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Noch nie war ich so froh darüber, einen anderen Menschen zu sehen. Allerdings fehlen mir im Moment die Worte, um dieser Freude auch entsprechend Ausdruck zu verleihen: “Danke Vincent”, ist alles was mir über die Lippen kommt. Der Schurke winkt lässig ab. Gemeinsam sehen wir dabei zu, wie der Schattenklon des Schurken die Bestie weiter ins offene Feld lockt. Die schemenhafte Gestalt muss sich glücklicherweise nicht lange alleine mit so einem Monster herumschlagen. Mit großen Schritten rauscht Sophie heran. Die Kämpferin transferiert ihr Momentum in einen kraftvollen Hieb. Der Angriff verpasst der Ritterspinne zwar nur ein paar Kratzer, lässt aber das Tier zumindest zurückweichen.
Der folgende Schlagabtausch macht mir klar, dass die Raubtiere mich gar nicht ernst genommen haben. Im zwei gegen eins müssen sich Sophie und Vincent voll auf defensive Manöver fokussieren. Die harte Schale hält Vincents Messer problemlos stand und zeigt sich auch von Sophies Großschwert eher unbeeindruckt. Es scheint ein bisschen wie mit den Cenit-Krabben zu sein. Stumpfe Waffen oder auch Speere sind gegen solche Gegner wesentlich effektiver. Allerdings haben die zwei noch weitere Unterstützung mitgebracht. Basil trennt mit einer Fertigkeit, die wie eine Manaklinge aussieht, der Spinne eines ihrer Beine ab. Ein kräftiger Frontkämpfer stößt schließlich zu uns und wirft sich mit seinem imposanten Schild den wuchtigen Angriffen der Kreatur entgegen. Als auch noch ein Kämpfer mit einem großen Hammer in die Auseinandersetzung eingreift, ist das Ende der Ritterspinne endgültig besiegelt.
“Hey Torben”, begrüßt mich die gut gelaunte Kämpferin, ”alles gut bei dir?” “Klar, könnte kaum besser sein”, antworte ich trocken. Zum Glück belässt es Sophie dabei und deutet stattdessen auf die gelegentlich zuckende, zweite Spinne: “Ich kenne nicht viele Rang 1 Abenteurer, welche einer Ritterspinne die Schädeldecke wegpusten können.” “Kein Wunder, in 9 von 10 Fällen wäre von mir jetzt auch nur noch Mus übrig. Außerdem lebt das Vieh noch, also ist das bestenfalls ein Unentschieden.” Die Kämpferin grinst mich nur breit an: “Hast du noch genug Saft, um die Sache zu Ende zu bringen?” Ich nicke ihr zu und versuche aufzustehen. Jedoch ist mein Körper am Ende seiner Kräfte angelangt. Mit Sophies Hilfe gelingt es mir dann schließlich doch, wieder in die Senkrechte zu kommen. Ein Zauberstab taugt glücklicherweise auch fantastisch als provisorische Krücke. Mein Blick wandert zwischen der versammelten Mannschaft und dem schwer verwundeten Tier hin und her. Allerdings macht keiner Anstalten das Tier von seinem Leiden zu erlösen. Wachsam nähere ich mich dem Geschöpf und nutze mein letztes Mana für einen Zapfensplitter-Schuss.
Spinne (II) Level 39 getötet, 17.373 Erfahrung erhalten, 80 Sil erhalten
Fortschritt bei Mission Gefahr im Verzug Aufgabe 2 registriert!
500 Sil erhalten
21.250 Erfahrung erhalten
Levelaufstieg!
* 1 Vitalität
* 2 Intelligenz
* 3 Einsicht
Über 17.000 Erfahrungspunkte sind zwar eine Menge, aber nicht mal ansatzweise das damit verbundene Risiko wert. Auch fällt es mir in diesem Zustand schwer, mich über Level 46 zu freuen. Allerdings wird das mit dem Ausruhen wohl noch eine Weile warten müssen.
