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Kapitel 13: Heilung |

Ein paar Tage später kam Dr. Isolde Ferna im Zirkus an. Sie war eine mittelgroße Frau mit dunklem Haar und scharfen Augen, die sowohl Sanftheit als auch Stärke ausstrahlten. Elara begrüßte sie freundlich, doch Thalor war nervös, als er von ihrer Ankunft erfuhr.

„Was genau wird sie tun?" fragte Thalor skeptisch, als Elara ihm die Situation erklärte. Sie standen in seinem Stall, während die Abendsonne durch die Fenster schien. Thalor wirkte unruhig, und seine Schwingen zuckten leicht, ein Zeichen dafür, dass er sich nicht wohlfühlte.

„Sie wird dir zuhören, Thalor," antwortete Elara sanft. „Sie ist dafür da, um dir zu helfen, mit dem umzugehen, was dich im Inneren quält. Deine Albträume kommen nicht einfach aus dem Nichts. Es gibt Gründe dafür, und vielleicht kann sie dir helfen, diese Gründe zu verstehen."

Thalor senkte seinen Kopf und sah Elara mit großen Augen an. „Aber ich bin ein Drache. Was, wenn sie mich nicht versteht?"

Elara trat näher und legte ihre Hand auf seinen gewaltigen Hals. „Sie hat Erfahrung mit magischen Wesen. Sie wird sich bemühen, dich zu verstehen. Und du musst ihr nichts erzählen, was du nicht erzählen möchtest. Aber vielleicht… wird es dir helfen, über die Dinge zu sprechen, die dich belasten."

Thalor schwieg einen Moment, bevor er schließlich nickte. „Ich werde es versuchen."

Dr. Isolde betrat vorsichtig Thalors Stall, begleitet von Elara, die sich ruhig neben den Drachen stellte. Die Psychologin blieb in respektvollem Abstand stehen und wartete geduldig, bis Thalor den ersten Schritt machte. Nach einigen Minuten des Schweigens sprach Thalor endlich.

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„Du bist hier, um mir zu helfen?" Seine Stimme war tief und klang unsicher.

„Ja," antwortete Dr. Isolde sanft. „Ich bin hier, um dir zuzuhören, Thalor. Ich weiß, dass du Albträume hast, die dich plagen. Es ist mein Ziel, mit dir herauszufinden, warum diese Träume auftauchen und wie wir sie gemeinsam bewältigen können."

Thalor sah sie aufmerksam an, bevor er langsam nickte. „Ich… Ich weiß nicht, warum ich diese Träume habe. Sie begannen erst, nachdem meine Mutter wieder in mein Leben getreten ist."

Dr. Isolde setzte sich auf einen niedrigen Hocker, um auf Augenhöhe mit Thalor zu kommen, und begann ruhig zu sprechen. „Manchmal, wenn wir mit Dingen aus unserer Vergangenheit konfrontiert werden, die uns verletzen, können diese Erlebnisse wieder an die Oberfläche kommen – in Form von Träumen. Du sagst, es begann, als deine Mutter auftauchte. Wie fühlst du dich in Bezug auf sie?"

Thalor zögerte. „Ich… ich bin wütend. Aber auch traurig. Sie hat mich verlassen, weil sie dachte, ich sei schwach. Und obwohl ich stark geworden bin, kann ich das Gefühl nicht abschütteln, dass ich nicht genug bin."

Elara spürte, wie ihr Herz schwer wurde, als sie die Worte des Drachen hörte. Sie wusste, dass Thalor diese Last tief in sich trug, aber ihn das laut aussprechen zu hören, machte die Situation nur umso realer.

Dr. Isolde nickte verständnisvoll. „Es ist völlig in Ordnung, so zu fühlen, Thalor. Wut und Traurigkeit sind natürliche Reaktionen auf das, was du erlebt hast. Aber du bist nicht mehr allein. Du hast eine Familie hier im Zirkus, die dich liebt und schätzt. Und vielleicht… müssen wir daran arbeiten, dass du dir das selbst auch glaubst."

Thalor sah zu Elara, die ihm ein beruhigendes Lächeln schenkte. „Du bist stark, Thalor. Das hast du uns allen bewiesen. Jetzt musst du lernen, dir selbst zu vertrauen."

Die Sitzungen mit Dr. Isolde gingen in den kommenden Tagen weiter. Thalor begann, sich langsam zu öffnen, und mit jedem Gespräch schien er sich ein Stück mehr von den Schatten seiner Albträume zu befreien. Die Crew beobachtete die Fortschritte mit Erleichterung, und auch wenn Thalor noch einen langen Weg vor sich hatte, war dies der erste Schritt auf dem Weg zur Heilung.