Kapitel 5: Der Dämonenkönig
(Ich = Nika)
"Ihr müsst auf die Wünsche eures Volkes achten, mein Lord!", sagte eine Stimme bittend.
Wer es ist, kann ich nicht sagen, da er hinter einer der Säulen steht. Es muss der neue Lord der Dämonen sein. Diesen habe ich bisher noch nicht sprechen gehört.
Ein bisschen mehr kann ich mich noch verrenken. Ich hoffe ich schaffe es hier noch irgendwie wieder raus. Der Lüftungsschacht; wer kommt nur auf so selten dämliche Ideen. Natürlich ich, die Tochter des Dämonenkönigs.
Aber ich wollte unbedingt bei diesem wichtigen Treffen dabei sein. Die Dienstboten haben alle darüber geredet, doch mir wollte keiner etwas verraten.
Und wie es nun mal so ist mit elf Jahren, war ich neugierig und kletterte in den Lüftungsschacht. Nur das, was ich sehe habe ich nicht erwartet.
"Ich bin der Dämonenkönig. Ich habe absolute Autorität. Wieso sollte mich so etwas kümmern. Meine Tochter ist die rechtmäßige Nachfolgerin. Sie trägt mein Blut in sich!"
Diese Worte brüllte der Dämonenkönig, mein Vater Angel, gerade zu heraus. Tobend stürmt er durch das Zimmer.
Vater ist kräftig gebaut, doch ist sein höheres Alter auch schon erkennbar. Seine feurig rote Haut, die einstallen, die ihn sahen, Angst einjagte, ist heute schon etwas ergraut. Seine Haare, damals schwarz, sind heute in fahlem aschgrau gefärbt.
Seine Hörner, gedreht wie die von Widdern, sind groß geworden und zeugen von seiner Lebenserfahrung. Schlachten haben Kratzer und Narben hinterlassen.
Angel ist gekleidet in seine schwarze Militäruniform eines hochrangigen Generals. Da wo aber seine Stiefel und damit Füße hätten sein sollen, befinden sich seine Hufe, die im Schein der Fackeln glänzen. Seine goldene Krone liegt heute etwas schief auf seinem Kopf.
Aber all sein Status, als der große Dämonenkönig Angel, scheint heute nicht allzu nicht wichtig zu sein, da er hier nicht nur als König, sondern vor allem als Vater vor ihnen steht: seinem Rat.
Dieser besteht aus den Lords der fünf verschiedenen Spezies und den Stadthaltern, einer jeden Stadt. Sie sollen die Meinung ihrer Völker repräsentieren und dem König helfen wichtige Entscheidungen für alle gerecht zu treffen.
Sein Volk, so die Meinung der Vasallen, will und braucht einen anderen Erben. Einen mächtigen Dämon, der wie einst er mit seiner Macht die Welt erzittern lassen kann und eben halt auch danach aussieht.
All das bin ich, Dämonenprinzessin Nika nicht auf dem ersten Blick. Ich besitze zwar unglaubliche Macht, doch kann ich sie immer noch nicht kontrollieren. Dazu kommt mein Äußeres, welches hier eher entscheidend ist. Ich bin ein Halbdämon. Das meiste habe von meinem Vater geerbt. Dazu gehört seine rot leuchtende Haut, die schwarzen Haare und seine mächtige Stimme.
Von meine Mutter habe ich die spitzen kurzen Hörner und die Krallenfüße. Außerdem wachsen mir kleine lilafarbenen Flügel unterhalb der Schulter. Eben dieses Gesamtbild stört das perfekte Bild eines Herrschers.
"Wer meine Tochter nicht anerkennt, beginnt Hochverrat an ihr und an mir, der Krone. Sie ist mein einziges leibliches Kind." Seine furchtbar lauten Schritte und die laute tiefe Stimme, sind selbst mir zu laut. Bei jedem Schritt und Wort erzittert mein Versteck innerhalb der Mauer.
Die Hauptresidenz ist von geheimen Gängen und Lüftungen durchzogen. Mein Lüftungsschacht wurde irgendwann mal zugemauert, aber es wurden zwei Ein- und Ausgänge vergessen. Nur ein Dichtes Gitter verbirgt mich vor den Anwesenden im Ratssaal.
Vorsichtig spähe ich in den Saal hinein. Der Architekt liebte unkonventionelle Formen. Darum ist der Saal als Dreieck geplant und gebaut worden. In der Spitze befindet sich in erhöhter Position der Thron des Dämonenkönigs. Drei Stufen müssen genommen werden, um zum Thron zu gelangen. Vor den drei Stufen ist eine wenig Platz, sodass sich Bitsteller auf den Boden knieen können.