Ich erzähle den Abenteurern von den sechs weiteren RItterspinnen und auch von den zahllosen Kadavern der Wimmerspinnen. Obwohl die Truppe noch einige Fragen an mich stellt, kann ich praktisch keine beantworten. Ich weiß weder das Level der gepanzerten Tiere, welchen Weg sie genommen haben, noch wie viele Exemplare es wohl ungefähr sein könnten. Fährten lesen bei Nacht, während man gleichzeitig um sein Leben rennt, gehört nun mal leider nicht zu meinen Stärken. Ein Großteil der Gruppe entscheidet sich schließlich dazu, hier erst einmal die Stellung zu halten, während der Rest Ralf über die neue Situation in Kenntnis setzt.
Die Abwehr der Wimmerspinnen vor den Toren des Camps war offenbar erfolgreich. Einige Abenteurer sind zwar noch immer in Kämpfe verwickelt, doch die verbliebenen Spinnen werden es unmöglich in die Nähe des Walls schaffen. Den Verwüstungen nach zu urteilen, haben die Fallensteller heute definitiv den Großteil der Erfahrung eingesackt. Der Anblick so vieler, völlig zerfetzter Kadaver ist nichts für schwache Nerven. Allerdings reihen sich diese Eindrücke bei mir mittlerweile nur noch in eine lange Liste von potenziellen Alpträumen ein. Abenteurer sein ist nunmal nichts für Weichwürste.
Kurze Zeit später rattere ich erneut meine Geschichte vor dem Anführer des Camps herunter. Entgegen meiner Erwartung nimmt er jedes meiner Worte äußerst ernst. Schnell werden Anweisungen verteilt und die Abenteurer, welche sich bereits auf ein paar erholsame Stunden gefreut hatten, erneut in Kampfbereitschaft versetzt. Mithilfe einer Karte der Umgebung versucht Ralf meinen nächtlichen Ausflug grob nachzuvollziehen. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit scheucht mich der Anführer des Camps endlich davon.
Endlich im Bett angekommen,ist meine Erleichterung groß. Ich habe alles dafür getan, damit das Camp bestmöglich auf den bevorstehenden Ansturm vorbereitet ist. Von jetzt an liegt der Ball bei den großen Jungs. Wenn dutzende Rang 2 Abenteurer den Angriff der Ritterspinnen nicht abwehren können, dann ist dem eben so. Nach einer Mütze Schlaf wird mir hoffentlich Sophie bis ins kleinste Detail erzählen, was ich denn alles “verpasst” habe.
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Meinem Verlangen nach Schlaf macht jedoch das pulsierende Gift der Wimmerspinne einen Strich durch die Rechnung. Obwohl ich genau weiß, dass mir gar nicht wirklich kalt ist, zittert mein Körper regelmäßig wie Espenlaub. Zusätzlich zu diesen Schüben ist da noch diese Mischung aus höllischen Schmerzen und einem merkwürdigen Jucken unter der Haut. Bisher war ich nie bei Bewusstsein, während sich mein Körper wieder zusammensetzt. Es ist eine weitere Erfahrung, auf die ich gerne verzichtet hätte. Vor allem die kaputten Rippen sind eine absolute Tortur. Mehrfach wünsche ich mir, in Ohnmacht zu fallen, doch dazu kommt es nicht. Das Gift hält mich bis zum Ende in seinen unerbittlichen, eiskalten Klauen. Nach einigen der schlimmsten Stunden meines Lebens schlafe ich irgendwann doch noch ein.
Wieder wach fällt mir als Erstes auf, dass mein Zelt immer noch steht. Offenbar haben die Abenteurer die Spinnen tatsächlich zurückschlagen können. Als nächstes schaue ich wie gewöhnlich einmal nach meinem Status, was sich augenblicklich als schlechte Idee herausstellt. Sowie sich das bläuliche Fenster öffnet, fliegen mir hunderte Sil um die Ohren.
Warnung, maximale Lagerkapazitäten des Inventars ist überschritten!
