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Kapitel 20 • Später Abend

Dorran hatte große Mühe damit, geradeaus zu gehen und nicht alle paar Schritte in den Rinnstein zu stolpern. Nach einigen derartigen Missgeschicken hatte er den glorreichen Einfall, sich an der Hauswand zu seiner Linken abzustützen. Kam er an eine Ecke, so tastete er sich vorsichtig bis zur angrenzenden Wand. Auf diese Weise wankte er zweimal um einen Block, bevor ihm auffiel, dass er ein paar Mal zu oft links abgebogen war. Er blieb also schwankend an der Ecke stehen, wo er beinahe zum dritten Mal in die selbe schmale Gasse eingebogen wäre, und überdachte seine Situation.

Hinter ihm lag ein langer Abend und eine noch längere Nacht in der großen Gildenhalle der Kaufleute, wo zu Ehren seiner Ernennung zum jüngsten Meister in der langen Gildengeschichte ein rauschendes Fest gegeben worden war — für dessen Kosten Dorran selbst aufzukommen hatte. Diese bestürzende Erkenntnis ließ ihn fast wieder nüchtern werden.

Er war nicht nur der jüngste Meister in der Geschichte der Händlergilde, sondern wohl auch der Ärmste. Ihm war jedenfalls kein anderer Kaufmann bekannt, der seine Karawanen ganz alleine durch die Lande führte und nur von einem einzigen Pferdeknecht begleitet wurde. Wäre Dorran nicht landauf, landab als armer Schlucker bekannt, so hätte sein Leben wohl schon längst ein frühzeitiges Ende durch die Klinge eines Wegelagerers gefunden. Aber in seiner derzeitigen Lage konnte er eher damit rechnen, dass sich einer der Schurken seiner erbarmte und ihm Unterschlupf für die Nacht anbot.

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Besonders ernüchternd wirkte sich auf Dorrans Stimmung aus, dass er im Morgengrauen mit seiner unscheinbaren Karawane in Richtung der Donnerberge aufbrechen musste. Er hatte eine Ladung Papier und ein Bündel Briefe zur Magierschule zu bringen. Einen weniger attraktiven und gleichwohl riskanteren Auftrag konnte sich Dorran nicht vorstellen — die Strecke war berüchtigt für die schlechten Wege durch die verwinkelten Schluchten des Gebirges.

So riss er sich zusammen und wankte zielstrebig zur Karawanserei. Endlich dort angekommen, suchte Dorran sich ein Nachtlager in einem der Heuschober, um vor dem Aufbruch noch einige Stunden ungestört zu schlafen. In seiner eigenen Kammer würde ihn sein Knecht nicht lange in Frieden lassen.