Novels2Search

Kapitel 10 Jetzt oder nie! (Ich = Isabella)

Kapitel 10 Jetzt oder nie!

(Ich = Isabella)

Buntes Licht erstrahlt die mittlere Fläche. Eine Kuppel, erschaffen, um allen Schaden von den Zuschauern abzuwenden oder dem Monster zu verbieten zu verschwinden. Magier mit vielen Erfahrungen sind mit dem Schutz der Bevölkerung beauftragt worden.

Ich hingegen muss mich allein durchsetzen. Während ich mich nach dem Wesen umsehe, verändert sich meine Umgebung. Auf der braunen Erde sprießen die Pflanzen aus dem Boden. Gräser der verschiedensten Arten und Größen bedecken alles braun und verwandeln es in grün.

Bäume wachsen in großen Baumgruppen. Nicht alles wird zu Wald, nur einige kleinere Flächen. Allerdings scheinen diese Wälder besonders dicht zu sein. Ihre Sicht ist nun sehr eingeschränkt.

Die Bestie ist im grün verschwunden. Was ist das für ein Monster? Wie kann ich es bekämpfen? Bis wann muss ich es besiegt haben? Wo ist es hin? Wo fange ich an es zu suchen? Diese Frage ist die wichtigste. Wie soll ich das Monster finden? Den Rest kann ich spontan Entscheiden.

Mein einziger Anhaltspunkt ist die Falltür, aus der das Monster gekommen war. Dort sollte ich anfangen. Vorsichtig schleiche ich sich durch die Gräser.

Dabei bevorzuge ich die Stellen, wo das Gras besonders groß ist. Die zwei Meter großen Grashalme geben mir Deckung und doch sind sie nicht so dicht wie die anderen Farngräser.

Ich lasse meinen Blick über meine Umgebung streifen. „Ich glaube ich muss dort hin“, sage ich zu mich selbst und schleiche in Richtung eines kleinen Hains.

Der Weg ist beschwerlich. Immer wieder stecke ich in den dicken Halmen fest. Trotz dieser Schwierigkeiten bleibe ich ruhig und schleiche leise weiter. Ich will nicht riskieren, dass dieses Wesen mich entdeckt, bevor ich es sehe. Langsam setze sie meinen Weg fort.

Dabei behalte ich die Umgebung im Auge. Falls sich Gräser unnatürlich bewegen, werde ich es sehen und damit auch die Bestie. Sie überlegt, was das für eine Bestie sein könnte. Einen Drachen oder Minotaurus schließe ich aus. Genauso andere gigantische Monster.

Ich hoffe ja auf einen Pflanzenfresser, doch ich bin mir ziemlich sicher, dass dem nicht so ist. Sicher wird es ein Raubtier sein.

Ein paar wackelnde Grashalme lassen mich Aufschrecken. Gebannt starre ich auf die Stelle, kann aber nichts entdecken.

Dann erinnere ich mich an etwas, was Kaya mir beigebracht hat. „Weite deinen Blick und achte auf deine ganze Umgebung“, hat sie mir im Training erklärt, „Dein Gegner kann dich sonst verwirren oder wenn es mehrere sind verlierst du einen aus den Augen, der dich dann schlimm erwischt.“ Ich weite meinen Blick, starre nicht mehr gebannt auf die eine Stelle und suche in ihrer Umgebung nach weiteren Hinweisen.

Doch kann ich nichts entdecken. Dann bewegt sich die Stelle erneut. Ein Windstoß. Wegen so etwas habe ich mir Gedanken gemacht? Aber dieser ist nicht normal entstanden. Ein Magier muss ihn gemacht haben. Wie sonst soll der Wind so präzise zweimal genau dieselbe Stelle getroffen haben.

Ich schaue mich erneut um, suche aber nach diesem Magier. Niemand ist hier unten. Wo könnte er also sein? Oder sitzt dieser bei den Zuschauern? Das kann nicht sein. Die Barriere schützt auch vor Magie. Kein Magier könnte sie unbemerkt durchbrechen. Also muss er irgendwo hier sein.

