Viel Zeit, um über den Weggang von Sophie traurig zu sein, bleibt mir nicht. Einer der fahrenden Händler möchte zu seiner ersten Ausfahrt des Jahres aufbrechen. Warum man allerdings zum Bewachen von ein paar eingemachten Früchten, Wein und gepökeltem Fleisch einen Magier engagiert, ist mir schleierhaft. Immerhin sind Vertreter meiner Zunft alles andere als billig.
Mission: Geleitschutz
Der Händler Herr Köhler hat um Geleitschutz bei seiner kommenden Rundfahrt gebeten.
Aufgabe 1
Begleite Herrn Köhler auf seiner Reise. (0/1)
Aufgabe 2
Sorge während der Tour für die Sicherheit des Händlers und seiner Waren. (0/1)
empfohlenes Level
Level 1 (II)
Belohnung 1
50 (25) Sil
200 Erfahrung
Belohnung 2
2.000 (1.000) Sil
800 Erfahrung
Unsere Route ist fairerweise nicht ganz ungefährlich. Banditen sind immer eine tendenzielle Bedrohung und auch Angriffe von wilden, hungrigen Tieren sind ein mögliches Risiko. Gleichzeitig besteht aber auch die Chance, dass in der gut fünf Wochen langen Reise absolut gar nichts passiert. Alltag im Leben eines Abenteurers.
Herr Köhler erweist sich als rundlicher, eher kleiner Mann mit kräftigem Händedruck: “Es freut mich, Sie kennenzulernen Herr Lang.” Ich begrüße den Händler freundlich. “Verzeihen sie mir diese merkwürdig erscheinende Nachfrage, aber sie sind wirklich der Magier der Sira-Gilde?” Ich erwidere die Frage zunächst mit einem Stirnrunzeln. Die Kombination aus dem Pin auf meinem Umhang und einer Anwendung Identifizieren sollte eigentlich keine Zweifel an meiner Person lassen: “Was lässt sie an meiner Person zweifeln, wenn ich fragen darf?” “Nunja, den Geschichten zufolge hatte ich ein… anderes Bild von ihnen.”
Ich kneife die Augen zusammen. Der Händler hat es bisher vermieden, mich direkt anzusehen. Herr Köhler scheint offenbar kein allzu großer Freund meiner neuen Sehorgane zu sein. Eine Tatsache, die ihn in meinem Buch direkt etliche Stufen nach unten katapultiert: “ Sie haben extra bei der Sira-Gilde nach mir verlangt und hier bin ich. Erzählungen tendieren manchmal dazu, von der Realität abzuweichen. Ich versichere ihnen dennoch, mich den Anforderungen dieser Mission gewachsen zu fühlen. Ansonsten können wir uns in der Gilde auch gerne über die Aufhebung des geschlossenen Vertrages unterhalten.” “D-Das wird nicht nötig sein Herr Magier”, erwidert der nun schwitzende Händler. “Ich war nur ein wenig überrascht von ihrem Erscheinungsbild, mehr nicht. Ihre vergangenen Taten sprechen für sich und ich bin froh sie an Bord zu haben.”
Wie ich solches Rumgeschleime hasse. Herr Köhler will bloß keine Entschädigung für das Aufheben des Vertrages zahlen. Einen Nicht-Magier hätte der Typ schon längst nach Hause geschickt.
Kurze Zeit später treffen auch meine Kollegen für diesen Auftrag ein. Die beiden Krieger entpuppen sich als Mitglieder der Lehmann-Gilde. Nach einer noch eher zurückhaltenden Begrüßung bricht aber im Laufe der ersten Tage das Eis. Ein guter Umgang zwischen Abenteurern ist immer von Vorteil. Schließlich ist man im Ernstfall aufeinander angewiesen. Trotzdem bemerke ich schnell eine gewisse Barriere zwischen uns, die sich nicht so schnell abbauen lässt. Ob diese Distanziertheit jedoch an meinen Augen, dem Magier sein oder an meinem Charakter liegt, kann ich nicht so genau sagen.
