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19| Nachspiel

Zellis war kurz nach ihrem Zusammenbruch wieder erwacht, aber der Tunnel in ihrem Sichtfeld ließ noch immer kaum Licht durch und so blieb sie einfach liegen. Unter ihr war weiches Gras und irgendjemand hatte ihren Kopf gestützt. Sie würde aufstehen und weiterhelfen, sobald sie wieder genug Kraft hatte. Bis dahin konnte sie nichts als auszuruhen. In weiter Ferne hörte sie wie eine tiefe Stimme Befehle bellte und Schritte hin und her gingen.

Es war unmöglich zu sagen, wie lange Zellis da lag, aber nach einer Weile hörte sie die Stimme der Heilerin Perilla “Kein Heilungstrank. Sie hat innere Wunden. Hauptmann, hat einer von euch einen Ausdauertrank? Nein? Verdammt. Dann muss improvisieren” Etwas warmes wurde über die Schuppen auf ihrer Brust gerieben und Zellis spürte, wie die Wärme langsam in das Innere ihres Körpers zog. Sie verteilte sich durch ihre Adern und begann ihre Muskulatur zu erfüllen. Währenddessen wurde ihre Lunge von einer Eiseskälte umhüllt, die schmerzte, es Zellis aber ermöglichte tiefere Atemzüge einzusaugen. Immer mehr Gefühle wanderten durch ihren Körper und sorgten für Wärme, Kälte, Schmerz und Wohlgefühl. Langsam öffnete sich der Tunnel ein wenig und Zellis war in der Lage die kleine Gestalt Perillas über sich kniend zu sehen. “Hi” war das einzige, das Zellis herausbrachte.

“Den Göttern sei dank...” hauchte Perilla und begann sofort damit sich auf andere Verwundete zu konzentrieren. Über sich sah Zellis, dass nicht nur die Heilerin bei ihr war. Ein grummelig wirkender Wachmann, der an einen Speer lehnte, Torrn und eine Menge unbekannter Gesichter. Es viel ihr schwer zu atmen und an aufstehen war nicht zu denken, also zwang Zellis sich ruhig liegen zu bleiben und ihren begrenzten Blickwinkel nach weiteren Überlebenden abzusuchen. “Das Erdbeben scheint vorbei zu sein, gab es Nachbeben? Sind die Leute hier sicher?” keuchte Zellis erschöpft und blickte dem Wachmann in die dunklen Augen.

Sie sah darin, dass es ein Fehler wäre nach Überlebenden zu fragen. Sie hatte ihn bei der Evakuierung gesehen, aber die tiefe Kummer, der sich nicht nur über sein Gesicht erstreckte, sondern den gesamten Körper einnahm, sprach von unzähligen nicht geretteten.

Seine raue Stimme antwortete nur in kurzen Antworten. Ja. Nein. Vermutlich. Aber Zellis konnte es ihm nicht übelnehmen. Sie selbst war kaum in der Lage vollständige Sätze zu bilden und absolut nicht in der Stimmung eine Unterhaltung zu führen.

Über Zellis begann jedoch bald das Chaos weiter zu gehen. Der Wachmann ging los, um Perilla zu helfen, Torrn versuchte verzweifelt die geschockten Einwohner zu beruhigen und die Unbekannten um sie machten sich ebenso auf um zu helfen, wo sie nur konnten. Schließlich war nur noch der offene Himmel über ihr zu sehen. Eine Verhöhnung der Situation. Strahlender Himmel, mit wunderschönem Licht, das durch die wenigen feinen Wolken zog. Friedlich und Still. Wäre Zellis dazu in der Lage hätte sie Geschrien. Doch sie war dazu verdammt mit ihren Gedanken alleine unter diesem Frieden zu liegen.

