Kapitel 12: Wer kämpft eigentlich für wen?
(Ich = Isabella)
Weiter, immer weiter. Das sind die einzigen Dinge, die mir durch den Kopf gehen. Die geflügelte Bestie ist genau hinter mir. Und eigentlich fehlt mir die Kraft weiter zu rennen. Und trotzdem muss ich rennen.
Weiter, immer weiter. Verzweiflung und Angst sind meine ständigen Begleiter. Reichte der Jadetiger denn nicht. Was muss ich noch tun, um endlich dazu zu ge…. Ein Kreischen zerfetzt meine Gedanken, ohrenbetäubend laut bring es meine Ohren zum Klingeln. Mir läuft die Zeit davon und meine Kraft. Was soll ich tun? Ein weiteres, noch lauteres Kreischen lenkt mich von dieser Frage ab. Schnell blicke ich über meine Schulter.
Die Beine der Kreatur sind nur noch wenige Meter entfernt. Die Krallen ausgefahren und griffbereit. Es will mich packen.
Ich reiße meinen Blick wieder nach vorn, übersehe aber eine Wurzel und stolpere. Und mit der Fresse direkt in den Dreck. Ich ducke mich so tief es geht.
Die Bestie gleitet über mich hinweg. Nicht ohne aber Schaden anzurichten. Krallen streifen meinen Rücken und hinterlassen nichts als Blut. Eine lange Wunde quer über meinen Rücken. Schnell färbt sich die Rüstung rot. Der Stoff und das Leder nehmen die Flüssigkeit begierig auf.
Dieser Schmerz lässt meinen Körper erzittern. Ich rappele mich wieder auf. Doch der Schmerz lässt mich sofort wieder zusammenbrechen. Außerdem quillt frisches Blut aus ihrer Wunde. Schwarze Punkte tanzen vor meinen Augen. Ich entgleite meinem Körper.
Mein eigener Wunsch wird mir verwehrt: Weiter, ich sollte, wollte einfach weiter nach vorn. Doch nun bin ich liegen geblieben. Kommt den keiner, um mir zu helfen. Wo sind Elios und Marko, meine Brüder? Wo sind Miriam und Paul, meine Beschützer in der Not? Wo sind der König und die Königin, meine neuen Eltern? Das ist meine Familie! Wo sind sie alle?
„Warum hilft mir keiner?“, flüstert sie schwach. Allein. Diese Worte durchzieht meine Gedanken. Schlagen Wellen und verwischen alles. Dann folgen Bilder meine Heimat. Es sind nicht einfach nur Landschaften, wie es in manchen Albträumender Fall ist. Sie sind nicht leer. Diesmal sind diese von Wesen gefüllt. Bauern auf den Feldern, die mich mit einem sanften Lächeln grüßen.
Ich befinde in einer Kutsche. Neben mir ein junges Mädchen und mir gegenüber ein Mann und eine Frau. Wer sind sie? Die Bilder sind im dichtem schwarzem Nebel gehüllt. Ich greife nach ihnen als diese Bilde mir drohen zu entgleiten. Und da fällt es mir endlich wieder ein. Die leeren Gesichtszüge füllen sich mit Leben.
Mein Vater der Elf Mark und meine Mutter die Zwergin Nadine und meine Schwester Madelin. Wie konnte ich sie nur vergessen. Was hat man mir angetan. Man hat mir meine Familie genommen und durch eine neue ersetzt. Wie konnten sie nur! Wut lässt neue Kraft in meinen Adern pulsieren. Langsam wird die Wut durch Hass erweitert.
Der Schrei des Wyvern reißt mich erneut aus ihren Gedanken. Ich fühle mich nicht mehr nur halb im Leben und habe auch wieder die Kraft, meinen Kopf in seine Richtung zu drehen. Er kommt direkt auf mich zu. Was hat das alles noch für einen Sinn. Seine Krallen werden mich zerfetzen. Ich sammle meine Mana, um einen Erdwall zu erzeugen. Doch schon nach kurzer Zeit zerbröckelt er wieder und die Erde und Steine, die mich schützen sollten, begraben mich. Ich schreie auch als meine Wunden zu brennen Anfangen.
„Finger weg von meiner Tochter!“, kreischen zwei mir bekannte Stimmen. Ein riesiger Erdbrocken löst sich aus der Erde und fliegt dem Ungetüm entgegen. Ihm folgt Wasser in Form von Dolchen.
Zwei Frauen treten vor mich. Ich muss blinzeln, damit sich meine Sicht wieder klärt. Die eine ist Königin Sephelia und die andere ist die Zwergin Nadine aus ihren Erinnerungen. Beides meine Mütter. Sie kämpfen für mich.
Der Stein knallt gegen den Bauch des Wyvern. Dieser sieht das Geschoss kommen und kann noch etwas ausweichen, sodass der Fels nur abprallt. Doch die Dolche aus Wasser schneiden sich durch seine dicke Haut. Leider scheiden sie nicht tief genug, um wahrhaftigen Schaden anzurichten. Frustriert knurrt die Bestie und schreit sich den Schmerz aus der Seele.
Die Stimme des Königs beschwört seine Magie: „Finsternismagie: finstere Dornen.“ Pechschwarze Kegel mit gigantischen ausmaß schießen aus dem Boden. Sie biegen sich in Richtung des Wyvern und versuchen ihn zutreffen.
Obwohl die Kreatur riesig ist, schafft sie es auszuweichen. Die Dornen wachsen über die Bestie hinaus und umringen sie, bis endlich einer trifft. Der Dorn sticht durch eines der Beine. Die anderen Wenden abermals und letztendlich treffen sie alle.