Dahinter in einem Halbkreis befinden sich fünf schickere Stühle für die Lords der Dämonen. Diesen folgen die Sitze ihrer Diener und der Stadthalter. Jede dieser fünf Fraktionen ist durch einen Sichtlichen Abstand voneinander getrennt.
Der Boden ist mit verschieden farbigen Steinen gebaut worden. Teppiche markieren die Laufwege. Licht kommt ausschließlich von den an der Wand und an den vier Säulen befestigten Fackeln, welche zwischen den fünf Fraktionen die Decke halten. Immer wenn ein Luftzug durch den Saal zieht, flackert das Licht auf.
Die Fenster sind mit schweren Vorhängen abgedeckt. Farben sind nicht zu erkennen, da alles im roten Schein der Fackeln liegt. Heute haben sich fast alle der Lords und Ladys und ihre Stadthalter versammelt.
Der Raum ist gefüllt und dennoch ist es still, abgesehen von den Rednern, die mit der Bitte gekommen sind, einen neuen Erben zu bestimmen.
Es meldet sich nun der Lord der Sukkubus, Lord Devud, zu Wort. Er ist als Vertreter seiner Frau gekommen. Sie, Lady Emmas, hat den Lord Titel geerbt. Sie hat ihn dann als Gemahl ausgewählt. Er ist zwar klein und neigt etwas dazu sein Leben in vollen Zügen zu genießen, aber passt sein Auftreten an den eines hohen Aristokraten. Sein Bauch ist daher in den letzten Jahren gewachsen.
Mit seinen kleinen Flügeln, die oberhalb seiner Hüfte gewachsen sind, kann er schon lange nicht mehr fliegen. Sie gelten jedoch immer noch als Schönheitsideal unter allen Männern der Sukkubus. Seine Haut schillert in fast jedem Licht wie ein Amethyst.
Dazu wachsen ihm am Kopf schwarze Haare. Seine kleinen spitzen Hörner sind mit etwas Gold beschmückt. Dies ist seine Krone als Lord. Er ist ein hervorragender Diplomat. Deshalb wurde er von Lady Emmas erwählt.
Nun ist er hier, um ihren Wünschen nachzukommen und das Wort an seinen König zu richten, ihn wieder auf den „rechten“ Pfad zu führen: "Mein Lord, Eure Tochter ist ein Mischling und das ist sehr offensichtlich. Wir können es nicht verschleiern. Bald ist ihr Namenstag. Sie wird sich dem Volk präsentieren müssen. Das Volk war schon entsetzt, als ihr die ehemalige Königin Anastina ehelichtet. Seit Anfang der Zeit müssen Familien aus reinrassigen Mitgliedern bestehen: Dämon zu Dämon, Sukkubus zu Sukkubus, Werwolf zu Werwolf, Vampir zu Vampir und Tierdämonen zu den Tierdämonen. Dieses Gesetzt ist seit dem ersten Dämonenkönig in unseren Gesetzen verankert. Das war vor 600 Jahren. Sonst wäre dieses Reich nicht entstanden und es wäre gegen die Menschen gefallen. Es..."
"Genug!", brüllt der Dämonenkönig, springt auf und geht langsam und bedrohlich auf den Lord zu. Dabei fordert er den Lord wütend auf weiter zu reden: "Kommt zum Punkt, was wollt ihr mir damit sagen!"
Vater hebt den Zeigefinger. Mana manifestiert sich in Form von Magie. Blut fließt aus dem Finger des Dämonenkönigs und bildet ein großes hammeränhliches Gebilde. Dann bewegt sich dieses Gebilde über den Lord. Nur noch ein kleiner Rinnsal von Blut verbindet den Finger und diese Waffe.
Das Ganze hat gerade mal zwei Sekunden gedauert. Es fließt immer noch Blut in den “Hammer”, sodass dieser wächst.
Bevor der Dämonenkönig seinem Untergebenen den Erdboden gleich macht, meldet sich der Lord der Vampire, Lord Viskar, zu Wort. Im Gegensatz zu seinen Vorrednern ist der Vampir eher von heller Hautfarbe. Sein Muskel bepackter Bauch ist in ein helles grau getaucht.
Sein Schneeweißes Haar steht im totalem Gegensatz zu dem Rest. Er trägt eine lange schwarze Hose und einen Mantel dazu. Diesen hat er nie zugeknöpft.
