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Vera - Ein Abentuer ins Ungewisse [German]
Kapitel 28: rätselhafte Wölfe Teil 3

Kapitel 28: rätselhafte Wölfe Teil 3

Mit lautem Gebrüll stürmen die Nahkämpfer an mir vorbei, während gleichzeitig ein Pfeilhagel über meinen Kopf schwirrt. Ich beobachte das Geschehen einige Sekunden lang, bereit jede Sekunde einen der Kämpfer mit einem Manabolzen zu unterstützen.Im Endeffekt muss ich aber feststellen, dass ich den Leuten in so einem Szenario nicht helfen kann. Widerwillig löse ich meinen Zauber auf und krieche zurück zu den Bogenschützen. Auch viele der Fernkämpfer habe ihr Feuer eingestellt. Die Wahrscheinlichkeit den Falschen zu treffen ist einfach zu groß. Die einzige Ausnahme hiervon ist Sven. Ohne mit der Wimper zu zucken jagt er Pfeil um Pfeil in das Gewusel. Es ist schwer jeden Pfeil zu sehen aber die meisten Projektile scheinen ihr Weg ins Fleisch der Raubtiere zu finden. Ich lehne mich an einen Baum an um das Spektakel besser beobachten zu können. Die ersten Abenteurer, welche sich zurückziehen müssen sind unsere Helden der Stunde. Beide sehen schlimm aus, doch das Grinsen in ihren Gesichtern spricht eine andere Sprache.

Es ist mittlerweile wieder Stille auf unserem Rastplatz eingekehrt. Erschöpft liegen viele der Frauen und Männer nun am Boden und ruhen sich aus. Die Panik, die Angst, die Wut, der Stress, alles fällt nun von ihnen ab. Jeder einzelne der Angreifer ist gefallen. Clara sieht aus als wäre sie in einen merkwürdigen Farbeimer gefallen. Die Kriegerin hat sich im Kampf gegen die Tiere ausgezeichnet geschlagen. Ihre Achtsamer Blick-Fertigkeit, welche ihr eine quasi Rundumsicht gewährt, trumpft in so einem Szenario richtig auf. Sie alleine ist für vier der nun brennenden Kadaver verantwortlich. Jedoch war dieser Sieg nicht ohne Verluste. In dem Feuer brennen nicht nur die Wölfe, sondern auch zwei unserer Weggefährten.

Nachdenklich starre ich in das Feuer. Warum sind die Biester nicht geflohen? Wölfe sind kluge Jäger. Sie machen normalerweise vor allem Jagd auf schwache, alte oder unvorsichtige Beute. Ich kann den Frontalangriff akzeptieren. Sie wähnten sich mit ihrer Furchtfertigkeit im Vorteil. Allerdings wurde nach dem Abklingen der Fertigkeit sehr schnell klar, dass wir die Oberhand haben. Speziell der Level 38 Wolf, welcher der Hauptverantwortliche für die Toten auf unserer Seite ist, hätte mühelos fliehen können. Traue ich den Tieren etwa mit so einer simplen Einschätzung der Situation zu viel zu? Die nächste Ungereimtheit ist das Level des Wolfes. Warum begegnen wir auf einer Mission, welche für Level 25 geeignet sein soll, einem Raubtier das dreizehn Level darüber ist? Haben die Leute von der Abenteurergilde etwa einen Fehler gemacht?

“Hast du einen Moment für mich Zeit?” Mein Blick fällt auf Marco. Vor lauter Träumerei habe ich ihn gar nicht bemerkt: “Es ist ja nicht so als ob ich dir aktuell einfach davonlaufen könnte.” Der Mann mit den kurz geschorenen, braunen Haaren schenkt mir ein Lächeln und setzt sich zu mir. “Was glaubst du steckt dahinter?” “Wohinter?” frage ich ahnungslos. “Verkauf mich nicht für dumm. Wir beide wissen, dass mit den Biestern irgendwas nicht rund läuft. Ich fresse einen Besen wenn das Geschehen heute Nacht und in Kleinbruch normal sein soll. Also was denkst du?” Ich zucke mit den Schultern: “Ich kenne mich hier in der Gegend nicht aus. Von daher könnte es praktisch alles sein. Hast du Vincent schon davon erzählt?” Der Schurke nickt: “Er meinte nur, dass ich einen guten Riecher habe. Allerdings brichst du eher erfolgreich bei der Lester-Familie ein als dass du aus dem Mann etwas nützliches heraus bekommst.”

