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Kapitel 16: Ein Licht in der Finsternis (Nika)

Kapitel 16: Ein Licht in der Finsternis

(Nika)

Die Freiheit, die Möglichkeiten. Ich fliege über eine mit rotem Grass bewachsene Wiese. Einige Bäume stehen in einiger Entfernung. Die Wiese ist umrahmt von hohen dunklen Bergen. Die Sonne ist schon lange untergegangen und der Mond scheint Hell.

Die Frau ist wieder bei mir. Sie sitzt auf einer Decke mitten auf der Wiese. Neben ihr steht ein Picknickkorb. Sie sieht mir so ähnlich aus. Als wäre sie ein Teil von mir. Nur hat sie nichts von ihrem Vater.

Warum erscheint sie mir immer wieder. Ich kenne sie doch gar nicht. Immer wenn ich sie nach ihrem Namen gefragt hatte, ist sie der Frage ausgewichen. Irgendwann habe ich aufgehöhrt zu fragen. So ist es einfach angenehmer und wir haben mehr Zeit über anderes zu sprechen.

Gerade steht die Sukkubus Dame auf. Dann klappt sie ihre kleinen Flügel aus und fliegt zu mir hinauf. Schnell schließt sie auf und berührt mich an der Schulter.

"Täck, du bist dran!", ruft sie und fliegt lachend los.

Ich direkt hinterher: "Dich krieg ich!"

Kreischen und lachend fliegen wir noch eine Weile über den Himmel. Die Zeit vergeht, ohne dass wir es merken. Die ersten Sonnenstrahlen scheinen schon in das Tal, als wir vor Erschöpfung wieder auf der Decke landen. Die letzten Lacher verschwinden, während wir nach Luft schnappen. Die Dame lächelt mich an und ich lächle zurück.

"Was ist los?", fragt sie auf einmal.

"Was meinst du?", frage ich und schaue verwundert zu ihr, "Habe ich irgendetwas falsch gemacht?"

"Nein.", sagt die Dame immer noch lächelnd. "Es geht nicht darum, ob du etwas falsch gemacht hast. Dich bedrückt etwas. Möchtest du mir davon erzählen?"

"Woher weißt du das?", frage ich stattdessen. Es ist nicht so, dass ich ihr nicht immer von ihren Problemen erzählt. Aber normalerweise entscheidet ich, was ich erzählen will.

Meine Maske ist undurchdringlich, oder? Ich trage sie, seitdem ich immer wieder ausgegrenzt wird. Nur so kann ich mein Lächeln beibehalten. Nicht einmal meinem Vater gegenüber habe ich diese jemals abgenommen.

"Ich bin deine.... Ich meine, ich bin immer bei dir. In deinem Kopf und in deinem Herzen. Ich weiß, wenn dich etwas bedrückt."

Nika nickt und überlegt, ob ich etwas verraten will. Und vor allem was sie verraten will.

"Ich werde alles bei mir behalten. Keine Sorge.", sagt die Dame, "Außerdem musst du mir nichts erzählen. Nur wenn du willst." Ich überlege weiter. Geduldig wartet die Dame auf meine Antwort.

„Also“ beginne ich dann zu erzählen, "Ich hatte heute eine Wahl zu treffen. Ich sollte meinen Schild erwählen. Es hat so gut angefangen. Vater hat mir alles erklärt und mich umarmt und unterstützt. Doch dann hat einer ihn beleidigt. Und ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten."

Kleine Tränen fließen über meine Wangen. Schluchzend erzähle ich weiter: "Ich ... Ich habe jemanden getötet. Ich habe ein Leben genommen." Ihr Kopf sinkt nach unten und große Tränen fließen zum Boden.

Schnell ist die Dame an meiner Seite und schließt ihre Arme und mich. Mein Schluchzen wird zu einem heulen. Die Dame streichelt mir über den Rücken. "Du hast lediglich dich selbst und alles, was dir wichtig ist verteidigt. Liebe ist eine große Kraft. Auch ich habe aus Liebe Leute verletzt. Es ist völlig normal Geliebte zu beschützen"

"Aber ich habe getötet. Ich bin doch nun schlecht. Ich bin Böse. Genau das, was immer alle gesagt haben. Ich bin das Monster, gegen das alle hetzen. Der Priester hatte Recht. Ich hätte gar nicht geboren werden dürfen. Ich mach nur Ärger." Jedes dieser Worte zieht immer schneller über meine Lippen. Es gibt noch tausende von ihnen.

"Schluss jetzt!" Die Dame schüttelt mich sanft. Nun stehen auch ihr Tränen in den Augen. "Du bist kein Ärgernis. Du bist ein Geschenk. Dein Leben ist nicht vergeblich. Wirf es doch nicht so einfach weg. Es tut mir so leid, dass ich nicht für dich da sein konnte. Ich hätte dich wirklich gern beschütz. Angel braucht dich. Ich brauche dich. Wir sind stolz auf dich und alles, was du bisher geschafft hast."

Ich schüttele mit dem Kopf. "Ich habe doch noch gar nicht gemacht."

"Du hast dich bis hierhin durchgekämpft. Du bestehst Prüfungen, die kein anderer jemals bestehen musste. Es macht dich zu dem, der du bist. Ein wundervolles und beindruckendes Mädchen."

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Mir bleibt währenddessen die Sprache weg. So etwas hat noch nie jemand zu mir gesagt und ich spüre, dass es wahre Worte sind. Gefühle ziehen durch mein Herz, von denen sie dachte, sie schon lange verloren zu haben.

