“Also, was jetzt?” drang eine Stimme durch die Menge und dutzende Augen suchten in Torrns Gesicht nach Zuversicht, die niemand fühlen konnte. Doch statt unter den Blicken einzuknicken, erhob er seine Stimme, unwillig sich der Verzweiflung zu beugen. “Wir müssen das Dorf so weit frei räumen, damit wir Unterkünfte, wenn auch provisorisch, errichten können. Die Mauern stehen, ebenso das Süd Tor. Das Nord Tor werden wir verbarrikadieren. Es ist wichtig, dass wir uns um Sicherheit sorgen, bevor wir beginnen weitere Schritte in Betracht zu ziehen.” “Was, wenn die Monster wieder kommen?” schallte eine hohe Frauenstimme, heiser und kratzig. Torrn suchte in der Menge und seine Augen blieben auf einer hageren, jungen Frau hängen. “Das ist der Grund, dass wir uns alsbald hinter die Mauern zurückziehen. Wenn wir das Nord Tor halten können, werden wir in der Lage sein eine, noch so große Flut abzuwehren. Hauptmann Euris wird mit unseren tapferen Wachleuten für die Sicherheit aller sorgen. Innerhalb der Mauern ist genügend Bau Material um kleine Unterkünfte für alle zu errichten. Es wird nicht angenehm sein, aber wir müssen ausharren. Ich werde eine Nachricht an die Magier Gilde in Stonewall senden und die Stadt über unsere Lage informieren. Clifordly steht unter dem direkten Schutz der Steinernen Ritter! Wir müssen nur auf unsere Rettung warten.” Torrns ernster Blick über die Dorfbewohner wurde sanfter und er kletterte, mit etwas Mühe, auf einen kleinen Felsen. “Wir werden unsere Anstrengungen vervielfachen müssen, aber es ist noch immer gefährlich durch die Ruinen zu wandern, insbesondere wenn Material gesammelt wird. Deshalb, wackere Leut’, bitte ich jeden um Hilfe, der sich FREIWILLIG dazu bereit erklärt das Risiko in Kauf zu nehmen. Arvahn, tritt bitte einen Moment lang nach vorne.” Der massige Jäger in grau grünem Hemd und Hose zuckte zusammen, als sein Name genannt wurde, doch nach einigen höhnischen Blicken, nahm er eine selbstsichere Haltung an und ließ seine breiten Schultern kreisen, während er sich an einigen der Einwohner vorbeidrückte. Er packte seinen Bogen und hob diesen hoch über seinen Kopf und seine Falkenaugen lagen auf Torrn. “Arvahn, du wirst von mir zum Kommandanten der Späher unserer Miliz ernannt. Ich will, dass du mit drei anderen losziehst und die Umgebung durchstreifst. Wir müssen wissen, ob sich dort draußen noch weitere dieser Horrorgestalten aufhalten.” Der Jäger musste sich nach einem Moment des Schocks für einige Sekunden erholen, doch dann prahlte er vor Stolz und begann sich nach potenziellen Spähern umzusehen. Torrn fuhr derweil fort und erklärte ein System zur Rotierung der Wachen am Süd Tor und dem zerstörten Nord Tor. Alle, die in der Lage waren und nicht mit dem Bau der Quartiere beschäftigt waren würden in die Miliz einberufen werden und die Wachleute unterstützen.
Der Halbkreis, welcher sich um den kleinen Felsen Torrns versammelt hatte hörte gebannt auf jedes einzelne Wort und in den meisten Gesichtern war Angst, Verzweiflung, Trauer und das kleinste bisschen Hoffnung zu sehen. Diese Hoffnung wuchs mit jeder Minute, die Torrn sprach und Zellis hatte das Gefühl, dass es mehr als nur seine Worte waren. Sie war keine Magierin, sonst hätte sie ohne Probleme herausfinden können, ob gerade ein Zauber für diese kleine Knospe der Zuversicht verantwortlich war. Sie hatte auch keine Artefakte bei sich, die dabei helfen würden, also beschloss Zellis, es auf ihre übliche Art herauszufinden... Sie würde ihn einfach fragen, wenn sie das nächste Mal mit ihm sprach. Wer braucht schon Magie, wenn man als Ladenbesitzer jahrelang mit Leuten geredet hatte. Zellis war zwar nie die beste Verkäuferin gewesen, aber man arbeitete nicht fast 2 Jahrzehnte mit Personen aller Art, Stand und Gesinnung, ohne das eine oder andere zu lernen. Sie konnte jedem das richtige verkaufen, weil sie in der Lage war die Kunden in kürzester Zeit einzuschätzen. Was war ihnen wichtig, wie bevorzugten sie angesprochen zu werden oder ob eine List versucht wurde. Wobei Zellis sich jedoch eingestehen musste, dass sie bei einigen der Rassen Probleme hatte, vor allem bei reinblütigen Elfen und dem verdammten Faye, das Fae Volk. Die einen ließen sich absolut nichts Anmerken, während die anderen so chaotisch waren, dass es im Grunde unmöglich war, Informationen und Hinweise auf deren Persönlichkeit zu lesen.