Die ersten Sonnenstrahlen lassen mich endlich aufstehen. An Schlaf war nach den Ereignissen der Nacht nicht mehr zu denken. Das Heilen meines Beines hätte aber vermutlich sowieso zu schlaflosen Stunden geführt. Den Gesichtern der Anderen nach zu urteilen war ihre kurze Nachtruhe allerdings auch nicht besser. Nach einem kurzen Frühstück sind wir wieder unterwegs. Alle Gespräche wurden auf das Minimum reduziert. Sowohl die Fährtenleser als auch der nächtliche Angriff deuten darauf hin, dass wir den Biestern langsam auf den Pelz rücken.

Am frühen Nachmittag laufen wir schließlich in die nächste Wolfsgruppe. Wie aus dem Nichts schießt plötzlich ein graues Wesen aus dem Dickicht und verbeisst sich in einen unserer Krieger. Nachdem ich den initialen Schock überwunden habe, leuchtet mein Zauberstab umgehend auf. Wir haben so eine Situation bereits vorher gesehen und Sven kam mit einem guten Plan um die Ecke. Neben mir eilen die Bogenschützen zum nächstgelegenen Baum, klettern flink hinauf und eröffnen das Feuer. Alle Nahkämpfer außer einer der Frontkämpfer bilden kleinere Gruppen um sich zur Wehr zu setzen. Der Schildträger geht neben mir in Stellung. Seine einzige Aufgabe besteht darin, mich aus allem rauszuhalten. Sven meinte zu uns, dass es eine Standardstrategie sei, immer den Magier zu beschützen. Da sich der Schrank von einem Mann freiwillig gemeldet hat und Clara wesentlich besser für den Angriff geeignet ist, habe ich kein Problem mit dieser Herangehensweise.

Völlig unbedrängt wirke ich gut zwei dutzend Manabolzen um unsere Angriffs- beziehungsweise Verteidigungslinie zu unterstützen. Der Plan des jungen Bogenschützen funktioniert hervorragend. Gemeinsam mit Clara gehen alleine acht Leichen auf unser Konto. Jedoch hat in dieser Schlacht der Krieger, welcher am Anfang attackiert wurde, sein Leben lassen müssen. Von anfangs 35 Männer und Frauen sind drei definitiv und zwei sehr wahrscheinlich tot. Die restlichen neun Abenteurer haben wir seit unserer Ankunft in Kleinbruch nicht wieder gesehen. Man kann nur hoffen, dass es ihnen gut geht. Marco schlägt schließlich vor, dass wir unseren Nachtlager heute zeitig aufbauen sollten. Alle sind müde und erschöpft. In einem solchen Zustand weiter nach der Ursache des Ganzen zu suchen bringt uns nur bedingt weiter. Der Vorschlag wird einstimmig angenommen und vier Personen werden für je vier Stunden zur Nachtwache bestimmt.

Zur Mittagsstunde des nächsten Tages erklimmen wir einen Hügel. Da ich mich eher im hinteren Teil der Kolonne befinde, bekomme ich gar nicht mit wie die ersten Bogenschützen die Spitze erreichen und sich schlagartig auf den Boden werfen. Ein Flüstern geht durch die Reihe und erreicht auch schließlich mich. Wie es aussieht haben wir wohl den Unterschlupf der Wölfe endlich gefunden. Die Krieger haben bereits ihre Waffen gezückt aber von vorne erfolgt das Kommando zum Rückzug. Ich bin nicht der Einzige, welcher davon irritiert ist. Ein Stück vom Fuße des Hügels entfernt richtet schließlich Sven das Wort an uns. Der Bogenschütze ist sichtlich angespannt: “Ich habe gute und schlechte Nachrichten für euch. Die Gute ist, dass wir sehr wahrscheinlich den Unterschlupf der Wölfe gefunden haben. Auf der anderen Seite des Hügels erstreckt sich ein Grasfeld. Nicht nur meine ich den ein oder anderen Wolf gesehen zu haben, sondern auch einen Höhleneingang.”

