Sith war in der Lage, das Gebiet auf einige wenige Hektar einzuschränken. Ein immer noch beträchtliches Stück Land, aber dennoch stehen die Chancen, das Versteck des Wesen zu finden jetzt deutlich realistischer.
Die kleine Gruppe hat sich mittlerweile aufgedröselt und jeder sucht Boden und Baumwipfel nach möglichen Indizien für das Nest eines Vampires ab. Wonach genau sie suchen, ist weder Rhea noch den anderen ganz klar. Bisher hat die Fürstin nie den Unterschlupf eines Vampires suchen müssen. Alle Monster sind immer zu ihr gekommen.
Ob er sich wohl in den Wipfeln der Bäume versteckt oder eine Hütte aus Laub und Ästen gebaut hat? Vielleicht hat Es nicht einmal einen Unterschlupf und schläft überall dort, wo Es gerade Platz findet, wie ein wildes Tier. In dem Fall würde diese Suche nur verlorene Zeit sein.
Ihre Füße versinken im nassen Boden, während sie weiter durch den Matsch watet. Vor einigen Tagen war eine Art zweite Sintflut vom Himmel herabgekommen. Seitdem hatte die Sonne Vielerorts den Schlamm wieder in feste Erde verwandelt, doch nicht so tief im Wald. Die weiten Kronen der Bäume und bodennahe Sträucher scheinen die Feuchtigkeit gut zu halten.
Sie beschwert sich nicht, dreckige Stiefel sind ein kleiner Preis für mögliche Spuren am Boden. Falls Es sich hier irgendwo herumgetrieben hat, würden sie früh genug durch Fußabdrücke in der weichen Erde gewarnt werden.
Ein Schrei durchbricht die Stille.
Blitzschnell dreht sich die Fürstin um.
“Ruby!”
Panisch sucht sie die Gegend nach ihrer Ritterin ab. Hat der Hybrid sie doch überrascht? Aber sie hatten doch keine Fußspuren gefunden, war er vielleicht doch die ganze Zeit über in den Bäumen?
“Alles gut”, erklingt die Stimme erneut.
“Ich bin nur ausgerutscht.”, gibt sie dann noch kleinlaut zu.
Als die Fürstin bei ihrer Geschworenen ankommt, findet sie Ruby triefnass bis zu den Unterschenkel in einem tiefer gelegenen Bächlein stehen. Sie flucht in einer für Rhiscea unverständlichen Sprache, während sie versucht das Wasser aus ihren Klamotten auszuwringen.
“Aber ich habe zumindest etwas gefunden”, seufzt sie und lässt ihr klatschnasses Hemd resigniert los, “Hier unten ist eine Höhle.”
Rhiscea folgt mit ihrem Blick der Richtung, in die sie zeigt, während sie sich hinkniet und Ruby eine Hand hinhält, um sie aus dem tiefen Bett, das sich der Bach gegraben hat, herauszuhelfen. Und tatsächlich, das andere Ufer ist mit großen Felsen besetzt. Zwischen zwei besonders großen Brocken öffnet sich ein Spalt, der tiefer in den Boden zu gehen scheint.
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Mittlerweile sind bereits die anderen Ritter eingetroffen und Malo bückt sich, um Ruby am anderen Arm zu packen und sie mit Rheas Hilfe aus dem Graben zu hieven.
Die Fürstin steht auf und versucht sich kurz den Dreck von den Knien zu schütteln, gibt es aber schnell wieder auf.
“Ich werde runter gehen und mir das ein wenig genauer anschauen.”, erklärt sie ihrer Gruppe, während sie beginnt, sich mit vorsichtige Schritte an dem Abhang herabzuhangeln.
“Und ich komme mit”, unterbricht sie Malo.
Sie hält in der Bewegung inne und dreht sich zu dem Ritter um, der gerade in die Hocke geht, um mit ihr hinunterzuklettern.
“Nein, du und Ruby bleibt hier. Ihr kommt nur herunter, wenn ich euch hier unten brauche”, befiehlt sie streng.
Sie will sich schon wegdrehen, doch in dem Moment fällt ihr noch etwas ein.
“Sith, Viktor, ihr gebt uns Rückendeckung”, fügt sie hinzu.
Die beiden Brüder nicken und die Fürstin setzt ihren Abstieg fort.
Sie tritt so bedacht auf wie möglich, doch keine Vorsicht der Welt kann sie vor dem rutschigen Schlamm retten und so verbringt sie den Großteil ihres Abstieges auf ihrem Hintern anstatt auf den Beinen.
Schimpfend landet sie schließlich im Wasser.
Gerade als sie sich wieder aufrappelt, hört sie jemanden hinter sich fluchen und bevor sie sich versieht, liegt sie erneut im Bach.
“So ein Dreck! Und das auch noch wortwörtlich”, meldet sich Malo zu Wort, der gerade den Hang heruntergeschlittert ist und sie dabei mitgenommen hat.
“Ich habe gesagt, dass du oben bleiben sollst”, fährt die Fürstin ihn an.
“Und was, wenn das Vieh noch drinnen ist? Willst du dem alleine gegenüberstehen?”, protestiert Malo.
Die Fürstin senkt den Kopf und legt zwei Finger ans Nasenbein, dann atmet sie mit geschlossenen Augen tief durch und lässt die aufkommende Wut verrauchen.
Es ist nicht das erste Mal, dass er ihren direkten Befehl missachtet hat. Wäre er nicht so ein guter Kämpfer und grundsätzlich loyaler Ritter, hätte sie ihn schon längst von seinem Schwur entbunden.
“Was?” Der Hüne hebt fragen die Hände in die Luft und zieht dabei die Schultern nach oben. “Habe ich nicht Recht?”
Rhiscea beschließt, die Sache bleiben zu lassen und sich lieber der Höhle zu widmen. Sie dreht sich um, den Ritter ignorierend, und beugt sich in den Spalt. Es dauert einen Moment, bis sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt haben.
Im Inneren ist gerade genug Platz, dass sich eine Person liegend hineinzwängen kann. Unwillkürlich muss sie an einen steinernen Sarg denken, schüttelt den Gedanken doch schnell ab, als sie ein kleines Bündel knapp außerhalb ihrer Reichweite bemerkt.
Sie beugt sich tiefer in den Spalt und bekommt den leicht feuchten Stoff zu fassen. Ohne den Kopf aus der Höhle herauszuholen, öffnet sie das improvisierte Säckchen.
Zuerst findet sie nur noch mehr Textil und etwas, das sich wie harte Brocken anfühlt, doch als sie tiefer greift, stößt ihre Hand auf etwas scharfes und glattes.
Zu ihrer Überraschung zieht sie ein helles, leichtes, von Gravuren und Ornamenten überzogenes Messer heraus. Es ist nicht aus Metall, so weit ist sie sich sicher und es scheint aus einem Stück gefertigt worden zu sein. Vielleicht geschnitzt? Nein, nach Holz fühlt es sich nicht an.
Sie fährt hoch als plötzlich ein Schrei ihre Gedanken durchbricht.
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