“Zellis, hier, das ist für dich.” ertönte die Stimme Perillas und kurz darauf kniete sich die Heilerin über Zellis und gab ihr eine kleine braune Kugel, die nach Mineralien und Wald roch. “Und was ist das?” fragte Zellis skeptisch. Es roch nicht unangenehm, aber irgendetwas stimmte nicht. Sie konnte es nur nicht festlegen. Eine Art Hintergrund Aroma, das einfach falsch war. “Es ist Medizin. Ich habe alles an mir benutzt um jene zu heilen die es dringend brauchten und mit dem Rest habe ich das hier gemacht. Iss.” “Muss ich? Das Ding ist mir nicht ganz geheuer.” “Ach jetzt stell dich nicht so an. Das ist magische Nahrung, da kann es schon mal vorkommen, dass die Instinkte fälschlich anschlagen und warnen. Jetzt auf und hopp!” “Aber was genau is-” Zellis wurde unterbruchen, indem Perilla ihr die Kugel unverhohlen in die Schnauze schob. Hustend und röchelnd drehte sich Zellis und schwor der Menschin den Kopf abzureißen. Nagut ok, nicht wirklich. Aber sie würde ein ernstes Wort haben.

“Und wie fühlt es sich an?” Zellis’ Husten wurde langsam besser und sie spürte, wie sich ihr Magen schlagartig verkrampfte. Doch bevor der Schmerz durch ihren Körper fahren konnte, überkam sie ein Kitzeln in jedem einzelnen Nerv. Es begann erst langsam und breitete sich dann schneller und schneller aus. Es fühlte sich an, wie ein Arm, der eingeschlafen war und dann bewegt wurde. Als das seltsame Erlebnis schlussendlich ihre Finger und Zehen erreichte ebbte es ab und hinterließ eine wohlige Wärme. Seltsamerweise streckte sich diese Wärmev sogar bis in ihre Hörner, obwohl das unmöglich war, das war nur Horn...Material... Was auch immer es war, es war tot und ohne Nerven. Aber jetzt spürte sie die zwei Auswüchse wie ein extra Körperteil. Sogar ihre Stacheln begannen diese Wärme zu spüren und ebenso ihre Klauen, die von der Metallfassung umgeben waren.

“W-Was war das...?” mehr brachte eine verwwirrte Zellis nicht heraus. Zu sehr war sie damit beschäftigt mit diesen neuen Eindrücken umzugehen. “Medizin.” Zellis’ Augen fokussierten sich kurz auf Perilla und wurden dann wieder distant und ohne klares Ziel. “Danke.” Über ihr hörte Zellis, wie Perilla ein gackerndes Kichern von sich gab, “Das Gefühl in den Zähnen lässt bald nach, es ist eine kleine aber unbedeutende Nebenwirkung. Ich weiß nicht genau warum, aber bisher hat es immer nach fünf bis zehn Minuten aufgehört.” “Zähn-” Jetzt, da Zellis darauf achtete, spürte sie, dass jeder einzelne ihrer scharfen Zähne wärme verspürten. “ARGGGGHHHGHGHG” Perilla nickte wissend und tätschelte Zellis’ Bauchschuppen.

Wie sich herausstellte hielt die Nebenwirkung bei Drakken wohl länger an. Nach DREIßIG MINUTEN, hatte Zellis gemerkt, dass es langsam nachließ. Nach weiteren Zehn war endlich alles wieder normal und zurück blieb eine angenehme Erholung. Diesmal nur an Stellen, die auch wirklich dazu in der Lage waren.

Müsste Zellis es erklären, würde sie es wohl mit der Rast, nach einer langen und ruhigen Bettruhe, vergleichen. Vorsichtig versuchte sie sich aufzusetzen und es gelang ihr ohne Mühe. Die komische Kugel war also das Äquivalent eines guten Ausdauertranks. Gut zu wissen. Langsam stand Zellis auf und sah zum ersten Mal die gesamte restliche Bevölkerung Clifordlys, die vor den zerstörten Nordtoren versammelt war.

Der Wachmann, der vorhin noch über ihr kniete war gerade in einer hitzigen Diskussion, mit Familien, die verzweifelt in das Dorf stürmen wollten. Er hatte sich zwischen ihnen und den Resten der großen Schutztüren, gestellt. Nicht unweit daneben waren dutzende Verletzte aufgereiht, die allesamt mit Bandagen versorgt waren und wurden von, was nach Perillas Helfern aussah, umkümmert. Nach einem Augenblick entdeckte sie letztlich Torrn, der auf einem Felsen etwas mit einem kleinen Stein einkratzte. Er würde wissen, was zu tun war, es schien tatsächlich, als würde er schon Planen und Verwalten.