Er erhebt sich und durchquert langsam den Raum. Die ersten zwei Stufen nimmt er bedächtig. Dann kniet er sich vor seinem König nieder und streckt die Hände mit einem Papier nach vorn.
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"Mein Lord, auf diesen Stück Papier findet ihr unsere Unterschriften. Wir wollen, dass ihr entweder einen Dämonen ehelicht und einen neuen Erben schafft oder ihr einen Dämonen adoptiert und zum Erben erwählt. Tut dies für das Reich und die Zukunft eurer Dynastie. Nur die Rasse der Dämonen darf den Dämonenkönig stellen. Und eure Tochter ist dies nicht genug!"
Vater wird noch röter, als er ohnehin schon ist. Er brodelt vor Zorn. Was hat Vater nur vor, denn seine Magie ist wie er erstarrt. Ich versuche es mit einem Zauber, den er mir selbst beigebracht hatte. Mithilfe von Mana kann ich seine Gedanken in mich aufnehmen und selbst erfahren. Ich darf ihn nur in besonderen Fällen anwenden. Aber Vater rührt sich schon seit einiger Zeit nicht mehr. Ich lasse mein Mana aus mir fließen und leite es durch Vaterskopf, um uns zu verbinden. Fast kreische ich als seine Gedanken bei mir eintreffen.
„Wie kann diese halbe Portion es nur wagen. Meiner Familie auch nur anzudrohen, dass sie nicht mehr fähig wäre zu herrschen. Nur weil ich meiner Liebe zu meinem Glück gefolgt bin. Dies ist eine Freiheit, die ich auch meinem Volk schenken wollte. Es leiden alle unter diesem Krieg. Alle Fähigen ziehen in den Kampf nur für die Sicherheit ihrer Völker. Ich als Herrscher wollte dieses Gesetzt abschaffen, nachdem ich meine wahre Liebe fand. Es war diese persönliche Beziehung die mich als Prinz in der Armee an der Front überleben lassen hat. Königin Anastina, damals noch eine einfache Soldatin des Versorgungszuges, hat mich immer wieder aufgebaut und Mut gemacht. Ich ließ sie in meine persönliche Kampfgruppe wechseln. Wir haben uns in vielen erfolgreichen Schlachten als der Menschenschreck bekannt gemacht und sind zu lebendigen Helden geworden. Alle in dieser Truppe gehörten zu der Elite des Reiches. Heute sind sie fast alle hohe Generäle geworden oder schon im verdienten Ruhestand. Doch Anastina blieb an meiner Seite, erst als Freundin und später als meine Frau. Wir sind gemeinsam durch Höhen und Tiefen gegangen. Wir wollten dieses Gesetzt abschaffen und waren auf einem guten Weg. Viele aus dem Volk stimmen dem neuen Vorschlag zu und ihre Beliebtheit stieg. Die Königin sorgte für echte Liebe unter meinen Untertanen. Viele neue Familien gründeten sich. Dann, als es aber zum Verkünden des neuen Gesetztes kam, kam heraus, dass Anastina schwanger ist. Also wurde die Verkündigung des Gesetzes auf ihren Geburtstermin verschoben. Wenn die neue Prinzessin auf die Welt kommt, werden die alten durch die neuen Gesetze ersetzt. Doch es entstand nur Chaos und eben diese neuen Familie, die sich aus reiner Liebe gründeten, nun um ihr Existenz Recht kämpfen müssen. Wie kann ich es nur meinem Volk und meiner geliebten Familie recht machen. Denn Anastina ist bei der Geburt unseres Kindes gestorben und ich konnte nur meine Tochter Nika mit meiner Magie retten. Ihr fehlten ein Fuß und ein starkes Herz. Beides war noch nicht vollausgebildet. Sie kam zu früh in diese Welt. Mithilfe meiner Körpermanipulationsmagie trennte ich Zellen von mir selbst ab und bastelte daraus einen Fuß für sie. Anastina gab ihr Teile ihres Herzen. Für mich blieben keine bleibenden Schäden und Nika ist auch völlig gesund. Anastina lag aber währenddessen im Sterben und war berührt von dieser Geste. Ihre letzten Worte halte ich immer fest. Ab und zu hallen sie mir immer noch durch den Kopf: "Mein König, Angel, ich liebe euch und unsere Tochter. Ein Teil von mir lebt nun in euch. Schützt Nika. Sie wird uns in eine glänzende Zukunft führen. Und ich werde ... für ... immer ... bei ... euch sein... und wachen..."Dann schlief sie ein und tat ihren letzten Atemzug. Diese Worte ziehen mir seit mehr als elf Jahren durch meinen Kopf.“
Mit Tränen in den Augen fahre ich in meinem Körper zurück, als sich die Verbindung löst. Es schmerzt, ich fühle irgendetwas, kann es aber nicht zu ordnen.