Ungläubig starre ich auf die Münzhaufen. Es ist eine Sache zu lesen, wie viel Sil eine Belohnung einbringt und eine Andere die Menge tatsächlich vor sich zu sehen. Das alles wieder einzusammeln wird mich eine halbe Ewigkeit kosten! Hoffentlich hat Sophie oder Sam noch einen ausreichend großen Münzbeutel für mich übrig. Positiv gesehen sieht wenigstens mein Status super aus.
Allgemeines
Name
Torben Lang
Klasse
Magier
Spezialisierung
Lehrling des Holzes (I)
Level
46
Lebenspunkte
120/120
Lebensreg.
7/h
Mana
206/206
Manareg.
11 (12)/h
Erfahrung
31.457/70.549
Attribute
Stärke
8
Vitalität
41 (60)
Geschicklichkeit
5
Wahrnehmung
13
Intelligenz
98
Einsicht
103
Der Kurier ist schnell im Gasthaus ausfindig gemacht. Sam kann mir zum Glück bei meinem Münzproblem weiterhelfen. Von ihm erfahre ich auch, was sich in meiner Abwesenheit noch alles so zugetragen hat. Unter Einsatz von dutzenden Fallen und dem Leben fünf tapfere Abenteurer konnten insgesamt achtzehn Ritterspinnen getötet werden. Eines der Biester hat es sogar bis zum Wall geschafft und einen Pfeiler beschädigt. Hätten sich die Tiere jedoch im Schatten der Rettungsaktion unbemerkt an das Minenfeld heranschleichen können, wäre der Schaden noch wesentlich größer gewesen. Wenn man also von den toten Abenteurern absieht, dann ist Camp Sieben noch einmal mit dem Schrecken davongekommen.
Selbstverständlich erhalte ich für meinen heldenhaften Einsatz keinerlei Anerkennung. Nur Wenige wissen, wer Ralf den Tipp mit den Spinnen gegeben hat. Dieser würde aber vermutlich eher in seinen eigenen Stiefel beissen, als mir ein wenig Ruhm zu überlassen. Nicht mal für ein Danke hat es gereicht. Statt uns allerdings weiter bei jeder Gelegenheit zu provozieren, werden wir nun weitestgehend ignoriert. Wie so oft sind es eben die kleinen Erfolge, welche am Ende zählen.
Die Taschen der Kuriere sind prall gefüllt, Sophie hat Level 50 erreicht und ich kann mich immer noch zu den Lebenden zählen. Ohne einen weiteren Grund länger in diesem verfluchten Wald zu bleiben, treten wir am nächsten Morgen den Rückweg an.
Endlich wieder dem Gesang der Vögel lauschen zu können, fühlt sich wie ein Befreiungsschlag an. Manchmal ist das Leben einfach gut. Ohne weitere Zwischenfälle erreichen wir schließlich die Tore von Torfbergen. Zur Feier des Tages habe ich mir vorgenommen, in der Gilde heute wie ein Adliger zu speisen. Beim Gedanken an das gute Essen läuft mir glatt das Wasser im Mund zusammen.
Geduldig warten wir in der Schlange und zeigen brav unsere Gildenabzeichen vor. “Willkommen zurück, Herr Lang”, begrüßt mich einer der beiden Wachen höflich. “Ich hoffe, sie hatten eine gute Reise.” Irritiert schaue ich den Mann an. Normalerweise sind die Stadtwachen nicht so freundlich zu mir. Vielleicht ist er heute einfach nur gut drauf? Ich nicke dem Mann anerkennend zu und passiere das Tor. Wie sich aber auf dem Weg zur Gilde herausstellt, sind auf einmal eine Menge Leute darum bemüht, mich zu grüßen oder ein Gespräch mit mir anzufangen. So sehr ich einen gewissen Umgangston auch zu schätzen weiss, ist diese plötzliche, leicht aufdringliche Art der Leute doch sehr merkwürdig. Bitte lass das nicht bereits die Anzeichen für die nächste Katastrophe am Horizont sein!