die Zwergin mit dem Mädchen in der Mitte werden von einem Diener geführt. So laufen sie nebeneinander zum Podest.

Die Soldaten, an denen sie vorbeilaufen salutieren vor ihnen. Dem Mädchen ist die ganze Aufmerksamkeit offensichtlich etwas zu viel. Sie sieht sich ängstlich um und sucht nach den Händen ihrer Begleitpersonen. Die beiden nehmen sie an die Hand und gemeinsam gehen sie zum Podest, wo der Hof auf sie wartet.

Ich frage mich, wer diese Personen alle sind und den Familienname Worran habe ich auch noch nicht gehört. Nach wenigen Minuten sind die drei vorm König angekommen.

Der Zeremonienmeister kündigt nun alles weitere an: "Eure Hoheit. Ihre Gäste stehen nun vor ihnen. Wenn sie erlauben, stelle ich sie einmal vor."

König Animus bedeutet ihn mit einer Handbewegung weiterzumachen.

Der Zeremonienmeister stellt die Anwesenden vor: "Vor ihnen steht Miss Nadine Worran vom Geschlecht der Zwerge und Mark Worran vom Geschlecht der Hochelfen. Sie sind die Hausführer der Familie Worran. Und ihre Tochter Isabella Worran." Die drei Verneigen sich gekonnt.

"Nun stelle ich ihnen ihre Majestät König Animus Griffudd vom Geschlecht der Drachengeborene und ihre Majestät Königin Sephelia Griffudd vom Geschlecht der Waldelfen vor. Sie sind die Herren der letzten freien Länder. Und ihre beiden Söhne, die Prinzen Elios und Marko Griffudd. Der Bruder des Königs Icaro Griffudd und seine Familie und die Altkönigin und Altkönig" Der König neigt den Kopf und auch die Königin macht dasselbe. Ich weiß nicht, was ich tun soll, also mache ich es meinen Eltern einfach nach. Schnell schaue ich zu Marko, der sich wohl auch dazu entschlossen hat, sich leicht zu verneigen.

Nachdiesen, wie ich finde, äußerst peinlichen Moment, kündigt der Zeremonienmeister den nächsten Schritt an: "Es ist Zeit für das Bankett. Bitte begeben sie sich doch alle in den großen Saal.”

Wie bei einem Theaterstück hat jeder der Dienstboten seine eigene Aufgabe. Einige eilen los, um in der Küche zu helfen, andere gehen zu den Türen, um diese für all die anderen zu öffnen und wieder andere begleiten alle geladenen Gäste zu ihren Plätzen im großen Saal.

Marko und ich werden von Miriam zu einem eigenen kleineren Saal, im welchen an nicht besonderen Ereignissen gegessen wird, gebracht. Wir dürfen noch nicht mit den Erwachsenen am Bankett teilnehmen. Darum feiern wir unser eigenes.

Marko uns ich laufen in Begleitung von Miriam durch die Flure. Ich frage Marko: “Was es wohl zu essen gibt?”

“Ich hoffe es gibt Lasagne von der Wollmilchsau, ich kann sie schon riechen.”, antwortet Marko.

"Au, ja! Das wäre super.", ruf ich freudig.

"Dann hoffen wir mal das du richtig gerochen hast.", meint Miriam.

Ich beginne zu rennen und Marko gleich hinterher. Ich bin aber schneller und Marko bleibt hinter mir. Miriam hat Probleme gehend mitzuhalten.

Wir halten erst an, als wir vor der Tür zum kleinen Saal stehen. Ein Dienstbote steht schon an der Tür bereit, um Gäste hereinzulassen. Es handelt sich um einen Echsenmenschen, mit einer smaragdgrünen Schuppenhaut.

Ich begrüße den Dienstboten: "Hallo Gerhard. Wie geht es dir?" "Ich kann nicht klagen. Meine Schuppen jucken zwar schon wieder etwas, aber ansonsten ist alles super. Vielen Dank das ihr fragt mein Prinz."

Wir haben von ihm das Schwimmen gelernt und er hat uns auch andere spaßige Dinge beigebracht. Wenn Miriam verhindert ist, kümmert er sich um uns.