Aber wie soll das gehen? Alle verabscheuen mich. Nur ein anderer ist für mich immer da gewesen. Nur einer? Sie war auch immer da.

In ihrer Umarmung kann ich den Herzschlag fühlen, der in der Dame schlägt. Er ist absolut synchron mit meinem.

"Ich bin immer für dich da. Und werde immer hier auf dich warten. Teile dein Leid mit mir."

Ich nicke, schniefe und wische mir die Augen trocken. "Es gibt noch etwas, das mir Sorgen macht.", sage ich.

"Ist es der Junge? Kolinn heißt er, oder?", fragt die Dame.

"Ja. War es richtig ihn zu diesem Leben zu zwingen, in dem er nun gefangen ist?"

"Hast du ihn den gezwungen? Erinnere dich. Was hat er zu dir gesagt, nachdem er dich gerettet hat.“

"Er sagte: "Ich vertraue euch, wie auch ihr mir vertrauen könnt.""

Diesmal nickt die Dame und ich erkenne, dass es seine Entscheidung, sein Wunsch war mir zu dienen. Er hofft auf mich.

"Kämpfe für die, die auf dich hoffen. Im Moment sind wir noch zu dritt. Doch sobald alle erkennen, wer du wirklich bist, werden sie an dich glauben."

Über die Berge erschallt Kolinns Stimme: "Euer Hoheit, Prinzessin kommt zu euch. Es ist alles in Ordnung! Was habt ihr denn?"

Die Dame lächelt bei seinen Worten. Dann sagt sie: "Du bist unsere Hoffnung und unsere Zukunft" Ein letzter Drücker von ihr.

Dann rückt sie ein Stück zur Seite. Ich werde leichter und beginnt von allein zu fliegen. "Warum?", frage ich.

Die Dame lächelt. Die Umgebung verblasst. Ich starre in ihre Augen und sie starrt zurück. Das tiefe Lila füllt ihre Augen völlig aus. Ich starre mit meinen Augen zurück. Das Linke ist ebenfalls lila, aber bei weitem nicht so kräftig. Ihr Rechtes Auge hingegen hat die Farbe ihres Vaters: ein kräftiges Rot.

"Prinzessin! Alles ist Ordnung bei euch?", erschallt wieder Kolinns Stimme. "Geh!", sagt die Dame ermutigend. "Sie warten auf dich." Dann verblasst die Gegend ganz und es wird alles schwarz.

Ich schlage die Augen auf. Die Umrisse der Welt um mich herum, nehmen Gestalt an und füllen sich mit Farbe.

"Alles in Ordnung bei euch?" Mein Blick wandert nach rechts. An meinem Bett steht Kolinn. Seine Augen sind mit Sorgen gefüllt.

"Mir fehlt nichts. Warum schreist du denn nur so rum?", frage ich zurück.

"Ich habe bemerkt, dass ihr euch unruhig hin und her geworfen habt und dass ihr euch unkontrolliert verwandelt habt.", sagt er und fügt dann noch schnell hinzu, "Ich habe euch nicht beim Schlafen beobachtet."

Betretendes Schweigen folgt.

Nach einer Weile unterbricht Kolinn es: "Der Doktor war vorhin hier und wollte schauen, wie es euch geht. Ich habe mir die Freiheit genommen, ihm Bescheid zu sagen, wenn ihr aufwacht. Wenn ihr es gestattet, gehe ich ihn holen."

"Ja tu das.", antworte ich und lege mich wieder zurück.

Die Zeit vergeht. Kolinn braucht zwar lang, kehrt aber mit dem Arzt wieder zurück. Scheinbar muss er sich noch mehr mit dem Gebäude auseinandersetzen.

Der Arzt stellt mir Fragen und ich antwortet. Fragen wie es mir geht, woran ich mich erinnere, was ich brauche und und und. Kolinn hingegen hat sich wieder in eine Ecke zurückgezogen.

"Scheinbar konntet ihr euch gut erholen. Ich stelle keine schweren Folgen euerer Manamangelerscheinungen fest.", sagt der Arzt und packt seine Sachen zusammen, "Ich werde eurem Vater berichten. Er hat sich schreckliche Sorgen gemacht. Ich glaube er hat mit dem Frühstück auf euch gewartet."

"Ich werde kommen.", sage ich und schlage die Decken zurück. Dann springe ich aus dem Bett und gehe in meinen Kleiderschrank.

Der Arzt verbeugt sich und verlässt mein Zimmer. Ich brauche nicht lang, bis ich mich umgezogen habe. Als ich meinen Kleiderschrank verlasse, schaue ich zu Kolinn herüber.

"Kann ich so raus gehen?", frage ich verlegen.

Kolinn nickt: "Es passt euch sehr gut."

Ein langes schwarzes Kleid mit lila gefärbter Schärpe, ohne Verzierungen und trotzdem elegant. Er geht zur Tür und öffnet sie. Ich folge ihm.

"Bist du dir sicher, dass das der richtige Weg ist?", frage ich, als er gerade in die falsche Richtung abgebogen ist.

"Ist falsch zu sagen, dass ihr doch bitte voran gehen solltet, bis ich mir die Wege besser merken kann?", fragt Kolinn kleinlaut.

Ich lache. Seit Ewigkeiten, hatte ich keinen Grund mehr dazu.