Ich habe aber keine Zeit, um nach dem Magier zu suchen, falls er überhaupt existiert. Mir läuft ein Schauer über den Rücken. Soll er mich aufhalten oder gar … töten? Er wird mich nicht direkt angreifen, denn die Zuschauer schauen zu. Er würde nicht entkommen. Schnell schüttele ich den Schauer ab. Keine Zeit darüber nachzudenken. Ich muss dieses Loch finden aus dem die Bestie gekrochen kam. Mit diesem neuen Entschluss schleiche ich mich weiter durch das Dickicht des Gräser.

Meine Bewegungen folgen einem unregelmäßigem Rhythmus. Einige Schritte Scheichen, dann umsehen. Und wieder von vorn. So folge ich meinem Weg.

Nach einigen Minuten habe ich so die Grube erreicht. Doch das bemerke ich erst, als ich mit einem spitzen Schrei in der Grube landet. Ich wollte meine Strategie ändern und habe daher einige Schritte gemacht, während ich die Umgebung beobachtete. Ebenfalls überraschend ist, dass ich nicht auf einem harten Boden gelandet, sondern auf einem Berg Stroh.

Dennoch tut mein Po weh, als ich mich wieder aufrappele. Schnell greife ich wieder nach meinem Speer. Aber er ist nicht mehr auf meinem Rücken. Ich drehe mich um und sehe ihn mit der Spitze im Boden stecken. Ich hebe ihn auf. Als ich versuche in wieder auf meinem Rücken zu verstauen, fällt mir auf, dass der Riemen abgerissen ist, mit welchem der Speer befestigt wird. Ich habe meine neue Ausrüstung seid nicht mal vierundzwanzig Stunden und schon habe ich sie kaputt gemacht.

Ich stecke den abgerissenen Riemen in eine meiner vielen Taschen. Vielleicht können das Magoar und Olan schnell wieder fixen.

Endlich nehme ich mir die Zeit und schaue mich nun genau im Raum um. Viel gibt es nicht zu sehen. Drei Wände sind mit Holz ausgekleidet. Das Holz ist schon verwittert. Außerdem zeichnen viele tiefe Krallenspuren, dass die Monster, die hier waren, es nicht sonderlich gefallen hat.

Eine Wand besteht aus Eisengittern mit Tür. Dahinter liegt ein ebenfalls mit Holz verkleideter Raum. Eine geschlossene Tür verhindert die Sicht in weitere Räume.

Verwundert überlege ich, ob sie die Tür aufbrechen soll. Aber ich entscheide mich dagegen. Ich soll ja die Bestie jagen, die in diesem Käfig saß und diese ist irgendwo dort oben. Also widme ich mich wieder der Durchsuchung. Sorgfältig blicke ich unter jeden Stein, doch kann nichts erkennen, was mir weiterhilf.

Also kämpfe ich mich durch das Stroh zu einer Leiter, mit der das Biest hinausgelassen wurde. Nun werde ich sie benutzen, um ebenso aus diesem Käfig zu entkommen. Doch ich spüre einen Stich unter meinem Schuh.

Ich beuge mich hinunter und hebe den Übeltäter auf. In meiner Hand liegt ein grüner Stein. Das ist dann wohl ein Jadestein.

In einem Gebirgsteil in der Nähe der Hauptstadt an der Straße lebt eine Zwergen Kolonie, die durch den Verkauf dieser Steine ihr Geld verdient. Ich war schon einmal da und habe ein Stück Jade als Andenken bekommen. Aber was macht ein solcher Stein denn hier. Und woher kommen diese Erinnerungen. Mit wem war ich denn da? Es war nicht mit Elios und Marko. Auch waren nicht der König und die Königin dabei. Aber Paul war da und wer sind die anderen. Jedes Mal, wenn ich die Gedanken darauf fokussieren will verschwimmen sie wieder. Es ist wie ein Nebel, der sich auf diese Erinnerungen legt. Darüber muss ich später nachdenken.