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Vater, Mutter und Mutter setzten zu Nahkampf an. Der König kämpft mit einem Großschwert. Mit diesem hoch erhoben stürmt er voran.
Der Wyvern sieht die Gefahr kommen und versucht sich zu befreien und weiter fliegen zu können.
Animus nutzt seine Flügel, um die Dornen schnell zu erklettern. Meine Mütter erschaffen Eis und Erde und lassen sie nach oben tragen. Ein Hochelf schließt sich ihnen an. Es ist mein Vater Mark. Er hat einen Sturm erzeugt, auf dem er nun nach oben reitet.
In seinen Händen liegt eine Gleve, eine Stabwaffe mit einer langen Klinge am Ende. Vater zielt damit auf seinen Gegner, den Wyvern und drückt ab. Schwarzer Rauch umhüllt ihn und ein knall ertönt, ähnlich, wenn ich meine Pistole abfeuert.
Der Wyvern schreit auf. Blut fließt aus einer neuen Wunde am Hals und tropft auf den Boden. Inzwischen ist eine Pfütze durch die ganzen Wunden am Boden entstanden. Doch noch hat die Bestie genügend Kraft, um sich zu wehren.
Ich versuche meinen Kopf und Körper zu bewegen, um das Geschehen mitverfolgen zu können. Erneuter Schmerz zieht durch meinen Rücken direkt in den Kopf. Außerdem wiegen die Brocken aus Stein und Erde wiegen schwer, auch wenn es nur ein zwei Kilo sind. Sie krümmt sich zusammen, was nur die nächste Schmerzwelle auslöst.
„Bleib ruhig liegen, Isabella. Es wird so nur noch schlimmer.“, sagt Icaro. Trotz dieser einfachen Anweisungen ignoriere ich den Schmerz und drehe meinen Kopf erneut, sodass ich Icaro anschauen kann. Er seufzt, als sich Tränen und ein Schmerzensschrei sich von mir lösen.
Dann kümmert er sich um die Heilung seiner Patientin. Erst reinigt er meine Wunden und beseitigt den Dreck. Das erleichtert mir das Atmen. Dann verwendet er eine Kombination verschiedener Zauber, um mit der Hilfe der sechs Elemente meine Wunden notdürftig zu verschließen.
Zuletzt greift er an meinen Gürtel und holt die Bandagen heraus aus eine der Taschen heraus. Er wirkt erneut Magie, um aus der Erde ein Messer zu formen. Er schneidet mich aus der Rüstung und verbindet mich dann mit den sauberen Stoffen.
Er hat sie zuvor noch in irgendeine Salbe oder Flüssigkeit gelegt, denn die Stoffbänder fühlen sich kalt und nass an. Kurz darauf spürt ich es nicht mehr. Ein Nebel liegt über meinen Schmerzen und betäubt sie.
Endlich kann ich wieder frei atmen. Der Schmerz lässt schnell nach und ich kann meine Muskeln entspannen. Ich wusste gar nicht, dass ich die Luft angehalten hatte. Ich genieße daher die frische kühle Luft und jeden Atemzug, der sie in meine Lungen trägt. Ich wollte mich aufsetzen, aber Icaro hält mich auf.
„Tu es nicht. Es ist alles nur notdürftig. Ich bin kein Heiler!“, sagt er. Seufzend bleibe ich liegen.
Dann höre ich Schritte, von einer kleinen Personengruppe. „Da ist sie. Tötet sie!“, ruft eine hohe weibliche Stimme.
„Aber der Großmagier Icaro schützt sie.“, meldet eine andere tiefere männliche Stimme.
„Dadurch, dass er sie behandeln und schützen muss, ist er ein leichtes Opfer. Los schnappt sie euch!“, schreit die weibliche Stimme erneut. Die Gruppe antwortet mit zustimmenden Gemurmel.
„Ihr habt nur eine Chance. Ergebt euch doch bitte.“, sagt Icaro freundlich.
„Ihr habt keine Chance! Los jetzt! Angriff!“, ist die Antwort der Anführerin. Icaro seufzt, zögert aber nicht sofort seine Gegner tödlich auszuschalten.
Nur eine lässt er zurück, die Anführerin. Es ging so schnell, dass ich es gar nicht sehen konnte. Und schon hat Icaro den nächsten Zauber gesprochen. Ranken und Wurzeln klettern aus der Erde und am Körper der Anführerin hoch. Sie schlingen sich so eng um das Wesen, dass es sich nicht mehr bewegen kann.
„Mit dir befasse ich mich später.“, sagt er und wendet sich wieder mir zu, „Schlafe Isa, ich kümmere mich um den Rest.“
Kurz darauf trifft eine weitere Gruppe ein. Diesmal sind es die Soldaten der königlichen Garde. Sie wechseln aufgeregte Worte mit Icaro, doch für mich sind sie zu weit weg.
Meine Augen werden schwer. Das scheint einer der Effekte der Medizin zu sein. Ich tu alles, um mich dagegen zu wehren. Icaro beugt sich zu mir runter und hält mir eine Flasche an die Lippen.
„Woher nimmst du nur die Kraft die gegen solch starke Medizin zu wehren. Trink und Ruhe dich endlich aus.“, sagt er.
Ich gebe nach, lasse die kühle Flüssigkeit meinen Hals hinuntergleiten. Nach kurzer Zeit falle in einen traumlosen Schlaf.