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9| Die Hexe des Waldes

Nach fünf langen und anstrengenden Wochen kam eine kleine Hexe mit großem, überwachsenem Hut, an dem eine Laterne hing, in einem kleinen Dorf nördlich von Stonewall an. Die letzten Tage waren besonders anstrengend gewesen, denn sie hatte in dieser Zeit nicht einen neuen Freund, ob Tier, Pflanze oder Mensch kennengelernt. Das war davor stets ihr größter Antrieb gewesen weiter zu gehen. So viele Geschichten, die sie mit anderen teilen konnte und noch viele mehr, denen sie lauschen konnte.

Aber seit der kleinen Stadt Walworth, war das Gelände rau und unbewohnt geworden, die schönen Wälder des Westens gingen in das Schwemmland über, dass weder Straßen, noch Dörfer beheimatete, zumindest keine, die auf einem direkten Weg nach Stonewall lagen.

Gertrude hätte einen Umweg in Kauf nehmen müssen, bei dem sie das gesamte Gebiet hätte umrunden müssen. Sie entschied sich es mit dem sumpfigen Marschland aufzunehmen, statt noch einige Wochen Reise mehr zu akzeptieren. Wie schlimm konnte es schon werden?

Die Antwort war: Schlimm. Naja nicht wirklich, aber Gertrude war ausgelaugt, genervt und das Bild von immer den gleichen Pflanzen in Wasser satt. Also würde sie es zum Problem aller anderen machen.

Wenn sie denn andere finden könnte. Doch das Dorf schien völlig verlassen zu sein, obwohl die Gebäude den Anschein hatten, bewohnt zu sein. Wo war also die Bevölkerung hin? Es gab keine Felder, wie auch in so einer Region und es gab keinerlei Bauten, die groß genug waren, um ein ganzes Dorf im Inneren zu beherbergen.

Im Moment stand die kleine Gnomfrau mitten auf dem, was der Marktplatz sein musste. Leer Stände aus Holzbalken und halb abgebaute Stände aus Latten und Stoff. Keine Waren und keine Leute. Das leise Jaulen des Windes war das einzige Geräusch, das die unheimliche Stille störte.

“Wo sind alle?” fragte Gertrude einen kleinen verwelkten Busch am Rande des Platzes und ein grüngelbes Flimmern erschien für einen Moment. Der Busch schien sich in Windeseile vollständig zu erholen und stand so gesund wie er es noch nie war. Er konnte zwar nicht in Worten auf die Frage reagieren, doch Gertrude konnte die Intentionen interpretieren.

“Gestohlen? Hmmm, was könnte das heißen.” ihre Hand für unbewusst an ihr Kinn und nachdenklich fragte sie: “Sind unbekannte gekommen?” Ein eindeutiges Ja. Also hat wohl eine Bande an Dieben und Unholden zugeschlagen und das Dorf überfallen. Aber wo waren dann die Leichen? Banditen waren nicht dafür bekannt ihre Taten zu verstecken, wenn sie fertig waren.

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“Sag kleiner Freund, spürst du die Richtung in die sie gegangen sind?” Das war schon schwerer zu übersetzen. Gertrude fühlte ein Ziehen von ihr und dem Busch ausgehen und durch unzählige Wurzeln zu wandern. Eine direkte Himmelsrichtung konnte nicht ausgemacht werden, aber es schien nach Osten mehr zu ziehen, als in die anderen Richtungen.

“Danke. Hier, für dich” sie öffnete ihre Handfläche und ein Tropfen leuchtendes Wasser erschien. Der Busch reagierte spürbar als sie diesen Tropfen mit ihm teilte. Über den Zeitraum von einigen Tagen würde hier wieder Leben einziehen, wenn auch nur in Form von Pflanzen. Die Naturenergie würde sich im komplexen Netzwerk unter der Erde ausbreiten und sein besten tun, um dieses Fleckchen in eine kleine Oase zu verwandeln.

Gertrude selbst würde es vermutlich niemals sehen, aber sie war sich sicher, dass alle die es finden würden, sich hier wohlfühlen konnten. Wenigstens ein Stück Schönheit in diesem verdammten Sumpf.

Sie erhob sich langsam und spürte ihre Gelenke, die vom kurzen Knien erschöpft waren. Erst beschwerte sich ihr Rücken, daraufhin die Knie und zu guter Letzt das Becken. Zwar konnte sie heilen, aber gegen Alter konnte auch die mächtigste Heilmagie nichts ausrichten. Dafür bräuchte man schon die Fähigkeiten eines sehr erfahrenen Klerikers und die meisten von denen waren an Regeln gebunden, die es oftmals verboten.

Das einzige, das Gertrude tun konnte, war es aus ihrem kleinen Vorrat an Wirkstoffen und pflanzlichen Zutaten, einen kleinen Trank herzustellen, der ihr die Schmerzen für eine Zeit nehmen würde.

Sie lehnte ihren Wanderstab gegen eine Hauswand und mit beiden Händen zog sie den übergroßen Hut vom Kopf. Einmal umgedreht begann das Innere zu schimmern und ein Riss in der Realität öffnete sich, aus dem sie schwarzen Dornenstrauch, Aschenblatt, eine falsche Phönix Feder und etwas Alkohol entnahm. All das gab sie in eine Glasflasche, die ebenfalls aus dem Hut kam und mit der Hilfe von einer kleinen Flamme aus ihrem Finger entstand ein Trank der Schmerzresistenz. Da sie diesen für sich selbst machte, musste sie sich keine Mühe machen den Geschmack zu verbessern, oder das Aussehen weniger... schlammig zu machen.

Mit einem Zug schluckte sie das Gebräu und spürte sofort, wie die Wirkung in Kraft trat. Sie genoss das Gefühl noch einen Moment und begann darauf hin wieder zusammenzupacken und alles im Hut zu verstauen. Jetzt konnte sie den größten Teil des Tages ohne Probleme vorankommen und würde womöglich die Marschlande hinter sich lassen. Wenn sie sich bei ihrer Navigation nicht völlig verfusselt hatte, müsste sie ein paar Tage von einem Dorf mit dem Namen Firan entfernt sein. Sie betete zu den Geistern der Natur, dass sie in diesem Dorf nicht das gleiche Bild wie hier sehen müsste.

Als sie das Dorf verließ, spürte sie einen Hauch von Wind um sie fließen und sie in eine liebevolle Umarmung nehmen. Sie konnte es zwar nicht sehen, aber tief im Wald öffnete etwas, das von Ranken umschlossen war seine Smaragdgrünen Augen. Etwas war erwacht und hatte Gertrude als eine Freundin der Natur identifiziert. Dankbarkeit und Frieden erfüllten die Luft um die Gnom Hexe, als der Wind ihren Schritt erleichterte und der Sumpf ihr einen festen Tritt an jeder Stelle bot.

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