Wie aber kommt so etwas Schönes und Wertvolles in einen Monsterkäfig. Der Stein wurde sogar bearbeitet. Ein Künstler hat eine Kralle daraus gefertigt. Als ich mit dem Finger über die Spitze fahre, schneide ich mich sofort.

Ich hole schnell ein Stück Stoff aus einer meiner Taschen. Schnitte und kleine Verletzungen kann ich behandeln. Und das soll ich auch immer sofort machen, wenn ich in einer gefährlichen Situation bin. Kaya hat mir Tipps zum Überleben gegeben. Darunter ein schnell Kurs zum Verbinden von Wunden.

Geschickt verbinde ich mich selbst und schaue auf den Stein. Als Anhänger kann dieser nicht gedient haben. Das wäre zu gefährlich. Ich lege den Stein zu der Gittertür und klettere dann aus der Grube.

Oben angekommen suche ich nach Hinweisen, wohin die Bestie verschwunden ist. Doch ich suche und suche und finde nichts.

Erst nach fünf Minuten entdecke ich einen ersten Pfotenabdruck knapp zehn Meter von der Grube entfernt. Die Form erinnert mich an eine Raubkatze. Die Größe der Pfote lässt darauf schließen, dass die Bestie zwei bis drei Meter lang und anderthalb Meter hoch ist. Auch kann ich das Gewicht auf vierhundert bis fünfhundert Kilo einschränken.

Ein große Raubkatze eben aber ziemlich schwer. Die Tiefe des Abdrucks lässt jedoch keine andere Schlussfolgerung zu. Die Fußspur ist im dichten Gras versteckt. Daher habe ich sie nicht so schnell gefunden.

Nun habe ich aber endlich einen Hinweis, wohin ich gehen muss. Ich folge der Spur und vermute, dass die Spur mich zu dem Hain führen wird. Doch auf einmal dreht die Spur nach links zu einer großen Grasfläche mit kleinem Gras.

Das ist schlecht. Auf dieser offenen Fläche wird das Biest mich auf jeden Fall entdecken. Doch was soll ich machen. Der Jäger folgt der Spur zu seiner Beute. Also gehe ich weiter.

Ich will diese Grasfläche so schnell wie möglich hinter mich bringen. Aber ich kann auch nicht nachlässig werden. Darum schaue ich mich wie vorher alle paar Schritte um, doch sehe nichts Besonderes.

Weiter, einfach weiter. Ich muss es sehen, bevor es mich sieht. Diese Gedanken treiben mich an, während die Anspannung mich von innen zerfrisst. Immer häufiger schrecke ich bei plötzlichen Ereignissen zusammen. Das Knirschen von Steinen unter meinen Stiefeln oder das Wehen des Windes.

Auch treten diese komischen Windphänomene immer wieder auf. Jedes Mal zucke ich zusammen und starre auf die Stelle des Geräusches oder der Bewegung. Angst und Unsicherheit machen sich in meinen Gedanken breit.

Ich zwinge mich weiterzugehen, weiterzudenken und achtsam zu bleiben. Doch die Geräusche lassen nicht nach. Immer wieder schaue ich mich verunsichert um und bleibt dabeistehen. Es wird irgendetwas passieren!

Ich verfluche mich selbst, dass ich nur so langsam vorankomme. Dennoch gebe ich nicht auf. Ein weiterer Schritt, noch ein Meter, die Hälfte des Weges geschafft. Ein Ast knackt!

Da ist doch etwas. Dann sehe ich es. Eine grüne Reflektion im Sternenlicht. Außerdem dreht der Wind und ich kann ein besonderes Aroma wahrnehmen. Der Geruch von Erde und einer Höhle. Schnell legt ich meinen Schild an und hält ihn schützend vor mich. Der Speer liegt im festen Griff in meiner rechten Hand. Es gibt kein Entkommen mehr.

Das Monster hat den Jäger gefunden. Unseren Rollen haben sich verändert. Ich bin nun in die Defensive. Ein Schritt nach hinten. Dann folgt ein weiterer. Das Monster spürt meine Unsicherheit und springt los.