Und er hat uns auch erklärt, dass einige Echsenmenschen regelmäßig ins Wasser müssen, damit sie nicht austrocknen. Das kommt immer auf die Art an.

"Wir können ja heute Abend schwimmen gehen.", meint Marko.

"Mein Dienstplan lässt das zu. Wie wäre es nach dem Fest?" "Au, Ja!", rufen wir freudig.

Dann kommt auch schon Miriam dazu: "Danke Gerhard für das Angebot. Ich werde die Prinzen zu dir schicken."

Gerhard erwidert: "Du kannst auch kommen Miriam. Der Pool ist heute Abend für die Dienstboten reserviert."

"Äh, lieber nicht, aber danke für das Angebot.", antwortet Miriam.

Die Prinzen sind jedoch anderer Meinung. "Bitte komm doch mit.", sagt Marko.

"Wir werden bestimmt viel Spaß haben", meint Elios.

Gerhard öffnet die Tür: "Du kannst es dir ja noch überlegen."

Wir vier gehen nun in dem Saal. In dem großen Raum steht eine Lange T-förmige Tafel. Viele Dienstboten haben schon an der Tafel platzt genommen.

Einige haben alle ihre heutigen Aufgaben bereits erledigt und haben den restlichen Tag frei. Andere haben einfach eine Mittagspause, oder fangen erst gleich mit ihrer Schicht an. Als Gerhard die Tür hinter sich schließt, schauen alle zur uns herüber.

Wir begrüßen die Menge mit einem einfachen: "Hallo." Stühle werden gerückt, die versammelte Menge schaut zur Tür, um zu sehen, wer gerade angekommen ist und ein Chor an Stimmen antwortet dann: "Herzlich Willkommen eure Hoheiten." Die Dienstboten verneigen sich vor den Ankömmlingen. Nach und nach richten sich wieder alle auf.

Einer der Küchenchefs, Daniel, ein einfacher Mensch, kommt mit einer Klingel aus der Küchentür. Er klingelt und verkündet: "Bitte nehmt alle platzt. Das Essen ist bereit und wird gleichkommen."

Schon werden wieder die Stühle gerückt und alle setzen sich. Marko rennt zum Kopfende der T-Tafel. Verdammt jetzt gewinnt er doch.

Ich schlage mit meinen Flügeln, um noch schneller beim Rennen zu werden. Halb rennend halb fliegend hole ich Marko schließlich doch noch ein. Aber ich kann nicht mehr anhalten und renne ihn um. Marko quickt erschreckt, als ich ihn zu Boden reiße und über die Erde rollen.

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Die Anwesenden versuchen sich das Lachen zu verkneifen, doch kann ich ein kleines Kichern hören und als ich aufblicke, sehe ich, dass es Gerhart ist.

Miriam eilt zu uns und hilft uns auf. Sie erkundigt sich immerhin, ob es uns gut geht, bevor sie mich mit einem wütenden Blick daran erinnert, dass ich mir eine Strafe eingehandelt habe. Im Schloss sollen wir nicht fliegen.

Aber ich musste ja fliegen, denn sonst hätte Marko gewonnen und wäre erster am Platzt gewesen. Ich schaue niedergeschlagen auf den Boden. "Kommt jetzt", meint Miriam und ihr Lächeln ist wieder zurück. Wir gehen zurück zur Tafel und nehmen auf unseren Plätzen Platz.

Daniel kommt zu uns und flüstert: "Wären sie so freundlich das Bankett zu eröffnen, sobald die letzten Gäste eingetroffen sind?" "Wer fehlt denn noch?", frage ich verwirrt. "Isabella fehlt." antwortet Miriam, "Eure neue Schwester." "Dann müssen wir wohl noch warten", meint Marko.

Die Menge versinkt in einzelne Gespräche und Stück für Stück schließen sich alle diesen an. Dadurch entsteht ein großes Gesprächsdurcheinander. Bis erneut die Große Flügeltür geöffnet wird.

