Die Tage nach Thalors erneutem Albtraum waren für den gesamten Zirkus von Sorge geprägt. Obwohl sie Maßnahmen getroffen hatten, um ihn zu beruhigen und zu schützen, wussten alle, dass dies keine dauerhafte Lösung sein konnte. Elara spürte es am deutlichsten. Jeder in der Zirkusfamilie liebte Thalor, aber die Albträume zehrten an ihm und machten ihn unsicher. Sein sonst so stolzer Gang war von Unsicherheit geprägt, und immer wieder erwischte sie ihn dabei, wie er traurig in den Himmel starrte, als würde er nach Antworten suchen.
Eines Abends, nachdem sie gemeinsam einen Auftritt im Zirkuszelt beendet hatten, zog Elara Joran beiseite. Sie hatten Thalor vorsichtig beobachtet, und obwohl er seine Aufgaben mit Bravour erledigt hatte, war seine Aufmerksamkeit immer wieder abgeschweift. Joran nickte, als Elara ihm ihre Bedenken mitteilte.
„Es ist klar, dass er noch immer an diesen Träumen leidet," sagte Joran leise, während sie die Manege verließen. „Aber ich weiß nicht, was wir tun können, außer das, was wir bereits tun. Mehr Schutzzauber oder beruhigende Kräuter werden diese Träume nicht einfach verschwinden lassen."
Elara seufzte und fuhr sich durch das Haar. „Ich weiß. Und genau deshalb denke ich, dass wir etwas anderes probieren müssen."
„Was schwebt dir vor?" fragte Joran, seine Stimme besorgt.
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Elara zögerte einen Moment, bevor sie ihre Idee aussprach. „Ich habe überlegt… einen Psychologen hinzuzuziehen."
Joran blinzelte überrascht. „Einen Psychologen? Für Thalor?"
„Ja," antwortete Elara bestimmt. „Ich weiß, es klingt ungewöhnlich, aber wir müssen Thalor auf eine andere Weise helfen. Diese Albträume sind tief in seinem Inneren verwurzelt, und ich glaube nicht, dass er sie alleine bekämpfen kann. Wenn ein Mensch solche Ängste hätte, würden wir ihm doch auch therapeutische Hilfe anbieten, oder? Warum sollte es bei Thalor anders sein?"
Joran blieb stehen und sah Elara lange an, bevor er langsam nickte. „Vielleicht hast du recht. Aber wo finden wir jemanden, der bereit ist, einen Drachen zu therapieren?"
Elara lächelte schwach. „Ich habe bereits jemanden im Sinn."
Am nächsten Tag traf sich Elara mit Mara, um den Plan zu besprechen. Sie saßen in einem kleinen Wagen, der als Büro des Zirkus diente. Während Mara ein Buch über Heilpflanzen durchblätterte, erklärte Elara ihr die Idee, einen Psychologen zu engagieren.
„Einen Psychologen?" Mara sah skeptisch aus. „Ich verstehe, dass Thalor Hilfe braucht, aber wird ein Mensch wirklich verstehen können, was in einem Drachen vorgeht?"
„Es ist einen Versuch wert," entgegnete Elara. „Ich habe in der Stadt jemanden gefunden, der auf die Arbeit mit magischen Wesen spezialisiert ist. Sie heißt Dr. Isolde Ferna und hat bereits mit verschiedenen Kreaturen gearbeitet, darunter auch magisch begabte Tiere. Sie könnte genau die Person sein, die wir brauchen."
Mara blätterte gedankenverloren weiter, bevor sie nickte. „Nun, solange Thalor bereit ist, mit ihr zu sprechen, kann es nicht schaden, es zu versuchen."