In dieser Hinsicht sind die Dorfbewohner eine ganze Ecke einfacher zu lesen. Egal welche Ortschaft wir besuchen, fast alle scheinen zumindest eine gehörige Portion Respekt vor mir zu haben. Es kursieren viele schlimme Geschichten im Zusammenhang mit Magiern. Das meine Kollegen sich oft aufgrund ihrer Herkunft überlegen fühlen und dies auch zeigen, macht es nicht besser. Wenn man dann noch meine sonderbaren Augen bedenkt, ist die Reaktion der Leute durchaus verständlich.
Für Herrn Köhler und seinen Mitarbeiter wirkt sich dieser Effekt finanziell recht positiv aus. Keiner traut sich in Gegenwart eines Magiers großartig zu feilschen oder gar zu klauen.
Im Umkehrschluss ist die Reise für mich bisher ziemlich langweilig. Nebenbei ein wenig an meinen Zaubern zu feilen fällt auch aus. Die Dorfbewohner würden eventuell schon beim Anblick eines Rindenschildes in Panik verfallen und sich bei dem ständigen Geruckel während der Fahrt zu konzentrieren fällt mir schwer. Positiv betrachtet kann ich mich so zumindest in aller Ruhe an meine neue Sicht gewöhnen.
Sofern ich das feststellen kann, hat sich meine Sehkraft überhaupt nicht verändert. Dafür wirken allerdings alle Farben viel intensiver. Der Himmel ist irgendwie blauer, die ersten Blätter sind grüner und das Licht einer Kerze greller als vor meinem Rangaufstieg. Besonders bunte Sachen anzuschauen, brennt tatsächlich ein wenig in den Augen. Weitere Nachteile sind mir jedoch noch nicht aufgefallen. Wozu das Ganze gut sein soll, weiß vermutlich nur das System oder eine “Elite des Waldes”.
Während ich aber versuche, die Zeit irgendwie zu überbrücken, fallen den Kriegern und mir mehrere Ungereimtheiten auf. Wenn die Dämmerung über einem der Dörfer so langsam hereinbricht, wirkt Herr Köhler manchmal zunehmend nervöser. Seine nächtlichen Ausflüge bleiben ebenfalls nicht unbemerkt. Ohne diese Geheimniskrämerei wäre das alles keine große Sache. Da wir aber vertraglich bedingt um seine Sicherheit besorgt sein müssen, gehen uns diese mysteriösen Ausflüge sehr wohl etwas an. Von elf Tagen, an denen wir in Dörfern übernachtet haben, hat sich der Händler in fünf davon versucht, davon zu stehlen. Zweimal haben wir ihn verloren und dreimal ist er mit einer Kiste unter dem Arm in einem unscheinbaren Wohnhaus verschwunden. Einige Zeit später verlässt Herr Köhler dann das Gebäude wieder ohne besagten Gegenstand und kehrt in unsere Unterkunft zurück. Darauf angesprochen erhalten wir nur ausweichende Antworten.
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Die Chancen stehen also gut, dass der Inhalt der Kisten zumindest dubioser Natur ist. Was wir dagegen tun werden? Nunja, vorerst nichts. Für die Einhaltung geltender Gesetze zu sorgen ist die Aufgabe anderer Leute. Gerade ohne konkrete Beweise kann sowas auch ganz schnell eine Menge Ärger nach sich ziehen. Solange wir bei unseren Beobachtungen jetzt nicht auf etwas stoßen, was uns selber mit in die Scheiße reiten kann, werden wir die Füße stillhalten. Zusätzliche Nachtschichten selbst innerhalb der Zivilisation schieben zu müssen ist trotzdem nervig.
Die Tage verstreichen ohne weitere Zwischenfälle und wir kehren heil nach Torfbergen zurück.
Mission Geleitschutz abgeschlossen!
Aufgabe 1 abgeschlossen!
25 Sil erhalten
200 Erfahrung erhalten
Aufgabe 2 abgeschlossen!
1.000 Sil erhalten
800 Erfahrung erhalten
5x Levelaufstieg!
* 5 Vitalität
* 5 Wahrnehmung
* 20 Intelligenz
* 25 Einsicht
Allgemeines
Name
Torben Lang
Klasse
Magier
Spezialisierung
Naturgestalt (II)
Level
6
Lebenspunkte
154/154
Lebensreg.
8/h
Mana
380/380
Manareg.