Am liebsten will ich zu Vater rennen und ihn umarmen sagen das alles wieder gut wird, der Kampf bald zu Ende ist, aber ich darf mich nicht verraten. Alles, was hier heute besprochen wurde, dürfte ich gar nicht wissen.
"Mein Lord?", fragt Lord Viskar meinen Vater, "Geht es euch gut?"
Vater schreckt aus seinen Gedanken hoch. "Ich nehme euren Wunsch an mich.", erwidert er säuerlich, streck seine freie Hand nach der Schriftrolle aus und nimmt sie.
Ebenso fließt das Blut in seinen Körper zurück. Der Dämonenkönig löst seine Magie. Lord Devud atmet leise auf.
"Mein Lord, bitte denkt darüber nach.", gibt Lady Lea Raja der Tierdämonen der Bitte Nachdruck. Sie ist halb Dämon, halb Schlange.
Der Dämonenkönig sieht in viele besorgte Gesichter. "Ich werde darüber nachdenken.", sagt er schließlich und legt das Papier auf einen kleinen Tisch neben seinem Thron.
Ich klettere durch die Lüftungsschächte zurück in mein Zimmer, während mir Tränen über das Gesicht laufen. Was soll ich tun? Ich kann gar nicht anders als mich selbst zu verfluchen. Warum lebe ich. Mein Leben zerstört das aller, das meines Vater, des Volkes und es hat meine Mutter getötet.
Meine Hauslehrer beschweren über mich und meine Unfähigkeit. Ich habe keine Freunde oder niemanden der mich auch nur im Ansatz mag. Nur mein Vater kämpft für mich und gerät dabei immer mehr in die Bredouille.
Endlich habe ich mein Zimmer erreicht. Nur noch aus dem Schacht krabbeln und dann… und dann; Wohin? Unter Tränen schiebe ich den Schrank zurück und renne zu meinem Bett. Dort schnappe ich mir das erst beste Kissen, erhebe meine Hand und bildet daraus eine Faust.
Dann schlage ich immer und immer wieder auf das Kissen ein. Mit jedem Schlag fließen die Gedanken und Schmerzen immer weiter ab. Meine Tränen fließen in Strömen über mein Gesicht, aber das ist mir egal. Hier ist mein Zimmer, mein Bett. Ich muss mich nicht länger verstecken. Hass, Wut und Trauer, all das Leid lege ich in diese Schläge. Doch auf wen bin ich so wütend?
Meine Magie spielt auch wieder verrückt. Das Mana fließt mit den Emotionen, strömt in die Welt hinaus. Unbewusst verändert die Magie meinen Körper, sodass meine Hand anschwillt und immer größer wird. Meine Finger werden spitzer und mit Krallen bestückt. Es dauert nicht lang, da bleiben von dem Kissen nur noch Fetzen übrig.
Jeder Schluchzer lässt die Erde beben. Ich halte mich nicht mehr zurück, lasse alles raus; ein Dammbruch. Meine Schläge werden langsamer… kraftloser. Schließlich lasse ich mich Fallen. Es ist mir egal wohin, doch ironischerweise fangen mich weiche Feder und mein Bett auf.
Ein Stein hätte mir auch gereicht, dann wäre es vielleicht vorbei. Halt, was ist das für ein Gedanke. Über so etwas denke ich erst gar nicht nach. Alles hat einen Sinn, so auch mein Schmerz. Mein Gesicht landet im nächsten Kissen.
Dann lasse ich einen Schrei frei, in dem meine ganze restliche Kraft steckt. Ich liege dort allein. Ganz allein verlassen von allen. Doch in meinem Herzen ist etwas. Es hält mich warm und geborgen. Versucht den Schmerz zu lindern, mich aufzufangen. Einzig der Gedanke der Wunsch nach Schlaf verbleibt. Ich wälze mich von links nach rechts und kämpfe, mit wen oder wogegen ist egal. Wo kommt nur dieser Wunsch her, mich auffangen zu wollen. Es passt nicht zu meiner Trauer und Wut. Wer macht auch meine Wut kaputt, nicht mal meinen Schmerz darf ich ungerechtfertigt erleben. Doch auch mir geht die Kraft aus und ich falle in einen tiefen Schlaf, zusammengerollt auf Fetzen meines Kissen.