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The Rotten 6 [GERMAN] (Arbeitstitel)
5| Drakken, die Kinder der Drachen

5| Drakken, die Kinder der Drachen

Zellis musste mindestens zwei Tage lang in der Zelle

gefangen gewesen sein, bevor sie endlich jemanden

nach unten kommen sah. Es war eine Gruppe aus

einem massiven Hobgoblin, einem Menschen und

zwei Halborcs. Die Orcs und der Goblin waren

offensichtlich die Muskeln zur Einschüchterung,

während der Mensch, ein kleiner übergewichtiger

Mann mit ausfallendem Haar war. Dieser richtete

auch schließlich das Wort an Zellis, die

bewegungslos an jener Wand saß, die am fernsten

von den Stangen der Zelle war. “Echse! Ich habe gute

Nachrichten,” höhnte die kleine Pestbeule, “Keule

hat mir gesagt, ich darf dich in meinen Bestand

aufnehmen. Du wirst also nicht hier drin verrotten”

Ein Lächeln flog über sein Gesicht, das einen

Würgereiz in der besiegt dreinblickenden Drakken

auslöste. “Jungs.” Die drei großen Gestalten stellten

sich um die Zelle auf. Ein Halborc links davon und der

andere rechts von der Tür in den Stangen. Der

Hobgoblin zog einen rostigen Schlüssel von seinem

Gürtel und öffnete das Schloss, ohne den

Blickkontakt zu Zellis auch nur für eine Sekunde zu

unterbrechen. Seine Pink, Rot gemischten Augen

hatten das Goblin typische Glühen, das ein

schwaches übernatürliches Licht von sich gab,

bohrten sich tief in Zellis. Die Blicke der beiden

grünhäutigen Muskelberge wurden völlig in den

Schatten gestellt und Zellis bemerkte die beiden

nicht einmal. Sie und der Hob. Mehr existierte in

diesem Moment nicht. Langsam drehte sich der

Schlüssel und ein kurzes metallisches Kratzen wurde

von einem Klacken abgelöst. Langsam hob der Hob

seine massive tief dunkel grüne Hand an eine der

Stangen innerhalb der Tür und öffnete diese mit einer

langsamen Bewegung. Zellis hatte sich die gesamte

Zeit nicht einen Zentimeter von ihrer Wand bewegt

und keinen Muskel sichtbar gespannt. Das war der

Grund, warum der Hob, trotz seiner Vorsicht,

überrascht wurde, als ihm plötzlich eine

Feuerspuckende Tochter der Drachen

entgegensprang. Ein roter Sturm aus metallenen

Klauen und wütenden Flammen schoss direkt unter

den Beinen des verdutzten Goblins hindurch und ließ

ihre Waffen das grausame Werk vollführen, für das

Zeliss’ Familie berühmt war. Zellis ging mit einer

fließenden Überleitung in eine Kampfhaltung über,

um sich gegen die anderen Beiden zu schützen. Doch

zu ihrem absoluten Horror musste sie feststellen,

dass der Hobgoblin noch immer stand und nun sehr,

sehr wütend schien.

Zellis hatte all ihre Kraft in den Angriff gesteckt, wie

konnte er sich noch auf den Beinen halten?! Ihre

Klauen waren lang und stark genug, um bei ihrem

Manöver die Muskulatur der Beine des Hobs

vollständig ruiniert haben zu müssen. Doch als sie

ihren Blick für einen kurzen Moment nach unten

richtete, konnte sie sehen, dass die Beine zwar stark

bluteten, die Schnitte jedoch, nicht so tief waren, wie

sie es hätten sein sollen. Als Zellis sofort wieder nach

oben sah, war es bereits zu spät. Sie sah die Faust

auf sich zukommen, aber war zu langsam um den

Aufprall zu verhindern.

Ein Schlag wie von einem Eisengolem krachte in die

Brust von Zellis und schleuderte sie durch den

Kerker. Sie hatte das entsetzliche Geräusch von

brechenden Panzer Schuppen vernommen, bevor sie

gegen eine steinerne Wand prallte und alles schwarz

wurde. Als sie die Augen wieder öffnete, lag sie am

Boden und ihr gesamter Körper brannte vor Schmerz.

Der Aufprall muss auch an den Panzerschuppen

ihres Rückens Schaden angerichtet haben, denn sie

sah Splitter der etwas helleren, blasseren Stacheln

ihres unteren Rückens auf dem Boden unter sich.

