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Thalors Flug - Der Drache der Seien Freiheit fand (German)
Kapitel 20: Der Pfad durch die Dunkelheit

Kapitel 20: Der Pfad durch die Dunkelheit

Thalor stand im inneren Bereich des Zirkus, die Dämmerung legte sich bereits wie ein weicher Schleier über den Himmel. Heute war der Tag gekommen, an dem seine Mutter, Elowen, den Prozess beginnen würde, um ihn von den Albträumen zu befreien, die ihn so lange gequält hatten. Die Unruhe in ihm wuchs, und die Luft um ihn herum fühlte sich schwerer an als sonst. In der Ferne hörte er die vertrauten Geräusche des Zirkuslebens, doch sie schienen seltsam gedämpft – als wäre die Welt außerhalb dieser bevorstehenden Begegnung bedeutungslos.

Seine Mutter trat langsam näher, ihre Augen fest auf ihn gerichtet, sanft und entschlossen. „Thalor," begann sie leise, „dies wird nicht leicht sein. Es wird schmerzhaft sein, für uns beide. Aber ich verspreche dir, dass ich dich nicht im Stich lasse. Du wirst nicht allein durch diese Dunkelheit gehen."

Thalor nickte, seine Nerven angespannt wie Drahtseile. „Ich bin bereit," sagte er schließlich, obwohl die Furcht in seiner Stimme mitschwang.

Elowen setzte sich ihm gegenüber, ihre goldenen Schuppen leuchteten schwach im Zwielicht. „Leg dich hin und entspann dich so gut du kannst. Wir müssen beide ruhig bleiben, damit ich tief genug in deinen Geist eindringen kann." Sie sprach sanft, doch die Schwere ihrer Worte ließ Thalors Herz schneller schlagen.

Zögernd legte sich Thalor auf die weiche Erde, seine Flügel ausgestreckt. Die Kälte des Bodens schlich sich durch seine Schuppen, doch er schloss die Augen und atmete tief ein. Der Gedanke, dass seine Mutter nun in die tiefsten, verborgensten Winkel seines Geistes eintreten würde, beunruhigte ihn zutiefst. Doch er wusste, es gab keinen anderen Weg. Wenn er seine Freiheit von diesen Albträumen wollte, musste er sich dem stellen.

„Ich werde beginnen," flüsterte Elowen und legte sanft ihre Vorderklauen an die Stirn ihres Sohnes. Thalor spürte einen leichten Druck, gefolgt von einem warmen, kribbelnden Gefühl, das von der Stelle ausging, an der sie ihn berührte, und sich langsam in seinem gesamten Körper ausbreitete.

„Es wird sich zunächst eigenartig anfühlen," erklärte Elowen, während sie ihre Kräfte in seinen Geist lenkte. „Du wirst vielleicht spüren, wie ich tiefer gehe, in die Schichten deiner Erinnerungen. Du musst mich durchlassen, Thalor. Wehre dich nicht dagegen."

Thalor atmete tief durch, spürte, wie das Kribbeln intensiver wurde und schließlich seine Gedanken zu durchdringen begann. Es fühlte sich an, als würde etwas Sanftes, aber Unbekanntes in seinen Geist eindringen, wie ein leiser Fluss, der sich durch die Wurzeln eines Baumes windet. Doch dann, mit einem plötzlichen Ruck, fühlte er einen Schwall von Schmerz.

„Ah!" Ein Stöhnen entrang sich seiner Kehle, als das Unbehagen sich in heftigen Wellen über ihn ausbreitete. Es war, als hätte etwas in ihm begonnen, sich zu wehren, als wollte es seine Mutter davon abhalten, weiter vorzudringen.

„Beruhige dich," flüsterte Elowen eindringlich. „Es ist nur der Anfang. Die Albträume, die dich quälen, werden sich wehren. Aber du musst stark bleiben."

Thalor versuchte, den Schmerz zu ignorieren, seine Klauen gruben sich in den Boden, während er sich gegen das Chaos in seinem Kopf stemmte. Seine Gedanken begannen sich zu verwirren, und plötzlich sah er Bilder – lebendige, erschreckende Bilder. Die Visionen seiner Albträume fluteten seinen Geist.

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Da war er, als junger Drache, klein und schwach, hilflos vor seiner Mutter. Ihr kalter Blick, als sie sich abwandte und ihn verließ, ließ ihn erbeben. Immer wieder tauchte dieses Bild auf, und er fühlte den Schmerz, den er damals empfunden hatte, jedes Mal aufs Neue. Die Verzweiflung, die Hilflosigkeit – es war alles noch da, so frisch wie damals.