Einige der Abenteurer zeigen sich erleichtert über diese Entdeckung. Immerhin sind mittlerweile schon ein paar Tage unterwegs. Allerdings lasse ich mich von ihrer Vorfreude nicht mitreisen: “Und was ist die schlechte Nachricht?”, frage ich den Bogenschütze. “Naja, direkt neben der Höhle hockte ein schwarzer Wolf dessen Level ich nicht sehen konnte.” Schlagartig ist die gute Stimmung wieder dahin. “Bist du dir sicher, dass du dich auch nicht verguckt hast?”, fragt Marco. “Du kannst gerne selbst nachschauen wenn du möchtest.”

Nacheinander steigen wir vorsichtig den Hügel hinauf und spähen auf die andere Seite. Tatsächlich ist die Lage so, wie Sven sie uns beschrieben hat. Ohne Probleme kann ich ein dutzend der Tiere ausmachen, welche das gute Wetter für ein Sonnenbad nutzen. Auch der schwarze Wolf ist da, jedoch scheint er mehr schwarz-grau gestreift zu sein. Genau kann ich es aus dieser Distanz aber nicht sagen. Sein Level ist für mich jedoch genauso klar zu erkennen, wie das der meisten Einwohner in Torfbergen.

The narrative has been taken without permission. Report any sightings.

???

Niedergeschlagen sitzen und stehen wir wieder zusammen. Das muss ein schlechter Scherz sein oder? Ein Rang 2 Biest auf einer Level 25 Mission? Sophie versucht uns damit aufzumuntern, dass der Wolf nur Level 10 ist und somit keine große Sache sei. Wie kann die Frau behaupten, dass etwas was 30 Level über den Meisten von uns ist, keine große Sache wäre? Außerdem kommt noch der Rangunterschied dazu. Logischerweise gibt ein Level im zweiten Rang mehr Attributspunkte als im Ersten. Somit ist der tatsächliche Unterschied wohl eher bei 40 Level oder sogar noch mehr. Ein paar schlagen vor, dass wir es dennoch probieren sollten. Solch ein Biest zu töten wäre nicht nur prestigeträchtig, sondern gewährt auch absurd viel Erfahrung für jemanden wie uns. Es entbrennt eine Debatte darum, ob und wenn ja wie wir das Tier erlegen könnten.

Während die Anderen diskutieren, suche ich das Gespräch mit unseren Aufpassern: “Wisst ihr zufällig, wie genau die Levelvergabe einer Mission funktioniert?” Leider wissen Greg, Sophie und Vincent das auch nicht so genau. Nur jemand mit einer Verwalterklasse kann Mission durch das System erschaffen. Sie sind genauso bindend, wie Systemverträge, welche mit dieser merkwürdigen Tinte geschrieben werden. Sie versichern mir aber dass im Normalfall keine der Angaben falsch ist. Ein Verwalter kann die Kosten, die Belohnung oder aber auch das empfohlene Level anpassen aber nur mit den entsprechenden Fertigkeiten und nur in einem gewissen Toleranzbereich. In unserem Fall könnte die Person zum Beispiel das Mindestlevel auf 25 gedrückt haben, weshalb aber im Ausgleich dafür die Teilnehmerzahl höher ist. Was allerdings passieren kann ist, dass dem Verwalter nicht alle Informationen vorliegen und er deshalb die Mission falsch einschätzt. Jedoch springt bei Bekanntwerden der Informationen das System ein und warnt die Teilnehmer entsprechend.

Könnten vierzig Rang 1 Abenteurer gegen einen Rang 2 Level 10 Wolf gewinnen? Die Antwort ist sehr wahrscheinlich schon. Quantität ist immerhin auch eine Qualität. Die Opfer wären allerdings enorm. Außerdem ist nicht ausgeschlossen, dass in der Höhle noch mehr von diesen Ungeheuern lauern. Nachdenklich kehre ich zu meinen Platz zurück und rufe die Mission noch einmal auf.

