Thasun’s Knie gaben unter ihm nach. Das verzweifelte Gefühl von Hilflosigkeit schlich sich ein. Er hatte alles getan um genau das zu verhindern! Er hatte die Mauern verteidigt und genauestens darauf aufgepasst, dass die beiden Albae unter steter Beobachtung standen. Er war sogar so weit gegangen sein eigenes Leben zu riskieren um sie direkt herauszufordern.
Doch die Schwarzaugen waren schneller gewesen. Er starrte verzweifelt auf die schmerzverzerrten Gesichter, die sich auf den Köpfen abzeichneten.
Minvávriel, die Schwester von Vanátorás, verspottete Thasun mit einem leisen Lachen. “Aww. Bereits am verzweifeln? Keine Angst, wir schicken dich bald zu ihnen. Wie naiv von euch Menschen zu glauben ihr könntet gegen uns auch nur das geringste ausrichten. Diese Schlacht ist vorbei. Sobald ich diese hässlichen Gesichter auf Speeren durch die Schlachtreihen tragen lasse, werden die Verteidiger aufgeben.”
Thasun verweilte kniend und legte eine Hand auf den Griff seines Katanas, während die komplett in Plattenrüstung gekleidete Frau zu ihrem Bruder schritt. Ihre Stimme war auf dem besten Weg ihn zu verführen. Wie konnte ein Wesen nur solch eine bezaubernde Stimme besitzen und doch so grausam sein?
“Was habt ihr mit Sandrei vor?” Versuchte er es, und konnte sich nur beinahe zurückhalten sie nicht “Herrin” zu nennen. Er blinzelte seine eigene Verwirrung weg, und versuchte mit den Grundzügen der Meditation seine Gedanken zu ordnen. Glücklicherweise war es Vanátorás der antwortete.
“Wir übergeben sie den Flammen. Sandrei wird fallen und die Bewohner werden Sklaven. Oder sterben. Ich werde mit Sicherheit einigen von ihnen die Ehre geben zu einem Kunstwerk von ungesehener Größe zu werden.” Der Alb starrte mit verträumten Gesicht in die Flammen der brennenden Stadt.
Thasun leerte seine Gedanken. Alles Denken fokussierte sich nur auf eines. Sein Schwert. Er erhob sich langsam und lies seinen Gegner nicht aus den Augen. Die Klinge die Vanátorás trug, war etwa zwei Finger breit und achtzig Zentimeter lang. Sie besaß keine Parierstange oder Rapier und sah sehr leicht aus. Thasun zog sein Katana mit einer langsamen und entspannten Bewegung und richtete es vor seinen Körper aus. Er beschloss den ersten Angriff seines Gegners abzuwehren und ihn in einem Konter mit dem dritten Stil Iordais zu töten. Dämonenjagd. Der Alb jedoch ließ sich noch nicht dazu herab zu beginnen.
“Ihr Menschen seid alle gleich. Widerliche, hässliche Ameisen. Wertlos. Schwertkämpfer, du bist nicht der Erste, der mir aufgefallen ist. Es stechen oft einzelne aus dieser Masse heraus, die ihresgleichen überragen. Doch sie enttäuschen mich stets. Wirst auch du mich enttäuschen?” Fragte Vanátorás mit ruhiger Stimme.
Thasun stählte sich für den kommenden Kampf. “Nein. Ich werde dich nicht enttäuschen.” Er holte tief Luft und sah dem Spitzohr direkt in seine düstere, schwarze Augen. “Ich werde dich töten.”
Sofort machte Vanátorás einen Ausfallschritt und überbrückte die Distanz zu Thasun in einem Augenblick. Die schmale, dunkle Klinge zu einem Stich auf Höhe des Herzens erhoben. Thasun konnte die Geschwindigkeit kaum glauben. Er schaffte es gerade noch sein Schwert hochzureißen um den Angriff abzulenken. Doch die Klinge rührte sich kaum! Thasun trat einen Schritt zurück und griff die Stumpfe Seite seines Katanas um mehr Kraft in seine Verteidigung zu setzen. Die Klinge des Alb bewegte sich nach oben und streifte gerade so Thasuns Schulter. Der blutige Kratzer war nicht lebensbedrohlich. Der Alb zog seine Klinge sofort zurück, und fing einen zweihändigen Angriff des Schwertmeisters mit spielerischer Leichtigkeit ab. Eine Kerbe schlug sich dabei in Thasuns Durakstahlkatana.
Wie war es möglich, dass diese schmale Klinge so stabil war? Thasun biss seine Zähne zusammen und bereitete einen neuerlichen Angriff. “Dritter Stil. Dämonenjagd.”