Unter größter Mühe zwang sie sich aufzustehen und

Kampfhaltung einzunehmen. Zellis war seit Jahren

nicht mehr in einem echten Kampf gewesen. Nicht

mehr seit ihren Tagen als Soldatin in der

Monstereinheit. Sie hatte sich vor über sieben Jahren

zur Ruhe gesetzt und die Schmiede Kunst von einem

grummeligen Zwerg erlernt. Die beeindruckende

Muskulatur, auf die Zellis so stolz war, war nicht für

das Kämpfen gedacht. Doch sie hatte hier keine

Wahl. Eher würde sie sterbend niedergehen, bevor

sie eine Sklavin des, wohl ekelerregendsten

Menschen der Stadt wurde. Zum ersten Mal in fast

einem Jahrzehnt spreizte Zellis ihre Klauen um zu

Töten. Wie sehr sie dieses Gefühl hasste.

“Warte einen Moment Glorbo.” ertönte eine

schleimige menschliche Stimme, “Zellis Stillwasser!

Ich habe weder vor dich hier sterben zu lassen, noch

dich in meine Sklavengruppen stecken. Ich werde

dich als Schmiedin für mich arbeiten lassen, du

musst, also nicht kämpfen! Komm einfach friedlich

mit mir und du wirst ein gutes Leben führen.” Er

hüstelte und fuhr fort, nun etwas leiser” Natürlich mit

weniger Freiheit, aber sieh doch bitte ein, dass es

diesen Widerstand nicht benötigt.”

Zellis ließ den Fokus nicht von dem Hobgoblin

Glorbo, doch sah mit ihrer Peripherie zu dem

Menschen hinüber. Er stand einige Meter hinter den

großen Orcs, die nun mit gezückten Waffen

kampfbereit standen und scheinbar nur auf einen

Angriffsbefehl warteten, um auf Zellis zu stürmen.

Aufgrund der Drakken Anatomie, war das periphere

Sehen für Zellis deutlich besser und sie konnte beide

Orcs vollständig im Auge behalten, obgleich der

Fokus ihres eisernen Blickes noch immer auf dem

dunkelgrünen Berg vor ihr lag. Zwischen gebleckten

Zähnen zischte sie: “Eher sterbe ich, als einem

Menschen zu gehören. Und bei dir, ist mir selbst der

schlimmste aller Tode lieber!” Und damit stürmte sie

los. Der Goblin blieb mit erhobenen Fäusten stehen

und wirkte wie ein Felsen, den man in raues Leder

gekleidet hatte und ihn Umgab eine Aura, die

Stabilität und Resistenz versprach. Die nur leicht

grünlichen Muskelprotze mit den gezückten

Schwertern blieben vorerst ebenfalls auf ihrer

Position, was Zellis die Chance gab, auf die sei

gehofft hatte. Sie würde diesen Kampf hier nicht

gewinnen. Das wusste sie. Nicht nachdem sie zwei

oder womöglich sogar drei Tage ohne Essen in einer

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dunklen Zelle vor sich hin wartete. Aber wenn sie es

schaffte die, immer noch einen Spalt weit geöffnete,

Tür nach oben zu erreichen, hatte sie womöglich eine

Gelegenheit zur Flucht. Auch wenn das hieße, sie

müsse ihr Schwert aufgeben.

Zellis hatte sich mit ihren starken Beinen direkt auf

den Goblin katapultiert, doch im letzten Moment,

schlug sie mit ihrem Schwanz aus und veränderte

ihre Flugbahn um statt auf ihren Gegner zu treffen, an

ihm vorbei und in die Richtung der steinernen Treppe

blitzte. Ihr Momentum war nicht hoch genug um die

gesamte Strecke zurückzulegen und bei etwas mehr

als der Hälfte kam Zellis auf dem Boden auf und

windete sich in eine Landung, die ihr die Luft aus der

Lunge presste. Doch genau wegen jener Landung,

konnte sie sich problemlos in einen Sprint begeben.

Gierig sog sie die schale, feuchte Luft des Kerkers ein

und ging in einen Spurt über, der sie Meter für Meter

näher in Richtung Freiheit führte.

Hinter sich hörte sie das Schreien, nein Kreischen,

eines kleinen erbärmlichen Sklaventreibers, der

seine Gorillas befahl “die Echse nicht entkommen zu

lassen, sonst landet ihr in der Minen Truppe!” Die

Motivation der drei schien nach dieser Drohung

deutlich angefeuert zu sein und schwere Schritte

begannen hinter Zellis los zu rennen. Die Drakken

war jedoch zu diesem Zeitpunkt bereits am Fuß der

engen Steintreppe und erklomm die Stufen Hals über

Kopf.

Oben angekommen riss sie die Tür auf und stolperte

in einen mit Teppich ausgelegten Raum. Sie hatte

nicht die Zeit um die vielen Kunstwerke, teuren Stoffe

oder Statuen zu bewundern, denn sie konnte hinter

sich hören, wie ihre Verfolger schnell hinter ihr

herkamen. Sie musste dringend hier raus, doch als

sie hier durch die Gänge gebracht wurde in Richtung

der Zellen, hatte sie eine Augenbinde tragen müssen

und musste deshalb den Weg hinaus erraten. Sie

preschte nach Links und nahm den ersten Gang der

vom Hauptkorridor wegführte. Sie umrundete die

Ecke und spurtete direkt auf die nächste zu. Sie

würde erst ihre Verfolger abschütteln und sich dann

weitere Gedanken machen. Außerdem hatte sie

vielleicht Glück und würde durch Zufall den Weg

hinausfinden. Es war unwahrscheinlich, aber nicht

unmöglich.