Die Raubkatze zischt mit einem gewaltigen Satz in meine Richtung. Ein Gebrüll entweicht seiner Lunge, um sich alle Aufmerksamkeit einzuverleiben. Ich stehe einfach da und überlege fieberhaft, was ich tun soll. Die Raubkatze, die auf mich zu stürmt, ist größer als jedes andere Tier, was ich je gesehen kann. Etwas größer als ich vermutet habe.

Doch was kann ich dem Sturmangriff entgegensetzen. Im letzten Moment erkennt ich, dass ich nur ausweichen kann, daher mache ich einen Satz mit Rolle nach rechts, um dem riesigen Maul zu entgehen.

Das Monster hat nicht mit dieser Aktion gerechnet, stürmt noch ein paar Meter weiter, bis es endlich zu stehen kommt und sich erneut ausrichtet. Dann starrt es mich mit funkelnden und vor allem hungrigen Augen an.

Isabella wechselt in eine meiner Ausgangsstellungen. Den Schild vor sich haltend mit dem Speer darauf macht ich ein paar Schritte rückwärts, um etwas Abstand zu gewinnen. Jetzt habe ich etwas Zeit meinen Gegner zu betrachten.

Es ist ein Jadetiger.

Eine große Raubkatze mit langem zotteligem Fell. Das Maul besetzt mit spitzen Reißzähnen. Die Ohren hören besonders gut und auch die Augen haben einen scharfen Blick. Nichts entgeht diesem Ungeheuer.

Sie Leben in den Bergen und den Wälder in hoher Höhe. Nur wenn sie jagen kommt es vor, dass sie in die Nähe von Siedlungen kommen. Sie sind scheue Tiere, doch zögern nicht sich zu verteidigen.

Außerdem fressen sie auch immer wieder mal einen Brocken Jade. Ihre Haut ist von diesen Mineralien besetzt und daher schwer zu durchdringen. Dadurch schimmert sie in ihrem berühmten grünen Glanz. Daher haben einige besonders alte Exemplare auch ein mit Kristallen besetztes Fell, was ihre Widerstandsfähigkeit verbessert.

Reading on Amazon or a pirate site? This novel is from Royal Road. Support the author by reading it there.

Nur wenige Metalle und Magien können diesen etwas anhaben. Auch ihre Krallen bestehen aus diesen Mineralien. Jadetiger werden als Edel angesehen. Es sind definitiv schöne Tiere, aber sie sind auch besonders gefährlich und sollten nicht von unerfahreneren Jägern gejagt werden. Glücklicherweise habe ich zumindest etwas Erfahrung.

Meine Pistole ist nutzlos. Die Kugel, die ich brauche, um die Haut dieses Wesen zu durchdringen, gibt es nicht. Das wäre viel zu teuer. Aber mein Speer kann den Jadetiger durchstoßen.

Dieser ist aus Draconium gefertigt, einer Legierung aus Drachenschuppen, die für ihre Flexibilität und Mana Widerstandskraft bekannt ist, und Mithril, dem härtesten und zugleich leichtesten Metall. Draconium gehört zu den besten Materialien. Außerdem wurde hinter der Speerspitze einer dieser neuen Kristalle eingelassen.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ebenfalls Magie beherrsche, die das Tier verletzen kann. Meine Chancen sind aber dennoch schlecht.

Der Jadetiger kommt langsam näher. Er will nicht wieder mit einem zu schnellen Angriff vorbeirennen. Ich hingegen mache mich für die nächsten Angriffe bereit. Ich kanalisiert meine magische Energie und schicke sie in meine Augen, Gelenke und Muskeln. Diese Fähigkeiten sind als Hellsicht und Stärke, Agilität bekannt. Damit habe ich mich nun ausreichen verstärkt, um mit dem Tiger mitzuhalten.

Dann wartet ich auf den ersten Angriff. Der Jadetiger kommt näher. Dann sprintet er die letzten paar Schritte nach vorn. Mit aufgerissenen Maul und den Krallen in den Vorderpfoten nach vorn gestreckt springt er auf mich zu.