Der Schwertmeister ließ seine Energie in seine Arme und Beine fließen um seinem Körper die Möglichkeit zu geben, den Angriff auszuführen. Mit einem extrem schnellen Sprung, katapultierte er sich nach vorne, ließ drei starke, zweihändige Angriffe auf tödliche Körperpunkte seines Gegners los und führte einen weiteren auf dessen Hinterkopf aus, als er an ihm vorbei sprang.
Der Alb wehrte den Angriff mit spielerischer Leichtigkeit ab. “Haha. Ist das etwa alles?
Sofort ging Thasun dazu über sich in der Landung abzurollen und den zweiten Stil Iordai’s durchzuführen. “Iordai: Zenzen!” Er ließ seine Klinge aus der Drehung nach vorne schnellen, und sandte einen Fernkampfangriff gegen das Spitzohr.
Der Alb hieb seinerseits gegen den Luftzug, der ihm rasant näher kam und zerstörte die zerstörerische Wirkung. “Warum benennst du deine Angriffe, wenn sie nichts weiter sind als Spielereien?” Der Alb hieb drei Mal in gelangweilter Manier in Thasuns Richtung. Auf Thasuns Wange öffneten sich drei kleine Schnitte. “Ihr Menschen seid so schwach.”
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Thasun biss sich auf seine Lippe bis er Blut schmeckte. “Achter Iordai Stil: 128 Mondblüten.”
Doch Vanátorás war schneller. Noch in seiner Vorbereitung, überbrückte er die Distanz zu Thasun in einem Herzschlag. Der Schwertkämpfer hatte die Bewegung gesehen, doch war viel zu langsam gewesen, um sich zu verteidigen. Die dünne, schwarze Durássiumklinge fuhr hart in seinen Körper und zerschnitt sein Herz.
Ungläubig blickte Thasun auf das rötlich schimmernde Blut, das über die Klinge auf den Boden tropfte. Sein Blut. Er wusste, dass dies sein Ende bedeutete. Ein zerschnittenes Herz war ein absolutes Todesurteil. Doch etwas fühlte sich seltsam an. Sein Körper gab nicht nach. Er sank nicht zu Boden.
Vanátorás riss seine Augenbrauen nach oben. Was war das für eine seltsame Aura? Er sprang nach hinten und zog seine Klinge mit sich. Sofort brach eine Welle von Energie aus dem tödlich verwundeten Schwertkämpfer. Grell weißes Licht brach aus der Wunde, aus seinen Augen, Ohren, Mund und Nase.
Thasun ließ einen schrillen, veränderten Schrei ertönen, während das Licht mehrere Meter weit aus seinen Körperöffnungen trat. Dann hörte es auf. Die Wunde war verschwunden. Er atmete erneut normal. Sein gesamter Körper fühlte sich erfrischt. Voller Energie. Er hob sein Katana und betrachtete den bläulichen Schimmer in der Dunkelheit der Klinge. Etwas sprach zu ihm. Doch er wusste nicht was.
Vanátorás schmunzelte. “Ha! Du gefällst mir. Ein Cultivator? Interessant. Dann zeig mal was du kannst.”
Thasun verstand nicht, wovon der Alb redete, doch er war sich sicher, dass diese Energie das war, wovon der große Meister stets gesprochen hatte. “Zenzen.” Er hieb mit der Waffe lässig nach dem Alb. Die Wucht des Schlages sandte eine Schockwelle in das Gebäude hinter ihm. Die Mauer brach ein. Der Schwertmeister knirschte mit den Zähnen. Er hatte keine Kontrolle über diese Kraft mehr. Es würde hart werden den Alb zu schlagen.
“Ist das alles?” Fragte Vanátorás hochmütig.
“Nein.” Thasun schnellte mit erneuter Geschwindigkeit nach vorn und die beiden Klingen trafen aufeinander. Das Durakstahlkatana erhielt eine weitere Kerbe, doch der Schwertkämpfer war in der Lage den Alb langsam nach hinten zu drängen. Sobald das Spitzohr zu einem Rückzug überging, würde er den Achten Stil der Iordai Schule auf ihn loslassen. 128 Mondblüten.
Doch bevor Thasun auch nur daran denken konnte durchfuhr ihn erneut ein harter Stich. Eine weitere dunkle Klinge aus Durássium. Diesmal fühle Thasun die Energie aus seinem Körper weichen. Er drehte seinen Kopf nach hinten und blickte einem schwarzen Stahlhelm entgegen. Langes, blondes Haar fiel auf die Plattenrüstung herab als Minvávriel ihr Gesicht enthüllte. In der Dunkelheit konnte er ihre Pupillen beinahe erkennen. Ein sanftes Grün.