Ein sportliches gutaussehendes Wesen im schwarzen Anzug kommt herein. Im ersten Moment könnte man ihn für einen Menschen halten, wenn da nicht die zwei großen spitzen Hörner aus der Stirn herausragen würden. Auch hat er selbst eine etwas rötliche Hautfarbe, denn im Gegensatz zu Menschen haben Oger ganz verschiedene Hautfarben.

Der Oger stellt sich neben die Tür, ganz aufrecht und geradestehend. Dann verkündet er: "Wenn ich ihnen vorstellen darf: Miss Isabella Worran."

Alle erheben sich und schauen zur Tür. Ich erkenne das Mädchen im gelben Kleid vom Empfang wieder, als sie durch die Tür tritt. Sie sieht sich etwas unsicher um.

Dann beugt sich der Oger zum Mädchen und flüstert ihr etwas ins Ohr. Isabella fängt daraufhin an vorsichtig zu sprechen: "Guten Tag, ich bin Isabella."

Und sie setzt zu einem knicks an. Ein Chor an Stimmen begrüßt sie herzlich. "Das ist also Isabella", murmelt Marko neben mir.

Der Oger stellt sich zu Isabella, reicht ihr die Hand und führt sie dann zum Kopfende der Tafel. Sie setzten sich neben Marko.

Miriam reicht mir einen Zettel: "Das ist eine kleine Rede. einfach vorlesen."

Schlagartig bin ich nervös. Ich hatte bisher nur eine einzige Rede gehalten und das war vor seinen Eltern im Sprachunterricht. Aber der Raum ist voller Wesen. Es sind gut zweihundert. Langsam stehe ich auf und stelle mich auf meinen Stuhl.

Nervös schlägt seinem Schwanz von links nach rechts und erwisch aus Versehen Marko am Kopf.

Dieser war bis eben mit seinem ganzen Bewusstsein bei Isabella und wollte sie zum ersten Mal ansprechen. Der Schlag hat ihn fürchterlich erschreckt.

"Man Elios. Was machst du denn?", fragt er angesäuert.

"Ich soll eine Rede halten", zische ich zurück und wedelt mit dem Zettel in meiner Hand. Augenblicklich ist auch Marko still. Miriam nickt mir aufmunternd zu und nimmt sich ein Glas und einen Löffel und schlägt beides zusammen.

Der klingende Ton, der dabei entsteht, hallt durch den gesamten Raum. Stück für Stück werden die Gespräche beendet und ich merke, dass meine Zeit gekommen ist. Alle Aufmerksamkeit richtet sich auf mich.

Ich hole noch einmal tief Luft und beginne dann laut vorzulesen: "Herzlich Willkommen zu unserem heutigen Bankett. Ich darf dazu begrüßen Isabella Worran und ihren Buttler Herrn Proktor. Ich hoffe wir haben hier heute ein amüsantes Fest. Und als letzte Amtshandlung bleibt mir nur noch übrig, das Bankett zu eröffnen: Guten Appetit." Der Applaus beginnt.

Schon eilen die Küchenbediensteten herein, um ordentlich aufzutischen. Es gibt große silberne Platten mit Obst, Gemüse und Früchten. Gewürzte Dämonenten gefüllt mit Gebratenen Äpfeln ist der Hauptgang. Zum Nachtisch, sehr zur Freude der jüngeren Gäste, gibt es Pudding in den verschiedensten Geschmacksrichtungen.

Während des Essens unterhalten sich alle miteinander, nur am Kopf der Tafel ist es etwas ruhiger. Marko und ich wissen nicht, wie wir mit Isabella reden sollen. Miriam und Paul, dem Oger-Buttler von Isabella, finden reichlich Themen, über die sie sich unterhalten können.

Ihr Lieblingsthema: Vergleiche unter den Kindern. Und so sind Marko, Isabella und ich dazu gezwungen unsere gesamte Kindheit mit allen peinlichen Momenten erneut zu durchleben.

Zum Glück werden einige Momente ausgelassen, wie die Töpfchen Geschichten. Dafür werden aber alle Kuscheltiere, Spiele, Träume und Momente, über die man sehr gut lachen kann, aufgezählt. Ein Beispiel ist, dass ich mal so vertieft in sein Gespräch gewesen war, dass ich gegen den Fahnenmast gelaufen bin.