Das Vieh wiegt eine halbe Tonne. Das kann ich nicht ohne weiteres Abfangen. Ich rolle mich wieder zur Seite und steche dann blind nach dem Tiger. Ein kurzer Wiederstand bestätigt, dass ich das Tier irgendwo getroffen habe. Ich springe noch ein paar Meter zurück und betrachte mein Werk.

Ich habe eine kleine Wunde in die linke Schulter des Tigers gerissen. Ein erster Erfolg. Jetzt ist aber nicht die Zeit, um zu jubeln. Also starte ich meinen ersten Gegenangriff und gehe in den Nahkampf.

Der Tiger macht erneut einen Satz nach vorn und schlägt mit der rechten Pranke nach mir. Ich halte den Schild schützend vor mich und fange die Pranke ab. Trotz meiner Vorbereitungen auf den kräftigen Angriff, entweicht mir ein Keuchen, als die riesige Pranke gegen meinen Schild schlägt.

Aber ich halte stand und kann sogar angreifen. Mein Speer sticht tief in die Pfote des Tieres. Der Tiger heult vor Schmerzen auf. Ich lenke mein Mana in den Speer und aktiviere den experimentellen Kristall in der Speerspitze.

Der eingespeicherte Zauber manifestiert sich in der Wunde. Ein Blitzschlag entfährt der Spitze des Speeres. Die blaue elektrische Energie klettert über das Bein, den Körper und dann in die Erde.

Überrascht von der Wendung des Schicksals und den starken elektrischen Schlages kann sich der Jadetiger nicht mehr bewegen. Ich ziehe den Speer aus der Wunde. Dann wirbele ich herum und steche nach dem Gesicht. Doch bevor ich das anvisierte Auge erwische, dreht der Jadetiger den Kopf, sodass der Speer einen tiefen Schnitt in der Wange verursacht.

Das Monster heult erneut auf. Es dreht sich schnell schlägt mit dem Schwanz aus und flieht in das hohe Gras davon. Der letzte Schlag mit dem Schwanz schleudert mich von den Füßen und lässt mich auf dem Boden liegend zurück. Ich bleibe noch kurz liegen, während ich durchatme.

Dann stehe ich wieder auf. Der Jadetiger ist weg. Die Richtung der Spur lässt darauf schließen, dass es jetzt zum Wald gerannt ist. Der erste Kontakt ist ein Unentschieden geworden. Aber jetzt weiß ich, was ich töten muss: einen Jadetiger. Noch kann ich nicht Aufgeben nicht hier und nicht jetzt. Ich untersuche mich schnell selbst. Bis auf ein paar blaue Flecken habe ich nichts.

Ein erfolgreicher Kampf. Mit neuer Zuversicht folge ich meinen neuen Gedanken. Dann suche ich nach den neuen Spuren und verfolge mein Ziel weiter.

„Ich werde hier und heute Gewinnen! Das schwöre ich!", rufe ich hinaus aus.

Wie schon am Anfang meiner Jagt kämpfe ich mich durch die verschiedensten Gräser und Farne der großen Wiesen, während ich der Blutspur folge. Diese führt jetzt wieder in Richtung des Waldes, den ich vorhin schon Entgegen gelaufen bin.

Anscheinend will der Jadetiger sich hier verstecken. Außerdem kommen diese Haine auch seiner natürlichen Umgebung näher. Heimvorteil für den Jadetiger. Doch ich bin mir sicher, dass ich auch dort gewinnen kann. Also verfolge ich das Monster.

Kurz darauf habe ich endlich den Hain erreicht. Die Bäume ragen zwanzig Meter in den Himmel hinauf. Ein dichtes Blätterdach verbindet sie alle miteinander.

Büsche und Sträucher, sowie kleine jüngere Bäume bewachsen den Boden. Die Sicht wird erschwert durch das ganze Grün.

Ich suche einen grünlichen Jadetiger. Wie soll ich nun den Tiger finden. Versteck zwischen all dem Grün.