Mission: Aufklärung der Umstände in Kleinbruch

Das Dorf Kleinbruch wurde vor einigen Tagen von einem riesigen Wolfsrudel überfallen. Viele Bewohner haben den Angriff nicht überlebt. Da es für die Tiere ungewöhnlich ist, solch große Gruppen zu bilden, möchte die Lester-Familie der Ursache auf den Grund gehen.

Aufgabe 1

Finde heraus, wieso die Wölfe sich so ungewöhnlich verhalten und erstatte der Abenteurergilde oder der Lester-Familie Bericht. (0/1)

Aufgabe 2

Hilf dabei das Wolfsrudel auszulöschen (15/?)

empfohlenes Level

Lv 25

Personenlimit

40/40

Belohnung 1

300 Sil

4000 Erfahrung

Belohnung 2

4 Sil pro getöteten Wolf

70 Erfahrung pro getöten Wolf

Das empfohlene Level liegt nach wie vor bei 25. Angenommen der Verwalter hat nicht getrickst und das Level stimmt, was bedeutet dass dann für unsere momentane Situation? Ich lese die Zeilen wieder und wieder bis ich mir die flache Hand gegen die Stirn schlage. Wie kann man nur so blind sein! Ich eile zu Clara bedeute ihr mir zu folgen.

“Wir müssen zurück nach Kleinbruch.” Die Kriegerin schaut mich verdutzt an: “Was willst du denn nochmal in diesem Geisterdorf?” Ich grinse sie an: “Die Mission absolvieren, was denn sonst?” Sie schaut mich an als wäre ich verrückt geworden. “Ich erkläre es dir auf dem Weg, vertrau mir.” “Lust mich in das Geheimnis mit einzuweihen?” Ich schaue zu Marco herüber. Wie zum Kuckuck hat er sich so lautlos an uns herangeschlichen? Da ich aber nicht genau weiß, was uns erwartet, habe ich gegen ein wenig Hilfe nichts einzuwenden: “Wenn du und deine Gruppe uns begleitet dann gerne.”

Es ist etwa eine Stunde später als Marco es schließlich nicht mehr aushält: “Hör bitte auf so fröhlich zu grinsen und verrate uns endlich was du rausgefunden hast.” Ich drehe mich zu Clara und dem Schurkenquartett um: “Wenn wir die Hauptmission erledigen wollen, müssen wir nach Kleinbruch zurück.” “Und warum genau?”, fragt er mich. “Mir sind zwei komische Dinge an der Mission aufgefallen. Erstens stellt sich mir die Frage, warum die Wölfe für einen Level 25 Auftrag so ein hohes Level haben. Zweites wäre da die Tatsache der zwei Teile der Mission. Warum gibt es zwei Aufgaben, statt nur Einer aber mit zwei Aspekten?”

“Auf dein erstes Problem habe ich keine Lösung”, entgegnet mir der Schurke, “ aber macht es überhaupt einen Unterschied ob es nun eine Aufgabe oder mehr sind?” “Wenn ich richtig liege, dann macht es einen großen Unterschied. Meine Theorie ist, dass irgendjemand oder irgendetwas die Tiere manipuliert. Anders ausgedrückt beschäftigt sich Aufgabe 2 nur mit dem Symptom und nicht der Ursache selbst. Die Mission ist erfüllt, wenn jemand der Lester-Familie oder der Abenteurer-Gilder die Ursache nennt. Da auch theoretisch nur eine Person die Mission hätte annehmen können, muss sie also auch für jemand Einzelnen machbar sein. Da kein Level 25 Abenteurer dutzende Wölfe töten kann, bin ich der Ansicht, dass kämpfen gar nicht Teil der wahren Mission ist. Folglich muss man die Ursache an einem Ort finden können, an dem keiner oder nur sehr wenige der kontrollierten Wölfe zugegen ist. Die Frage ist also nun, wo genau man nach der Ursache suchen soll. Es hat eine Weile gedauert, bis bei mir der Groschen gefallen ist und ich den Missionstitel als den Hinweis verstanden habe, der er ist.”

Mission: Aufklärung der Umstände in Kleinbruch

Mit einem Umweg um unsere Lebensmittel wieder aufzufrischen brauchen wir insgesamt zehn Tage um das Geisterdorf zu erreichen. Es wäre doch gelacht, wenn wir der Ursache des Ganzen nicht auf die Spur kommen würden.