Ihre Schönheit raubte Thasun den Atem. Oder war es die Klinge? Er sank in ihre Umarmung als sie süßlich zu ihm sprach: “Niemand verletzt meinen Geliebten. Stirb friedlich. Du hast gut gekämpft… für einen Menschen.” Daraufhin sank Thasun in unsterbliche Dunkelheit.
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Zwischenzeitlich erwachte Ollowyn im Tal von Ending. Eine Träne rollte über seine Wange und fiel auf die weiche Bettstätte, in der er lag. Er hatte von einer brennenden Stadt geträumt, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Doch eine tiefe Traurigkeit befiel ihn. Als hätte er etwas wichtiges verloren. Um seinen Körper war eine silberne Kette gewickelt. Die anderen Schlafplätze waren leer. Doch ein alter Mann, eingewickelt in mehrere Decken, lehnte an der Wand gegenüber.
Er starrte ihn aus sanften Augen an. “Willkommen zurück Junge.”
Ollowyn wollte etwas erwidern, doch sein Körper fühlte sich zu müde an. “Ahhrh.” Krächzte er.
“Du solltest dich ausruhen. Dein Körper wird sich für einige Zeit kraftlos anfühlen.” Der alte Mann zog die Decken um sich enger. Als er Ollowyns fragendes Gesicht sah, erklärte er weiter. “Du wurdest vergiftet. Du bist beinahe gestorben. Thasun hat ein Heilmittel gefunden und wir haben dich gerade so retten können. Du solltest weiterschlafen.”
Ollowyn verstand die komplexen Wörter, die der alte Mann sprach nicht. Er hatte viel zu lernen. Er betrachtete die hölzerne Decke des Allerheiligsten und wünschte sich nichts mehr, als in die Wälder zurückzukehren und zu jagen. Er hatte Hunger.
Der Junge wandte sich dem alten Mann zu, während er sich zur Seite drehte. “Arrr. Dankkkrrr.” Seine Stimme wollte ihm kaum gehorchen.
Der Mann nickte und Ollowyn fiel erneut in wohltuenden Schlaf. Ritto Iordai seufzte. Hoffentlich war Thasun in Ordnung. Es war mit Sicherheit nicht einfach das Nepheniel zu beschaffen. Neugierig nahm er den Brief von Lady Irina Thalor zur Hand und laß ihn zum ersten Mal.
Mein lieber Meister Iordai.
In den letzten Jahren, gab es einige Momente in denen ich an meiner Entscheidung zweifelte. In denen mich die Liebe meines Mannes erstickte und ich mich nach eurer Nähe sehnte. Es war nie einfach, dass Ihr mich hier allein zurückgelassen habt.
Ich hörte von eurem Schüler, dass ihr vergiftet worden seid. Dass es schlecht um euch steht. In der Hoffnung, dass wir uns wiedersehen, habe ich seinen Wunsch sofort gewährt, doch es ist nicht wahrscheinlich.
Unsere Feinde stehen vor unserer Grenze. Diesmal scheint es nicht wie sonst zu sein. Zenshin wird in großer Gefahr sein, sollten wir wirklich fallen. Doch ich will nicht vom Schlechtesten ausgehen. Ich hoffe euer Schüler Torreí wird uns eine große Hilfe sein.
Nach all diesen Jahren kann ich nicht umhin, meine Entscheidungen zu bedauern. Ich hätte euch folgen müssen. Egal wohin euch euer Weg verschlägt. Doch nun ist es zu spät. Ich vermute, dass mein Mann gefallen ist. Zwei meiner Söhne mit ihm. Nur noch ein Lichtstrahl verbleibt nun in meinem Leben.
Ich bitte euch… kommt an meinen Hof. Unterrichtet meinen jüngsten Sohn. Leistet mir Gesellschaft.
In der Hoffnung, dass meine Worte euer Herz erreichen,
Hochachtungsvoll,
Lady Irina Bethilia von Thalor
Der große Meister griff nach einem kleinen dunkelroten Stein in seiner Tasche. Er konzentrierte sich kurz und eine kleine Flamme schlug hervor. Schnell übergab er den Brief den Flammen. Eine Träne verließ seinen Augenwinkel und tropfte auf den Boden. Er konnte es nicht. Musste seine Schüler und das Tal von Ending beschützen. Und wenn er dafür die ganze Welt aufgeben musste…. So sei es.