Ich entschließe mich langsam und vorsichtig in den Hain vorzudringen, bis ich an einem Baum hoch klettern kann. Von dort werde ich nach meiner Beute suchen.

Leicht gesagt. Den Mut zu finden in diese grüne Hölle einzudringen ist schwer. Angst lässt ihre Beine zittern. Nur langsam geht sie einen Schritt nach dem anderen. Und so kommt sie Schritt für Schritt vorwärts.

Die Geräusche um mich herum verunsichern mich. Der Wind, der durch die Blätter weht, das Knacken von Ästen, wenn sie abbrechen und in die Tiefe fallen und das Knarzen von den wankenden Bäumen.

Der Jadetiger ist auch nicht gerade leise. Immer wieder brüllt er seinen Schmerz und Frust heraus. Eine Niederlage zu überwältigen ist auch für ein Monster nicht leicht.

Ich kann aber leider auch nicht sagen, woher das Gebrüll kommt. Das Monster bewegt sich einfach nur von links nach rechts. Und wieder zurück. Kein stillstehen. Scheinbar ist es auf der Suche nach einem Unterschlupf.

Ich finde es langsam frustrierend, denn schließlich jage ich das Tier jetzt bestimmt schon seit Stunden, doch habe ich immer noch nicht gewonnen. Trotzdem muss ich weiter.

Ich greife nach einer Flasche an meinem Gürtel und trinke das darin enthaltende Wasser. Mit Durst zu kämpfen ist nicht schlau. Die Konzentration lässt vielleicht nach.

Und wieder weiter, einfach weiter. Ich will unbedingt diese Trophäe. Nur so werde ich endlich ein richtiger Teil dieser Familie. Der König hat mich heute gelobt. Die Königin hat mich umarmt. Das tun Eltern. Ich will sie haben, endlich wirklich dazu gehören. Elios und Marko versuchen alles für mich zu tun. Miriam kümmert sich genauso gut um mich, wie Paul es immer tut. Weiter immer weiter. Nur der Gedanke nach vorn, diese großartige Zukunft treibt mich weiter an in diesen Kampf.

Der Wind dreht sich erneut. Das Brüllen des Tigers wird zu mir getragen. Er ist gar nicht so weit entfernt. Ich gehe weiter auf das Ungeheuer zu. Ich höre es wieder brüllen.

Langsam gehe ich um einen Busch und entdeckt einige umgekippte Baumstämme. Der Tiger hat sich unter diesen versteckt. Seine Bewegungen sind eingeschränkt.

Ein guter letzter Angriff und ich hätte gewonnen. Konzentration. In meinen Gedanken formt sich die Formel, um Mana in Erde zu verwandeln. Ich greife tief in mein inneres und sammele Mana in meinem Geist und der Hand. Dann schmiede ich es in die Form, in die sie es haben will.

Ich stelle mir eine Wand aus Erde vor, die das ganze Tier umschließt und ein Entkommen unmöglich macht. Langsam passt sich die Formel meinem Wunsch an. Immer wieder schrecke ich auf, dass sich der Tiger rastlos bewegt und ich habe Angst zu früh entdeckt zu werden.

Endlich, ich bin so weit! „Erdmagie: Steinerner Erdkäfer.“, flüstert sie. Worte verbessern zwar nicht die Magie und sind schon gar nicht für das Wirken der Magie nötig.

Aber der Geist eines jeden Lebewesen lässt sich leicht ablenken. Wenn man Bett sagt, denken viele an ein Bett und wenn man Feuermagie, kleine Flamme sagt, denkt man schnell an ein kleines Feuer. Worte unterstützen die Konzentration und erleichtern das Zaubern. Nur kann man Worte hören.

Der Kopf des Jadetigers schießt bei meinen Worten hoch und sieht sich nach mir um. Doch es ist zu spät für ihn. Die Erde türmt sich um den Tiger auf und fängt ihn in einem Käfig ein. Dabei schließt die Erde ihn ganz ein.