„Ich bin hier," sagte Elowen, ihre Stimme drang durch den Nebel der Erinnerung. „Lass mich tiefer gehen."

Thalor fühlte, wie ihre Präsenz sich weiter in seinem Geist ausbreitete, tiefer in die Quelle seiner Ängste und des Schmerzes eintauchte. Er spürte, wie etwas in ihm zu vibrieren begann – eine Dunkelheit, die sich manifestierte, als wäre sie ein lebendiges Wesen. Es war der Kern seiner Albträume.

„Ich... ich kann es fühlen," murmelte Thalor, seine Stimme bebte. „Es ist... so stark."

„Das ist der Kern deiner Albträume," antwortete Elowen ruhig. „Es ist die Wunde, die nie richtig verheilt ist. Der Moment, als ich dich verstoßen habe – das hat sich tief in deinen Geist gebrannt und ist nie wirklich verschwunden."

Der Schmerz wurde intensiver, als die dunkle Gestalt in ihm zu wuchern begann. Es war, als würde die Dunkelheit ihn von innen heraus verschlingen wollen, und seine Gedanken begannen sich zu zersetzen. „Es... es tut weh," flüsterte er. Sein ganzer Körper bebte, als die Dunkelheit in ihm sich wehrte.

„Halte durch, Thalor," drängte Elowen. „Ich bin fast da."

Ihre Anwesenheit wurde stärker, und er konnte spüren, wie sie gegen die Dunkelheit ankämpfte. Sie drängte sich tiefer in seinen Geist, und plötzlich sah er, wie ihre goldenen Schuppen sich vor seinem inneren Auge manifestierten. Sie leuchteten wie ein Schutzschild gegen die Dunkelheit, die ihn zu verschlingen drohte.

„Du musst es loslassen," sagte sie sanft. „Lass mich den Schmerz nehmen. Lass mich den Kern vertreiben."

Thalor versuchte, ihre Worte zu verstehen, doch der Schmerz überwältigte ihn. Die Dunkelheit drückte schwer auf ihn, schnürte ihm die Luft ab. Er fühlte sich, als würde er ersticken.

„Ich... ich kann nicht," stammelte er, seine Augen fest zusammengekniffen. „Es ist zu viel."

„Doch, das kannst du," entgegnete Elowen. „Lass mich helfen, Thalor. Du musst es loslassen."

Thalor spürte, wie er sich an den Schmerz klammerte, an die Angst, an die Dunkelheit. Es war vertraut, und ein Teil von ihm hatte Angst, es loszulassen. Doch er wusste, dass er es tun musste, wenn er frei sein wollte.

Mit einem letzten, verzweifelten Schrei ließ er los.

In dem Moment, als er den Schmerz losließ, brach die Dunkelheit zusammen. Es war, als hätte seine Mutter einen Knoten in seinem Inneren durchtrennt, und die Dunkelheit, die ihn so lange gefangen gehalten hatte, begann zu verblassen. Die Gestalt, die den Kern seiner Albträume ausgemacht hatte, löste sich auf, wurde schwächer, bis sie schließlich ganz verschwand.

Thalor fühlte, wie der Druck nachließ, doch der Schmerz blieb. Es war ein anderer Schmerz, tiefer, wie eine Wunde, die endlich geöffnet wurde, um zu heilen. Und dann – plötzlich – war es vorbei.

Elowen zog sich langsam aus seinem Geist zurück, ihre Klauen lösten sich von seiner Stirn. Thalor spürte, wie die Verbindung unterbrochen wurde, doch anstelle des Schmerzes blieb eine tiefe Erschöpfung.

„Es ist vorbei," flüsterte Elowen, ihre Stimme sanft. „Der Kern ist verschwunden. Du bist frei."

Thalor wollte etwas sagen, wollte ihr danken, doch er war zu erschöpft. Der Schmerz, die Anstrengung – es war zu viel gewesen. Er fühlte, wie seine Glieder schwer wurden, seine Augenlider flatterten.

„Ruhe dich aus," sagte Elowen leise, doch ihre Stimme war nun weit entfernt.

Und dann, bevor er es verhindern konnte, sank Thalor in tiefe Dunkelheit – diesmal nicht in die Albträume, sondern in die Ohnmacht. Sein Körper brach zusammen, und die Welt um ihn herum verblasste.