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“Wir müssen damit anfangen den Schutt aus dem Dorf zu tragen. Es muss nach und nach geschehen, damit wir nicht zu tief im Dorf sind, wenn der Boden erneut bebt. Markes und Aurelius, ihr nehmt alle, die ein bisschen Stärke übrig haben und beginnt damit einen Halbkreis hinter dem Tor frei zu räumen. Wallace, du gehst mit Hauptman Euris in das Dorf mit und ihr haltet Ausschau nach Überlebenden. Oh und sag Euris, dass er zwei der leichter verletzten als Wachen an das Tor stellen soll. Das letzte, das wir jetzt brauchen, ist dass sich Narren in Gefahr bringen.” Drei der Umstehenden zogen los und ließen Torrn, zwei Alte und einen Jungen von etwa 13 Jahren alleine. Dieser Junge war es, der Zellis als erstes entdeckte und die anderen auf sie aufmerksam machte, “Hey, die Drachenfrau!” Alle Köpfe drehten sich.

“Zellis!”

“Du bist wieder auf den Beinen!”

“Dir geht es besser, gut!”

“Danke Frau Drache, du hast mich und meine Familie rausgebracht!”

Alle sprachen gleichzeitig und bei Zellis kam lediglich ein Wortschwall an, der kaum zu entziffern war. “Ja mir geht es besser, Torrn, was kann ich erledigen?” “Erledigen? Zellis bei den Höllen, du bist dutzende Male in das Dorf gerannt, du musst dich dringend Ausruhen!” kam von einem entsetzten Torrn. “Ach, das geht schon” winkte Zellis mit einer Klaue ab und sah auf den eingeritzten Stein herab. Eine grobe Zeichnung des Dorfes, mit kleinen Kreuzen und Pfeilen. “Hm, nett. Also, was kann ich machen?” Ungläubig starrte der Mensch sie an. “Urgh, Torrn!” Er atmete mehrmals tief durch und sah dann Zellis direkt in die Smaragdfarbenen Flammen ihrer Pupillen, “Zellis, du bist im Moment die wichtigste Ressource, wir können es nicht zulassen, dass du zu Schaden kommst. Du musst dich Ausruhen, damit wir deine ganze Kraft nutzen können.” Zellis warf die Arme in die Luft setzte sich kurzer Hand auf die Zeichnung, “Ich bin wieder fit, Torrn! Perilla hat mir so etwas wie eine Ausdauerkugel gegeben. Ich fühle mich, als wäre ich von einem guten Schlaf erwacht. Natürlich tut mir alles weh, aber das ist kein Problem. Ich sehe wie es manchen geht. Also bitte sag mir wie ich helfen kann, ich BRAUCHE das....” “Ah... Ehm, ok, dann folge bitte den anderen ins Dorf und versuche ein wenig tiefer zu gelangen, es sind noch viele Vermisst.” “Auf dem Weg.” Bevor Torrn es sich anders überlegen konnte joggte Zellis bereits auf das Tor zu.

Sie sah, wie Balken und Steine aus dem Weg gehoben wurden und zwei Wachen nach Verletzten Ausschau hielten. “Hey ihr beiden. Ich helfe.” Die zwei drehten sich um und zu ihrer Freude schienen sie erleichtert zu sein Hilfe zu bekommen. “Zellis, du bist wieder am Start, sehr schön. Wir halten Ausschau, aber Torrn hat uns verboten weiter vorzudringen. Hat er dir die gleiche Aufgabe erteilt?” “Ungefähr, ja. Aber er lässt mich in die gefährlicheren Teile des Dorfs gehen. Meine Panzerschuppen beschützen mich, falls etwas auf mich stürzt.” Der Hauptmann nickte, aber die Augen des anderen wurden rund, “Panzer? Warte, heißt das deine Haut ist eine Rüstung?”

Zellis lies ein kurzes Lächeln über ihre Züge wandern und klopfte sich mit einer Faust auf die harten Schuppen. Ohne sich weiter in Gespräche verwickeln zu lassen, sprang sie auf ein eingestürztes Dach und rutschte die Ziegeln auf der anderen Seite herab. Sie spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog, als sie unten ankam. Der Anblick war grauenvoll.