In den folgenden Gängen war kaum eine Seele

anzutreffen, nur vereinzelte Diener, in miserablem

Zustand, die am Putzen waren.

Zellis hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits durch

acht verschiedene Gänge begeben. Wie groß war

dieses verdammte Ding hier eigentlich?! Ihre Schritte

trugen sie weiter, doch mit dem Abklingenden

Adrenalin spürte sie die Schäden, die der Hob

verursacht hatte. Sie hatte viele angebrochenen und

einige fehlenden Schuppen auf ihrer Brust, durch die

Blut nach außen drang, sie vermutete, dass ihr

Rücken ähnlich aussehen würde. Sie musste den

Göttern danken, dass sie lange genug gegen

gefährliche Monster gekämpft hatte, damit sich ihre

Schuppen zu gepanzerten entwickelt hatten. Eine

magische Transformation, die häufig bei Drakken

Kriegern zu sehen war, wenn sie sehr häufig Schaden

erlitten. Der Schlag hätte sie umgebracht, wäre sie

nur von gewöhnlichen Drakken Schuppen geschützt

gewesen.

Der Boden begann bald schon merkbar grober und

unebener zu werden und nach wenigen weiteren

Momenten des Sprintens begann Zellis sich auf

nacktem Stein zu bewegen, die Teppiche von zuvor

zu teuer um hier entlang zu laufen. Das schien nach

einem guten Zeichen, doch mit der Veränderung des

Ganges kamen auch immer mehr Leute in Sicht. Bald

schon musste sie sich mit Feuer und Klauen

durchkämpfen, um weiterhin schnell

voranzukommen.

Kurz darauf sah sie eine schwere bronzene Tür, die

geschlossen war und vereinzelt von Leuten geöffnet

wurde um nach draußen in das Licht der Sonne zu

steigen.

Zellis jubelte innerlich und setzte zu einem letzten

Sprint mit voller Kraft an. Es würde der letzte Sprint

sein, den sie schaffen würde, danach musste sie

dringend einen sicheren Ort zum Erholen finden. Und

sie brauchte DRINGEND etwas zu Essen.

Zellis rammte die massige Tür, als ein Söldner vor ihr

diese gerade zu öffnen begann. Beide brachen in ein

offenes Feld und der Schwung warf Zellis ein Stück

weiter, einen kleinen Hügel hinunter.

Der folgende Aufprall und die darauf wiederum

folgenden Rollen über den harten Boden

verursachten, dass die Wunden auf Brust und

Rücken schlimmer wurden und Zellis geradezu

betäubte. Sie spürte ihren gesamten Körper brechen

und wusste, sie würde es nicht mehr schaffen,

aufzustehen!

Auf dem Boden liegend starrte sie gen Himmel und

drehte ihren Kopf dann ein wenig um auf die Tür zu

blicken. Doch das Hügel Tal machte das sehr

schwer.

Zellis nutzte das, um sich unter Mühe und

unterdrückten Schreien des Schmerzes von der

Stelle ihrer Landung zu entfernen. Mit leisem

Krächzen und Stöhnen schaffte sie es sich in den

Schutz eines Gebüsches zu zerren, das weit genug

war, damit sie vollständig darin verschwinden

konnte.

Endlich angekommen blickte sie an sich herab. Sie

hatte ihre Kleidung behalten, doch alles andere war

ihr genommen worden, als sie festgenommen wurde.

Mitunter auch ihr Notfall Heiltrank, den sie stets mit

sich hatte. Sie schloss die Augen für einen Moment

und verfluchte die Welt. Viel hätte der Trank zwar

nicht erreicht, da ein Heiltrank lediglich die

natürliche Heilung um ein Vielfaches beschleunigte,

aber mit einer so kleinen Flasche, hätte sie nicht eine

ihrer Wunden richtig heilen können. Aber der

Schmerzlinderungseffekt wäre in diesem Moment ein

wahres Geschenk der Himmel.

Schwer atmend und so unbeweglich wie nur möglich,

hielt Zellis in ihrem Gebüsch aus, doch als auch nach

zehn Minuten niemand kam um nach ihr zu suchen,

begann eine kleine Flamme der Hoffnung in ihrer

Brust zu brennen. Oder es war ihr Brennsack, der

nach dem ganzen Feuerspucken überansprucht war.

Wie dem auch sei, sie konnte aus dieser Situation

womöglich lebend herauskommen.