Dann sprinte ich nach vorn, wo der Kopf des Ungeheuers ist. Da ich nur Erde sieht, kann ich nur raten, wo der Kopf des Tigers ist. Also steche ich blindlings in die Erde, bis ich auf Wiederstand treffe. Ein schmerzverzerrtes Gebrüll verrät meinen Treffer.

Mit einem weiteren kraftvollen Stoß durchdringt mein Speer die Haut der Kreatur und durchbohrt es. Einige wenige Sekunden später ist es völlig ruhig.

Ist es schon tot? Ich ziehe meinen Speer aus der Erde und starre auf den mit blutbeschmierten Schaft und die Spitze. Ich stelle mich wieder kampfbereit auf. Erst dann löst sich mein Erdkäfig wieder auf.

Während die Erde dahin verschwindet, wo sie herkam, schaue ich auf die sterblichen Überreste meiner Beute. Ich stupse das Ungeheuer an mit meiner Speerspitze an. Als sich der Tiger nicht bewegt, atmet ich auf.

Ich hab gewonnen der Tiger ist tot. Endlich ist der Sieg erreicht. Applaus ertönt von den Sitzreihen. Ich habe das Herz des Tigers blind durchbohrt.

Meine Anspannung entweicht. Das Mana weicht aus meiner Muskulatur. Erst jetzt bemerkt ich, welchen Tribut das lange Benutzen von Kampfkünsten mit sich bringt. Die Muskel und Gelenke schmerzen mit jedem Schritt. Die Augen sind müde und ich kann sie kaum noch aufhalten.

Ich drehe mich einmal im Kreis, lasse meinen Blick über die Tribünen schweifen. Ich suche und finde. Die Loge der Königsfamilie. Ich starre auf die verschwommenen Figuren, zu weit sind sie weg, um ihre Gesichter zuerkennen. Wie von selbst fließt das Mana zurück in meine Augen, trotz der Schmerzen und Übermüdung. Ich will sie sehen.

Elios und Marko stehen freudestrahlend am Geländer und springen auf und ab. Miriam steht mit einem Lächeln dahinter. Paul schnäuzt sich heimlich in sein Taschentuch. Er ist immer so elegant, doch wenn ich etwas Großartiges leiste, fängt er immer an vor Freude zu weinen. Die Königin lächelt in meine Richtung, nicht nur freundlich, sondern auch liebevoll. Der König strahlt mich voll Stolz an.

Ich sollte mich daran gewöhnen sie nicht nur als Herrscher, sondern auch als Eltern zu sehen. Seit einem Jahr habe ich mir doch nichts anderes gewünscht.

Oder doch? Erinnerungen an ein altes ich, vor dem ganzen hier, schießen mir in den Kopf. Nein das hier will ich und es ist gut so!

Ein schrilles Kreischen reist mich aus meinen Gedanken. Ich schaue mich um und sehe etwas glitzern in meiner Beute, die noch immer vor mir liegt. Ich ziehe einen kleinen Dolch heraus und schneide das Glitzernde aus dem Fleisch.

Sie schaut sich das Objekt an. Es ist der Ring, den ich finden soll. Er sieht genauso aus wie der von Elios und Marko; schlichtes Silber mit dem königlichen Wappen. Sie steckt ihn sich an den kleinen Finger.

Er passt. Ungewohnt ist es aber trotzdem. Ich trage eigentlich keinen Schmuck. Nun gut, daran muss ich mich nun gewöhnen. Mein Zeichen, das ich nun auch dazu gehöre. Ich ziehe den Ring trotzdem wieder aus und verstaue ihn sicher.

Wo soll ich jetzt hin. Da! Schon wieder dieses Kreischen. Wo kommt das her. Ich sehe mich um, doch kann nichts entdecken. Dann verdunkelt sich der Mond. Ich starre dahin, wo er, bis eben noch schien. Der Mond ist gar nicht verschwunden, aber etwas hat sich zwischen uns gestellt. Und dieses etwas kommt auf mich zu.

Ich laufe. Einfach weg zur Seite von diesem riesigen etwas will ich nicht getroffen werden.