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Oder sie konnte Perilla fragen. Jetzt da Zellis an die Heilerin dachte, kam ihr wieder in den Sinn, dass sie sich erkundigen wollte, wozu die Menschenfrau in der Lage war. Heilende Zauber wären Gold wert in einer Notsituation wie jetzt. Wo war s... Zellis musste nicht lange suchen. Perilla stand in der Nähe Torrns und hielt ein wachsames Auge auf die Menge gerichtet. Die Rede hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits in eine Folge an Befehlen und persönlicheren Unterhaltungen entwickelt. Also würde Zellis bestimmt nicht stören, wenn sie sich kurz zu der Menschin gesellte.
“Psst, Hey Perilla” Die kleine Frauewandte sich nicht zu der Drakken die sich hinter ihr nach unten beugte, sondern antwortete, während sie weiterhin ihren aufmerksamen Blick hin und her schweifen ließ. “Ja? Was kann ich für dich tun? Sind deine Wunden aufgegangen? Der Heiltrank den ich dir gab, war leider nicht von allzu hoher Qualität, fürchte ich.” “Oh, nein, mit mir ist alles ok, mein Körper ist lediglich erschöpft. Ich kam weil ich dich etwas fragen wollte. Bist du als Heilerin in der Lage Magie zu weben? Und wie sieht es mit Torrn aus? Ich habe das Gefühl er hat es während der Rede getan.” Nun wandte Perilla schließlich doch ihre Aufmerksamkeit zu Zellis. “Du hast es bemerkt? Bist du Magie begabt?” “Nein, einfach gut darin Leute zu verstehen, aber ist egal. Also?” “Hehe, du hast Recht, meine liebe Zellis. Unser Vogt hat ein wenig Divine Magie verströmen lassen um uns allen Hoffnung zu schenken. Was mich angeht, muss ich dich jedoch enttäuschen, fürchte ich. Heiler sind so etwas wie die nicht magischen Geschwister der Kleriker und Medizi. Ich habe mehr mit Alchemisten gemein. Aber unterschätze niemals die Kraft die in der Natur und ihren Früchten liegt!” “Hm, schade. Ein Medikus wäre in der Lage ohne Vorbereitungen, oder Materialien zu arbeiten, denke ich, oder?” “Ich benötige Zeit und Materialien, das stimmt.” Ihre Stimme klang nicht gekränkt, aber Zellis hörte eine tiefe Verbitterung zwischen den Worten. Sie fühlte sich ein wenig schuldig, dafür. Es musste ein wunder Punkt sein, vermutete Zellis. “T-Tut mir leid, ich wollte nic-” “Ist schon ok Zellis.” Zellis wusste nicht was sie sagen sollte, also schwieg sie und nach fünf Minuten der Stille sprang Torrn, etwas unbeholfen, von seinem impromptu Podest zu Zellis und Perilla: “Uff, urgh, ich bin nicht mehr so jung, dass ich so etwas machen sollte... Perilla, hast du welche gefunden?” Die kleine Frau sah an Torrns Bein herab, die Augen hielten kurz an seinem Knie und dann antwortete sie ihm “Einige. Ich werde mich um sie kümmern. Aber Torrn... Denkst du wirklich wir können es uns erlauben hinter den Mauern zu sitzen und zu warten? Wir wissen nicht wie viel unserer Nahrung überlebt hat, von meinen Zutaten einmal ganz abgesehen.” Torrn seufzte “Das ist unsere beste Chance. Wir werden versuchen uns so lange wie möglich auf den Beinen zu halten. Sollte es irgendwann zu knapp werden, müssten wir kleine Gruppen lossenden um im Wald nach Nahrung zu suchen.” “Und wenn Stonewall niemanden schickt? Was wenn es gefallen ist?” “Ach komm schon Perilla, das glaubst du doch wohl selbst nicht! Und wenn niemand kommt... Nun, darum sorgen wir uns wenn es soweit ist. Vergiss nicht, wir haben noch Zellis! Wenn sie wieder voll fit ist, kann sie uns sicher helfen!” Beide sahen zu der Drakken herüber, die sich gerade an ihren Narben kratzte, die quer über ihre Brust verliefen. “Hm?” Torrn legte ihr eine Hand auf die Schulter und sah ihr in die Smaragd Flammen ihrer Augen und sprach: “Du bist ein großer Grund, warum so viele noch leben Zellis. Wenn du gewillt bist, würden wir dich gerne in unserer Mitte behalten. Die Götter wissen, wir werden jede Hilfe brauchen.” Sein fester Blick bohrte sich in Zellis hinein und sie entschied sich für etwas, das sie schon vor Stunden wusste. Sie würde niemanden hier zurücklassen. Mit grollender Stimme und kleinen Rauchwolken antwortete sie dem Vogt.
“Ich schwöre bei meiner Ehre als eine Stillwasser,
Ich werde mein Leben dem Schutz Clifordlys und den Einwohner widmen,
Möge die Ur-Muttter Kos dies in in die Sterne schreiben, ich stehe euch bei.!”