Als Miriam diese Geschichte erzählte, verdecke ich mein Gesicht mit den Händen. Marko und einige Bediensteten lachten herzlich, denn die Geschichte ist kein Geheimnis und Marko war der Gesprächspartner. Auch Isabella huscht ein Lächeln über das Gesicht. Dadurch kommen auch wir endlich, wenn auch langsam ins Gespräch.

Wir sprechen über ihre Lieblingsgeschichten, womit wir am liebsten spielen und wie wir am besten unsere Betreuer ärgern können. Miriam und Paul versuchen natürlich diese Informationen zu unterdrücken, aber schon bald sehen sie ein, dass es schon ab morgen zu einer stark erhöhten Streiche Gefahr kommen wird.

Auch die Bediensteten versuchen Paul und Isabella in Gespräche zu verwickeln. So wird aus dem anfangs etwas steifen Bankett ein fröhliches Fest.

Nach und nach wird auch das Essen beendet und die ersten verabschieden sich, um sich ihren Diensten zu widmen.

Für die restlichen Feiernden wird nun ein Schattentheater aufgeführt. Ein neu einstudiertes Stück. Miriam, Daniel und Gerhard verschwinden hinter einem Vorhang, der hell erleuchtet wird.

Das Licht wird abgedimmt und Gerhard kommt hinter dem Vorhang hervor. In einer Hand hat er einen Stuhl in der anderen ein großes altaussehendes Buch. Er stellt den Stuhl neben die Bühne, setzt sich und schlägt das Buch auf. Mit seiner tiefen Stimme fängt er an zu lesen: "Vor langer Zeit, als es uns noch nicht gab, war diese Welt wüst und leer."

Daniel, nicht nur ein Koch, sondern auch ein begabter Erdmagier, erschafft mithilfe von Erde, die er formte und Manipulierte, eine Welt die nach dem Aussah, wie Gerhard sie beschrieb: "Es gab nichts außer Staub und Sand und das dunkle Meer. Dann kam ein Wesen; Sie nannten es Gott."

Ein undeutlicher Fleck, erschien auf dem Vorhang. "Er erschuf eine erste Welt. Aus dunkel wird hell, aus Staub und Sand wird fruchtbare Erde und aus dem Wasser wird Leben. Die Erde wird bunt und viele Tiere entstehen, auch der Mensch."

Auch dieses Bild fängt Daniel wunderbar ein. Eine Landschaft ist zu sehen mit Bäumen, und Tieren, die sich alle bewegen. Miriam benutzt ihre Lichtmagie, um Farben auf den Vorhang zu projizieren. Die Schatten haben nun farbige Ränder.

"Der Mensch", liest Gerhart weiter, "vermehrt sich und breitet sich aus. Gott gab dem Menschen die Erde, mit dem Auftrag auf diese Aufzupassen, sie zu hüten und zu beschützen. Der Legende nach aber wird der Mensch von seinen bösen Gefühlen übermannt, den sieben Todsünden, und zerstört fast die Erde. Dann ging unter den Menschen Icarios hervor."

Ein größerer Mensch erscheint auf der Erde. Er sieht beeindruckend und nahezu perfekt aus. "Icarios veränderte die Welt und ließ den Menschen neu anfangen, in der Hoffnung, dass sie ein besseres Leben führen. Er trennte den Menschen von seinen bösen Eigenschaften und schmiss diese weg, auf den Dunklen Kontinent. Doch die bösen Eigenschaften wandeln sich zu eigenen Wesen: den Dämonen. Sie entstehen in Wut und Hass, mit dem Ziel ihre Ursprünglichen Körper zu finden und sich zurückzuholen, was ihnen gestohlen worden war. Auch der Mensch veränderte sich. Er wurde zu vielen Wesen, die ihr heute kennt. Jeder nach seinem eigenen inneren Bild."

Zwei Erdflächen sind zu sehen, eine in dunkles Licht gehüllt, gefüllt mit Dämonen und die andere in hellem Licht gehüllt, mit all den Wesenheiten der Großen Allianz.