20 (21)/46,8min
Erfahrung
160/288
Attribute
Stärke
8
Vitalität
50 (77)
Geschicklichkeit
5
Wahrnehmung
18
Intelligenz
126
Einsicht
190
Fünf Level am Stück aufzusteigen ist auch ein neues, erstes Mal für mich. Wahrscheinlich sollte ich diesen Moment gut in Erinnerung behalten. Vielleicht spendet mir der Gedanke ja Trost, wenn ich später mehrere Monate für ein einzelnes Level schuften muss.
Zurück in der Gilde finde ich ein reges Treiben vor. Offenbar hat es im Einzugsbereich von Torfbergen in den letzten Wochen mehrere, bisher ungeklärte Todesfälle gegeben. Was das Ganze aber so brisant macht ist, dass auch einer der Gildenanführer unserer Stadt zu den Opfern gehört. Da Personen des dritten Ranges normalerweise nicht einfach tot umfallen, hat sich Herr Baron Lester der Sache persönlich angenommen.
Konkretes dringt von den Ermittlungen wohl bisher kaum an die Öffentlichkeit. Was alle Toten miteinander gemein haben ist, dass sie wohl merkwürdige, schwarze Linien aufweisen. Natürlich halten begrenzte Informationen die Leute nicht davon ab, bereit mit wilden Spekulationen um sich zu werfen. Von möglichen Vergiftungen, über den Angriff eines unbekannten Tieres, bis hin zu dem Werk eines Anwenders dunkler Magie ist alles dabei.
Gleichzeitig kreiert das plötzliche Ableben einer einflussreichen Person neue Spannungen zwischen den Gilden. Man steht schließlich im ständigen Wettbewerb miteinander. Ohne einen Rang 3 an der Spitze droht die Gilde des blauen Schildes nun zusammenzubrechen. Die feine Balance zwischen den etablierten Fraktionen droht zu kippen. Eine entsprechende Nervosität kann ich deshalb in den Gesichtern meiner Kollegen durchaus nachvollziehen.
Das ein wildes Tier für solch eine Serie an Angriffen verantwortlich sein soll, halte ich für unwahrscheinlich. Irgendjemand im Torfbergen wäre ein solches Wesen sicherlich aufgefallen. Da gleichzeitig auch solche Todesfälle im Umland auftauchen, müsste das Biest schon ziemlich flott unterwegs sein.
Andererseits gibt es Tiere mit Tarnfertigkeiten. Für einen Vogel wären solche Strecken ebenfalls ein Kinderspiel. Trotzdem hätte sich doch ein Rang 3 Frontkämpfer selbst bei einem Überraschungsangriff irgendwie zur Wehr gesetzt. Angeblich ist er aber abends in seinem Zimmer einfach zusammengebrochen und verstorben. Klingt für mich viel eher nach einem Giftanschlag, als dem Werk einer ansonsten wirklich furchteinflößenden Kreatur. Doch warum sollte man dann auch normale Leute augenscheinlich wahllos vergiften? Vielleicht haben der oder die Strippenzipper den Wirkstoff erst einmal getestet? Da allerdings immer noch Menschen sterben, macht diese Theorie auch keinen Sinn. Ohne weitere Informationen sind meine Überlegungen genauso viel wert wie vom nächstbesten Kaufmann. Wenn sich Herr Lester persönlich darum kümmert, dann bleibt mir nur zu hoffen, dass die Angelegenheit möglichst schnell aufgeklärt wird. Trotzdem schadet es ja nicht, die Augen und Ohren offen zu halten.
Zurück in meinem Zimmer, finde ich einen Brief auf meinem Bett vor. Die Absenderin ist Rina Warscher. Ich öffne den Umschlag und meine Laune verbessert sich schlagartig. Offenbar hat die Warscher-Familie ihre Suche nach Informationen zu meiner Person abgeschlossen. Die Feuermagierin fragt nach einem Termin zur Einlösung unserer Vertragsschulden. Mein erster Instinkt ist es, sofort zum Anwesen der Adligen aufzubrechen. Allerdings ist es schon ziemlich spät. Somit werde ich mich wohl bis morgen gedulden müssen. Vor lauter Aufregung fällt mir das Einschlafen schwer. Ich bin gespannt zu erfahren, ob die Adlige irgendetwas über mich herausbekommen hat.