Das Dorf war nicht wieder zu erkennen. Keines der Gebäude hat es überstanden. Viel schlimmer waren jedoch die Körper. Von Steinen erschlagen, unter Holz begraben und umherfliegendem Schutt aufgespießt. Blut rann langsam aus Häusern in die Straßen und sammelte sich. Zellis bahnte sich langsam und vorsichtig einen Weg durch die Zerstörung und wurde von Armen gegrüßt, die aus Ruinen hingen.

Sie verstand nicht wie das passieren konnte. Hier in Stonewall gab es noch nie Erdbeben. Selbst Orkane oder andere Naturkatastrophen waren gänzlich unbekannt. Das schlimmste waren die Marschlande und die Klippen im Osten. Abgesehen davon war das Land ein wahres Paradies, was die Natur anging.

Ihre Augen schossen von links nach rechts über das Dorf, in der, immer kleiner werdenden, Hoffnung Leben zu finden. Mehrfach sah sie Bewegung und begann die Stellen freizulegen, nur um zu erkennen, dass es sich nur um in sich brechendes Holz oder bereits verstorbene handelte. Mit jedem Fehlalarm fiel Zellis’ Herz tiefer in ein dunkles Loch der Verzweiflung.

Sie hatte den Ort erreicht, an welchem sich das Gemeindehaus befanden hatte, als sie ferne Schreie hörte. Zuerst dachte sie, eine kleine Gruppe Überlebender gefunden zu haben, aber die Stimmen waren zu weit entfernt, die Schreie mussten von vor dem Dorf kommen, bei den Geretteten.

Mit Halsbrecherischem Tempo sprang Zellis von Ruine zu Ruine, Balken zu Balken und schließlich auf das offene Tor zu. Sie landete unsanft und spürte erneut, wie angeschlagen ihr Körper war, egal wie Erholt sie sich fühlte. Sie war dabei zu rufen, was denn los sei, als sie es selbst sah. Pflanzen bildeten miteinander Zusammenschlüsse, mit der Größe von Ponys. Äste brachen aus den Formen heraus und bewegten diese Wesen auf die Einwohner zu. Viele dieser Dinger waren mit spitzen besetzt, die vermutlich für echten Schaden sorgen konnten.

Zellis stürzte an verängstigten Gesichtern vorbei und kam in einem kleinen Schlachtfeld zum Stehen. Die Wachen spießten die Pflanzenknollen mit ihren Speeren und Schwertern auf, ohne in echter Gefahr zu sein. Nur vereinzelt erhob sich ein Holzwesen aus dem Boden, das vage an Humanoide erinnerte, bewaffnet mit Waffen aus demselben Material wie ihre Körper. Langsam kam Zellis an Hauptmann Euris heran und hustete um seine Aufmerksamkeit zu erhalten. “Oh Zellis. Gut, dass du da bist. Die Dinger kamen aus dem Boden gewachsen. Scheinen nicht zu gefährlich zu sein, aber siehst du die mit den seltsamen Waffen? Die sind ein bisschen unangenehmer. Brauchst du eine Waffe? Ich kann dir sicher verschaffen, was du brauchst.” Zellis betrachtete das Szenario vor sich und lehnte dankend ab. Sie hatte ihre ganz eigenen Waffen.

Wenig überraschend hatten die feindseeligen Blumen wenig gegen die Klauen einer Stillwasser zu bieten. Zellis war sich ihrer körperlichen Verfassung jedoch zu sehr bewusst und ließ es ruhig angehen. Langsam, systematisch und Vorsichtig. Nur wurden es immer mehr... Mit ruhig war also nicht viel nach kurzer Zeit und Zellis entschied sich für eine andere Herangehensweise.

FEUER. Sie spieh über die Graslandschaft und die Monster brannten wie... naja wie Holz eben. Zufrieden verschränkte sie die Arme und betrachtete ihr Werk, während die Wachen die letzten paar töteten. Ein anerkennender Pfiff ertönte hinter ihr und Euris stellte sich neben sie, “Netter Trick. Ist das so ein Drakken Ding, oder bist du Magierin?” “Hehe, ich bin nur eine Schmieding, keine Magierin. Es ist ein ‘Drakken Ding’ Ich bin vom alten Blut. Aber ich muss sagen, die brennen besser als ich es erwartet hatte.” “Mhm.” stimmte Euris zu.