"Icarios hatte noch ein letztes Geschenk. Zuvor wählte er sechs Wesen aus, die heute als die ersten sechs Götter bekannt sind. Jeder nach seinen Eigenschaften steht für ein Element Feuer, Wasser, Erde, Luft, Licht, Dunkel." Sechs Figuren, Ein Elf, ein Zwerg, ein Ork, ein Oger, ein Tiermensch und ein Drachengeborener sind mit ihrem jeweiligen Element zu sehen. "Für die Elfe Syltris steht das Licht. Sie wird zur ersten Göttin. Der Zweite ist Grenkyl der Zwerg, der die Erde beherrscht. Die Orkdame Uruga lebt das Feuer. Die Luft soll dem Oger Gitsnil geleitet werden. Der Tiermensch Altak hütet das Wasser. Der Sechste sorgt für die Ruhe und erholende Dunkelheit. Der Name der Drachengebohrenen ist Iriekira. Sie sollen auf seine Welt aufpassen, während er all seine Kraft aufwendet für das letzte Geschenk: Die Magie. Er verteilte sie über die ganze Welt." Bunte Lichter wandern über den Vorhang.

"So wurde der Mensch Icarios zum 7. Gott, dem Gott der Magie. Nach diesem großen Kraftakt fiel er in einen tiefen Schlaf. Nun sind wir zwar im hier und jetzt angekommen, doch die legende geht weiter. Nach einigen Jahrhunderten werden drei Helden auf die Welt kommen."

Drei neue Figuren erscheinen. Sie haben verdächtige Ähnlichkeiten mit Marko, Isabella und mir. "Sie werden wachsen und stärker werden als alle zusammenlebenden Wesen. Sie werden sich den Dämonen stellen und alle besiegen, und den 7. Gott wecken. Sobald sich Icarios erhebt, wird er die Dämonen endgültig besiegen."

Gerhard endet und das Licht erlischt langsam. Der gesamte Saal fängt an zu klatschen. Miriam und Daniel kommen hinter dem Vorhang hervor und gesellen sich zu Gerhard.

Alle drei verbeugen sich. Stück für Stück kehrt wieder Ruhe ein und jeder macht sich auf den Weg die eigenen Nachmittagsgeschäfte zu erledigen.

Miriam schlägt Paul und Isabella etwas vor: "Ich würde euch nun eure Zimmer zeigen, damit ihr euch einrichten könnt."

Marko und ich freuen uns: "Au, ja! Komm mit Isabella! Wir haben uns sehr viel Mühe gegeben."

Wir nehmen Isabella an die Hand und wollen mit ihr loslaufen. Doch sie zögert. Sie schaut zu Paul, der ihr ermunternd zu nickt.

Da bricht ihr innerer Widerstand und sie rennt mit uns mit.

Keine zwei Sekunden später haben wir den Saal verlassen und rennen zu Isabellas neuen Zimmer. Miriam und Paul lassen sich Zeit beim Verfolgen der drei. Wohlwissend, dass wir Zeit brauchen, um uns miteinander bekannt zu machen.

"Die zwei sind Goldschätze", sagt Paul, "Sie werden ihr den Einstieg erleichtern." "Wie, was?", fragt Miriam. Sie war bis eben den rosafarbenen Augen des Ogers, seiner Person und seinem Aussehen verfallen. Sie fand, dass er witzig und charmant ist.

Paul jedoch bemerkt es nicht: "Ich meinte Elios und Marko sind zwei wundervolle Kinder. Sie nehmen Isabella einfach in ihre Gruppe auf." "Ja, sie sind zwei Goldschätze. Sie werden Isabella den Einstieg in die Familie vereinfachen.", antwortet sie. "Ja", sagt Paul und schüttelte mit dem Kopf. Dann fragte er: "Geht es dir gut?" "Ja, alles in Ordnung", antwortet Miriam schnell und begutachtet dann einen Vorhang, um Paul nicht ihr rotes Gesicht zu zeige. Dann machen sie sich auf dem Weg den Kindern zu folgen.